• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

1963er Leo Estermann (Zürich) - wie aufbauen ?

Marian71

Nicht therapierbar
Registriert
14 Februar 2011
Beiträge
562
Reaktionspunkte
248
Hi.

Ich habe ein Schweizer Estermann vom Erstbesitzer erworben und möchte Euch in den geplanten Aufbau mit einbeziehen. Daher teile ich zunächst mal die Facts, die ich bisher gesammelt habe - und ebenso meine Überlegungen und Wünsche.

Bei dem Rad handelt es sich um ein von Leo Estermann im Auftrag eines Schweizer Amateurs / Semi-Profis auf Mass gebautes Rennrad. Das Entstehungsjahr dürfte zwischen 1963 und 1964 liegen.
Sein bisheriger Besitzer, heute ca. 75 Jahre alt und immer noch aktiv, hat das Rad irgendwann Ende der 70iger oder Anfang der 80iger Jahre erneut in die Hände von Leo Estermann gegeben, der das Rad in seinen heutigen Zustand umgebaut hat.
Dabei wurde das Rad auf Starrlauf umgebaut, da sein Besitzer auch dem Bahnsport nicht abgeneigt ist (neben einem recht aktuellen De Rosa besass auch er noch ein Bahnrad, ebenfalls aus den späten 50igern).

medium_image.jpg


Es besitzt immer noch die verpressten Campagnolo Grand Sport Hochflanschnaben sowie die Stronglight 63 Kurbeln, die sicherlich die Originalausstattung darstellten. Laut Aussage des Vorbesitzers war die Schaltung von Campagnolo (ich nehme an, die erste Record) und die Bremsen von Weinmann (allerdings Seitenzug).
Die Originalfarbgebung sei ebenfalls weiss gewesen.

Jedoch wurde das Rad bei der Überarbeitung auf einen im Oberrohr verlegten Bremszug umgebaut, ebenfalls nicht orignal dürfte die Inbus-Befestigung der Bremsen gewesen sein. Der Steg für die hintere Bremse sieht jedenfalls deutlich zu modern aus. Der Rahmen wurde auch neu lackiert und mit den seinerzeit gängigen ESTERMANN Decals bestückt.
Das Sattelstützenmass ist 27mm, die verbaute single-bolt Super Record Sattelstütze ist ebenfalls zu neu für den Rahmen, genauso die Shimano 600EX Bremszangen. Von den Exage-Bremshebeln will ich gar nicht reden.
Die Frage ist nun: was machen ? :idee:o_O

Erstens: ich benötige ein Alltagsrad für die Fahrt ins Büro im Sommer und immer dann, wenn es draussen trocken ist. Und "Vintage", das muss schon sein.
Denkbar wäre daher folgende Idee: unter Beibehaltung der bestehenden Substanz und einschliesslich der nachträglich erfolgten Änderungen am Rahmen das Rad mit den ursprünglich mutmasslich verbauten Komponenten wieder aufzubauen.

Zweitens: Aufbau mit moderneren Komponenten, passend zu der Zeit des Umbaus (also Nuovo Record oder Super Record)

Drittens: gar nichts machen und als Zeitdokument sowie als Hommage an den Erstbesitzer so lassen, wie es ist.

Viertens: Radikalkur, inklusive Neulack sowie der Rückrüstung auf Schellen für den Bremszug auf dem Oberrohr und strikt zeitgenössischem Aufbau aus dem Entstehungsjahrzehnt (aber trotzdem mit dem zu modernen Steg für die hintere Bremse).

Nun seit Ihr dran: Was soll ich damit anstellen?

Nur so als Hinweis (an die jüngeren Forumsteilnehmer): Leo Estermann war bis zu seinem Tode (um das Jahr 1987 herum) sicher einer der besten und profilliertesten Schweizer Rahmenbauer. Er war zeitlebens immer bescheiden und einer, der aus seinem Können finanziell keinen (nachhaltigen) Profit schlagen konnte.
Ich habe schon ein ITCA (Alois Iten) und da passt ein weiteres in Zürich gebautes Rad ja ganz gut (wenn man schon hier wohnt).

medium_image.jpg


medium_image.jpg


medium_image.jpg


medium_image.jpg


medium_image.jpg


medium_image.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:

Anzeige

Re: 1963er Leo Estermann (Zürich) - wie aufbauen ?
Wenn du mit dem Starrgang locker ins Büro kommst, so lassen. Falls du auch mal schalten willst oder musst...Variante 2. Zum einen spricht nix gegen NR oder SR (beim Bürorad sollte NR aber mehr als reichen...SR ist da mit Kanonen auf Spatzen schießen), zum anderen wäre das authentisch, wenn der Neuaufbau schon beim Erbauer stattfand.
Hübsches Rad, mal so nebenbei.

edit: Anderer Sattel ist Pflicht...so oder so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Toller Rahmen, wie man es von Leo Estermann gewöhnt ist. Da gehört was besseres dran. Da die Modernisierungsarbeiten am Rahmen schlecht rückgängig zu machen sind, würde ich dem folgen und Bremsen aus der Umbauzeit montieren. Schaltung darf auch älter sein und einen Kernledersattel fände ich auch besser, sofern er etwas Patina hat. So lassen würde ich es nicht!
 
