chrisspahn
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Hallo liebe Gemeinde,
nachdem ich vorletzte Woche meinen o.g. Rahmen bekommen und aufgebaut habe, wollte ich hier nun meine Erfahrungen posten, um anderen Usern ein paar Anhaltspunkte zu geben, was einen so "erwartet", wenn man sich wie ich zum ersten Mal an ein solches High-End Projekt wagt.Eigentlich wollte ich ja einen echten Aufbauthread machen, aber da mir die Teileliste eh klar war und ich beim Basteln meistens zu genervt bin, jetzt einen kleinen Erfahrungsthread.
Disclaimer 1: Ich habe die schriftliche Erlaubnis von Festka, alle Fotos, die ich hier verwende, zu veröffentlichen . Dies könnte wohl für die Admins des Forums relevant sein?!
Disclaimer 2: Dies soll ein reiner Thread zur Info sein und natürlich Spaß machen. Wem er nicht gefällt, schweige still. Ich bitte als TE deshalb auch davon abzusehen, hier dann auf chinesische Produkte hinzuweisen, die ja viel günstiger sind und auch bestimmt völlig ausreichen. Auch sind generelle Preisdiskussionen nicht das Ziel dieses Fadens. DANKE!
Zur Vorgeschichte:
Ich bin zu dem Rahmen gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde (passt ja auch gut zur Weihnachtszeit). Mitte des Jahres war ich nach ewiger Abstinenz auf der Suche nach einem Maßrahmenbauer, da ich nach etlichen Probefahrten mit Rennrädern diverser Hersteller einfach nicht richtig warm geworden bin. Entweder war mir die Geometrie nicht optimal oder das Design nicht mein Fall. Deshalb war ich sehr schnell überzeugt, dass ein Maßrahmen die richtige Wahl ist. Also habe ich die üblichen Verdächtigen unter die Lupe genommen. Irgendwie hat es jedoch bei Stahl und Titan nicht richtig "gefunkt" und mit Carbon kannte ich mich gar nicht aus. Ich erinnerte mich dann an einen Bericht über ein Festka-Sondermodell hier im Forum, das ich ziemlich sexy fand. Also auf zur Homepage und stöbern und berieseln lassen, Infos auf Youtube plündern etc. Dadurch kam ich langsam zur Überzeugung, dass es ein Festka werden könnte. Problem war (und ist
) mein Gewicht, welches durch längere Krankheit auf elfenhafte 122kg anwuchs.
Die Projektplanung:
Ich schrieb also eine Email an Festka, weil ich wissen wollte, ob sie ein Gewichtslimit für ihre Rahmen haben und welches Modell für mich aus ihrer Sicht am geeignetsten wäre. Mein Fokus liegt ganz klar auf Steifigkeit und Stabilität. Diese Mail und alle anderen wurden stets sehr schnell von Jan aka Honza beantwortet, meistens innerhalb von 24h. In einem Telefonat wurde mir das Modell Spectre ans Herz gelegt, es sind aber alle Modelle ohne Gewichtsbeschränkung. Ich fand den Scalatore optisch jedoch schöner, so dass meine Wahl darauf fiel. Eine Maßanpassung ist gegen wirklich geringen Aufpreis möglich, die Seriengeometrien sind recht performance-orientiert und mir zu sportlich. Ich sagte also einen Kauf zu und wurde infolgedessen zu "Basecamp" eingeladen, um dort die weitere Kommunikation zu führen. Dort erhielt ich eine genaue Rechnung über eine Anzahlung, welche ich per IBAN beglich. Auch hierüber erhielt ich immer zeitnah eine schriftliche Bestätigung, sehr seriös!
Am liebsten ist den Jungs wohl, wenn man zwecks Diskussion und Fitting zu Ihnen nach Prag kommt, was auch mein eigentlicher Plan für meinen Oktober-/Novemberurlaub war, ich dies jedoch aus diversen beruflichen und privaten Gründen nicht verwirklichen konnte. Ich besprach also mit Ondrej, einem der Firmengründer, über Basecamp die technischen Details wie z.B. den Verzicht auf Vollintegration (finde ich sch...e) und Einbaumaße. Bis auf die Rohrmaße sind eigentlich alle Optionen frei wählbar, egal ob man Felgenbremse oder Disc, Vollintegration oder außenliegende mechanische Schaltzüge fahren will.
