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Die 5 schlimmsten Stilsünden auf dem Rennrad!

Re: OT: wie alt ist toby99 eigentlich?

Anton-Ritter schrieb:
übrigens korrekt: herrgottssack oder herrgottssackra (bin exilbayer...)

- und das kommt ursprünglich aus dem Englischen (ja, auch damals schon ... tztztz ;) ) "for gods sake" (Um Gottes Willen)

:bier:

Ja dann, dann kommt ''Godsakke'' sicherlich auch daher!
 
achja, übrigens sehen wir in Bayern nicht alle so aus: ;)

antenne_bayer_pooser_s.jpg
 
ghostrider schrieb:
Ich halte es ja schon für ein Stilsünde, "DAß" überhaupt mit "SS" zu schreiben, neue RS hin oder her. Ein "sz" ist etwas völlig anderes als ein "ss", ich sehe keinen Anlaß, dieses bei vielen Wörtern nicht mehr zu verwenden, nur weil ein paar steuerfinanzierte Sesselpupser dies gern so hätten. Irgendwann wird das "sz" völlig aus den Köpfen verschwunden sein... schade drum.

Es gibt doch noch genug Wörter, die man mit einem "ß" schreibt. Ich finde es ok so und es macht meiner Meinung nach sogar Sinn.
 
ditschi schrieb:
:D Das erinnert mich gerade an diesen Uraltwitz:
"Trifft ein junger Mann eine süsse schnuckelige junge Frau (vielleicht ja Lula?). Diese hat eine Katze auf dem Arm. Fragt der Mann nicht schüchtern "darf ich mal Deine Muschi streicheln?" ...

... plötzlich bricht der junge Mann mit blutender Nase unter Schmerzen zusammen und liegt gekrümmt auf dem Boden. Die süße schnuckelige junge Frau lacht sich eins ins Fäustchen und kauft sich an der nächsten Ecke ein Eis!
 
Re: OT: wie alt ist toby99 eigentlich?

Hallo,

Anton-Ritter schrieb:
übrigens korrekt: herrgottssack oder herrgottssackra (bin exilbayer...)

- und das kommt ursprünglich aus dem Englischen (ja, auch damals schon ... tztztz ;) ) "for gods sake" (Um Gottes Willen)

:bier:

eehhhmmm, ehmmm?
:confused: :confused: :confused: :confused:

"Herr Gott Sakrament nochamal!"
Das war der einzige Fluch, den meine Grossmutter jemals von sich gegeben hat.
Und das war zu einer Zeit, das gab es England auf ner anstaendigen Landkarte noch net oamoal.

http://de.wikisource.org/wiki/Stoßseufzer

Ciao
Der Frosch - geht morgen Blumen giessen.
C.
 
lula schrieb:
... plötzlich bricht der junge Mann mit blutender Nase unter Schmerzen zusammen und liegt gekrümmt auf dem Boden. Die süße schnuckelige junge Frau lacht sich eins ins Fäustchen und kauft sich an der nächsten Ecke ein Eis!

:D Ok, Du hast es nicht anders gewollt - einen Witz zum "ins Fäustchen lachen"

Das alte Ehepaar hat sich darauf geeinigt, den ehelichen Sex denn doch eher etwas verschämt "lachen" zu nennen.
Eines Abends fragt der Mann seine Ehefrau ob die beiden nicht mal wieder etwas lachen wollten. Nööö, heute sei ihr nicht nach lachen zu mute so die Antwort. Frustriert dreht der holde Gatte sich auf die Seite.
Nach einiger Zeit überlegt die Göttergattin sich die ganze Sache und möchte nun doch lachen.
Daruf der Gatte " zu spät - ich habe mir schon ins Fäustchen gelacht!!"
 
Um mal von Lulas Muschi zu den Stilsünden zurüchzukehren:

Der Gipfel an Stil wird auf der Bahn erreicht:

-alle haben weiße Socken
-alle haben braungebrannte muskulöse rasierte Beine
-alle haben elegante Räder ohne sinnlosen Schnickschnack
-es wird eine hohe Frequenz gefahren
-alle haben Vereinstrikots
-wer zu langsam fährt, rutscht aus der Kurve...

Da werden optische Maßstäbe gesetzt!
 
