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Le Mille du Sud 2012

Hackepeter

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Le Mille du Sud 2012,
die Wahl der Qual ??


Ich höre meinen Namen rufen .Es ist schwarze Nacht.Ich liege in einem verkrempelten Zelt.Total verpeilt. Mitten in Frankreich Was ist denn hier los.
Hinter Uns liegen 500 und vor Uns 800 Autobahnkilometer.
Wir wollen nach Hause.
1007 km und über 16000 Hm nonstop haben Wir bei einem der bemerkenswertesten Brevets hinter Uns gebracht .
Es wird von einer nicht minder außergewöhnlichen,bescheidenen und hilfsbereiten Person mit Ihrem kleinen ,sympathischen Team zuwege gebracht.
Sophie Matter ,ist die „Erfinderin“ des 1000 km Brevets Le Mille du Sud.
Mit Fünf Euro sind Sie dabei…Alles ohne Radsportjahrmarkt.
Eine schöne ,für mich unbekannte Gegend erwartet Uns.
Mit Ihren gigantischen Felsschluchten ,langen auf und Abfahrten,bizarren,einsamen Alpenpassagen,den „Riesenbonsaiwälder“ um Tourtour und den ruhigen Steindörfern der Provence war es schon lange mal ein weit entfernt liegendes Ziel.Da war Sopies’s Eintausender nahezu ein Volltreffer,um mal alles aus nächster Nähe kennenlernen zu dürfen.
Als ich mal über die Pläne 2012 ,mit Olaf fabulierte, stießen Wir auf das gemeinsame Ziel und man fand sich nach gut überstandener Zweitagesfahrt in Carces,einem typischen Dorf in der Provence wieder.Alles sehr heiß hier.Trotzdem ein tolles Flair und es gab genug Schatten ,um sich zum gemeinsamen Treffpunkt der Randonneure zu mogeln.Angemeldet war man schnell und nach Zeltaufbau im „Handumdrehen“ saßen Alle bei einem gemeinsamen Abendessen.
Es war mir schon ein bischen mulmig zumute…. 16000 Hm … Klang doch ein wenig viel…
Probieren geht über Studieren..So wie immer .
Olaf und Ich wollten zusammen fahren.Und da ich mit der Geschwindigkeit nicht über meinen Schatten springen konnte, wollte sich Olaf der Meinigen anpassen.
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Es war fast zu Gutes Wetter angesagt und nach ‚’nem kräftigen Sommerregenguß am Vorabend schnitt mit einem Lachen im Gesicht ,Sophie das Startband durch und die Reise in die schöne Ungewissheit der Provence konnte beginnen.
Die ersten Kilometer waren recht entspannt aber nach der ersten größeren Abfahrt zum Lac de Sainte Croix ,welcher vom Verdon gespeist wurde ging es stramm zur Sache,so das ich den Kreislauf schon ziemlich strapazieren konnte ,um bis an die unverhofft auftauchende Geheimkontrolle zu kommen.Das dort verabreichte
Bier kam meinem desolaten Gefüge schon sehr zugute.
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Recht rasant ging es weiter durch die schöne Karstlandschaft des Col de Espinouse. Die erste rasante Abfahrt durch die Felsentore der Straße folgte und man wusste nicht so recht auf was man schauen sollte.Umgebung oder Straße.
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Der Mt Ventoux kam in Sicht und die vielen freien Parkplätze in dem kleinen Platanenörtchen Malaucene ließen erahnen was hier los ist ,wenn in der Hochsaison die Radsportenthusiasten aufbrechen um in die Höhe zu kommen in der Tommy Simpson das letzte Mal am Rad gedreht hat.
Bald ging es mir auch nicht viel besser, Hinter der nächtlichen Geheimkontrolle fielen die hässlichen Höhenmeter nur so über die Radfahrer her .Leider konnte die Faszination der vorüberrauschenden Umgebung keine Linderung geben.Viele Einschnitte ,welche Wir durchfuhren gingen mit Ihrer Feuchtigkeit durch Mark und Bein .Es dauerte Ewigkeiten bis ein wenig Tageslicht wieder Farbe ins Spiel brachte und die müden Lebensgeister erneut erwachten.
Fast pünktlich zur Eröffnung der einzigen Boulangerie fanden sich die Deliquenten zur Einnahme des Morgenmahls ein. Es erwartete Uns ein anfänglich ziemlich verhangener Tag welcher ,gleich Uns ,nicht so recht wusste ,wie es weitergehen sollte.
Unser Ziel,nach 24 Stunden 450 km zu fahren, hatten Wir knapp verfehlt.Aber darum ging es nicht.Die Strecke mit Ihren Höhenmetern und Ihren weit auseinanderliegenden Ortschaften bot Unwägbarkeiten ,Faszinationen und frische Luft ohne Ende .Als erste alpine Abfahrt kann die Passage vom Rousset betrachtet werden .Wir stürzten Uns mit Unseren Mitfahrern ,Manuel,Werner und Coins aüßerste Vergnügen.Die Bremsen wurden nicht geschont und die ersten Motorradfahrer hatten es schwer beim Überholen.
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Die Erklimmung von fünf Pässen auf Mittelgebirgshöhe 1000-1500 m verteilten sich über den Tag und ließen kaum Zeit für eine ausgiebige Rast .
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Die bestimmende Frage des Tages nunmehr davon bestimmt,wann Wir am Fuße des höchsten Anstieges in Barcelonnette ankommen würden.Wagen Wir den ca.vier Stunden Ritt über 2300m ? Wie geht es auf der anderen Seite aus .Ist es auf den Serpentinen gefroren.Haben Wir richtig gegessen davor .Gibt es danach was zu Essen?
