Guten Morgen in die Runde, "Cycledrogist" hat gerade schon ganz gut erklärt, was Sinn und Zweck der "Fräserei" gewesen ist - irgendetwas hat mich über Wochen und Monate daran gehindert, mein Bein auch nur ansatzweise normal benutzen zu können - wohlgemerkt nicht nur beim Sport, sondern allgemein.
In Kürze: Gefallen bin ich auf dem Weg zum Kindergarten Mitte Oktober - eine ungünstige Kombination einer zu stark eingestellten Vorderradbremse, einer leicht abschüssigen Straße, des Kinderanhängers mit 2 Kindern hinten dran (schiebt halt noch nach) und des fortgeführten Bremsvorgangs beim Rechtsabbiegen - die Kurzversion: Vorderrad blockierte, Knie traf zuerst den Boden).
Sofort danach schien alles paletti - im Tagesverlauf kam eine immense Schwellung dazu, am Folgetag machte ich Bekanntschaft mit einer Bakerzyste, die jedoch ggf. schon vorher in den Tiefen des Gewebes schlummerte - die Ärzteschaft schien sich recht sicher, dass eine deutlich tastbare Bakerzyste nicht über Nacht entsteht. Nach drei Tagen war ich beim MRT, da meine Hausärztin etwas Kreuzbandsorgen hatte - im MRT waren die Bänder dann intakt und allenfalls eine Knochenödem in der Patella sowie etwas aufgeweichter Knorpel zu erkennen. Der Radiologe entwarnte, der Orthopäde auch und mir schien es so, als müsste ich einfach eine Prellung auskurieren.
Im November war eigentlich alles normal - das Knie schmerze medial etwas weiter, aber da ich ja "wusste", dass nichts Schlimmes vorliegt, bin ich ganz normal arbeiten, radfahren (ca. 1000km im Nov) und schwimmen (nur Brust, da Loch im Trommelfell) gegangen. Das lief auch so gut, dass ich einen Termin beim Orthopäden Mitte November absagte. Verdächtig war schon, dass ich die (harten) Radschuhe gegen Sportschuhe ausgestauscht hatte, da ich mit dem Druck auf dem Knie Probleme hatte und mir die "Sneaker" dank ihrer Biegsamkeit erlaubten, mit etwas weniger Druck zu fahren. Man denkt sich ja nicht automatisch etwas Böses...
Ziemlich genau am 01.12 knallte es dann - Rennradtour 60km wieder mit Klickpedalen, danach zog und stach das Knie wie bescheuert. Die Woche über versuchte ich noch mit 1-2 sportfreien Tagen das Ganze wegzukurieren, aber sobald ich wieder aktiv wurde, kam das Ziehen zurück. Nikolaus war ich morgens um 05:45 noch bis 07 mit dem Rad draußen (Frühtour) und als es dann für die Kinder vor der Arbeit Nikolaus gab, wusste ich bei uns im Flur stehend, dass es "vorbei" ist - eine längere Pause musste her.
Dann nahm das Elend seinen Lauf - Orthopäde 1: "retropatellare Arthrose", Hyaloronspritzen. Örthopäde 2: Synovalitis - ein paar Monate schonen und abwarten. Physio 1: Ggf. Schleimbeutelentzündung oder Plica mediopatellaris; Physio 2: keine Ahnung; Orthopäde 2, zweiter Besuch: Meniskusriss Hinterhorn; Physio 1, Folgebesuch: Meniskusvorderhorn - ggf. Riss. Chefärztin im Klinikum: "Keine Ahnung, irgendetwas ist da, neues MRT".
Im zweiten MRT dann das bekannte Spiel - kein offensichtlicher Befund, keine wesentliche Gonarthrose, Gelenkerguss und Knochenödem rückläufig, Bakerzyste kleiner, Knorpel etwas aufgeweicht. Keine Indikation für weitere Maßnahmen.