FixedGear schrieb:
Um mal von Lulas Muschi zu den Stilsünden zurüchzukehren:

Der Gipfel an Stil wird auf der Bahn erreicht:

-alle haben weiße Socken
-alle haben braungebrannte muskulöse rasierte Beine
-alle haben elegante Räder ohne sinnlosen Schnickschnack
-es wird eine hohe Frequenz gefahren
-alle haben Vereinstrikots
-wer zu langsam fährt, rutscht aus der Kurve...

Da werden optische Maßstäbe gesetzt!



Hört, hört.

Dass ich sowas noch lesen darf, das ist mal wieder Balsam für meine "Leseaugen".

Grüßle

Chris
 
b-r-m schrieb:
Das erinnert mich an einen anderen Witz, den ich im TV von Jürgen von der Lippe erzählt bekam. Da ging es auch um Eis, eine Lehrerin, einen Jäger und irgendwelche Vögel auf irgendwelchen Telegraphenleitungen... und das kleine Fritzchen.

Aah! Lippi! Der König der verbalen Stilsünden! Gut, daß Du die Handlung des Witzes verschwiegen hast. So kann ich noch in Ruhe zu Ende verdauen... ;)
 
enasnI schrieb:
Es gibt doch noch genug Wörter, die man mit einem "ß" schreibt. Ich finde es ok so und es macht meiner Meinung nach sogar Sinn.

"sinn machen" 'tut' gar nichts", entweder: "es ergibt sinn" oder "es ist sinnvoll". "sinn machen" lernt man wohl heute auf der berufsschule ...
 
tutterchen schrieb:
"sinn machen" 'tut' gar nichts", entweder: "es ergibt sinn" oder "es ist sinnvoll". "sinn machen" lernt man wohl heute auf der berufsschule ...

wenn schon, denn schon:

(von: http://fb14.uni-mainz.de/~sth/sinnweb2.htm)

Macht Sinnmachen Sinn?

Es genügt nicht, keine eigenen Gedanken zu haben;
man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.
(Karl Kraus zugeschrieben*)

Neben manchem andern sondern Menschen auch Gesprochenes ab.
Man muß das gar nicht so wichtig nehmen.
(Kurt Tucholsky)

Vor einigen Jahren tauchte die Redewendung "es macht Sinn" im deutschen Sprachgebrauch auf. Von Politikern und Journalisten über die Medien verbreitet hat sich diese Phrase im allgemeinen Sprachgebrauch festgesetzt und wird meist im Sinne von "es leuchtet ein" oder "es ist sinnvoll" gebraucht – interessanterweise nicht im Sinne von "Sinn stiften", was ja als Synonym für das Sinnmachen naheläge. Wenn, mit Aristoteles, der Logos in den Dingen steckt, so muß man ihn ja auch dort herausholen können. Aber ist dieses Herausholen dem Machen gleichzusetzen? Ist Sinn machbar?

Im Folgenden soll der Ursprung und die Bedeutung dieser Phrase genauer beleuchtet werden. Dazu werden die üblichen Nachschlagewerke, aber auch elektronische Medien und sogar die Phantasie des Autors herangezogen. Desweitern wird der Versuch unternommen, die Redewendung in Hans Buchheims Theorie der praktischen Gangart der Ratio anzusiedeln.

Der Große Duden von 1973 kennt das "Sinnmachen" noch nicht. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, ebenfalls aus der Dudenredaktion, in der dritten Auflage von 1999 hingegen nennt unter Punkt 5 des Eintrags "Sinn" – "Ziel u. Zweck, Wert, der einer Sache innewohnt" – unter anderen auch "etw. macht keinen/wenig S. (ugs.; hat keinen/wenig Sinn; nach engl. it doesn’t make [any] sense)".2 Es schließen sich die Belege des ersten Erscheinens in gedruckter Form an: "es macht wenig S., davon den Frauen zu klagen (Frings, Liebesdinge 18); Macht es denn überhaupt S., dass kleine Anleger jetzt Gold kaufen? (Spiegel 1/2, 1980, 32)."3 Der Spiegel als Quelle des sinnentstellenden Sinnentrugs verwundert nicht. Der Eintrag in der Brockhaus-Enzyklopädie4 ist nahezu identisch mit dem im Duden, ist doch dieselbe Redaktion für den Wörterbuchanteil des Lexikons verantwortlich. Hier zeigt sich im übrigen, daß sich diese Nachschlagewerke der deutschen Sprache, anders als die beiden folgenden, von einer präskriptiven zu einer deskriptiven Ausrichtung gewandelt haben. Sie registrieren jeden Unsinn, verbreiten ihn dadurch und werden somit sinnigerweise wiederum sinnstiftend tätig.

