Ich bin da zwiegespalten. Am Anfang meiner Touren bin ich relativ schnell, da bin ich immer derjenige, der überholt, und nur selten überholt mich jemand. Wenn da einer mit nem MTB oder so schneller ist, empfinde ich nur Anerkennung, jedenfalls nichts negatives wie gekränkten Stolz.
Am Ende meiner Touren bin ich relativ langsam. Da werde ich oft überholt und selten bietet sich jemand an, der überholt werden will (kann). Dann bilde ich mir beim überholtwerden immer hämisches, diabolisches Gelächter ein und denke, das wäre niemals passiert, wenn ich frische Haxen hätte
Außer Konkurenz ist aber ein Rennradfahrer, der immer alle überholt, selbst die paar Hardcore-Timetrial-Profis, die hier mit ihren 10.000-Euro-Rädern die Schallmauer durchbrechen. Er ist locker über 70, fährt einen uralten Stahlrenner, nie mit
Helm und seine weiße Albert-Einstein-Mähne weht glorreich im Wind wie die amerikanische Flagge bei der ersten Mondlandung (OK, die weht nicht mangels Atmosphäre aufm Mond, aber ihr versteht die Analogie des Triumphes, ne?). Ich sehe ihn bei jeder Fahrt. Wenn er mich überholt, versuche ich immer, ihn so gut es geht zu jagen, aber der Guteste muss wohl erst noch 25 Jahre altern, bis ich ne Chance gegen ihn habe. Ich fantasiere manchmal, dass er früher TdF-Profi war und wir uns eines Tages bei nem Bierchen im Biergarten über die guten alten Zeiten (seine, nicht meine) unterhalten...