Mit Michael, dem zweiten Gründer, ging es zur Planung der Geometrie. Ich fahre für meine Größe (1,89m) recht kompakte Rahmen und benötige längere Steuerrohre, also tendenziell eine Endurance-Geometrie. Gleichzeitig mag ich aber steilere Winkel und eine kurzen wendigen Radstand. Ich war vor 2 Jahren bei einem Bikefitting für einen Gravelrahmen, dessen Daten als Grundlage für den Rennrahmen dienen sollte. Ich führte also ein WhatsApp-Telefonat mit Michael, erklärte ihm meine Wünsche und Vorstellungen, Er schickte mir daraufhin ein Formular mit ein paar Maßangaben, auf deren Grundlagen er eine Geometrie zeichnen wollte. Nach 2 Tagen hatte ich die pdf in Basecamp, die mir schon sehr plausibel vorkam und nur in kleinen Details noch etwas Änderung bedurfte. Nach einem zweiten Telefonat entstand eine aktualisierte Zeichnung, welche ich absegnete. Nun waren also die technischen Gegebenheiten geklärt und die größte Hürde stand vor mir: die Lackierung!
DAS war echt der schwierigste Part. Jetzt kann man ja auf der Homepage echte Kunstwerke bewundern, aber sowas ist mir persönlich etwas drüber und gehört eher an die Wand als auf die Straße.
Eigentlich wollte ich klassisch den Raw-Look des Carbons wählen, nur ist die Farbauswahl im Konfigurator der Festka leider zu geil und es gibt zu viele langweilige schwarze Rahmen auf der Welt. Langweiliger ist nur Titan.
Ehrlich gesagt war das aber zumindest für mich ziemlich überfordernd. Ich wollte ja gerne die Carbonstruktur sehen, andererseits auch etwas Farbe. Aber dafür gibt es natürlich auch eine Lösung, die Farboption "Spirit" inklusive spezieller Schriftzüge. Dies ist eine Art Lasur, welche das Farfallemuster der Carbonrohre sichtbar lässt.
Hier die Farbmuster, welche mir Ondrej per Basecamp zukommen ließ:
Einmal in glänzend:
Einmal in matt:
Es war mir mir leider sofort klar , dass es eine dieser Farben werden würde. "Leider" bezogen auf den Aufpreis für das Spektakel, welcher aber jeden Cent wert war.
Nach einigen Tagen entschied ich mich für den gelblich/bräunlichen Ton in Glanz. Ähnlich wie bei normalen Lackierungen oder Pulverbeschichtungen ist die Glanzoberfläche laut Ondrej pflegeleichter und betont die Carbonstruktur etwas mehr, was auf den Fotos nachvollziehbar scheint.
Nun also die Wartezeit, welche ab "Auftragsbestätigung 4-6 Wochen dauern sollte. Ich hatte schon länger überlegt, welche Parts an das Rahmenset gebaut werden sollte. Grundbedingung wie beim Rahmen war keine Gewichtsbeschränkung. Ich blieb wie bei meinem Gravelbike bei Beast Components und fand beim Kleinanzeiger einen LRS mit DT Swiss 180 und Beast RX40 Felgen zu einem fairen Preis. Gutes Fundament, mal sehen, was die Langzeithaltbarkeit hergibt!
Im Laufe der Zeit kamen noch Beast Lenker, Vorbau und Sattelstütze hinzu, allesamt bei den üblichen Verdächtigen aus´m Sale. Beim Sattel musste ich andere Wege gehen, weil Beast dort ein Gewichtslimit haben und bin bei Björn Components aus Slowenien und dem Modell "Sedlo" gelandet. Cool, weil auch made in Europe und in diversen Breiten und Finishes verfügbar.
Als Schaltgruppe konnte ich noch einen Hauch Restvernunft wahren und entschied mich für die Ultegra Di2 2x12, obwohl eine Dura Ace natürlich noch etwas schicker wäre. Gottseidank bin ich aber kein Schaltungsfetischist.