Wahrigs Deutsches Wörterbuch in der Ausgabe aus dem Jahr 2000 kennt "Sinn machen" nicht, hier wird lediglich "etwas gibt" oder "hat keinen Sinn" mit "unvernünftig" oder "es hat keinen Zweck" sinngetreu gleichgesetzt.5 In Hermann Pauls Wörterbuch findet man nur "das alles hat ja keinen S."6 Der Vollständigkeit halber seien noch das 32-bändige Grimmsche Wörterbuch von 19057 sowie das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache der Akademie der Wissenschaften der DDR von 19768 erwähnt. Auch hier mußte die Suche nach dem gemachten Sinn erfolglos bleiben.

Anders hingegen Broder Carstensens Anglizismen-Wörterbuch; es verzeichnet unter (einen/keinen/wenig/etc.) Sinn machen im Zusammenhang von Aussagen, Entscheidungen und Handlungen die Erklärung "(nicht, wenig) sinnvoll sein".9 Als wahrscheinlichen Ursprung nimmt es das Englische to make (no/etc.) sense an. Im Deutschen trete die Wendung heute häufig an die Stelle von das hat/(er)gibt (keinen etc.) Sinn. Der Erstbeleg im sogenannten Paderborner Korpus, also der Kartei der Wörterbuchredaktion, ist auf das Jahr 1979 datiert; die Erstbuchung in einem deutschen Wörterbuch wurde im Duden Universalwörterbuch von 1983 gefunden. Es folgen eine Reihe von Belegbeispielen; davon sollen hier nur die ersten drei zitiert werden:

1 SPIEGEL: Herr Minister, Sie machen in diesem Jahr über 30 Milliarden Mark neue Schulden. Zugleich müssen Sie 1979 rund 31 Milliarden für Zins und Tilgung des alten Schuldenbergs von 207 Milliarden ausgebe. Macht das noch Sinn? (SPIEGEL 29.1.1979: 84)

2 [...] vor der nächsten Bremer Premiere, [...] "groß und klein" von Botho Strauß, macht die Entscheidung für Strindbergs Szenen einer Ehe und einer Läuterung schon Sinn. (ZEIT 28.9.1979: 45)

3 SPIEGEL: Herr Professor Mann, zumindest auf diesem Gebiet können Sie sich mit Ihrem Strauß nicht sehen lassen. Es macht doch keinen Sinn, einen Kanzlerkandidaten Strauß zu propagieren, aber zugleich zu sagen: Was er da redet über die Ostverträge, das ist Unsinn. (SPIEGEL 1.9.1980: 42)10

Von zwölf Belegbeispielen stammen sieben aus dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, aber auch Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zeitung beteiligten sich schon früh an der Verbreitung der Lehnphrase.11 Das nimmt insofern Wunder, als sich Die Zeit, namentlich in Gestalt Dieter Zimmers, und die FAZ – in Gänze, vor allem seit der letzten Rechtschreibreform – zu Gralshütern der deutschen Sprache aufgespielt haben. Die FAZ kann allerdings geltend machen, Helmut Kohl zitiert zu haben; dies aber in einer Überschrift auf der Titelseite zu tun hätte vermieden werden können: "Kohl: Entspannung macht nur unter globalem Aspekt einen Sinn".12 Dennoch scheint man bei dieser Zeitung doch zu sehr an den Lippen des heutigen Altkanzlers gehangen zu haben, denn auch das zweite Belegzitat, das der FAZ entstammt, befaßt sich mit Sinndeutung Kohlscher Äußerungen: "Zurück zu den Fünfzigern? Das macht, und so hat es der Kanzler auch gemeint, nur in einem Punkte Sinn [...]."13

