Und ich bin inzwischen nicht einmal ein besonderer Freund der malayisch-japanischen Komponenten. Aber was macht denn eine "gute" Schaltung aus, wenn es nicht reicht, dass sie funktioniert? Ein buntes Farbkleid? Geheimnisvolle Verheißungen? Zitronenfrischer Duft?
Teurere Schaltgruppen sind in der Regel einfach nur leichter. In der Dauerhaltbarkeit dürfte bei
Shimano nur noch die Dura Ace einen deutlicheren Vorsprung vor der Mittelklasse haben. Das ist noch ein wesentlicheres Argument, die Gruppen qualitativ zu trennen.
Tatsächlich war Anfang der 90er der Qualitätsschritt zwischen der 600 Ultegra und den darunter liegenden Gruppen noch viel deutlicher: Da waren dann die Kurbeln nur gegossen, statt geschmiedet und die verwendeten Matrialien mancher Einzelteile deutlich preiswerter, Buchsenlager weg gelassen usw... Die Ultegra war insgesamt viel näher an der Dura Ace und wurde vor allem von Rennfahrern / Triathleten bevorzugt, die ihr Zeug selber bezahlen mussten. Daher stammt auch immer noch der Nimbus der Nummer zwei ( zeitweise Nummer 3) der
Shimano Hierarchie. Heute sind die Unterschiede der "u DA" Komponenten viel geringer.
Und weil lange viele Leute kaum etwas anderes kannten als
Shimano, findet diese Sichtweise, wie wir sie auch hier wieder finden in den Diskussionen geneigter Hobbyisten ihren Niederschlag. Dazu kommt, daß Einsteiger Rennraäder meist nur nach den daran hängenden Schalt-Komponenten beurteilen, nach dem Motto: Hauptsache Ultegra - auch wenn der Rest eigentlich Mist ist.
Die gesamte Qualität eines Rennrades ist aber nirgends so wenig abhängig als ausgerechnet von der Schaltung. Da sind andere Dinge zuerst zu nennen. Die Verarbeitungsqualität des Rahmens, egal aus welchem Material, die Güte der Lager, der Aufbau der Laufräder.
Gut funktionierende
Bremsen!!!
Dann eben die Passform, die zwar nicht von der Materialqualität abhängt, aber sich durchaus im Preis niederschlagen kann, wenn der interessierte Kunde ums Verrecken nicht auf die fünf angebotenen Größen der Volumenanbieter passt, was öfter vorkommt, als man denkt.
In der hier besprochenenen Preiskategorie zwischen 1500 und 2000 Euro kann ein Rennrad, an dem "nur" eine
Veloce oder Tiagra montiert ist, besser sein als eines mit Ultegra Ausstattung, weil der Fahrer mit einem Maßrahmen bedient werden muß, besonders hochwertige Laufräder verbaut sind oder was auch immer.
Vor Ewigkeiten habe ich mal einen Bericht über Walser und seine Zeitfahrräder gelesen und war nicht schlecht überrascht, bei einem Rad im Werte eines neuen Kleinwagens lediglich ein
Shimano RX100 Schlatwerk montiert zu sehen. Aber hier wurde alles der Aerodynamik und der Passform des Rennfahrers untergeordnet, der Hinerbau schmaler gebaut, als bei Standardrennrädern usw. Bei solcher Prioritätenlage, wird einfach das aus dem Fundus gefischt, was funktionell ist. Nur um mal ein extremes Beispiel zu geben.