OK, die Ideen decken sich bisher ziemlich gut mit meinen eigenen Überlegungen.
Also: Patina + Historie erhalten, vorsichtig zeitgenössisch modernisieren.

Patinierter Kernledersattel gilt als gesetzt, die SR Sattelstütze darf bleiben - die Kurbel allerdings auch.
Dann kommen ein Paar NR Bremsen dran und möglicherweise eine ebensolche Schaltung - oder eben die ältere Record.
Steuersatz wird dann ebenfalls Nuovo Record.
Der 80iger Jahre 3ttt Vorbau bleibt, bis ich ein älteres Modell finde. Allerdings mach ich eventuell einen flachen Lenker drauf. Auch würde ich mir die Schuhe versauen / verkratzen, wenn ich mit Hakenpedalen führe - Da kommt auch irgendetwas flaches drauf.

Ich werde ein Paar silberne Felgen für Drahtreifen einspeichen, die Campagnolo Aerofelgen für Schlauchreifen sehen doof an dem Rad aus und sind unpraktisch.

Wer kann mir allenfalls bei der Suche nach einer angeschraubten Campagnolo-Zugführung für das Unterrohr behilflich sein ?

Danke auch für die bisherigen Komplimente. :)
 
Kann es eigentlich sein, dass beim Umbau auch die Gabel getauscht wurde, um eine "bahntauglichere" Geometrie hinzubekommen ? Oder täuscht da das (von oben aufgenommene) Foto ? Für eine Straßenrennmaschine von 1963 sieht mir die Gabel jedenfalls eigentlich zu gerade aus (= zu wenig Nachlauf), das wird sich im Alltagsverkehr wohl dann sehr "nervös" fahren, während die typische lange (Gesamt-)Geometrie der 1960er Jahre ansonsten ja eigentlich sogar ideal ist für eine Nutzung eines solchen Rades im Alltagsbetrieb.

Ich fahre übrigens durchweg Hakenpedale in Kombination mit klassischen Lederschuhen, und hatte bisher noch überhaupt keine Problem mit Kratzern oder sonstigen Beschädigungen des Leders; im Zweifelsfall würde ich wohl die Haken mit Leder umnähen (oder bereits fertig umnähte von MKS kaufen), das wäre eine zeittypische und zugleich pragmatische Lösung. Auf Haken und Riemen an den Pedalen möchte ich jedenfalls inzwischen keinesfalls mehr verzichten, auch nicht an meinen Alltagsrädern (dort allerdings häufig in Kombination mit flachen "Bärentatzen"-Pedalen).
 
Der Rahmen ist ja besonders in der überarbeiteten Form ein Einzelstück und das kann sich ja auch in der Komplettierung zeigen. Flacher Lenker und Schutzbleche - warum nicht? Wenn es aber einigermaßen zeitgenössisch UND mit Drahtreifen sein soll, dann solltest du nach Alu-Tourenfelgen suchen, wo mittelbreite Sportreifen draufkommen. Gabs z.B. von Mavic oder Rigidalu, aber sicher auch von AVA. Fraglich ist dann allerdinz, ob noch genug Platz für Schutzbleche ist. Deise sollten dann unebdingt aus Metall sein, am Besten auch zeitgenössisch.
Eine Lichtanlage ist für den Alltag auch keine schlechte Idee. Hier ist modernes Zeux zwar eindeutig besser, würde aber nicht so richtig zu dem Rad passen. Ggf. Akkulicht in Retro-Form?
Axo, zu den Haken. Man kann sie, wie schon gesagt, mit Leder umnähen, aber das ist die Luxusvariante. Ich habe das auch schon einfach mit Textillenkerband gemacht. Ist enifach, billig, und funzt mindestens genausogut. Das war ja in der Zeit, in der alles mögliche noch eingebandet wurde (also Bremshebel, -griffe und Zugeingänge z.B.), auch üblich.
 
fünfte Möglichkeit: Man moderniesiert das Rad weiter und passt es an die heutigen Bedürfnisse an. So, wie es schon in den 70ern der Vorbesitzer gemacht hat. Das hieße man montiert bspw Schremshebel (was einen größeren Umbau bedeuten würde), oder tauscht alte Teile, die schon sehr verschlissen oder nicht vorhanden aber von dir erwünscht sind einfach gegen moderne (von 2014) aus (z.B. Sattel + eine Schaltung).
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der Rahmen ist ja besonders in der überarbeiteten Form ein Einzelstück und das kann sich ja auch in der Komplettierung zeigen. Flacher Lenker und Schutzbleche - warum nicht? Wenn es aber einigermaßen zeitgenössisch UND mit Drahtreifen sein soll, dann solltest du nach Alu-Tourenfelgen suchen, wo mittelbreite Sportreifen draufkommen. Gabs z.B. von Mavic oder Rigidalu, aber sicher auch von AVA.

