Dieser Post war übrigens der Anlass auf den ich mich beziehe. Nur damit klar ist warum mich Interessiert was Dich so qualifiziert antreibt.Das wäre doch schon mal was, denn dann dürften er und der Verlag das Buch einstampfen. Und da die Behauptung ehrenrührig ist, wäre auch ein Schmerzensgeld drin.
Aber spielen wir doch mal durch, wie das ablaufen könnte. Cancellara erwirkt eine einstweilige Verfügung und klagt. Gaimon ist dann beweispflichtig. D.h., nicht Cancellara muss beweisen, dass er ohne Motor gefahren ist, sondern Gaimon muss beweisen, dass seine Behauptungen richtig sind. Eigentlich bequem für Cancellara. Aber jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo es spannend wird. Gaimon müsste seine(n) Informanten als Zeugen benennen, das ist seine einzige Beweismöglichkeit. Das kann für ihn zum Schuss in den Ofen werden, entweder weil er gar keinen Zeugen hat oder der/die nicht das bestätigen, was Gaimon vom Hörensagen behauptet hat. Aber es ist natürlich auch für Cancellara gefährlich, denn wehe ihm, es stellt sich einer vor Gericht hin und bestätigt unter der Strafandrohung für eine Falschaussage das, was Gaimon behauptet. Jan Ullrich hat erlebt, wie so eine vermeintlich bequeme zivilrechtliche Unterlassungsklage zum Boomerang werden kann. Wenn es blöd läuft, steht dann außer dem sportlichen Ansehensverlust plötzlich auch ein Strafverfahren gegen einen selbst wegen falscher eidesstattlicher Versicherung und Prozessbetrug im Raum. Deshalb, mein Tip, Cancellara wird weiter auf Gaimon schimpfen und sich gegen den Vorwurf verwahren, aber er wird nicht gerichtlich dagegen vorgehen. Daraus kann dann auch wieder jeder selbst seine Schlüsse ziehen ....
Das ist schon sehr naiv, in einer Sportart auf den Aufschrei zu hoffen, wo er jahrzehntelang ausgeblieben ist.Ok, noch ein Beispiel: Der Vuelta-Ausschluss von Niko Denz. Zur Erinnerung: es geht mir darum zu zeigen, dass im Peloton ein Aufschrei erfolgen würde, wenn ein Fahrer offensichtlich Motordoping betreibt.
Doch immer gilt "im Zweifel für den Angeklagten". Wer Beweise hat, soll sie vorlegen. Wer keine hat, betreibt Wichtigtuerei und üble Nachrede zugunsten der Selbstvermarktung.
falsch. #117 lesen
Aber das ist ja die verblüffende Erkenntnis aus allen großen Dopingskandalen. Da wurde nie im stillen Kämmerlein gearbeitet und auch keine große Geheimhaltung betrieben. So ziemlich jeder im Rennzirkus hat es gewusst, aber es hat auch jeder die Klappe gehalten. Nimm als Beispiel Festina, wo zum ersten mal organisiertes Doping aufgeflogen ist und inzwischen die Abläufe weitgehend aufgeklärt sind. Die Teamleitung hat es organisiert, die Ärzte wussten Bescheid, alle Fahrer wussten Bescheid, einschließlich der wenigen, die bis heute wert darauf legen, dass sie selbst nichts genommen haben, die Masseure wussten Bescheid, die Monteure wussten Bescheid. Normalerweise würde man sagen, das wussten so viele, das konnte nicht gut gehen, irgend einer verplappert sich da mal oder will sich rächen oder will sein Wissen versilbern. Und trotzdem ist es jahrelang gutgegangen und nur aufgeflogen, weil zufällig bei einer Grenzkontrolle ein Masseur mit einem Kofferraum voller Medikamente aufgefallen ist.
Ein Team wird 6 Monate gesperrt, wenn ein Fahrer mit Motor erwischt wird ?
Falls ja: Würdet ihr als Sportdirektoren Eurem Fahrer einen Motor für Paris-Roubaix einbauen, wenn Ihr wüßtet, dass es Euch die Teilnahme an Giro, Tour und Vuelta kosten könnte ?
Zum Thema Aufschrei mal eine ernst gemeinte Frage. Für wie möglich haltet ihr das verwenden des Motors ohne Wissen des Fahrers, bspw. die Variante mit Felgenantrieb?
Ich erinnere daran, dass ich oben geschrieben habe, dass ich nicht davon ausgehe, dass heute in nennenswertem Umfang Motorbetrug stattfindet. Das ändert aber nichts daran, dass es solche Fälle gegeben hat, weitere Fälle gegeben haben kann, es die Möglichkeiten gab und gibt, es Auffälligkeiten gab und vielleicht auch derzeit vereinzelt gibt. Und Fe der Bergfloh hat wahrscheinlich auch recht, wenn er darauf hinweist, dass heute im Peleton mehr Bewusstsein für faires und regelgerechtes Verhalten vorhanden ist als noch vor fünfzehn Jahren. Das muss gar nichts damit zu haben, dass aus Skandalen gelernt wurde, sondern hat wohl schon den einfachen Grund, dass heute jedes nicht astreine Verhalten in einem Rennen gefilmt oder photographiert und ruck-zuck weltweit verbreitet und angeprangert werden kann. Trotzdem ist im Radsport immer noch eine besondere Kultur des Schweigens verbreitet, die die Voraussetzung für jede Art organisierten Betruges ist, denn das funktioniert eben nur, wenn keine Krähe der anderen ein Auge aushackt und davon auch alle Krähen ausgehen können.... Zu sagen die fahren alle mit Moto ...