Und da saß ich dann - hatte ständig Einklemmungen beim gehen (man geht, es entsteht Druck im Knie, als würde einem einer eine Luftpumpe reinjagen, irgendwann macht es dann "Knack" und der Druck ist wieder weg), ständig ein Ziehen rings um das Gelenk herum und war den ganzen Januar über für nichts mehr zu gebrauchen. Einen Tag war ich zur Arbeit, musste 3 Stunden am Stück stehen, schloss mich - ungelogen - vor Verzweifelung nach den 3h in einen Raum ein und musste heulen, da das Knie gefühlt 10bar hatte.
Das nächste Problem war das Thema Krankschreibung - ich konnte de facto nicht stehen oder gehen, aber da die MRTs unauffällig waren, gab es ja auch nichts, wofür man mich hätte krankschreiben können oder wollen - zumindest nicht für mehr als ein paar Tage. Absichtlich theatralisch mit Krücken probierte ich es dann bei meiner Hausärztin und bekam gottlob die Krankschreibung für den kompletten Januar - vollzog den Monat über weiterhin mein rigoroses Schonungsprogramm und 10 KG-Sitzungen mitsamt Theraband-Übungen zur Beinkräftigung für daheim. Das einzige was passierte, war, dass vier Wochen vergingen und mein Hüftbeuger ggf. etwas stärker wurde - auch nach 4 Wochen konnte ich nicht problemlos gehen und sobald ich aufs Rad stieg (hier reden wir jetzt von 800m zum Bäcker und zurück) quittierte mein Knie die Bewegung mit Schmerzen/Druck/ziehen.
Als dann der Januar um und die KG verpufft war, stand ich wieder ohne Krankschreibung und mit Problemen da - was mich dann zu Orthopäde 4 (mit ambulanten OPs) brachte, der nach 2 Minuten wusste, dass es der Hoffertsche Fettkörper wäre. Wäre ich einen Tag eher gekommen, hätte man mich auch in der Woche noch operieren können - schade. Suspekt war mir, dass er alles nach 20 Sekunden Betrachtung der MRT-Bilder sehen konnte, gleich wusste, dass der initiale Verdacht auf Kreuzbandschäden "Quatsch" ist, da man sich das Kreuzband bei einem Sturz aufs Knie nicht verletzen könnte und natürlich auch gleich im MRT sehen konnte, was sonst niemand sah. Zumindest bekam ich für 2 Wochen eine Krankschreibung, so dass ich bis Mitte Februar "gerettet" war.
Parallel besuchte ich weiter die Chefärztin im Uniklinikum und konnte diese dann zur einer Arthroskopie kriegen - auch wenn sie nach wie vor keine Indikation sah und mir mehrmals sagte, dass es eine OP ins Blaue wäre. Aber...was sollte ich noch machen?
Aus der OP erwacht wurde ich dann mit dem Knorpelschaden Grad 2 mitsamt seinen ins Gelenk hängenden "Fransen" konfrontiert - eben halt dummerweise in der Hauptbelastungszone des Femurkondylus und nicht bis auf den Knochen reichend -also Grad 2. Da der Knocheni nicht frei war oder ist, wurde keine Mikrofraktierung vorgenommen, sondern nur geglättet. Dazu kam es noch zu einer Teilsynovektomie, aber bei beiden Defekten meinte die Ärztin, dass es zwar sein könnte, dass diese meine Probleme verursacht haben (Knorpel eher als Gelenkinnenhaut), dies aber auch nicht so sein muss.
Direkt nach der Arthroskopie war recht schnell klar, dass aus "ambulant" "stationär" werden würde - aus der Redondrainage regnete es ordentlich (am Ende ca. 7-800ml Blut), ich litt erbärmliche Schmerzen (ganzer Oberschenkel geschwollen, Ansteuerung der Muskulator durch pralle Schwellung nur unter Schmerzen, die einem Tränen in die Augen trieben) und als ich nach 2 Tagen entlassen wurde, war das Ganze immer noch übel. Ins Auto konnte ich vorne gar nicht einsteigen, da es partout unmöglich war, dass Bein so zu beugen, dass ich durch die Tür gekommen wäre. Es wurde die Rückbank.
