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brevets merselo

Jo, der Ring 400er ist ja nun Geschichte.

Hier der Versuch eines Berichts, wie er mir jetzt so in den Sinn kommt.
Da Haggi so nett war mich erst zu behergen und dann mitzunehmen, bin ich, wie die meisten Teilnehmer auch, von Zwolle aus gestartet. Nach meiner Anfahrt am Tag vorher, schwante mir bereits, dies würde kein Selbstläufer werden. Etwas geschickt war ich, als Haggi sagte es wären nun wohl 1°C für die Nacht angesagt und unangnehmer Wind. Das mit dem Wind wusste ich ja schon, aber das aus den drei Tage vorher verkündeten 8°C nun nur noch einer übrigbleiben sollte... ist wohl deutlich besser vor dem Losfahren immer noch die aktuelles Vorhersage anzuschauen.

In Zwolle kamen wir noch vor 7 Uhr an, viel zu früh. Im Dunkeln war es zunächst nicht ganz einfach zu erkennen welches Gebäude und welcher Parkplatz nun Ossenkamp 5 entsprechen, aber nach etwas hin und her, haben wir diese erste Aufgabe dann auch gelöst und nach halb Acht war dann auch aufgeschlossen, man kann rein in die Wärme und aufs Klo und Kaffee oder Tee konsumieren.
Nach 8 Uhr tauchten dann auch nach und nach die übrigen Teilnehmer auf, es füllte sich. Nur von Andreas fehlte um 8.45 immer noch jede Spur. Dabei hatte der einen Beutel mit bestellten Sachen dabei, die ich vorher unbedingt noch kurz nach einer Mütze durchsuchen wollte, um sie dann in der zweiten Tasche noch im Auto zu lagern. - Und dann war ich nochmal kurz auf dem Klo und habe seine Ankunft verpasst, was dazu führt, daß die Sachen schon im Auto lagen, aber mein leerer Frontroller noch am Rad hing. Argh! Also fix mit dem Rad zum Parkplatz gerollt und ob es auf den paar Metern dann passiert ist, weiß ich nicht, aber die Möglichkeit liegt nahe.

Was passiert war? Ein langsamer Plattfuss am Hinterrad. Fiel mir erst auf, nachdem der Veranstalter seine kurze Ansprache gehalten hatte und wir dann langsam losrollten und dann rumpelte es hinten. Ge-ni-al! Einfach tolles Timing von mir bzw. meinem Rad. Aber was soll man machen? Zurückrollen zur Halle, Sachen runter, Rad auf Kopf und schnell nen Reifen+Schlauchwechsel. Ich halte mich bei sowas nicht mit der Lochsuche auf, sondern tausche direkt gegen den immer mitgeführten Reservereifen.
Und wie ich so aufpumpe... baute sich irgendwie kein Druck auf. :mad: Da wird doch nicht? Doch. War er. Der Ersatzschlauch hatte nen Loch. KEINE AHNUNG WOHER. Aber an der Unterseite war ein kleines gerissenes Loch. :eek: Toller Start für mich. Also den zweiten Ersatzschlauch raus und HOFFEN! Die Luft hält, alles wieder ran ans Rad, Hände waschen und um 9.23 Uhr konnte ich dann auch losfahren. Der letzte Mohikaner.

Dank eines für mich völlig verkorksten Sommers, eigentlich war bereits das Frühjahr daneben, war es für mich nicht sinnvoll über längere Zeit nen höheren Schnitt zu fahren. Also drosselte ich mich auf 25 Sachen und duckte mich entlang des Kanalwegs, um dem Wind von vorn etwas zu entgehen.
Immer mit dabei die Angst und Hoffnung, daß ich nun keinen weiteren Reifendefekt erleiden würde. Das ist ja leider sehr ungleich verteilt. Manchmal hat man etliche tausend Kilometer totale Ruhe und dann ist man alle paar Dutzend oder Hundert Kilometer gelackmeiert und muss nen Schlauch wechseln. Daher schaute ich auch immer ein Radladen auf hatte und in Lemelerveld, einem recht kleinen Ort, wurde ich mit KokkieBikes dann fündig. Richtig großer und gut sortierter Laden, habe gestaunt. Vredestein RR-Reifen 7,95 Öre, wieder 5 Minuten verloren aber nun mit etwas mehr Ruhe im "Bauch" ging es weiter.