Gordon Craigs Einschätzung, die FAZ pflege einen "würdevollen und etwas steifen Stil",14 muß also in diesem Punkt relativiert werden. Sein Urteil über die Sprache des Spiegels, die er als radikal, schrill und aggressiv15 charakterisiert, hingegen leuchtet ein. Wolf Schneider bescheinigt dem Spiegel, "mit seinen Manierismen seit Jahrzehnten der oberste Verhunzer der deutschen Sprache"16 zu sein. Allerdings ist dieser Vorwurf an die Presse auch nicht neu: Peter Panter alias Kurt Tucholsky beklagte schon 1929 in seiner Glosse "Zeitungsdeutsch und Briefstil" "einen bösen Verfall der deutschen Sprache".17 Überhaupt sind Tucholskys Gedanken über die zunehmende Verhunzung der deutschen Sprache von bemerkenswerter Aktualität.

Offensichtlich entstammt die Phrase "Sinn machen" dem Englischen – Dudenredaktion und Broder Carstensen sind sich hier einig; sie ist eine wörtliche Übersetzung der Redewendung "to make sense", die tatsächlich ähnlich verwendet wird. Nun ist es mit dem Übersetzen so eine Sache – man kann wortwörtlich übersetzen, aber man kann auch eine sinngemäße Übertragung anstreben. Letzteres scheint jenen, die diese Phrase fürs Deutsche ersonnen haben, aber nicht in den Sinn gekommen zu sein, es wäre ja schließlich auch überflüssig, sprich: sinnlos, gewesen, da es ja sinnvollere und einleuchtendere Entsprechungen für den entlehnten Begriff gibt.

Interessanterweise findet Sinn ("sense") im Zusammenhang mit "machen" im 20-bändigen Oxford English Dictionary auf vier Seiten mit je drei Spalten unter 30 Unterpunkten nur zwei kurze Erwähnungen:

1921 G. B. Shaw Back to Methuselah IV. 148 She spoke to me without any introduction, like any improper female... Improper female doesn’t make sense.

1926 Punch 12 Feb. 170/2 It can’t be right, it can’t be. Spats and a bowler hat, but no umbrella—it doesn’t make sense.18

Es fällt auf, daß beide Beispiele die Phrase im negativen Zusammenhang verwenden, daß hier also etwas sinnlos bzw. ohne Sinn sei. George Bernard Shaws Zitat ist doppeldeutig: ist das unanständige Weib sinnlos, daß heißt ergibt das, was sie sagt oder tut, keinen Sinn, oder hält der Sprecher die Bezeichnung "unanständiges Weib" für eine ohne Sinn? Das zweite Beispiel aus der Satirezeitschrift Punch hingegen besagt eindeutig, daß die Kombination von Gamaschen und Melone ohne Schirm keinen Charme habe, daß der Gentleman ohne Schirm unvollständig gekleidet sei, seine Kleiderwahl also ohne Sinn und Verstand sei. Erwähnenswert ist am Rande, daß bereits 1686 die Wendung "to make sense of somebody" auftaucht, die allerdings mit "aus jemandem Schlau werden" übersetzt werden sollte. Auch hier steht die Redewendung ursprünglich in negativem Zusammenhang; die Sinnlosigkeit, nicht das Sinnhafte, steht im Vordergrund.

Übernimmt man Wolf Schneiders Formenkatalog der Anglizismen, so kann man "es macht Sinn" in zwei der vier Kategorien einordnen: Da es mehrere sinnvolle und einleuchtende deutsche Entsprechungen gibt, kann man von der "[d]ümmliche[n] Nichtübersetzung eines englischen Wortes"19 sprechen – Beispiel: Inauguraladresse; besser aber paßt die Definition einer "scheinbar deutsche[n] Wortprägung, die ein angelsächsisches Vorbild nachäfft".20

Bis hierher wurden die klassischen Quellen herangezogen, um die Phrase "Sinn machen" zu belegen. Aber man kommt ja um das neue Globalmedium der vernetzten Informations- und Desinformationsmöglichkeiten nicht herum. Das weltweite Gewebe, dieses Strickwerk von Kabeln rund um den Erdball, auch das Internet genannt, schien zum Sinnstifter der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts geworden zu sein. ‘Internet’ war die Antwort auf viele drängenden Probleme der jüngsten Vergangenheit: Bildungsnotstand? Internet in die Schulen. Verbrechen? Internet-Datenbanken. Arbeitslosigkeit? Homepage des Arbeitsamts. Terroranschläge? Vernetzung der Geheim- und anderen Dienste. Sonstige Fragen? Gib sie einfach in eine Suchmaschine ins Netz. Dieses Internet gibt uns also mit seinen Werkzeugen Antworten auf alle drängenden Fragen.

