Moin liebe Rennradfahrer und Radrennfahrer,
ich bin seit Jahren passiver aber begeisterter Mitleser. Jetzt drückt allerdings der Schuh, oder im hiesigen Kontext angemessener ausgedrückt: Es klemmt die Pedale.
Ich greife auf dieses Thema zurück, da mein Kernanliegen dasselbe ist. Ich suche ein neues Fahrrad für circa 1000 Euro, weil mein derzeitiges Alltagsrad, das vermutlich älter ist als ich und deshalb bei Zeiten hoffentlich eine Erwähnung im Klassiker-Bereich des Forums findet, so langsam abdankt.
Warum möchte ich jetzt einen Cyclocrosser und wofür brauche ich das Rad eigentlich?
Ich suche einen sportlichen Alleskönner. Erstens will ich damit die täglichen Wege beschreiten. Das sind mindestens 9 Kilometer. Das gilt auch für Regen und zumindest im schneebefreiten Winter, wobei mich vor allem das Streusalz stört. Ich glaube aber, dass ich in Heidelberg gute Chancen darauf habe. Die Möglichkeit von Schutzblechmontage und breiteren sowie profilierteren
Reifen will ich mir dennoch erhalten.
Außerdem werde ich in einigen Wochen ein „verrücktes Frankreich-Projekt“ wieder aufleben lassen, wobei ich dafür auf längeren Tagesetappen auch einen Gepäckträger benötige. Genau deswegen reicht mein derzeitiger 5-Fach Peugeot-Renner nicht mehr aus.
Auch wenn ich es Großteils aufgrund diverser Defekte im vergangenen Jahr nicht auf deutlich mehr als 1000 Radkilometer gebracht habe, war das früher durchaus der Fall. Ich bin sportlichen Ausfahrten also nicht abgeneigt und werde das im Sonnenschein sicherlich auch wieder tun und mich dazu vielleicht im Heidelberger-Regional-Faden melden.
Was ich allerdings (vorerst) nicht tun will, ist den klassischen Einsatzzweck eines Querfeldeinrades zu bedienen. Vielleicht werde ich zufällig mal auf einer Waldautobahn landen, aber über liegende Baumstämme zu hüpfen und mich durch den Schlamm zu wühlen, das will ich derzeit nicht tun. Auch Wettkämpfe oder RTFs auf Asphalt schließe ich zunächst aus.
Was mich jetzt interessiert ist, ob ich mit diesem Nutzerprofil falsch liege, wenn ich mir einen Cyclocrosser kaufen würde, oder ob es eine bessere Variante gibt. Dabei gilt zu erwähnen, dass ich schon einen Steppenwolf aus dem Cross- bzw. Fitnessbereich hatte, der aber leider von einem Smart übersehen und final abgeschossen wurde.
Was habe ich in Richtung des neuen Fahrrads schon unternommen?
Ich war am letzten Freitag in Mannheim bei Radsport-Altig. Gerne würde ich das sehr positive Erlebnis hier ausführlicher schildern, verbleibe aber zunächst bei einer allgemeinen Empfehlung für das Geschäft.
Es ergeben sich hier jedoch vorab zwei Fragen aus persönlichem Interesse.
1. Verkauft der Meister noch persönlich?
Ich wurde von einem sehr interessierten schon ergrauten und entsprechend erfahrenen Herren beraten, auf den das Alter des Willi Altig ungefähr passen würde.
2. Weil ich zwar ein sportliches Fahrrad suche, damit aber auch Touren fahren möchte und einen Gepäckträger anbringen will, hatte ich zunächst nach einem Randonneur gefragt, wo wir dann bei einer Reihe von Fitnessbikes, allerdings alle mit Flat- oder Riserbar gelandet sind. Liege ich falsch mit der Denkweise, dass ein Randonneur ein sportliches Reiserad ist, das per Definition einen Rennradlenker hat und zum Leichtbau tendiert und auf Federgabeln verzichtet?
Was jetzt wirklich interessiert ist, dass ich am Ende auf einem Ridley X-Bow 1317A gelandet bin.
Das ist ein Modell von 2013, welches ich für die UVP minus 10% also 1000 Euro bekommen könnte.
(
http://www.wigglesport.de/ridley-x-bow-1317a-105-2013/)
Irritierend waren für mich dabei zwei Dinge. Erstens war das Fahrgefühl von der Position her genau wie bei meinem derzeitigen Stahl-Oldie. Zweitens hat es aber „nur“ eine 54er Rahmenhöhe.
Ich bin 1,80 Groß, mit einer Schrittlänge zwischen 83 und 84 Zentimetern.