Etwas Voodoo musste aber doch sein, ich Opfa:
Nach und nach trudelten die Sachen so ein, das Budget war längst gesprengt, es fehlte nur noch der Rahmen.Zwischendurch erhielt ich immer mal freundliche Updates:
Nr.3407 in der Rahmenlehre
...und in der Raw-Version
Nun war der Rahmen nach einiger auf dem Weg aus der Lackiererei zurück nach Prag, als mir einfiel, dass ich noch ein Design-Detail auf dem Rahmen haben wollte. Ich schrieb eine Message und kein Problem, der Rahmen wird halt nochmal zum Lackierer geschickt.
Nach der erneuten Rückkehr ins Hauptquartier:
Schon schön:
Details...
Der beste Tag...
Veronika von Festka bat mich noch um einen Tag Geduld, da noch ein Fotograf bei ihnen vorbeischauen und professionelle Aufnahmen von dem Rahmen machen wollte. Klar, kein Ding!
Am nächsten Tag fiel wohl beim Verpacken des Rahmens auf, dass die falsche Gabel mit zum Lackierer ging, nämlich die Version für Vollintegration (habe ich schon erwähnt , dass ich Vollintegration sch...e finde?). Ondrej teilte mir dies jedoch sofort mit und entschuldigte sich für die Verzögerung. Ehrlich gesagt war ich jedoch total froh, DASS es dort auffiel und nicht mir beim Auspacken?!
Die Neulackierung dauerte leider noch eine Woche, aber dann war der Rahmen endlich auf dem Weg. YESSSS!!!!!
Ich erhielt eine Trackingnummer von TNT/FedEx und die Rechnung über den Restbetrag. Nach der Überweisung bzw. dem Eingang des Geldes bestätigte Veronika diesen umgehend und schickte eine aktualisierte Rechnung mit € 0,- Restbestrag. Wirklich sehr ordentlich im Gegensatz zu manch deutscher Rahmenschmiede.
Der fu...g Paketdienst schaffte es doch echt, die Auslieferung noch ein wenig zu verzögern, so dass ich meine Nachbarn bitten musste, das Paket anzunehmen. Aber ENDLICH:
Da isser!!!!!
Der Rahmen war -wie nicht anders zu erwarten- super verpackt und ich pinkelte mich fast ein vor Freude und Aufregung. Ab in den Keller, Karton öffnen und das Schmuckstück entnehmen:
Wie damals an Weihnachten...
Die Mitwirkenden haben sich am Unterrohr verewigt...
Neben Tonnen von Polstermaterial enthielt das Paket auch noch separat verpackt die Gabel, Steuersatzteile, eine Liste mit den wichtigsten Drehmomenten, ein Dankschreiben und eine Garantiekarte. Alles sehr schön und vorbildlich.
Da ich jetzt die maximale Bildmenge erreicht habe, werde ich mal in Richtung Aufbau schwafeln.
Der war eigentlich ziemlich unspektakuläre und ging sehr gut vonstatten. Im Rahmen war als Führung für die hintere Bremsleitung eine Art Kabel verlegt, welche man eigentlich nur verbinden und dann durch den Rahmen ziehen musste.Kinderspiel!
Der Rest war auch völlig problemlos, seltsamerweise blieben unerwartete Katastrophen aus, obwohl ch zum ersten Mal Di2 verbaut hatte und Road-Scheibenbremsen selbst entlüftete.
Hier das Gesamtpaket:
Rahmenset: Festka Scalatore mit Columbus Futura Disc und Cane Creek 110 Steuersatz
LRS: Beast Components RX40 + DT Swiss 180
Reifen: Continental GP5000 TLR 28mm tubeless montiert
Lenker/Vorbau/Sattelstütze: Beast Road 44cm/ Beast 110mm/ Beast 31,6mm
Sattel: Björn Sedlo
Schaltgruppe: Ultegra Di2 mit 4iiii PM bds
Pedale: Look Keo2 Max Carbon
Lenkerband: Lizard Skins DSP 2.5mm
Gesamtgewicht: Ca. 7,45 kg
Die Jungfernfahrt war ein Hammer! Es waren zwar nur 40km, aber die machten richtig Spaß. Die Sitzposition ist nach ein paar kleinen Probiereinstelllungen perfekt und es fühlt sich richtig schnell an. Der Rahmen ist bocksteif, reagiert prompt und lässt sich durch wirklich nichts beeindrucken. Echt klasse, was natürlich auch das Gesamtkonzept mit den LR ausmacht, der sich top beschleunigen lässt. Ich muss natürlich noch ein wenig mehr fahren, um hier seriös ins Detail gehen zu können, aber es ist ein Top-RR!
