AW: über geklebte Reifen
Juhuuuu, ich hab die Anleitung gefunden!
Hier die wichtixten Passagen zur Montage und Reparatur von Schlauchreifen. Hier kannste mal nachlesen, wie sowas abgeht
Wie geht sowas ab? Ganz einfach: runterfetzen!
Die Montage eines neuen Reifens ist kraftaufwändig und erfordert trotzdem Geschick. Denn damit der
Reifen ordentlich sitzt und nicht bei der ersten Kurve schon runterflattert, ist er seeeeeehr straff geschneidert, das heißt, dass du den vor der Montage erstmal dehnen musst. Dazu nimmst du ihn in die Hand und lässt ihn runterhängen. Dann trittst du mit dem Fuß hinein und ziehst die Fluppe mit aller Kraft, keine Angst, er wird schon nicht zerreißen. Dann ziehst du ihn trocken auf die Felge (wirst sehen, dasser immer noch sehr straff sitzt) und pumpst ihn knallvoll, 10 bar etwa, dann hoppst das Rad wie ein Flummi, aber du musst ja nicht damit fahren. Dann lässt du das ganze über Nacht so vollgepumpt stehen und am nächsten Tag ziehste den
Reifen richtig auf.
Dazu lässte erstmal die Luft ab und nimmst dann den
Reifen von der Felge.
Es gibt zwei Möglichkeiten, den
Reifen auf die Felge zu kleben:
1. mit Felgenklebeband (hält der Fachhandel bereit)
2. mit Reifenkitt (auch hier hilft der Fachhandel bei der Beschaffung)
Die sauberere Variante ist die mit Klebeband. Es handelt sich hier um ein doppelseitig klebendes Textilband, welches soweit ich weiß nur noch von der Firma VELOX in Frankreich hergestellt wird. Es ist weiß (früher gabs das ekliche braune VORWERK-Band, bei dessen Verwendung man gleich den Hobbyschrauber vom Profi scheiden konnte, denn das gab gleichfarbige Flecken überall auf
Reifen und Felge, und bei besonderen Stümpern auch auf der Kleidung; diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, denn weiß ist dezenter).
Auf einer Rolle ist etwa soviel Band, dass es für zwei Räder reicht. Man nimmt die Rolle und zieht eine Lage auf die Felge auf, etwa von Ventil zu Ventil, oder besser, etwas neben dem Ventil bis ebenda, dann sticht man das Ventilloch durch und nimmt die Schutzfolie ab, die die zweite Klebeschicht abdeckt. Jetzt nimmst du wieder den
Reifen und ziehst ihn lang, wie gestern vor der Montage, und dann nimmste die Felge her und stellstse auf die Füße (Achtung, nicht die guten Sonntagabendausgehschuhe anziehen, sondern ein paar alte Latschen, die nach oben hin gut gepolstert sind, also am besten alte Turnschuhe), und zwar mit dem Ventilloch nach oben. Dann steckste das Ventil da durch und drückst den
Reifen an dieser Stelle fest aufs Klebeband. Sie zu, dasser GERADE ist, sonst läuft er nicht gleichmäßig. Dann nimmst du den
Reifen hüben und drüben fest in die Hand und ziehst ihn langsam und mit viel Kraft vom Ventil ausgehend nach unten, möglichst so, dasser gerade auf der Felge klebt. Nicht vergessen, du musst den ordentlich STRAFF draufziehen, denn sonst haste am Ende nicht mehr genug
Reifen, wennde unten bist.
Du wirst schnell merken, dass du nur etwa bis zur Hälfte kommst. Klar, dass wir dann das Rad umdrehen müssen. Wir halten den
Reifen auf der Felge fest, wo er zuletzt aufgeklebt wurde und drehen das Rad, so dass nunmehr der Felgenstoß (der immer dem Ventil gegenüber liegt, aber nicht immer deutlich zu sehen ist) zu uns zeigt und ohne die Spannung zu lösen ziehen wir den
Reifen weiter auf die Felge. Das Rad ist hierbei waagerecht und es empfiehlt sich, ein altes Hemd anzuhaben, denn auch hier kanns zu Schmuddel-Effekten kommen.
Am Ende wirds kriminell, denn du wirst merken, dass man den
Reifen gar nicht so weit ziehen kann, dass er ganz auf die Felge passt. Er passt aber trotzdem. Am Ende nehmen wir den
Reifen und heben ihn Stück für Stück auf die Felge, ähnlich wie wenn wir einen normalen
Reifen montieren, nur eben halt jetzt komplett.
Wenn die Flumme dann endlich drauf sitzt, kontrollieren wir, obbse auch gerade sitzt. Man kann das erkennen am Verlauf des Textilbandes oder der Seitenwand. Pump etwas Luft auf (nur soviel, dass der
Reifen gerade rund ist) und dreh das Rad langsam durch und beobachte den Verlauf der Lauffläche und der Seitenwände. Wenns einigermaßen gleichmäßig läuft, dann hastes geschafft, aufpumpen und einbauen - fertich.
Wenns eiert, dann musste die Luft ablassen und den
Reifen an den betreffenden Stellen etwas anheben und den Lauf korrigieren.
Wenn du den
Reifen mit Kitt aufziehen willst, geht das sehr ähnlich, ist aber etwas schmuddliger und auch geduldsbedürftiger.
Was den
Reifen anbelangt, so geht das genau so wie vorhin beschrieben.