Die Eingabe der beiden Begriffe "Sinn machen" und "to make sense" in fünf willkürlich ausgewählten Suchmaschinen21 des Internets brachte erstaunliche Ergebnisse: Unter den jeweils ersten fünf Suchergebnissen finden sich hauptsächlich Werbeseiten für CDs, Beschreibungen von Elektronikbauteilen, Öl-Additiven, Seiten mit Computer-, Finanz- und Tauchtips. Religiöse Seiten stellen die Sinnfrage, pornographische und die eines Kosmetikstudios glauben sie zu beantworten. Auch die Bayer AG und der Keksbäcker Brandt beteiligen sich an der Sinnstiftung.

Erschreckend sind jene Seiten, die sich mit Sprache befassen. Ein dänischer Übersetzer prahlt, daß seine Texte durchs bloße Übersetzen mit Sinn versehen wurden: "Unsere Übersetzungen machen Sinn".22 Ein Lehrer bietet als Hilfe für "Berufsschüler, Berufskollegs, Techniker etc. ... und alle die mal was verpasst haben"23 (!) sein Übungsmaterial Englisch an. Der Wert der Hilfe bleibt zweifelhaft, da sich unter den Redewendungen die schlichte Erklärung "make sense (Sinn machen)" findet. Eine Seite einer Grundschule, die "Lernprogramme die Sinn machen" anbietet, bedarf wohl keines weiteren Kommentars.24

Der Verein Deutsche Sprache, der es sich nach eigenen Worten zum Ziel gesetzt hat, "die Vermanschung des Deutschen mit Anglizismen zu Denglisch"25 zu bekämpfen, ignoriert das Sinnmachen geflissentlich. Ganz anders der Verein zur Wahrung der deutschen Sprache, für dessen zweiten Vorsitzenden Hensel insbesondere die Verwendung der Phrase "Sinn machen" ein Beispiel für unsere angebliche "Selbstkolonialisierung"26 darstellt. Jedenfalls spricht sich Hensel für die Verwendung der deutschen Synonyme aus.

Man kann natürlich auch die Ansicht vertreten, daß es Synonyme eigentlich gar nicht gibt, da sie in Nuancen in ihrer Bedeutung von einander abweichen oder auch in unterschiedlichen Sprachzusammenhängen benutzt werden. Dann können wir allerdings nicht von bestehenden Definitionen und Entsprechungen für die Phrase "Sinn machen" ausgehen, sondern müssen einen Schritt weitergehen: Vielleicht will der Sprecher ja sinnstiftend wirken, vielleicht verwendet er den Begriff in vollem Bewußtsein, daß die deutsche Sprache kein Äquivalent aufweise, es also nötig sei, eine neue Redewendung in den Sprachgebrauch einzuführen.

