Seit Ende des 2. Weltkriegs (ja soooo lange ist das her!) bis zum heutigen Tage wird im Profiradsport systematisch gedopt. Wer damit nicht klar kommt und meint die moralische Keule schwingen zu müssen muss sich nach einer sauberen Alternative umschauen - meine Meinung.
Bei uns in Deutschland ist das Verhältnis dazu tendenziell moralisierend. Das schließt solche Läden wie die Telekom und noch andere mit ein. Ich kann mich noch an den großen Aufschrei zu Ullrichs Zeiten erinnern, als die Machenschaften aufgeflogen sind, und das Team wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wurde. Man hatte durch das Sponsoring auch reichlich und gut genug verdient, aber dies wurde im Handstreich unter den Teppich gekehrt. Da zeigt sich die Ambivalenz!
Das kuriose an der Systematik: ohne Doping würden die Ergebnisse kaum anders ausfallen. Und deshalb gilt für mich folgendes: ich erkenne die Leistung grundsätzlich an. Was das ganze langweilig macht ist, dass die Rennabläufe stereotyp ausfallen, und im Laufe der Jahrzehnte nur die Gesichter wechseln.
Vorgestern war es Delgado, gestern Armstrong und heute Pogacar. Die Dominanz bei der diesjährigen Tour war doch eindeutig, aber auch extrem langweilig. Weil das Rennen schon von Anfang an gelaufen war.
Ich finde dass man sich selbst im Kontext zu der eigenen Moralvorstellung und Ethik in der öffentlichen Diskussion nicht ausschließen darf. Wer bin ich? Darf ich überhaupt andere anprangern, weil ich gewisse Ansprüche und Moralvorstellungen habe die sich mit bestimmten Bereichen nicht vereinbaren?
Radsport ist aber nicht nur vorne. Es gibt auch die Mitte und die Leiden am Schluss. Wer einmal Rennen wie zB Lüttich-Bastogne-Lüttich besucht hat, der kennt die tapferen Helferlein, und wie sie sich die Redoute hochquälen. Das ist das Salz in der Suppe für mich.
Was das alles mit dem Amateur- und weniger mit dem Freizeitsport zu tun hat sind die Strukturen. Die wurden gelegt, als es noch Amateur-Teams wie den PSV Köln und Olympia Dortmund gegeben hat. Und natürlich auch durch die Trainer, die das ganze Spiel als ehemalige Aktive kennen und durchgezogen haben. Der Amateurbereich ist zugunsten des Profizirkus aber gesundgeschrumpft worden. Jeder Rennfahrer der schnell 5 Meter geradeaus fahren kann wird heute Profi.

Man muss wissen, dass man ab einem gewissen Leistungsniveau auch zwangsläufig das System betritt. In diesem Zusammenhang verstehe ich das Anprangern von Lance Armstrong nicht wirklich. Er ist ein gutes Beispiel als Opfer des Systems. Natürlich spricht ihn das nicht von der Schuld frei, aber wenn man das System kennt versteht man den ganzen Ablauf. Und Armstrong ist da nur ein Beispiel von vielen.
Selbst ich als C-Wanze habe damals mehrmals Kontakt mit Doping gehabt. Weil das für mich als Hobbyist neben meinem Beruf keine Bedeutung hatte habe ich das aus Gründen der Selbsterfahrung eher spontan als gezielt gemacht. Vielleicht auch um mitreden zu können.
Im Doping sind die Grenzen zwischen dem Amateur- und Profibereich fließend, und das ist für den Amateurbereich fatal - weil unnötig. Denn Doping hatte und hat immer mit dem großen Geld zu tun.
Viele Grüße!
Karl