Ach ja, die Niederländischen Straßen und Wege... für uns ja häufig sehr ungewohnt, aber sie sind in aller Regel gut und auch flott befahrbar. Selbst die gepflasterten, was ich von schlandischen Pflasterstraßen und -wegen so eher nicht behaupten würde. Aber das ist sicher auch immer eine Frage des Anspruchs und der Gewohnheiten und vielleicht auch etwas vom gefahrenen Material abhängig.
Was man hier aber eher nicht erlebt, sind Schwertransporte auf den kleinen Begleitwegen...

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Ja. Toll. Weg dicht. Muss man halt auf dem Grün mal kurz etwas auf die Tube drücken und vorbeihoppeln.

Kühler Wind aus Nordost, alleine fahren, aufpassen nicht über die falschen Dinge nachzudenken und aufpassen keinen Abzweig zu verpassen. Und die Landschaft so gut es geht genießen. Da halte ich auch schonmal kurz an, um etwas auffällig "nett aussehendes" festzuhalten. :)

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Mir gefällt mein Stundenmittel nicht sonderlich, es sinkt nämlich unter die 25, aber der Tag ist lang und für mich gilt die Kräfte gleichmäßig einzuteilen. Andere können da besser "durchballern", ich kann das dies Jahr leider nicht.

Boekelo nähert sich und damit die Erkenntnis, daß es Sinn macht sich ein Roadbook auch mal genauer anzuschauen. So dachte ich, die Kontrolle wäre wieder neben dem Café de Buren in der alten Mühle. Aber da war es nicht, wie ich eeeiiigentlich auch auf meinem Navi hätte erkennen können, wenn ich denn draufgeschaut hätte. :rolleyes:
Ich war aber auch etwas von AUTOMASSEN abgelenkt, die auf der Hauptstraße alle im Stau standen. Was war denn hier los? als ich von der Mühle wieder rauskomme, sehe ich voraus noch ein paar gelbe Weste, die dann nach rechts abbogen. Da hatte ich den Anschluß an die letzte Gruppe also knapp verpasst. Ohne den Sprung in den Radladen... tja, aber so war es nun mal.
Das die Kontrolle im Garten liegt, war mir auch entgangen, aber die Dame des Hauses kam auch gerade mit Rad und Kinderanhänger wieder und weiß mich auf "achteren" hin. Jo, da stand Cola=Wachmacher und Wasser gabs auch und ein großes Glas Milch und mein Kampf mit dem Navi.

Ich war rasch wieder on the Road, bereichert um die Information, daß die Menschenmassen alle zu dem Military Crosslauf wollten, dort ein regional offenbar höchst bedeutsames Ereignis.
In den Feldern fand ich dann endlich heraus, weshalb mein Track Teil 2 nicht angezeigt wurde. Häkchen bei "auf Karte anzeigen" setzen hilft da ungemein. - Eigentlich wollte ich in Boekelo kurz in den Supermarkt springen, aber das Glas Milch hatte mich schon wieder angeschoben und so hate ich haöt doch keine feste Nahrung im Bauch. Das Angebot für ein Brötchen in Boekelo hatte ich ausgeschlagen. Weshalb eigentlich? *grübel*
In Haaksbergen rächte sich das dann, die Konzentration war so runter, daß ich zu doof war das Navi richtig zu "lesen" und nicht abbog. Sowas nervt und hält auf und beide konnte ich nicht gebrauchen. Aber in der Innenstadt stieß ich auf einen Supermarkt wenige Meter neben der Route und holte mir erstmal Flüssignahrung (Liter Milch) Gouda in Scheiben. Damit kam ich dann bis Dinxperlo/BOH-Suderwick aus.