Jetzt das Kitten. Der Kitt ist ein Spezialkleber, der in Tuben oder (für Werkstätten) in Dosen erhältlich ist. Für uns kommt nur die Tube in Frage, eine Tube reicht genau für zwei Räder.
Du nimmst das Rad und die Tube und drückst eine gleichmäßige Pölts Kitt auf die Felge, rundrum. Dann nimmste den Finger und schmierst die Pölts breit, so dass ein gleichmäßiger nicht zu dünner Kleberfilm die Felgenfläche bedeckt. Jetzt musste warten, etwa 5 Minuten, bis der Kitt etwas angetrocknet ist.
Das Aufziehen des Reifens geht genau so wie vorhin beschrieben.
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Felge vor dem Kleben sauber gemacht wird. Das kann schon eine Weile in Anspruch nehmen, denn der alte Kleber ist nicht so leicht da runterzukriegen.
Wenn du aber keinen Aufwand scheust und auch noch den
Reifen selber flicken willst, dann lies den folgenden Beitrag genau.
WARNUNG! Die Erfolgsaussichten einer Reifenreparatur sind erfahrungsgemäß gering. Es kostet sehr viel Zeit und Geduld, einen Schlauchreifen zu reparieren und das Ergebnis ist ungewiss. Ich habe bislang 2 oder 3 Schlauchreifen repariert, einer kann als Notreifen durchgehen, ein anderer ist jetzt ein Reifenschoner.
Aber für ganz hartnäckige Bastler gibt es sogar Schlauchreifen-Reparatursätze zu kaufen, die sind nicht sehr teuer (kosten weniger als ein neuer
Reifen) und beinhalten alles, was man für die Reparatur braucht:
- Nähnadel und Spezialzwirn
-
Flickzeug
- eine Tube Kitt
Ob außer mir überhaupt schonmal jemand einen solchen Reparatursatz erworben hat oder ihn gar angewendet hat, darf stark angezweifelt werden.
In deinem Fall empfehle ich auch einen solchen Reparatursatz, bzw. frag Michael, ob er dir meinen geben kann, also d.h. vor allem die Nadel und den Zwirn, für den Rest kannste normales
Flickzeug nehmen (dünnstmögliche Flicken!!!!! sonst hoppelt der
Reifen, die Lauffläche ist sehr dünn und man merkt da alles durch) und Felgenklebeband oder Kitt.
Ein Schlauchreifen ist eigentlich genau so aufgebaut wie ein normaler
Reifen, nur dass der
Schlauch da hineingenäht ist und dasser aufgrunddessen auf die Felge geklebt werden muss. Also haben wir eine Decke, die rundsrum, geht und unten eine Naht hat (wird von einem Textilband verdeckt) und einen
Schlauch, der da drinne steckt.
Zunächst müssen wir die Zone suchen, wo das Loch ist, denn wir rupfen nicht den ganzen
Reifen auf, sondern nur möglichst wenig.
Wenn wir wissen, wo die Luft rausblubbert, nehmen wir ein scharfes Messer (etwa ein Teppichmesser) und trennen VORSICHTIG das Textilband ab und schnippeln NOCH VORSICHTIGER die Naht an der Stelle auf.
Dann ziehen wir den
Schlauch ein Stück raus und flicken den, wie wir es von Omas Rad her kennen.
Jetzt kommt der schwierigste Teil Nr. 1, das Zunähen. Dazu nehmen wir die Nadel und den Spezialzwirn, möglichst auch einen Fingerhut, denn die Nadel gleitet nicht so leicht durch die Löcher. Wir nähen den
Reifen so zu, wie er vorher war, schön straff und so, dass es ewig und 3 Tage hält. An dieser Stelle wird sich nicht so schnell wieder ein Schleicher einschleichen, es sei denn, wir haben bei der Flickerei gepfuscht.
Bevor wir aber fertig sind, ist noch eine Hürde zu nehmen, der schwierigste Teil Nr. 2, das Befestigen des Textilbands.
Der
Reifen liegt ja mit der Naht auf der Felge, also muss die Verbindung zwischen Felge und Textilband und zwischen Textilband und
Reifen rammelfest sein, wenn die Flumme ordentlich halten soll und damit sie nicht bei der ersten Ausfahrt vor den Augen der beiwohnenden Sommerfrischler und Wochenendausflügler von der Felge schnallzt.
Die erstere Verbindung wird vom Felgenklebeband bzw. vom Kitt erledigt und das funktioniert auch recht ordentlich bei ordentlicher Montage.
Die zweitere hängt wieder vom handwerklichen Geschicke des Reifenflickers ab, denn das Band muss einfach fest sitzen. Nimm irgendeinen guten Kleber, also Pattex oder irgendwas sicheres, aber trotzdem fexibles, denn du darfst nicht vergessen, dass der
Reifen im schlaffen Zustand (bei der Rearatur und beim Dehnen) flach ist, aufgepumpt aber rund, und da darf der Kleber nicht zerbröseln.
Tjahhh, das wars schon. Wenns noch Fragen gibt, dann zaudere nicht, sie mir zu stellen. Oder frag den Michael, der hat auch schon den einem um anderen Renngummi aufgepappt. Aber ich rate dir, die persönliche Erfahrung zu machen, sowas festigt die emotionale Verbindung zwischen Mensch und Maschine. Je mehr du selber machst, je weiter du ins Detail gehst, umso mehr wirst du über das Wesen des guten Stücks erfahren und umso mehr kennst du dein Rad.
Viel Spaß und Erfolg beim Kleistern und vielleicht sogar beim Nähen.
Dr. Popescu
Der Bonanza-Doktor