Gestern wurden die Fäden gezogen und oben bereits aufgeführter "Orthopäde 2" bekam den Job. Da ich nach wie vor ziemliche Schmerzen und im Grunde genommen kaum zurückgegangene Schwellungen habe, zückte er sein Ultraschallgerät und stellte wenig überraschend fest, dass ich wohl ein ordentliches Hämatom im Gelenk bzw. der ganzen Kapsel habe. Das da irgendwo im Knie auch eine Kniescheibe ist, kann man nur vermuten - alles ist so geschwollen, dass diese Struktur mehr oder weniger verschwindet. Aktiv beugen kann ich nach wie vor maximal 30 oder 40 Grad. Da Punktionen immer mit Risiken verbunden sind, soll ich jetzt noch eine Woche brav Übungen machen, um die Schwellung loszuwerden - hilft das nichts, muss man nach dann in Gänze drei Wochen, also heuer in einer Woche, vielleicht nachhelfen. Ich hoffe, dass mein Körper bis dahin die Kurve kriegt, vor allem, da ich durch die Schwellung immer noch alles andere als schmerzfrei bin.
Ganz ehrlich bekümmert mich das Hämatom aber momentan weniger als die Frage, was langfristig aus dem Bein wird, weshalb ich das Thema ja auch aufgemacht hatte. Der Knorpelschaden, wenn auch "rasiert", ist ja genauso da wie vorher auch. Irgendwann Ende November konnte ich das letzte Mal einigermaßen normal gehen - das ist geschlagenen 2 1/2 Monate her. Nach 8 Jahren mit keiner Sportpause von mehr als 3 Tagen...aber damit will ich gar nicht erst anfangen. Und auch wenn die Erfahrungen anderer sicher nie 1:1 zu übertragen sind, wollte ich einfach wissen, was bei anderen aus Knorpelschaden Grad 2 geworden ist - auch wenn ich mittlerweile weiß, dass man ohne Arthroskopie gar nicht wissen kann, was für einen Schaden man hat, da MRT-Interpretationen wahrlich ungenau sein können und nur Vermutungen zulassen. Wenn also jemand auf Grundlage eines MRTs weiß, dass er einen Schaden Grad 1-2-3 hat, würde ich dies immer mit Vorsicht betrachten...
Orthopäde 2 meinte übrigens zu mir, dass ich jetzt definitiv Kategorie Präarthrose bin, aber mir natürlich niemand sagen kann, wie es weitergeht, da jeder Schaden "individuell" sei. Ich erwiderte dann, dass 1000x individuell sehr wohl systematisch ist, woraufhin er sagte, dass man dann im Bereich von Wahrscheinlichkeiten ist. Und da ist man dann wieder bei meiner Motivation mit diesem Thread - wenn jetzt die allermeisten mit einem Schaden Grad 2 oder X zumindest keine Verschlechterung erleben mussten und auch nach Jahren noch ohne weitere OPs durchs Leben radeln, dann sind das zwar individuelle Fälle, aber in der Masse doch wieder Wahrscheinlichkeiten...
Etwas länger geworden; an Zeit mangelt es gerade nicht. Zumindest bin ich aktuell noch einen weiteren Monat krankgeschrieben - fühle mich aber mittlerweile auch vollends vom Leben akgekapselt und habe ganze ehrlich die Faxen langsam dicke.
Ach so...an die Stelle des weggefrästen Knorpels bei einem Schaden Grad 2 kommt natürlich...nix. Wenn die Einklemmungen und Reizungen dann weg sind - gut - aber was aus dem "nix" wird (Grad 3-4-Arthrose-Ersatz), ist die spannende Frage...