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AW: SPON: SPIEGEL-GESPRÄCH mit Philosoph und Hobbyfahrer Peter Sloterdijk

der spiegel 28/2008

Der Philosoph und Hobbyfahrer Peter Sloterdijk über den Zauber der Tour de France, die Profanität des Dopings und die zerstörerische Kraft dänischer Nihilisten.


als PDF:

http://wissen.spiegel.de/wissen/ima...f=image037/2008/07/05/ROSP200802801180121.PDF

Ja, war 2008 einer der interessantesten Beiträge mit einigen flotten Sprüchen zur Doping-Diskussion ("Berufsheuchler Scharping" ... :rolleyes:).
In folgendem Ausschnitt bringt er auf den Punkt, wieso das Thema Doping im Hochleistungssport in der modernen Leistungsgesellschaft so erbittert diskutiert wird:
"SPIEGEL: Die besten Brüste, die wir sehen, sind gemacht. Die stärksten sexuellen Höchstleistungen sind durch Viagra befeuert.
Warum regen wir uns über Sportler auf, die Vergleichbares tun?

Sloterdijk: Das hat einen klar benennbaren Grund: Der Sport verhält sich zum Alltag wie das Heilige zum Profanen. Er bildet eine Modellwelt, in der sich alles, was man aus der Durchschnittswelt kennt, in einer höheren Verdichtung darstellt. Hier gelten dieselben Werte wie anderswo, aber eben in Reindarstellung. Deswegen ist dort der Gedanke der reinen Leistung bedeutsamer als überall sonst. In der Grauzone des Normalen ist der Betrug normal, in der Modellwelt muss er verpönt sein. Diese von klaren Regeln umrahmte Sonderwelt ist von sich her als künstliche Sphäre reiner Leistung verfasst und deswegen steht sie unter einem besonderen Auftrag. In ihr feiert die meritokratische Gesellschaft ihre Grundsätze. Sie ist darum, wenn man so will, eine immanent transzendente Zone.
Sportler können keine Heiligen und keine Priester sein, aber sie müssen wenigstens als Heldendarsteller etwas taugen – und wenn sie das nicht mehr wollen oder können, dann sind sie wie alle Übrigen – und wir können sie auf Hartz IV schicken
."
 
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Nette Plauderei:D Sicher bei einem Glas Bordeux;)
 
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Heute Abend beim Schach, werde ich sicher nach dem dritten Glas Tempranillo/Cabernet Sauvignon, auch einige Weisheiten von mir geben:dope:

Verstehe jetzt, wie der eine oder andere Beitrag von Dir hier einzuordnen ist :D.

:duck:
 
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Verstehe jetzt, wie der eine oder andere Beitrag von Dir hier einzuordnen ist :D.

:duck:


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Er sagt aber auch noch anderes, so schöne Sätze wie:

SPIEGEL: Bekommt man auf dem Mont Ventoux ein Gefühl dafür, was ein Radprofi beim Erzwingen eines solchen Berges leisten muss?

Sloterdijk: Es geht noch weiter: Man begreift, dass das, was diese Männer leisten, alles übersteigt, was Normalsterbliche begreifen können. Das erinnert fast an ein theologisches Studium: Man braucht den ersten Grad der Einweihung, um zu verstehen, dass man nichts versteht. Das Geistreichste, was je über die Tour geschrieben wurde, stammt von dem frühen Roland Barthes, der nicht zufällig eine regelrechte Theologie des Radsports entwickelt. In seinem Essay über das Epos namens Tour de France findet man einen Passus, worin er den Mont Ventoux wie einen Gott des Bösen beschreibt, der Opfer fordert. Barthes setzt die Helden des Radsports mit den Kriegern Homers in der Ilias gleich. Für ihn wiederholt sich das Urduell zwischen Hektor und Achilles unter den Fahrern am Berg. In der Ebene kämpfen kann schließlich jeder, aber wer am schlimmsten Berg bis zuletzt zweikampffähig bleibt, ist schon darum Hektor oder Achilles.

:daumen:
 
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vor allem was die interpunktion betrifft...
 
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Der ist den Berg hoch gefahren:eek:
Mach´ ich auch! Morgen:rolleyes:
 
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Moin!
Sloterdijk :love: - gibt unter den aktuellen Nachkömmlingen der Frankfurter Schule und schon gar im TV kaum einen angenehmeren Schwadroneur als ihn :) . Wunderbar begeisterungsfähig und flexibel, nett, nicht hochnäsig bzw. anmaßend - möchte fast schon sagen das Äquivalent zu E.S.T. im Bereich der Popphilosophie.
Zum Thema Radsport hat er sogar mal ne ganze Sendung im Quartett gemacht afaik - ne große Leistung! ;)
Vive le cyclisme
Christian
 
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Gutes Interview, war sehr nett zu lesen. Sloterdijk bringt einige Sachen wunderbar klar auf den Punkt, hat auch sehr schön beschrieben, wie das Heldenzeitalter war und das Kapitalistenzeitalter ist.

Mit zwei Dingen bin ich nicht ganz einverstanden. Erstens finde ich es bedenklich, wenn Herr Sloterdijk die christlichen Konfessionen für seine Vergleiche heranzieht. Die guten, ehrlichen und aufgeklärten Lutheraner bzw. Protestanten und die bösen, heuchlerischen und Aberglauben verbreitenden Katholiken. Das ist mir zu diskriminierend.

Zweitens glaube ich nicht, daß der Sport vor dem Ende steht. Mag sein, daß der Radsport, wenn es ewig so weitergeht mit Skandalen, irgendwann in eine existenzbedrohende Lage kommt. Aber niemals der Sport und sein Leistungsgedanke an sich. Die Mensch - das hat uns die Geschichte durch alle Jahrtausende gelehrt - wollen Helden, wollen Idole, wollen Stars in deren Glanz sie sich sonnen können. Es wird immer Indivduen geben, die mit großem Talent und Ehrgeiz ausgestattet sind, dadurch Spitzenleistungen erbringen (in welchem Bereich auch immer) und dafür bestaunt und bejubelt werden.
 
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Erstens finde ich es bedenklich, wenn Herr Sloterdijk die christlichen Konfessionen für seine Vergleiche heranzieht. Die guten, ehrlichen und aufgeklärten Lutheraner bzw. Protestanten und die bösen, heuchlerischen und Aberglauben verbreitenden Katholiken. Das ist mir zu diskriminierend.
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Unangenehme Wahrheiten eben, da wirste dich wohl mit Abfinden müssen.

Diskriminierend wäre es wohl erst, wenn er alle Römlinge einer besondere Form der Kinderliebe anheimstellen würde. :D
 
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