Ein paar Gedanken:
Klar habe ich am Anfang auch stark damit gehadert, ob ich einen solchen Schritt auf dem Performancetreppchen machen soll und derart hoch ins Regal greifen musste, um ein Rennrad zu kaufen. Das war gar nicht mal so leicht, weil ich sonst auch eher in der Vernunftklasse unterwegs bin und Marken wie z.B. Pinarello, Specialized oder Colnago mittlerweile eher befremdlich und überteuert auf mich wirken. Es hat sich aber zu 100% gelohnt !!! Ich habe ein unfassbar gutes Rennrad gekauft, viel besser, als ich es jemals fahren könnte. Die Optik übertrifft komplett meine Erwartungen und die reine Fahrpermormance ist unglaublich und genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich war am Anfang fast schon eingeschüchtert von der Kunstfertigkeit der Räder, fühlte mich aber auch immer ernstgenommen und super durch den ganzen Kaufprozess begleitet. Die Crew ist wirklich sehr freundlich und auf alle Ideen, Einwände und Nachfragen wird prompt reagiert bzw. professionell eingegangen. Ein absoluter Volltreffer, der mich hoffentlich noch eine lange Zeit begleiten wird.
Sollte ich irgendetwas vergessen haben, gerne fragen. Wenn jemand ernsthaft in Betracht zieht, sich ein Festka anzuschaffen, kann er/sie sich meins gerne in Düsseldorf anschauen.
Und an diejenigen , die dieses erstaunliche Stück Prosa bis zum Ende durchgelesen haben: Dankeee !
nachdem ich vorletzte Woche meinen o.g. Rahmen bekommen und aufgebaut habe, wollte ich hier nun meine Erfahrungen posten, um anderen Usern ein paar Anhaltspunkte zu geben, was einen so "erwartet", wenn man sich wie ich zum ersten Mal an ein solches High-End Projekt wagt.Eigentlich wollte ich ja einen echten Aufbauthread machen, aber da mir die Teileliste eh klar war und ich beim Basteln meistens zu genervt bin, jetzt einen kleinen Erfahrungsthread.
Disclaimer 1: Ich habe die schriftliche Erlaubnis von Festka, alle Fotos, die ich hier verwende, zu veröffentlichen . Dies könnte wohl für die Admins des Forums relevant sein?!
Disclaimer 2: Dies soll ein reiner Thread zur Info sein und natürlich Spaß machen. Wem er nicht gefällt, schweige still. Ich bitte als TE deshalb auch davon abzusehen, hier dann auf chinesische Produkte hinzuweisen, die ja viel günstiger sind und auch bestimmt völlig ausreichen. Auch sind generelle Preisdiskussionen nicht das Ziel dieses Fadens. DANKE!