In einem Brief an den Spiegel beklagte ein Leser den "Unfug", Satzkonstruktionen mit "es macht Sinn" zu verwenden: "In korrektem Deutsch muß es immer noch ‘hat nicht mehr viel Sinn’ heißen. Eine Sache hat Sinn; er wohnt ihr inne, aber sie bringt kaum einen Sinn hervor, produziert ihn, macht ihn. [...] Hier wird wieder einmal grundlos das Englische nachgeäfft: it doesn’t make sense. Wozu das?"27 Ja, wozu wohl? Ich will ein wenig sinnieren: Das Sinnmachen kann auch mit dem Drang des Menschen zusammenzuhängen, es dem Schöpfer nachzutun und ebenfalls schöpferisch tätig zu werden. Wem es also nicht gelingt, ein Haus zu bauen, einen Baum zu pflanzen oder einen Sohn zu zeugen – vulgo: alle diese Dinge zu machen – der glaubt vielleicht wenigstens Sinn machen zu können, und sei dieser auch noch so flüchtig. Ein Kritiker könnte einwerfen, es handele sich ja um das unpersönliche "es", welches, der Logik der Phrase folgend, den Sinn fabriziere.28 Richtig, aber der Sinn steckt ja in der besprochenen Sache – vgl. Aristoteles – und harrt darauf, herausgeholt zu werden. Da er dies nun schwerlich selbst und aus eigener Kraft bewerkstelligen kann, bedarf es der Hilfe desjenigen, der die Sache bespricht. Er erkennt den Sinn, welcher der Sache innewohnt, und bekundet, dieser sei gemacht. Oftmals hat der Sprecher jenen Sinn, den er zu erkennen glaubt, dem besprochenen Gegenstand selbst beigemessen. Durch sein Zutun entstand gleichsam der Sinn, er wurde gemacht. "Machen" bedeutet ja auch, einer Sache mächtig sein, im weiteren Sinne, Macht über etwas erlangt zu haben. In Amerika kann man sogar, entgegen jeglicher biologischer Gesetzmäßigkeit, sich selbst machen: Der selfmademan, der Mann, der sich selbst (zu was auch immer) gemacht hat, genießt hohes Ansehen. Da im amerikanischen Selbstverständnis jeder seines Glückes Schmied ist, kann er sich selbst machen. Warum soll man also nicht auch Sinn machen können? Welche höhere Macht aber kann es geben, als selbst Sinn zu stiften? Der Sinnstifter wird zum Schöpfer, ja, er wird Gott gleich, hat Macht.

Politiker, aber auch die Meinungsmacher der Medien, genießen Macht. Die hohlen Phrasen so manches Politikers sind oftmals sinnentleert, und die Medien geben diese dann noch besser verpackt wieder. Mit vielen wohlgesetzten Worten wird häufig vieles nicht gesagt, zumindest wird der wahre Sinn bis zur Unkenntlichkeit verschleiert. Chicago trägt den Beinamen "The Windy City" nicht, wie man annehmen könnte, wegen der Brisen, die durch die Häuserschluchten pfeifen, sondern wegen der warmen Luft, welche die Politiker der Stadt von sich zu geben pflegten. Auch scheinen manche Mächtigen dem "make believe" – dem "Glauben machen" wollen – näher zu stehen als dem Sinnvollen. Das Volk plappert es dann unreflektiert nach. Kurt Tucholsky alias Peter Panter bemerkte in ähnlichem Zusammenhang, es sei "rätselhaft, wie dieses [deutsche] Volk, das angeblich so unter seinen Beamten leidet, sich nicht genug tun kann, ihnen nachzueifern".29 Dennoch genießt der Macher in gewissen Teilen der Bevölkerung ein hohes Ansehen – einer, der nicht "nur" redet, sondern etwas macht, einer der seinen Worten Taten folgen läßt. Dabei scheint es gleich zu sein, was er macht – daß er etwas macht ist ausreichend. Das Sinnhafte wird seinem Tun automatisch beigemessen. Er macht also gleichsam Sinn, indem er handelt. Ist das praktische Ratio?

Die Buchheimsche Unterscheidung zwischen gemeintem bzw. inhaltlichem Sinn und persönlichem Sinn hilft weiter: "Persönlicher Sinn beschränkt sich auf den Belang, den eine Gegebenheit für eine Person hat, gemeinter bzw. inhaltlicher Sinn dagegen betrifft auch die Gegebenheit selbst".30 Der Sinn, den ein Politiker sich von einer Gegebenheit macht, muß ja nicht viel mit der Gegebenheit gemein haben. Wird aber dieser gemachte, persönliche Sinn von Medien übernommen und verbreitet, so kann er zum gemeinten Sinn mutieren. Sinn wurde gemacht. Laut Hegel ist der Staat "die Welt, die der Geist sich gemacht hat".31 Wenn nun also der Geist des Politikers einen Staat machen kann, warum soll er nicht auch Sinn machen können? Und da laut Pythagoras der Mensch das Maß aller Dinge ist, muß es wohl so sein. Andererseits: omnes definitio [...] periculoso est. Hans Buchheim sagt über die praktische Gangart der Ratio, etwas Gewolltes werde der vorgefundenen Wirklichkeit implantiert.32 Das hieße, der Sinn würde gemacht und dann in das Vorhandene eingepflanzt. Dann käme dieser gemachte Sinn nicht aus der Sache, wo sie ja laut Aristoteles steckt, sondern von außen. Aber Buchheim meint auch, daß zur praktischen Gangart die Möglichkeit des Irrtums gehöre33 – der gemachte Sinn kann also ausgemachter Blöd- oder gar Unsinn sein.