Rückenwind, sonniges Wetter, viel Geradeausstrecke und wenig Zwang Radwege benutzen zu müssen. Hübsche Gegend, entspanntes Radfahren - das Leben kann so schön sein.
Zwischendurch und in Anbetracht der wohl sehr kalten Nacht, dachte ich zwar mehrfach über die "Option" nach einfach die etwa 100km heimwärts zu fahren, aber verdammt, weswegen mache ich sowas eigentlich? Eben nicht um klein beizugeben. Ja, das ist anstregend! Aber darum geht es ja, auch das durchzuhalten, was einem währenddessen nur begrenzt viel Spaß macht, um dann zu erkennen, daß Anstrengung und Entbehrung und derlei eben kein Grund sind, es nicht dennoch genießen zu können. Eine Frage der inneren Einstellung und dieses muss oder sollte geübt werden.

Auch wenn es dieses offene Europa nun schon viele Jahre gibt, bin ich immer wieder aufs Neue fasziniert davon, wie deutlich Staatsgrenzen verschwinden können. In Dinxperlo verläuft die Grenze mit der Straßenkante. In Heerlen bei Aachen ist es die Straßenmitte. Eine Seite niederländische Häuser, andere Seite deutsche Häuser. Das Beste an Dinxperlo ist die Einmündung der Keupenstraat auf die Sporker Str(zu Suderwick)/Heelweg(Dixperlo), denn gegenüber liegt der Penny Markt. :cool: Würde jetzt gerne nen Link zu Google einfügen, aber dieses verdammte neue Google Maps ist .. zum weglaufen. Dann darf hier halt Bing aufgerufen werden, falls erwünscht: http://binged.it/1LDI7LT

Nun also das Stück durch den schlandischen Niederrhein. Mir war da schon mulmig, denn ich ärgere mich viel zu häufig über den baulischen Mist, dem ich hier als Radfahrer regelmäßig mutwillig ausgesetzt werde. Vielleicht lag es also ein wenig mit an dieser Art Erwartungshaltung, aber es war wirklich so, das Stundenmittel von vorher (ca. 25) war in Schland nicht mehr ansatzweise zu halten. Zuviele Ampeln (wo auch Kreisverkehr lockerst möglich wären), viel Dreck auf den Seitenstreifen der Straßen, dauernd massiv buckelnde sog. Radwege, die auch allesamt enger als die niederländischen sind und gerne beschissen ausgeschildert, sofern es überhaupt mal für ein Schild reicht.
Bei der Einmündung auf die B67, kurz vor der A3 Anschlußstelle, dann der Oberkracher. Wir sind ja gehalten uns an die Straßenverkehrsregeln zu halten und man kommt daher über den sog. Radweg an eine Ampel. Nacht rechts führt kein Radweg weiter, es existiert kein Hinweis aber auf der anderen Ampelseite erkennt man wieder einen an der 67 verlaufenden Radweg, also an der Ampel anstellen und rüber, anstatt, was ANGEBRACHT wäre, direkt auf die B67 rechtsrum zu fahren (Ampel ... na ja). Nun tucker ich auf dem linksseiten "Radweg" weiter und keine 200m weiter die nächste Ampel (war ja klar, is Schland) und .. es führt kein Radweg weiter. Das Scheizzteil endet im Nirwana. Typisch für Schland. - Wer sich an der Stelle wundert weshalb ich immer von Schland spreche, das liegt daran, daß ich auf die Bürokratische Republik Schland kein Deut mehr dazugebe. Denn es ist eine von überbordender Bürokratie und Lobbykratie geprägte:

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(Bild in tiefster Schwäbischer Proviz aufgenommen, da kennen sich die Leut aus)

Ich wollte mich doch nicht aufregen! Aber diese besch...ene schlandische Radwegeunkultur ... grrrrrr

In Dinxperlo hatte ich schwer gebunkert, nen weiteren Liter Milch und für die Nacht total wichtigen Bananennektar, Räucherlachs und ne Packung Frikadellen (große) und etwas Schokikeks für den Aufbau zwischendurch. Tasche bis zum Rand rappelvoll.
Nach einiger Hoppelei, klar die "Radwege" dann in Uedem nochmal nen Liter Milch am Aldi nachgefasst und aufgrund der sehr schlechten Durchquerungszeit würde ich die zweite Kontrolle nicht mehr bis 18.30 erreichen, worauf ich lange Zeit gehofft hatte.