Zur Vorgeschichte:
Ich bin zu dem Rahmen gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde (passt ja auch gut zur Weihnachtszeit). Mitte des Jahres war ich nach ewiger Abstinenz auf der Suche nach einem Maßrahmenbauer, da ich nach etlichen Probefahrten mit Rennrädern diverser Hersteller einfach nicht richtig warm geworden bin. Entweder war mir die Geometrie nicht optimal oder das Design nicht mein Fall. Deshalb war ich sehr schnell überzeugt, dass ein Maßrahmen die richtige Wahl ist. Also habe ich die üblichen Verdächtigen unter die Lupe genommen. Irgendwie hat es jedoch bei Stahl und Titan nicht richtig "gefunkt" und mit Carbon kannte ich mich gar nicht aus. Ich erinnerte mich dann an einen Bericht über ein Festka-Sondermodell hier im Forum, das ich ziemlich sexy fand. Also auf zur Homepage und stöbern und berieseln lassen, Infos auf Youtube plündern etc. Dadurch kam ich langsam zur Überzeugung, dass es ein Festka werden könnte. Problem war (und ist
) mein Gewicht, welches durch längere Krankheit auf elfenhafte 122kg anwuchs.Die Projektplanung:
Ich schrieb also eine Email an Festka, weil ich wissen wollte, ob sie ein Gewichtslimit für ihre Rahmen haben und welches Modell für mich aus ihrer Sicht am geeignetsten wäre. Mein Fokus liegt ganz klar auf Steifigkeit und Stabilität. Diese Mail und alle anderen wurden stets sehr schnell von Jan aka Honza beantwortet, meistens innerhalb von 24h. In einem Telefonat wurde mir das Modell Spectre ans Herz gelegt, es sind aber alle Modelle ohne Gewichtsbeschränkung. Ich fand den Scalatore optisch jedoch schöner, so dass meine Wahl darauf fiel. Eine Maßanpassung ist gegen wirklich geringen Aufpreis möglich, die Seriengeometrien sind recht performance-orientiert und mir zu sportlich. Ich sagte also einen Kauf zu und wurde infolgedessen zu "Basecamp" eingeladen, um dort die weitere Kommunikation zu führen. Dort erhielt ich eine genaue Rechnung über eine Anzahlung, welche ich per IBAN beglich. Auch hierüber erhielt ich immer zeitnah eine schriftliche Bestätigung, sehr seriös!
Am liebsten ist den Jungs wohl, wenn man zwecks Diskussion und Fitting zu Ihnen nach Prag kommt, was auch mein eigentlicher Plan für meinen Oktober-/Novemberurlaub war, ich dies jedoch aus diversen beruflichen und privaten Gründen nicht verwirklichen konnte. Ich besprach also mit Ondrej, einem der Firmengründer, über Basecamp die technischen Details wie z.B. den Verzicht auf Vollintegration (finde ich sch...e) und Einbaumaße. Bis auf die Rohrmaße sind eigentlich alle Optionen frei wählbar, egal ob man Felgenbremse oder Disc, Vollintegration oder außenliegende mechanische Schaltzüge fahren will.
Mit Michael, dem zweiten Gründer, ging es zur Planung der Geometrie. Ich fahre für meine Größe (1,89m) recht kompakte Rahmen und benötige längere Steuerrohre, also tendenziell eine Endurance-Geometrie. Gleichzeitig mag ich aber steilere Winkel und eine kurzen wendigen Radstand. Ich war vor 2 Jahren bei einem Bikefitting für einen Gravelrahmen, dessen Daten als Grundlage für den Rennrahmen dienen sollte. Ich führte also ein WhatsApp-Telefonat mit Michael, erklärte ihm meine Wünsche und Vorstellungen, Er schickte mir daraufhin ein Formular mit ein paar Maßangaben, auf deren Grundlagen er eine Geometrie zeichnen wollte. Nach 2 Tagen hatte ich die pdf in Basecamp, die mir schon sehr plausibel vorkam und nur in kleinen Details noch etwas Änderung bedurfte. Nach einem zweiten Telefonat entstand eine aktualisierte Zeichnung, welche ich absegnete. Nun waren also die technischen Gegebenheiten geklärt und die größte Hürde stand vor mir: die Lackierung!
DAS war echt der schwierigste Part. Jetzt kann man ja auf der Homepage echte Kunstwerke bewundern, aber sowas ist mir persönlich etwas drüber und gehört eher an die Wand als auf die Straße.
Eigentlich wollte ich klassisch den Raw-Look des Carbons wählen, nur ist die Farbauswahl im Konfigurator der Festka leider zu geil und es gibt zu viele langweilige schwarze Rahmen auf der Welt. Langweiliger ist nur Titan.
