Jeder Physio, mit dem ich bisher darüber gesprochen habe, wie auch meine Orthopädin und ein guter Bekannter (ehemaliger Weltklassetriathlet) halten Dehnübungen für eine der wichtigsten Basics zum Erhalt oder der Pflege der Gesundheit des Bewegungsapparates und vor allem bei Sportlern. Ich selbst bin ebenfalls dieser Meinung, arbeite im Pflegeberuf und habe dadurch wahrscheinlich auch mehr Kenntnisse hinsichtlich Anatomie und Physiologie als der Durchschnittsbürger. Ich tue mich sehr leicht, Erläuterungen von Fachleuten zu folgen, Erkenntnisse abzuleiten und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Was aber nicht bedeuten mus, dass ambitionierte Sportler ohne medizinische Ausbildung nicht ebenfalls wichtiges Wissen angeeignet und erfahren haben.
Ich habe als junger Typ hauptsächlich Fußball in niedrigen Amateurligen gespielt und da ist das Bier hinterher meist wichtiger als umfangreiche und gewissenhafte Dehnübungen. So habe ich mir beispielsweise auch die eine oder andere kleine Haltungsanomalie antrainiert, die mich nun in der zweiten Lebenshälfte an meine Jugendsünden erinnern. Auch die zehn Jahre Training mit Gewichten waren in der Hinsicht nicht von Vorteil...
Durch einseitige Belastung bringen wir eine Dysbalance in die Systeme, die schwachen, weil untrainierten Antagonisten neigen zu reduzierter Fließgeschwindigkeit der Zellflüssigkeit, dadurch verkleben sich Faszien, die Muskeln verkürzen und verkümmern, der Schmerz aber wird häufig in den beteiligten Gelenken wahrgenommen. Das folgende MRT bringt dann nicht den erwarteten Befund und es offenbart sich, dass die Beschwerden aus dem aktiven Bewegungsapparat her rühren. Und damit liegt der Ball wieder im eigenen Feld, eine medizinisch-mechanische Reparatur ist nicht indiziert.
Evolutionärer Grundgedanke:
Solange keine Beschwerden vorliegen erkennt Mensch auch nur selten die Notwendigkeit einer Anpassungsleistung und wird in seinen Verhaltens- ( oder hier: Bewegungs-) mustern verbleiben.
Insofern also auch relativ normal, solange man nicht leidet.
Edith: ganz vergessen zu erwähnen: gut durchblutete Muskeln nach dem Training lassen sich geschmeidiger dehnen. Kalte Muskeln zu dehnen sollte etwas vorsichtiger erfolgen
just my two cents...