Das ist ein ganz schwaches Argument, jeder Betrüger, inner- und außerhalb des Sports geht natürlich davon aus, nicht erwischt zu werden und er wägt sein Risiko gegen die Chancen ab. Und wenn es so wäre, dürfte es schon seit zwanzig Jahren im gesamten Profisport kein Doping mehr geben.... Ein Teamleiter dem nachgewiesen würde das er Druck auf Fahrer ausübt Motoren einzubauen wäre heute erledigt. Und nicht nur sportgerichtlich
Das Gegenteil war doch der Fall, spätestens seit Simpson tot vom Rad gefallen ist, war das Thema gross und immer wieder in den Medien. Und so etwas wie Pollentiers Urin-Pumpe in Alpe d'Huez war nicht nur "einfaches" Doping, sondern ein knallharter, penibel geplanter und vorbereiteter Betrugsversuch. Solche Geschichten hatten doch die Branche schon lange vor Festina gründlich in der Öffentlichkeit in Misskredit gebracht, nur im Rennzirkus selbst wurden derartige Verfehlungen als lässliche Sünden bagatellisiert (Pollentier bekam zwei Monate Sperre und er berichtete von vielen guten Wünschen, die ihn erreicht haben). Eigentlich ist das Thema erst durch den gut organisierten und lange nicht nachweisbaren EPO-Missbrauch vorübergehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit heraus bugsiert worden, obwohl intern doch so ziemlich jeder darüber Bescheid wusste.Nein. Es ist gutgegangen weil es vor dem Festina Skandal eine vergleichsweise niedrige Sensiblisierung zu dem Thema gab
Das änderte sich erst nachdem das Thema gross in den Medien war. ...
Aber die haben die Presse und in einigen Ländern auch die Strafverfolgungsbehörden gefürchtet, nicht die Kollegen aus anderen Teams und auch nicht die Verbandsvertreter.... Selbst Hamilton schreibt das Postal ab dem Jahr 2000 in den Teamhotels sogar die Lüftungen abgeklebt hat weil man versteckte Kameras darin vermutete. ...
Falsch. Die Unschuldsvermutung ist neben der strengen Form im Strafrecht und der Folge (Freispruch "mangels Beweisen") auch eine Frage des Anstandes.
Und der Menschenrechte, Art. 11 Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“
"Motordoping" ist UCI-sportrechtlich strafbar, alleine die Bereitstellung entsprechender Räder bedeutet mittlerweile mit mind. 6 Monaten Sperre das Ende des ganzen betreffenden Teams.
Und nicht umsonst gilt ab einem gewissen Grad an Anstandsmangel Strafbewehrung: Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Daher ja die ganzen umständlichen Formulierungen der Gerüchtemacher, man habe nur gehört ... um das Vorliegen einer Tatsachenbehauptung zu vermeiden. Die Gerüchtemacher bewegen sich da dichter an der Strafbarkeit als Cancellara.
Das ist ein ganz schwaches Argument, jeder Betrüger, inner- und außerhalb des Sports geht natürlich davon aus, nicht erwischt zu werden und er wägt sein Risiko gegen die Chancen ab. Und wenn es so wäre, dürfte es schon seit zwanzig Jahren im gesamten Profisport kein Doping mehr geben.
ich habe kein rad gesehen, dass auf einmal umgekippt ist, sondern eins, das sorgsam hingelegt wurde und dann aus irgendwelchen gründen schnell wieder aufgestellt wurdeWas wäre Eure Reaktion, wenn Ihr Euer 7.000€ Rad in der Radständer vor einem vollbesetzen Cafes stellt - und auf einmal kippt es um und liegt blöd da. Liegen lassen ?
Wichtiger als die Strafandrohung ist, wie hoch das Risiko ist, erwischt zu werden. Wer davon überzeugt ist, dass dieses Risiko minimal ist, den beeindruckt keine noch so drakonische Strafe. Hamilton hat das schön beschrieben. Er war so sicher, dass er das System der Dopingkontrollen "im Griff" hatte und bei Trainings- oder Wettkampfkontrollen nicht positiv getestet werden würde, dass ihm die angedrohte Sperre von zwei Jahren egal war. Auch eine höhere Strafdrohung hätte daran nichts geändert.... Beim Motordoping gilt jetzt aber die Teamstrafe, dann ist die Saison vorbei, die Sponsoren weg und das Team tot.
Daher wird die Abwägung Risiko gegen die Chancen hier zu anderen Ergebnissen führen.