Komischerweise stellt man sich nie die Frage, wieviel Sinn es überhaupt macht, so weit vom Arbeitsplatz entfernt zu wohnen, dass ein Auto eine Notwendigkeit wird. Ich persönlich würde das für einen kurzen Zeitraum mal in Kauf nehmen, wenn es wirklich nicht anders geht, aber auf Dauer täglich 40, 60, 80 oder noch mehr Kilometer nur mit hin- und hergondeln zu verbringen -- selbst mit einem Auto wäre mir das zu blöd, weil es in jedem Fall verschwendete Lebenszeit ist, egal ob viel oder wenig, vor allem im Auto weil man da nicht nebenher die Zeit sinnvoller nutzen sondern sich nur auf den Verkehr konzentrieren kann.
Natürlich kommt dann immer als Rechtfertigung: "Bei mir auf dem Land gibt's den Job eben nicht, und in der dreckigen Stadt wo der Job ist möchte ich nicht wohnen". Und um das zu erreichen, verschwendet eine unglaubliche Masse von Menschen tagtäglich Unmengen Energie nur um von A nach B nach A zu gelangen, allein und in Fahrzeugen, die für 4-5 Personen ausgelegt sind und mindestens mehr als das zehnfache des eigenen Körpergewichts auf die Waage bringen -- und wundert sich dann, warum die Städte so dreckig sind und es dort an Lebensqualität so mangelt.
Natürlich braucht der ÖPNV ein bisschen länger, gerade in abgelegenen Gebieten, aber das ist ja auch kein Wunder: warum sollen neue Kapazitäten geschaffen werden, die ohnehin niemand in Anspruch nimmt, auch und gerade weil aus der politischen Ecke eben immer nur das Auto, der Individualverkehr gefördert wird?
Im Prinzip lässt sich am Ende alles immer mit dem Satz "ich nehme mir meine persönliche Freiheit, auf Kosten meiner gesellschaftlichen bzw. ökologischen Verantwortung" zusammenfassen. Und darauf wird das Recht gegründet, jeder darf/soll/kann so leben wie er will und was oder wen ich damit direkt oder indirekt schädige muss mich ja nicht kümmern. Das ist die allgemein verbreitete Lebensart, die Definition von Wohlstand. Daran wird sich auch nichts ändern, solange die Ressourcen den heutigen Lebensstandard hergeben, weil, um etwas zu ändern, müsste (und muss) man sich ja eventuell selbst ändern - und dazu sind nur die wenigsten bereit. Mehr noch: Es bedarf erst einmal der Einsicht, dass eine Veränderung nötig, ja fast schon zwingend ist, um den Karren nicht vollends an die Wand zu fahren - und auch das schaffen die wenigsten. Ist auch kein Wunder, bekommt man die Ellenbogenweißheiten ja von Kindesbeinen an eingeimpft. Solidarische Werte, Rücksicht, soziale und gesellschaftliche Verantwortung sind zwar schön und gut, spielen letzlich aber nur eine Nebenrolle. Man begnügt sich damit, über die Welt zu lästern und lamentiert darüber, wie schlecht doch alles ist; stets darüber hinweg schauend, dass man zu oft selbst Mitverursacher dieser Probleme ist.
Natürlich hat jeder das Recht so zu leben wie er will - aber das heißt nicht, dass man automatisch alle Verantwortung, die das indivuelle Handeln mit sich bringt, von sich weisen kann. Man kann sie natürlich ignorieren. Mir persönlich wäre es viel lieber, es würde nicht jeder immer nur auf sein Recht bestehen sondern stattdessen sein Handeln kritisch betrachten und sich Fragen, ob es nur seinem Eigennutz dient oder ob die Gemeinschaft auch etwas davon hat. Vernünftiges Handeln ist oft unbequem, aber sinnvoll.
Zurück zum Thema Auto - macht für mich nur Sinn für:
- Langstreckenfahrten, die anders nicht zu lösen sind
- Transporte von Gütern, die über die Kapazität eines Lastenrades hinausgehen
Wobei ich beispielsweise in Frankreich auch schon bei einem kompletten Umzug innerhalb von Lyon mitgeholfen habe, der nur mit Lastenrädern und entsprechenden Anhängern (darunter ein selbst gebautes "Flatbed" mit etwa 1,40 x 2,50 m Ladefläche für etwa 300 kg Nutzlast) abgewickelt wurde. Damit möchte ich eigentlich nur sagen: Es geht viel mehr als man meint, es braucht nur den Willen. Und dann sucht und findet man auch Gleichgesinnte, die Unterstützung bieten.[/SPOILER]
Jetzt soll es mit meinem Gelaber aber auch reichen, obschon ich damit nur die Spitze des Eisberges angeschnitten habe. Tut mir Leid, dass ich momentan nichts zu diesem Thread beitragen kann, was nicht am eigentlichen Thema vorbeigeht. Konfliktsituaionen im Straßenverkehr gibt es zwar immer, habe ich auch des Öfteren, aber nach 650+ Seiten sollte das Wesentliche hier doch schon gesagt und benannt sein.