joerg_ffm schrieb:
Das sind Sätze, mein Lieber, dafür wird man in Frankfurt gekreuzigt. Ohne Spaß! Aber du bist jung, du kannst noch lernen.
Herzlichst,
Jörg.
Es gibt zwei Todsünden, die man in der Apfelweinwirtschaft als Gast begehen kann.
1) Ein Bier bestellen !

2) Einen süßgespritzten bestellen.
Was auch nicht gut kommt, sind Sonderwünsche jeglicher Art. Wenn jemand z.B. einen Einzeltisch "gern hätt".
In Apfelweinkneipen wird sich "dazwischegepetzt". Das heißt, da hockt jeder mit jedem auf der Bank. Klassenunterschiede gibt es nicht. Da babbelt man, wie einem das Maul gewachsen ist, jeder mit jedem. Jegliche Vorbehalte bleiben vor der Tür. Wer unter sich bleiben will, hat in der Appelweinkneipe nichts verloren. Die Anleitung zum "richtigen Ton" gibt der Kellner (Schoppeschlepper) vor.

Das ist z.B.für Norddeutsche sehr gewöhnungsbedürftig. Die schnodderige Art ist aber net bös gemeint.
Es gibt so Aussprüch wie:" Ei was willst den du schon widder hier?"

oder "Hock dich dahin und halt den Babbel !"

Bei Stammgästen fragt der Schoppeschlepper garnet blöd rum, sondern stellt gleich nen Bembel auf den Tisch.
Das Urteil über eine Apfelweinkneipe zu fällen ist somit für Eingeweihte ganz leicht. Innerhalb von fünf Minuten, weiß ich, ob ich hier richtig bin. Das Problem in den letzten Jahren ist meiner Ansicht nach die Verwässerung, besser gesagt die Verbierung. Weil eben auch die Apfelweinwirte nicht mehr ihren gewohnten Umsatz einfahren oder die Nase nicht voll kriegen können, haben sie Bier, Kaffee und Kuchen oder irgendwelche sehr untypischen Gerichte mit im Programm. Dann wird der Schoppeschlepper angewiesen freundlich zu sein. Also diese Autobahnraststättenfreundlichkeit anzunehmen und schon kannste den Laden vergessen. Finde ich jedenfalls.
Außerdem steht und fällt der Laden mit der Qualität des Schoppen. Im Wagner ( Frankfurts bekannteste Apfelweinwirtschaft und somit Japanertreff) ist er wieder besser geworden. Dort kann man gut Mädels kennenlernen. Wer von den Frauen, eines bestimmten Schlages, einen Kerl sucht, der geht zum Wagner. Frankfurts größten Heiratsmarkt oder besser gesagt, "der Markt der meisten Wanderpokale."

So wie auf Jörgs altertümlichen Bild aus dem 16 Jhdt., so geht es heute nur noch im Riweller, in den 3 Steubern, im gemalten Haus(ansatzweise) im Bornschier oder in der Euleburg zu. Vielleicht habe ich eine vergessen, da ich natürlich auch nicht überall hingehe.
Eine Apfelweinwirtschaft erkennt man an dem grünen Kranz, ähnlich wie ein Adventskranz ohne Kerzen, der vor der Tür hängt. Nur ist das heute höchstens noch ein Zeichen, dass es dort Apfelwein gibt, also keine Garantie für eine richtige Apfelweingemütlichkeit.
L.