Ehrlich gesagt war das aber zumindest für mich ziemlich überfordernd. Ich wollte ja gerne die Carbonstruktur sehen, andererseits auch etwas Farbe. Aber dafür gibt es natürlich auch eine Lösung, die Farboption "Spirit" inklusive spezieller Schriftzüge. Dies ist eine Art Lasur, welche das Farfallemuster der Carbonrohre sichtbar lässt.
Hier die Farbmuster, welche mir Ondrej per Basecamp zukommen ließ:
Einmal in glänzend:
Einmal in matt:
Es war mir mir leider sofort klar , dass es eine dieser Farben werden würde. "Leider" bezogen auf den Aufpreis für das Spektakel, welcher aber jeden Cent wert war.
Nach einigen Tagen entschied ich mich für den gelblich/bräunlichen Ton in Glanz. Ähnlich wie bei normalen Lackierungen oder Pulverbeschichtungen ist die Glanzoberfläche laut Ondrej pflegeleichter und betont die Carbonstruktur etwas mehr, was auf den Fotos nachvollziehbar scheint.
Nun also die Wartezeit, welche ab "Auftragsbestätigung 4-6 Wochen dauern sollte. Ich hatte schon länger überlegt, welche Parts an das Rahmenset gebaut werden sollte. Grundbedingung wie beim Rahmen war keine Gewichtsbeschränkung. Ich blieb wie bei meinem Gravelbike bei Beast Components und fand beim Kleinanzeiger einen LRS mit DT Swiss 180 und Beast RX40 Felgen zu einem fairen Preis. Gutes Fundament, mal sehen, was die Langzeithaltbarkeit hergibt!
Im Laufe der Zeit kamen noch Beast Lenker, Vorbau und Sattelstütze hinzu, allesamt bei den üblichen Verdächtigen aus´m Sale. Beim Sattel musste ich andere Wege gehen, weil Beast dort ein Gewichtslimit haben und bin bei Björn Components aus Slowenien und dem Modell "Sedlo" gelandet. Cool, weil auch made in Europe und in diversen Breiten und Finishes verfügbar.
Als Schaltgruppe konnte ich noch einen Hauch Restvernunft wahren und entschied mich für die Ultegra Di2 2x12, obwohl eine Dura Ace natürlich noch etwas schicker wäre. Gottseidank bin ich aber kein Schaltungsfetischist.
Etwas Voodoo musste aber doch sein, ich Opfa:
Nach und nach trudelten die Sachen so ein, das Budget war längst gesprengt, es fehlte nur noch der Rahmen.Zwischendurch erhielt ich immer mal freundliche Updates:
Nr.3407 in der Rahmenlehre
Nun war der Rahmen nach einiger auf dem Weg aus der Lackiererei zurück nach Prag, als mir einfiel, dass ich noch ein Design-Detail auf dem Rahmen haben wollte. Ich schrieb eine Message und kein Problem, der Rahmen wird halt nochmal zum Lackierer geschickt.
Nach der erneuten Rückkehr ins Hauptquartier:
Schon schön:
Details...
Der beste Tag...
Veronika von Festka bat mich noch um einen Tag Geduld, da noch ein Fotograf bei ihnen vorbeischauen und professionelle Aufnahmen von dem Rahmen machen wollte. Klar, kein Ding!
Am nächsten Tag fiel wohl beim Verpacken des Rahmens auf, dass die falsche Gabel mit zum Lackierer ging, nämlich die Version für Vollintegration (habe ich schon erwähnt , dass ich Vollintegration sch...e finde?). Ondrej teilte mir dies jedoch sofort mit und entschuldigte sich für die Verzögerung. Ehrlich gesagt war ich jedoch total froh, DASS es dort auffiel und nicht mir beim Auspacken?!
Die Neulackierung dauerte leider noch eine Woche, aber dann war der Rahmen endlich auf dem Weg. YESSSS!!!!!
Ich erhielt eine Trackingnummer von TNT/FedEx und die Rechnung über den Restbetrag. Nach der Überweisung bzw. dem Eingang des Geldes bestätigte Veronika diesen umgehend und schickte eine aktualisierte Rechnung mit € 0,- Restbestrag. Wirklich sehr ordentlich im Gegensatz zu manch deutscher Rahmenschmiede.
