4 Erlebnisse vom letzten Samstag, einem der ersten leidlich warmen Tage, wo eigentlich jedem das Rennradfahren so richtig Spass machen sollte...
1. Ich bin gerade im flachen auf breiter Straße so mit 32-33 (und Rucksack und versifftem Rad) unterwegs. Kommt von hinten junges Milchgesicht in Sponsorklamotten so mit 35-36 an mir vorbeigezogen und glotz dabei durch seine tiefdunkle Brille einfach stur geradeaus, als wäre ich Luft. Keine 100m vor mir nimmt er raus und fährt wieder mein Tempo. Die nächste Brücke hoch fährt er nicht eben flott. Ich zieh weiter mein Ding durch, setzt mich kurz neben ihn und frag "Na, Intervall zu Ende?" Er glotzt weiter geradeaus und ignoriert mich. Ich bin dann noch ein bisschen flott weitergefahren und hab ihn nicht mehr gesehen.
2. Komme die Kalmit runter am Stoppomat-Start vorbei. Ein hageres Männlein beschleunigt gerade eindrucksvoll sein Rad gen Berg - und winkt dabei freundlich, als würden wir uns kennen. Ich kenne zwar ihn - Christoph Fuhrbach, immernoch(?) Höhenmeterweltrekordler und wohl einer der besten und eigenwilligsten Hobbyfahrer in Deutschland - aber er mich ganz bestimmt nicht. Grüßen kann man sich ja trotzdem.
3. Ich habe einen Platten und bin offensichtlich fast wieder fertig mit dem Hinterrad. Hält ein lieber Sportkamerad in den 70ern an, obwohl man es da eigentlich gerade ganz gut rollen lassen kann, und fragt "Unn, hosch alles, was brauchscht?"
4. Ich fahre wieder nach meiner Panne los und seh da einen Rennradler die Brücke hinter mir runterrollen und denk mir, "Die nächsten km fahren wir vermutlich zusammen". Als ich so wieder mein Reisetempo von etwas über 30 habe, hängt er sich wortlos hintendran, was mir persönlich eigentlich nichts ausmacht. Er fährt ca. einen halben km weiter wortlos dicht hinter mir her und ich denk mir, gleich winkst Du ihn mal nach vorne. Da kommt aber die nächste Brücke und ich denk mir "Wenn Du Windschatten fahren willst, dann musst Du Dich jetzt mal etwas anstrengen" und drück die Brücke mit unvermindertem Tempo weg. Er geht kurz vor dem höchsten Punkt aus dem
Sattel, sprintet wort- und blicklos an mir vorbei und fährt vielleicht so 50-100m raus - nur um dann nach der nächsten Straßenkreuzung wieder in ein gemütliches Rumgegondel zu verfallen. Im nächsten Ort bin ich dann wieder mit meinem Tempo auf ihn aufgefahren und hab ihn am Hügel aus dem Ort raus stehengelassen.
Und die Moral von der Geschicht? Beim Rennradfahren triffst Du i.d.R. 50% Unsympathen, mit denen Du eigentlich genauso wenig zu tun haben willst, wie sie mit Dir. Ich grüße trotzdem noch
100% in der Hoffnung, dass sie zu den anderen 50% gehören.