Hier scheint sich die Lösung der Frage nach dem Sinn aufzutun. Unsinn kann man, soll man aber nicht machen – "macht keinen Unsinn!" Mehr noch: wenn Unsinn die Negation des Sinns ist, dann ist ja "Sinn machen" durch Aufhebung der doppelten Negation das Äquivalent von "keinen Unsinn machen". Ergibt dieser Unsinn überhaupt einen Sinn? Mir erscheint es sinnlos, weiter über diese Frage nachzusinnen...

* Das Zitat scheint nicht von Karl Kraus zu stammen, allerdings konnte ich den tatsächlichen Urheber nicht ermitteln. Bei Kraus findet sich in den Aphorismen ein ähnlicher Sinnspruch: "Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können – das macht den Journalisten" (A1443). Ich danke Michael Prónay für den Hinweis.


und, macht das Sinn? ;)
 
enasnI schrieb:
Es gibt doch noch genug Wörter, die man mit einem "ß" schreibt. Ich finde es ok so und es macht meiner Meinung nach sogar Sinn.
Weißt Du, es ist nicht so, daß ich darüber noch nicht nachgedacht hätte. Aber trotz aller Bemühungen- der Sinn erschloß sich mir und meiner Einfalt einfach nicht, es ging mir hier wie bei den anderen Änderungen in der RS. Aber wenn Du tatsächlich einen Sinn gefunden hast, dann laß mich nicht dumm sterben. Vielleicht bin ich auch schon zu alt für solch neumodischen Mist ;)...
Anregung: Brauchen wir vielleicht einen "Rechtschreib-Thread"? Zur Diskussion und zur Orientierung für alle "hypochondrischen" Legastheniker?

Anton-Ritter schrieb:
wenn schon, denn schon: ...
Hähä...:bier:
 
tutterchen schrieb:
"sinn machen" 'tut' gar nichts", entweder: "es ergibt sinn" oder "es ist sinnvoll". "sinn machen" lernt man wohl heute auf der berufsschule ...

Danke das Du mir zuvor gekommen bist! Ist wieder eine der ganz großen Stilsünden. Entweder hat irgendwas einen Sinn oder es hat keinen und dann wird man auch keinen reinmachen können!
 
lehmann schrieb:
Tolerant bitte nur mit einem l schreiben! Sonst kann ich das nicht tolerieren.:D :D

Ich schenke Dir gerne eine Packung Tippex für die Korrektur aller Schreib- bzw. Tippfehler im Forum. Die Fehlstellungen im Satzbau und die unvollständigen Sätze könnten dann gleich mitbehoben werden. Viel Spaß damit Lehmann!;)
 
ghostrider schrieb:
Weißt Du, es ist nicht so, daß ich darüber noch nicht nachgedacht hätte. Aber trotz aller Bemühungen- der Sinn erschloß sich mir und meiner Einfalt einfach nicht, es ging mir hier wie bei den anderen Änderungen in der RS. Aber wenn Du tatsächlich einen Sinn gefunden hast, dann laß mich nicht dumm sterben. Vielleicht bin ich auch schon zu alt für solch neumodischen Mist ;)...
Anregung: Brauchen wir vielleicht einen "Rechtschreib-Thread"? Zur Diskussion und zur Orientierung für alle "hypochondrischen" Legastheniker?


Hähä...:bier:

In der Regel brauchen wir diesen Thread nicht, aber Einige schaffen es in der Tat kaum lesbare Dinge zu verfassen, die den Schluß der Lagasthenie nahelegen. Das scheint mir der Altersbereich 14-17 zu sein. Der Ein oder Andere sollte da nicht nur radeln sondern auch mal das Schulbuch zücken.
Die "normale" orthographische Tretmine sei Jedem zu gestanden.

Schüsss:p
 
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