Ein Ingenieur berechnet bestimmt keine Spannungen in Rahmen.
Da wird ein Konstrukteur ein FEM Programm oder dergleichen druberlaufen lassen.
Aber den Berechnungen kann man nicht trauen. Deshalb besser testen,...
Da ich aus der Ecke komme (allerdings andere Branche): Das stimmt so nicht. Der Konstrukteur konstruiert. Der Berechner berechnet/simuliert. Beide sind Spezialisten für ihren Bereich und müssen eng verzahnt zusammenarbeiten. Der effiziente Einsatz eines FEM-Programms (oder anderer rechnergestützter numerischer Methoden) erfordert das Verständnis der mathematischen Hintergründe der Methode und viel Erfahrung. Ansonsten kann ein Ergebnis nie richtig bewertet werden.
Es ist gerade die Gefahr der FEM, dass am Ende meistens ein schönes Ergebnis (=buntes Bild) rauskommt, das aber ohne Detailkenntnisse relativ wertlos ist. Es gilt: Garbage in - garbage out.
Natürlich gibt es einfacher zu nutzende FE-Pakete mit eingeschränkter Funktion, die auch schon gute Ergebnisse liefern, aber der Teufel steckt im Detail und diese Tools geraten irgendwann an ihre Grenzen.
Was das Testen angeht: Das wird man immer brauchen
- Um neue Methoden und Modellierungen zu validieren.
- Für die experimentelle Parameteridentifikation.
- Zum Absichern des Ergebnisses einer rechnergestützten Optimierung.
Der letzte Punkt ist das, was anstatt des "dünner Bauens bis es bricht" zutrifft. Jenes wäre aus zweierlei Hinsicht nicht zielführend.
Erstens, weil damit nur der Punkt Festigkeit adressiert wäre. Dazu kommt die Schwierigkeit, ein für Rennräder sinnvolles Lastkollektiv zu erstellen und damit zu testen. Das Thema Stabilität (=Steifigkeit, Dämpfung und damit Eigenschwingungsverhalten) ist aber beim Rennrad mindestens genauso wichtig.
Zweitens, da man es sich heutzutage nicht mehr leisten kann/will, einen Prototypen nach dem anderen zu bauen. Daher wird rechnerisch optimiert und am Ende getestet.
Aufgrund der ausgeführten Aufwände (und noch einiger mehr, z.B. das ganze Thema Materialforschung, Fertigungsmethoden,etc.), die der asiatische Markenrahmenfälscher nicht treiben muss, die der Kunde aber irgendwo zu bezahlen bereit sein muss, wenn er erstklassige Entwicklungsarbeit schätzt, kann man das ganze Gerede von wegen Doppelmoral und Abzocke in die Tonne kloppen. Es ist falsch, Fakes zu kaufen und die halbseidenen Versuche, das eigene Gewissen zu beruhigen, kann man sich in der Öffentlichkeit auch sparen, denn mehr als sich selbst belügen kann man damit nicht.
Natürlich kann man mit dem Siegel "Premium" die Preise in Regionen jenseits dessen, was nötig wäre, hochtreiben. Apple dürfte der Meister dieser Disziplin sein. Man wird aber nicht gezwungen, diese Produkte zu kaufen, wenn einen der "Haben-Wollen-Faktor" kalt lässt.