AW: Optimale Geometrie Bergrennrad?
Hallo,
sagen wir mal so: Wo du rauf willst musst du auch wieder runter. Und auf einem Rennrad sollte man in erster Linie bequem/angepasst sitzen.
Ein längeres Oberrohr zusammen mit einem längeren Hinterbau (Kettenstrebe) ist gut gegen die Neigung, mit dem Vorderrad aufzubäumen ^^, weil das Gewicht nach vorne kommt (Vergleiche mal mit MTBs, dort sind diese recht lang). Das Gewicht weiter nach vorne zu kriegen ist in Kurven auch eher positiv. Das längere Oberrohr hat hier das BMC, die 3 mm längere Kettenstrebe lassen wir mal aussen vor. Alerdings sollte man sich fragen, wie oft man bergauf wirklich lossprintet
Sowas ähnliches gilt auch für die Länge des Steuerrohrs, nur andersrum (flacher=bei Steigung nach vorne=Schwerpunkt weiter vorne). Vorausgesetzt, man schafft es dann auch, bequem zu sitzen und sich nicht selbst die Atmung zu behindern. Hängt auch vom Trainingszustand ab.
Wenn man nicht so fit ist, kann es auch länger sein - oder man gleicht es mit dem Winkel des Vorbaus aus. Das längere Steuerrohr hat das BMC (+1,5cm, geht schon in Richtung Komfortgeometrie bei RH 54). Nur hast du dann eher Probleme, vorne weiter runter zu kommen, was sich der sportlichere Fahrer eher wünscht. Höher kommst du beim Vervelo mit dem Vorbau immer.
Ein flacherer Lenkwinkel (bei den genannten Rändern kaum Unterschied) bewirkt einen ruhigeren Geradeauslauf (wünschenswert bei der Abfahrt), jedoch auch eine gewisse Trägheit in engen Kurven. Den flacheren Lenkwinkel hat das BMC, allerdings wird das etwas durch den höheren Schwerpunkt aufgrund der Steuerrohrlänge kompensiert.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube kleinere Rahmen (ich selbst fahre ~60cm) haben eher schonmal 72,5°, also könnte man das Cervelo mit 73° für relativ agil halten (wenn man den Unterschied denn merkt).
Hinzu kommt die Frage, wie du es mit dem Vorbau halten würdest: Wenn du das 1cm kürzere Oberrohr des Cervelo duch einen längeren Vorbau ausgleichst, würde dies das Rad weniger agil machen, was auf Abfahrten vermutlich von Vorteil wäre.
Jetzt muss man das alles gegeneinander abwägen. Sprich jeder hier wird so seine Vorlieben haben. Was beim Bergauffahren angenehm ist (aufrechter sitzen), ist vielleicht bei der Abfahrt abträglich (Luftwiderstand, Schwerpunkt....). Und letztlich wird es etwas schwierig....
Aber auf jeden Fall vertrete ich die Meinung, dass man beim Anstieg am besten bequem sitzen sollte, so dass man vernünftig atmen kann.
Für den weniger durchtrainierten Fahrer hiesse das: längeres Steuerrohr, evtl. etwas kürzeres Oberrohr. Für den sportlicheren Hobby-Fahrer mit Profiambitionen ist jedoch ein flacheres, längeres Rad vielleicht genauso gut, d.h. ihm machen Atmung und Sitzposition auch so keine Probleme. Für den empfiehlt sich dann das längere, flachere Rad (mit dem er dann auf der Abfahrt dann potentiell auch schneller sein kann).
Ich selbst fahre einen eher hohen und gleichzeitig langen Rahmen an meinem "Bergrad".
Jetzt kenne ich deinen Trainingsstand nicht, aber in gewisser Weise hätte das Cervelo den Vorteil, dass du mit einem Vorbau mehr Spielraum hättest (evtl auch mit wechselndem Trainingsstand).
Wenn ich es richtig sehe, ist der Nachlauf der Gabeln beider Räder leider nicht angegeben. Dieser hat nämlich auch einen großen Einfluss auf Geradeauslauf/Kurvenverhalten.
VG
Timo
EDIT: Ich habe gerade mal die Gabel des Cervelo gegoogelt und gelesen, dass diese eine Vorbiegung von 49(!) mm hat. Edit: Gibt die wohl uch mit weniger. Das ist für eine Gabel schon ziemlich viel. Eine große Vorbiegung bedeutet wenig Nachlauf, sprich agiles Lenkverhalten. (Vorausgesetzt die 48 in der Bezeichnung der Gabel des BMC steht nicht etwa für 48 mm Vorbiegung, dann lägen beide wieder ca. gleich auf)
EDIT 2: Vergleiche auch mal das Gewicht der Räder, für Berge nicht ganz unerheblich

. Roadbike schreibt in ihrem Test, dass das BMC relativ schwer ist (der getestete Rahmen+Gabel(+Steuersatz?) 2,1 kg.
EDIT 3: Im Tour-Test kam das Set auf 2,2 kg inkl. Steuersatz (1515+552+66g bereinigt auf RH57); das Cervelo käme auf ca 1,9kg (~1430+375+62g (RH56, wenn auch Herstellerangaben). Für mich wäre das schon ein Argument, auch wenn das S1 (damals Soloist Team) im Tour-Test nicht allzu fahrstabil war (68N/mm Fahrstabilität, somit ca. auf dem Niveau meines 12 Jahre alten Rahmens eines meiner Räder mit 1" Steuerrohr, der wiederum auf Rahmen von Anfang der 90er beruht); aber ich denke bei RH 54 wird das kein Problem darstellen.