Zu Hause habe ich dann meinen Peugeot-Renner ausgemessen, mir die im obigen Link zu findende Größentabelle angeschaut und das mit den Empfehlungen aus dem Tour-Sonderblatt „Rennrad-Markt 2014“ abgeglichen. Zu meinem großen Erstaunen liegt zwischen allen drei Angaben in Bezug auf die wichtigen Kriterien (Stack/Reach) nur ungefähr ein Zentimeter. Der Stack kreist nämlich zwischen 57 und 58 und der Reach liegt zwischen 39 und 40. Im Laden wurde mir erzählt, dass die Belgier die Rahmenhöhe anders messen, nämlich nur bis zur Mitte der Verbindung zum Oberrohr und nicht bis zur Öffnung für die Sattelstütze. Das würde die „formal fehlenden“ drei Zentimeter erklären.
Neben der Frage, ob ich bei den Größenrelationen nicht doch irgendeinen langfristig ärgerlichen Fehler gemacht habe, ergibt sich für mich ein Grundproblem. Ich habe das Rad bis kommenden Freitag reservieren lassen. Eigentlich passt es mir gut und ich finde es auch von Preis, Ausstattung und Farbe so sehr gelungen, dass nicht viel dagegen spricht. Lediglich ein vorher getestetes Fitnessbike hatte eine Scheibenbremse, die ich aus mehreren Gründen phänomenal fand. Ich könnte jetzt also noch nach der Scheibenbremsausführung des Ridley suchen oder gucken, ob ich das Fahrrad noch günstiger bekomme, wobei sich der letzte Punkt erübrigt, da ich aufgrund des Zeitaufwandes vom Verkäufer gerne auf ein paar Euro Ersparnis verzichte.
Was allerdings wirklich schade ist, ist dass ich noch auf keinem anderen Crosser gesessen bin. Bei Engelhorn-Sport in Mannheim wurde ich während der fast 10 Minuten, die ich dort um die Räder geschlichen bin, ignoriert. Gegen einen weiteren Cube-Versuch bei Quadrad-Heidelberg spricht, dass der Cube Cyclocrosser oben am Hinterbau ohnehin keine Gepäckträgerösen hat. Allerding gäbe es bei dem Laden sowie bei Heidelbike ja auch noch andere Marken. Außerdem könnte ich beispielsweise noch nach Darmstadt zu Cucuma fahren. Würdet Ihr mir also (dringend?) zu weiteren Besuchen und Probesitzungen raten oder geht die Meinung eher in die andere Richtung? („Junge, schreib uns nicht das Forum voll und klau uns nicht unsere wertvolle Zeit, wenn Du das passende Rad ohnehin schon längst gefunden hast“)
Was bei mir auch noch offen ist, sind gewisse Detailfragen.
1. Reichen Steckschutzbleche, oder gibt es schöne und solide andere Lösungen, die deshalb besser sind?
2. Was für Mäntel brauche oder will ich, wenn ich ohnehin meist nur auf Asphalt fahre, dafür aber ganzjährig? Ist es da vielleicht besser auf 28-622er oder 32-622er „Alltagsmäntel“ (wie den Conti TourRide) umzurüsten, oder soll ich die vorhandenen Crossprofile erstmal aufrauchen?
3. Wie sieht das mit den Pedalen aus? Es mag vielleicht kaum vorstellbar sein, aber ich bin selbst den Mont Ventoux in Sandalen mit Normalo-Plattformpedalen hochgekurbelt. Macht hier gerade in Verbindung der Alltagstauglichkeit das
Shimano-SPD System Sinn, weil ich dann auf einer Seite klicken kann und die andere Seite mit jedem anderen Schuhwerk befahren kann?
4. Gehe ich richtig davon aus, dass die verbaute 50/34 Kompaktkurbel mich auch an Frankreichs HC-Kategorien weiter im
Sattel sitzen lässt?
5. Was sagt die Rennleitung? Nach meiner Erfahrung sind die in Bayern sehr kritisch gewesen. Brauche ich also wirklich Reflexstreifen auf den Mänteln und den „helltönenden Scherzartikel“ um Sicher zu fahren, oder geht das (im Rhein-Neckar-Kreis) auch ohne?
6. Reicht die ENRA-Fahrradversicherung, um die Diebstahlproblematik ausreichend zu lösen? Ich werde das Fahrrad nicht den ganzen Tag am Bahnhof und erst recht nicht über Nacht irgendwo draußen abstellen, aber es wird sicherlich einige Stunden im Freien am Laternenpfahl stehen müssen.
Das war jetzt viel Text, wobei ich mich sehr freuen würde, wenn jemand auf die eine oder andere Frage kurz eingehen könnte, auch oder gerade, wenn es nur ein Verweis auf einen anderen Faden ist. Außerdem bin ich mir unschlüssig, ob ich Teile meines Beitrags nicht besser im regionalen Unterforum verfasst hätte.
Was ich noch machen möchte, ist eine „echte Neulingsvorstellung“. Dies aber erst, wenn ich mich für ein Fahrrad entschieden habe.
Gruß,
Rimasek