Beim Zustand würde ich noch prüfen, wenn der Rahmen noch Teil eines kompletten Rad sein sollte:
- Geht die Sattelstütze raus oder läst sich drehen?
- Geht das mit dem Vorbau auch?
- Falls die Sattelstütze sich bewegen lässt: Wackelt sie?
Ist das Sitzrohr ohne Stütze deutlich oval, oder die Klemmung komplett zusammengezogen, oder sonst irgendwas an der Stelle erkennbar "verwürgt"?
Sieht man ein Stück unterhalb der Sattelmuffe eine deutliche Beule im Rohr, oft schmal und ringförmig?
- Laufen die Räder in der Spur?
Dazu einfach mal von vorn und hinten peilen, wenn das Hinterrad zumindest mittig zwischen den Kettenstreben steht. Bei horizontalen Ausfallenden kann es auch einfach schief drinsitzen, aber ich will damit eher auf Baufehler raus (schiefer oder außermittiger Hinterbau).
- Fluchten Steuerrohr und Sitzrohr? Dabei geht es auch wieder um Baufehler, nicht so sehr um Unfallschäden.
- Hat der Rahmen irgendwelche Sondermaße?
Z.B. französisches oder Schweizer Tretlagergewinde, französischer Steuersatz & Vorbau, Schaltauge für Simplex oder andere seltene Franzosen usw.: Das kann zwar alles ganz toll sein, schränkt die Teileauswahl aber doch arg ein und kostet unter Umständen viel Zeit beim Suchen.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Rahmen, auch teure, seltene und "kultisch verehrte", in mindestens einer Richtung krumm oder schief sind und garantiert auch so geboren wurden, nicht etwa später erst verunfallt. Beim Fahren merkt man zwar auch von deutlichen Abweichungen meistens wenig, aber teuer dürfte so ein Apparat dann halt auch nicht sein, finde ich.
Längenfehler am Hinterbau sind bei vertikalen Ausfallenden übel, dann fährt das ganze Gerät immer eine Kurve (das ist übrigens auch nicht selten). Biegt man das so zurecht, dass die Räder zumindest parallel laufen, fährt man anschließend zweispurig, aber immerhin geradeaus - nur das Hinterrad steht dann außermittig zwischen den Streben. Kann man akzeptieren, wenn auch nicht für teures Geld.
Alles andere zu Beulen, Dellen und Rost wurde ja schon gesagt.
Zu den Unfallschäden:
Seitlich verbogene Hinterbauten und verbogene Schaltaugen bekommt man meistens gut in den Griff, solange keine Knicke oder Risse drin sind. Seitlich weggebogene Gabeln kriegt man häufig wieder gerade, wenn es nicht zu schlimm ist (keine Knicke, keine Dellen; Merkmal ist meistens nur, dass das Vorderrad nicht mittig unterm Gabelkopf sitzt). Kleine Dellen in den Rohren bekommt man auch oft einigermaßen wieder weg, wenn sie keine scharfen Kanten haben und nicht zu tief sind.
Winkelfehler im gesamten Gestell sind da schon schwieriger, bei leichten und elastischen Rahmen findet man sich lieber damit ab.
Eine nach hinten gebogene Gabel ist in der Regel tot, Rahmen mit ringförmigen Dellen, Beulen oder Knicken in Ober- oder Unterrohr kurz hinterm Steuerkopf auch.
Risse können im Lauf der Jahre manchmal überraschend kommen und fallen oft auch nur beim genauen Hinsehen auf.
Das ist nicht unbedingt gleich ein Todesurteil für den geliebten Begleiter vieler malerischer Ausfahrten in drei oder vier Jahrzehnten und führt normalerweise bei Stahlrahmen auch nicht schlagartig ohne Vorwarnung zum kompletten Bruch, wird aber eben von selbst auch nicht mehr besser. Ich bin zwar erstaunt, wie lange und problemlos Rahmen mit kleinen Rissen noch halten können, würde aber auf keinen Fall einen mit bereits erkennbaren kaufen.