Nachdem ich wieder in NL eingefahren war, habe ich mir ne nette Sitzbank gesucht und mich erstmal auf Nachtbetrieb umgezogen. Dickere Socken, Beinlinge, Überschuhe, Wintertrikot, die Armlinge nach oben umpacken, Buff in die Lenkertasche, neue Sitzcreme auftragen und auf keinen Fall vergessen die Stirnlampe um den Hals zu hängen und weiter gings.
Die Stirnlampe ist mir extrem wichtig geworden, da ich mit ihr das Navi beleuchte und etwaige Schilder anstrahle. Meine kann ich auf verschieden hellen LED's betreiben und jeweils noch dimmen, so wird der Stromverbrauch deutilch reduziert und ich kann sie dauerhaft an lassen. Sehr praktisch! Habe lange überlegt mir eine kleine Beleuchtung ans Rad zu basteln, aber die Stirnlampe um den Hals kann das alles viel besser.

Die zweite Kontrolle erreiche ich erst ... weiß ich gar nicht genau, verlassen habe ich sie um 19.48. Angekommen frage ich mich wo ich den Stempel bekomme, an der Tanke oder im Restaurant? In der Tanke weiß man von nichts, zuckt mit den Achseln, also rein in das Restaurant. Dort weiß man Bescheid und füllt mir auch eine Flasche mit Wasser wieder auf. Warmes Futter brauche ich nicht, ich habe genug dabei udn esse lieber zwischendurch mal nen kleinen Bissen um den Magen bei Laune zu halten und fülle mich eben nicht voll. So bleibt mehr Blut für die Beine.

Das Wasser ... die zweite Trinkflasche war auch nicht mehr so dolle voll und bin auch wiederholt unaufmerksam, mache hier und da immer wieder einige Meter extra, was die Strecke verlängert. Zuwenig getrunken? Müdigkeit? In der Dunkelheit hat man weniger Ablenkung, fällt aber auch rascher in (nicht Lachen) tranceartige Zustände, daher ist das allein fahren hier für mich eine besondere Herausforderung.
In einem der nächsten Orte liegt endlich mal ein Friedhof am Weg. Friedhof = Wasser, aber hier haben sie lediglich eine Schwengelpumpe = seeehr suboptimal, also kein Wasser. Milch und Bananensaft sollen für die ganze Nacht als flüssige Mahlzeit für zwischendurch dienen, daher brauche ich einiges an Wasser, denn ich schwitze auch jetzt noch viel.

Die Strecke entlang der Nationalstraße zieht sich eeeeendlos. Mir fehlt nun doch eine "richtige" längere Pause. Die Nacht vorher habe ich zuwenig geschlafen, dies beginnt sich nun zu rächen.
Nicht mehr auf die Uhr blicken, irgendwann sind die 19,5km dann auch vorbei, inkl. einer kleinen "Umtragerei" weil ich den Knick des Radwegs zurück an die N-Straße vor der Tanke nicht gesehen habe und mein Weg an nem Acker endet.

Meien pessimistische Planung hatte vorgesehen, daß ich die dritte Kontrolle bis etwa 24 Uhr erreiche. Aber kurz vor 8 erst bei C2 weg, da klappt das nicht. 107km in der Nacht, mit 200km bereits in den Beinen... tja.
In der Erinnerung verlieren sich die Details schon wieder. So habe ich die Durchquerung des ersten Nationalparks auf dem Weg ganz vergessen. Nur 500Hm soll der Brevet haben. Bei den vielen kleinen und auch gar nicht so harmlosen Steigungen, möchte man das gar nicht glauben. Aber de heuvelrug da westlich von Almelo, das war ja ein echter Hingucker! Und der Weg hindurch hat auch Schweiß gekostet.