Der fu...g Paketdienst schaffte es doch echt, die Auslieferung noch ein wenig zu verzögern, so dass ich meine Nachbarn bitten musste, das Paket anzunehmen. Aber ENDLICH:
Da isser!!!!!
Der Rahmen war -wie nicht anders zu erwarten- super verpackt und ich pinkelte mich fast ein vor Freude und Aufregung. Ab in den Keller, Karton öffnen und das Schmuckstück entnehmen:
Neben Tonnen von Polstermaterial enthielt das Paket auch noch separat verpackt die Gabel, Steuersatzteile, eine Liste mit den wichtigsten Drehmomenten, ein Dankschreiben und eine Garantiekarte. Alles sehr schön und vorbildlich.
Da ich jetzt die maximale Bildmenge erreicht habe, werde ich mal in Richtung Aufbau schwafeln.
Der war eigentlich ziemlich unspektakuläre und ging sehr gut vonstatten. Im Rahmen war als Führung für die hintere Bremsleitung eine Art Kabel verlegt, welche man eigentlich nur verbinden und dann durch den Rahmen ziehen musste.Kinderspiel!
Der Rest war auch völlig problemlos, seltsamerweise blieben unerwartete Katastrophen aus, obwohl ch zum ersten Mal Di2 verbaut hatte und Road-Scheibenbremsen selbst entlüftete.
Hier das Gesamtpaket:
Rahmenset: Festka Scalatore mit Columbus Futura Disc und Cane Creek 110 Steuersatz
LRS: Beast Components RX40 + DT Swiss 180
Reifen: Continental GP5000 TLR 28mm tubeless montiert
Lenker/Vorbau/Sattelstütze: Beast Road 44cm/ Beast 110mm/ Beast 31,6mm
Sattel: Björn Sedlo
Schaltgruppe: Ultegra Di2 mit 4iiii PM bds
Pedale: Look Keo2 Max Carbon
Lenkerband: Lizard Skins DSP 2.5mm
Gesamtgewicht: Ca. 7,45 kg
Die Jungfernfahrt war ein Hammer! Es waren zwar nur 40km, aber die machten richtig Spaß. Die Sitzposition ist nach ein paar kleinen Probiereinstelllungen perfekt und es fühlt sich richtig schnell an. Der Rahmen ist bocksteif, reagiert prompt und lässt sich durch wirklich nichts beeindrucken. Echt klasse, was natürlich auch das Gesamtkonzept mit den LR ausmacht, der sich top beschleunigen lässt. Ich muss natürlich noch ein wenig mehr fahren, um hier seriös ins Detail gehen zu können, aber es ist ein Top-RR!
Ein paar Gedanken:
Klar habe ich am Anfang auch stark damit gehadert, ob ich einen solchen Schritt auf dem Performancetreppchen machen soll und derart hoch ins Regal greifen musste, um ein Rennrad zu kaufen. Das war gar nicht mal so leicht, weil ich sonst auch eher in der Vernunftklasse unterwegs bin und Marken wie z.B. Pinarello, Specialized oder Colnago mittlerweile eher befremdlich und überteuert auf mich wirken. Es hat sich aber zu 100% gelohnt !!! Ich habe ein unfassbar gutes Rennrad gekauft, viel besser, als ich es jemals fahren könnte. Die Optik übertrifft komplett meine Erwartungen und die reine Fahrpermormance ist unglaublich und genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich war am Anfang fast schon eingeschüchtert von der Kunstfertigkeit der Räder, fühlte mich aber auch immer ernstgenommen und super durch den ganzen Kaufprozess begleitet. Die Crew ist wirklich sehr freundlich und auf alle Ideen, Einwände und Nachfragen wird prompt reagiert bzw. professionell eingegangen. Ein absoluter Volltreffer, der mich hoffentlich noch eine lange Zeit begleiten wird.
Sollte ich irgendetwas vergessen haben, gerne fragen. Wenn jemand ernsthaft in Betracht zieht, sich ein Festka anzuschaffen, kann er/sie sich meins gerne in Düsseldorf anschauen.
Und an diejenigen , die dieses erstaunliche Stück Prosa bis zum Ende durchgelesen haben: Dankeee !
