Du solltest mal wieder ausprobieren, wie sich Hunger anfühlt. Auch keine schlechte Idee ist es, wenn man mal den Hunger aufbranden lässt und spürt, dass er wieder fast komplett verfliegt, auch wenn er in diesen Momenten nicht gleich wieder gestillt wird. Die Leber darf in einer solchen "ketogenen Stoffwechsellage" wieder Gluconeogenese üben. Gut so, denn Du kannst die Gluconeogenese beim Ausdauersport auch ganz gut brauchen. Wichtig ist dann allerdings, dass man nicht zwischen Hungerperiödchen und Fressattacken schlingert, die über die Zeit gemittelt als "mikro-Jojo" keinen Bruttoeffekt haben, dafür aber den Kopf stark auf Hungerreize und Befriedigung dieses Reizes konditionieren können, somit also eine "Essens-Zentriertheit" noch weiter befördern.
Muttern würde das "arg ungesund" nennen, aber es gehört nun mal zu dem physiologischen Repertoire, welches unser Körper aufgebaut hat, um auch mal Zeiten der nicht-Vollversorgung unbeschadet zu überleben und dabei auch noch auf die Jagd gehen zu können. Übrigens: manche Leute werden bei Hunger richtiggehend schlechtgelaunt oder gar aggressiv. Man lernt also wenn man sich beobachtet und diszipliniert ganz nebenbei auch noch etwas Impulskontrolle.
Fakt wäre also, ihr macht keine Umstände wegen der Nährwerte und esst einfach wenn euch danach ist und worauf ihr Lust habt?
Jepp, ich versuche, meine diesbezügliche Neurose klein zu halten und wiege garantiert keine Portionen ab. Sehr wohl achte ich allerdings darauf, *was* ich esse. Da spielen Salate, Vollkornbrot, gute Fleischqualitäten und natürlich halbwegs ausgewogene Kost beim warmen Abendessen die Hauptrolle. wichtig ist die ausgewogene Kost für ein gutes und lang anhaltendes Sättigungsgefühl (komplexe Kost erzeugt die langsamste Magenentleerung!). Sündigen tue ich übrigens auch - allerdings weniger bei kleinen süssen Riegeln, sondern eher mit mediterranem Rotwein und Hartkäse, die sicherlich ebenso gut in die Polster eingehen. Also bleibt auch mir ein Laster.
Wenn die Saison dann wieder naht, werde ich auch in Richtung (Wett)Kampfgewicht arbeiten müssen. Ich hoffe, dass ich im Winter in den kalten trockenen Phasen schon wieder etwas abbauen kann, so dass ich nicht gerade in der infektbelasteten Übergangsjahreszeit ein Kaloriendefizit riskieren muss.
Es mit der Gewichtskontrolle zu forcieren, ist meist sportlich kontraproduktiv, denn man hat schneller durch gutes Training ohne Gewichtszunahme 10-20 Watt aufgebaut, als durch Kalorienrestriktion und hartes Begleittraining 3-5 kg ohne Leistungsverlust abgebaut. Man muss also genau überlegen, über welchen Weg man effektiver zum Erfolg kommt. Dem Training kommt m.E. die Hauptrolle für Zeitintervalle von wenigen Wochen zu, während die Gewichtsregulation eher eine Aufgabe für mehrere Monate Zeithorizont sein sollte.