Sehe das nicht so pessimistisch.
Luxus ist n gutes Segment, wenn man es erreicht. Dazu muss man die Kundschaft verführen…nicht überzeugen.
Ne Rolex kann nix besser als ne Samsung Smartwatch, trotzdem käme niemand auf die Idee, sich zwischen beiden zu entscheiden.
Campa hat da eigentlich gute Karten und im Gegensatz zur Radbranche generell, leidet das Luxussegment nicht so stark wie Brot und Butter.
Campagnolo tut / hat aber nichts getan, um ein solches Image aufzubauen bzw. zu erhalten.
Ich wäre bei meinem neuen Rennrad nie auf die Idee gekommen, eine Campagnolo-Gruppe dran zu schrauben. Campa kann man so gut nirgends Probe fahren, die Werkstätten haben damit wegen mangelnder Häufigkeit viel weniger Erfahrung/Routine (SRAM-Partner und Shimano-Stützpunkte gibt es hingegen mehrere in meiner Stadt) kein relevantes World Tour Team fährt damit (von Gewinnen mal ganz zu schweigen) und teuer ist es trotzdem.
Der Vergleich zu anderen Luxusmarken hinkt, weil Campa zumindest für Leute wir mich, die relativ neu in der Bubble sind und ansonsten gerne Geld für hochwertige Produkte ausgeben, kein entsprechendes Image hat.
Rolex hat mit Federer, DiCaprio, Ivanovic, Jackie Steward, Jenson Button - ich könnte ewig so weitermachen - eine ganze Armada an Brand Ambassadors. Und mit den 24h von Daytona ist ein ikonisches Mitorsport-Event untrennbar mit Rolex assoziiert. Dazu ist die Marke in jeder großen Innenstadt präsent.
Ferrari hat ein ikonisches Formel 1 Team, dass zwar seit Jahren nicht mehr gewinnt, dafür aber seine eigene Geschichte und die Begeisterung der Tifosi trotzdem sehr gut vermarktet. Zudem wurde die letzten 3 Jahre in Folge Le Mans auf Ferrari gewonnen. Von Günther Netzer über Oliver Kahn bis zu Toni Kroos und Christiano Ronaldo fuhren und fahren erfolgreiche und charismatische Fußballer mit Ferraris rum. Bei Schauspielern und Musikern sieht es genauso aus.
Für mich ist Campagnolo eine reine Heritage-Marke, die sich nur darüber definiert, dass sie in Italien produziert und sehr teuer ist und nicht mal im Marketing ihre Hausaufgaben für dieses Image gemacht hat. Der Vergleich zu Maserati, der hier schon kam, scheint mir sehr passend. Es fehlt für eine erfolgreiche Luxusmarke an
- Marktrelevanz: sowohl im Pro-Peloton als auch im OEM Markt ist Campa nicht sichtbar. In meinem Bekanntenkreis (Altersgruppe 35 bis 40 Jahre) fährt niemand Campa. Warum sollte ich damit anfangen=
- Technischer Vorreiterschaft: Campa kann nichts wirklich besser als Shimano und SRAM, im Bereich Wireless und App-Integration ist SRAM technisch wohl am Weitesten. Campa bekommt lediglich diffus gutes Feedback im Reviews zur Verarbeitungsqualität und "Feel", das war's aber auch.
- Effortless Ownership: Eine SRAM/Shimano-Gruppe kann mir im Prinzip jeder Rennrad-Laden in einer größeren Stadt reparieren. Zudem sind bei SRAM alle Gruppen sind kreuzkompatibel, sodass im Notfalls auch immer irgendein Ersatzteil da ist. Zudem kann man aus einer Rival/Force-Gruppe einen Red-"Frankenstein" bauen und nur die Komponenten upgraden, die einem wirklich wichtig sind.
Das mag zu Zeiten von Jan Ulrich alles anders gewesen sein, aber mich holt das aktuell in keiner Dimension ab. Nur teuer reicht halt nicht.