Haben die ersten Läden schon auf ? .
Man kann sich bei solchen Fahrten schnell selbst ruinieren,wenn man zu ehrgeizig und schnell sein will.
Aber alles löst sich natürlich in der Wirklichkeit.
Der Halbmond hing schief am Himmel,der Orion hielt Seinen spätsommerlichen Einstand ,als Olaf und ich in der lotterrig vor sich hinträumenden Alpentalstadt Barcelonnette nach einem bequemen Schlaf Örtchen Ausschau hielten.Das Bett wurde in einem Kneipenfreisitz aufgeschlagen und man hatte Mühe nach einem 35°C Tag mit einer 3°C Nacht fertig zu werden.Tautropfen fielen ins Gesicht und nach drei Stunden begann der ,hoffentlich letzte ,Tagesanbruch.Schnell die Fließdecke zusammengerollt und ab ging es in die dünne Luft.
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Den Höhepunkt der Tour erreichte die Reisegruppe zum Sonnaufgang und ab da stürzten Wir Uns hinab zur nächsten Kontrolle nach Guillomes.
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Dort warteten schon die anderen vorzüglich Reisenden . Die Luft war mild ,die Sonne schickte Ihre warmen Strahlen ins Gemüt und man konnte Essen und Trinken.
Das war natürlich nötig.Die Anzahl der Anstiege wurde zwar in der Anzahl geringer aber die Akteure wurden bei 35°C nicht minder geschont.Die Reserven schwanden und bald musste Eis und Bier zur Wiederherstellung des Gefüges herhalten.Die Situation war nicht zufriedenstellend ,jedoch tendenziell schön.
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Wir hatten noch ungefähr 190 km vor Uns ,als Wir St. Martin erreichten.
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Die Seealpen hatten es in sich . Irgend etwas stimmte nicht.
Verkehr aller Couleuer waren Wir ja schon, in Form von Oldtimerralleys ,kleiner Motorradrennen bergauf und runter gewohnt.
Plötzlich summte und brummte kreischte und huptees um Uns herum..alles hektisch
…Achso…
Nizza Freitagabend..
Schnell weg aus dieser nervigen Ecke und wieder aus dem Tal des Wahnsinnes in ruhige Höhen entgegentreten..
Der Mond blinzelte halbrund über dem Dynamischen Duo.
Nizza &Co..ließen sich als Silberstreif am Horizont ausmachen..Dahinter nichts .
Also das Mittelmeer.
Die dritte lange Nacht hatte Uns wieder in Ihre schwarze Mitte genommen. Bäume winkten Uns zu.
Neben Uns stießen tiefe Felsschluchten ins schier Unendliche hinab.In den Felswänden piepste es vor sich hin und Olaf meinte beim Ausleuchten der Wände massenhaft kleine Käuzchen oder kleine Eulen gesehen zu haben .Der Wind kam vom Meer und auf 1000m war es doch lausig kalt .Das Gefüge war mal wieder sehr gefordert mit diesem stundenlangen Fahren durch die Finsternis
.Durch einen Denkfehler meinerseits verloren Wir und kurz ,und erreichten kurz nach Sonnenaufgang die wunderschöne Gegend um da Örtchen Tortour.
Was für ein Name nach dieser Nacht.
Die Morgensonne kitzelte schon die ersten Kaffeetrinker und Weinverkoster aus Ihren Behausungen,als das Duo sich 10 Kilometer ,vor dem Ziel ein Tässchen Kaffee genehmigte und die Tour mental ausklingen ließ.
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Nach 72 waren Wir, glaube ich im Ziel.Das ist jedoch reine Nebensache, denn Wir wollten zusammen einige schöne Momente,bei einem außergewöhnlich schönen Brevet erleben
Das es so viel Spaß gemacht hat, haben Wir Sophie mit Ihrer außergewöhnlichen Strecke und Ich Olaf zu verdanken.
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Das Brevet findet bis jetzt jährlich statt, ist sehr gut vorbereitet ,da Sophie alles selbst abgefahren ist(74 h) und wird jährlich neu „angepasst“
….Bis jetzt nach oben…..
Horridoo


ULF
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Fotos

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Re: Le Mille du Sud 2012
respekt:daumen:
danke für den sehr schönen bericht - man merkt ihm an, dass die eindrücke noch sehr frisch sind;)
weiterhin gute heimreise - fahrt vorsichtig!
 
Freut mich sehr, wieder mal von Olaf und Dir zu hoeren, Ulf :)

Ich habe mir das mal fuer 2013 'aufgehoben', als (fast) TGV-Anrainer komme ich dort ja schneller hin als zu Euch nach Bennewitz :eek:

LG ... Wolfi :cool:
 
Danke für den Bericht. Bin erst dadurch auf das Brevet gestoßen. Vieleicht in 2013.
Wieviele hatten dort nen "Followcar" dabei? Oder ist das Brevet noch "sauber"?
 
Also,ich hab da nichts gesehDie einzige "feste " Größe waren zu Unserer Freude die Geheimkontrollen von Sophie.
Man ist in fast Allen Belangen auf sich gestellt.Schlafen ,Essen ,Individuelle Fahrleistung.Decke ist von Vorteil,da die Temperaturunterschiede doch sehr hoch sind.
Vielleicht sieht man sich mal.:)
ULF
 
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