Ich dachte entweder an Rigida Chrina Felgen in poliert - die sind zwar von der Form her zu modern, aber immerhin poliert. Oder eben Velo Orange - die sind aber teuer.

Ich muss ohnehin Felgen für das ITCA, welches ich für meine Frau gebaut habe, kaufen. Die scheusslichen Aero-Felgen waren genau so mit den Grand Sport Hochflansch-Naben verbaut (ich war es nicht):

medium_image.jpg


Mittlerweile gibt es noch den Porteur-Träger von Velo Orange an dem Rad. Trotzdem muss ich aufpassen, dass das Estermann am Ende nicht genauso aussieht wie das ITCA. Die Rahmen sind auf jeden Fall ähnlich, der Gabelkopf ist sogar identisch.
Daher kommen eher keine Schutzbleche dran.
 
Warum keine Schutzbleche? Am Itca mit den VO-Teilen passen die behämmerten ja ganz gut. Am Estermann würde ich aber keine Retroware anbauen. Und beim Lenker gibts ja auch noch einige Varianten.
Beim Estermann würde ich schon empfehlen, auf zeitgenössische Teile zu 8en. Dann kommt der Unterschied ganz von alleine. Wenn ich noch Austauschräder hätte, würde ich dir ja meine Rigidalu ausm Franzosenbrummer anbieten, mit Exeltoo-Naben. Hab ich aber nicht und so muss ich sie behalten.
23.05.10003.jpg
 
Also jetzt mal ehrlich: so ein Estermann ist doch ein reinrassiges Rennrad und als solches konzipiert worden, da kommen mir die Vorschläge für Alltagstauglichkeit bei allen Bedingungen nicht ganz passend vor! Ich fände es dafür auch zu schade. Klar kann man damit auch mal bei schönem Wetter, wie vorgeschlagen, ins Büro fahren, als zur Abwechslung mal was Besonderes sozusagen. Das mache ich auch hin und wieder so, wenn ich das Rad dann auch mit rein nehmen oder im Lagerraum sicher abstellen kann. Im tristeren Alltag bevorzuge ich jedoch meinen, allerdings gut funktionierenden, voll alltagstauglichen Göppel, den ich auch mal auf dem Heimweg vorm Laden oder bei Regen vor der Kneipe abstellen kann, ohne gleich ein flaues Gefühl zu kriegen.

Estermann hat seine Rahmen für Fahrer gebaut, die wirklich Rennen gefahren sind.
 
Nein, es bleibt sportlich !
Und ich lasse meine Räder auch nicht draussen stehen. "Don't leave your baggage unattended" oder so ähnlich.

Ich hab mal die Gabel ausgebaut: französisch.
Das Tretlager ist so ein olles FAG-Plastikdingens. Ich hab schon Horror und befürchte ein Schweizer Lager. Leider kann ich es nicht verifizieren. Mein Abzieher passt nicht für die Stronglight-Kurbeln und so bekomme ich die im Moment nicht ab.
 
Das Tretlagergewinde bei Estermann ist immer französisch! Ein FAG Plastiklager scheint mir da reingewürkt worden zu sein...
 
Gut !
Dafür habe ich ja neben der verbauten Super Record Sattelstütze auch noch ein SR Tretlager und einen 25 x 1 Steuersatz.

NOSige (aber zu neue) Weinmann Bremshebel mit perfekten Hoods habe ich noch an dem ITCA (und da gehören eh Nuovo Record dran).
Die restlichen Teile werde ich eher im Stil der 60iger Jahre zusammensuchen.

Rahmen und Decals bleiben so, wie sie sind.

Die Sattelstütze misst 27mm - um was für einen Rohrsatz mag es sich handeln ? 531 ?
Mir war, als ob der Estermann bevorzugt Reynolds verwendet hat.
Sofern obiges zutreffend ist, welche (Rohrsatz-)Aufkleber soll ich beim Australier bestellen?
 
Bestell keine Aufkleber beim Australier. Das ist doch nicht nötig. Der Rahmen ist doch bestimmt schon 50 Jahre ohne ausgekommen.
 
Zurück
Oben Unten