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Jetzt in der Nacht aber beschäftigt mich erstmal die Frage wo ich Wassernachschub finde. Friedhöfe, klar, aber wo sind sie? Ich hatte versäumt mir eine Liste zu machen, damit ich weiß wo entlang oder nahe der Strecke welche liegen. Aber dann kam ja Grave und die Erkenntnis, daß ich hier letztes Jahr auf dem 300er von Twisteden mit Ingo und einem unterwegs Aufgegabeltem durchgekommen war und ... na mal schauen. Ach ja! Kurz vor Wijchen liegt der "Party"ort (jede Menge los an der Hauptstraße) Alverna und hier hatte ich auf dem erwähnten 300er einen Friedhof gefunden. Diesmal braucht es keine Sucherei für die gut 200m östlich des Tracks und ich habe die Flaschen wieder voll mit sauberem Trinkwasser. [Information für die Allgemeinheit: Hier am Heumensweg über den Parkplatz der Jozef Kerk http://binged.it/1LDPAui und eng am Gebäude den sehr schmalen Durchgang in der Hecke und hinter dem großen Baum liegt direkt die Zapfstelle. Rad kann man am Gebäude oder der Hecke abstellen.]

Hinter Wicjen folgt Beuningen und hier passiert, was mir schonmal passiert ist. Ich schaue auf mein Garmin und glaube an einen Hardwarefehler, oder einen Strommangel, denn es tauchen auf einmal so seltsam verschlungene Zeichen auf, die nach einem kaputtem Zeichensatz oder sowas aussehen. Ich tausche die Batterien. Das Gekrüssel ist immer noch da.
Jaaaaa ganz toll, das ist die Struktur der Straßen dieser Wohnstadt aus der Retorte. Ganz toller Trick, vielleicht merke ich es mir diesmal ja. :rolleyes:

Die Strecke bis zur Waalbrücke kenne ich in Teilen von dem 300er, manche Ecken sind mir neu. Auf der Brücke dann spüre ich den angekündigten sehr kalten Atem der Nacht. Der Wind bläst einem die Kälte bis unter die Haut. Nicht schön. Schlägt mir sogar kurzzeitig auf die Bronchien, das habe ich nur selten. Sehr kalte Luft + starke Anstrengung = schlecht wenn man als Jugendlicher Asthma hatte.

Rhenen .... und der ungemein hügelige Wald dahinter. Hey! Das soll doch ein Flachlandbrevet sein, wo kommen denn diese Steigungen her? :confused: Und runter und wieder hoch und dann steht da vor der letzten Abfahrt so ein Schild, es sieht dem vor der Einfahrt nach de Heuvelrug recht ähnlich und ich halte erst gar nicht an, um die sehr kleine Schrift lesen zu können. Es steht wohl gleiches darauf, in den Nachtstunden verboten für jede Art Fahrzeug inkl. Fietse. Weshalb, weiß wohl allein der Geier. Haggi sagte ihm und seiner Begleitung sei dort die Politi entgegen gekommen und sie hätten den Weg wieder zurückfahren müssen. Ist ja nicht soooo lustig. Bei mir wartet niemand. ;)

Mir ist kalt, ich habe Hunger, die Mügigkeit sagt immer deutlicher Hallo! und nirgends gibt es eine geschützte Ecke, wo ich mal den Gasbrenner kurz anheißen kann. In Veenendaal geh ich daher einfach in einer langen rückwärtigen Zuwegung zu Gärten und baue neben einer Mauer den Kocher auf. Eine schnelle "Heisse Tasse" und etwas die Finger aufwärmen udn weiter gehts. Ist ja eigentlich auch nicht mehr weit bis Woudenberg und verdammt spät ist es auch, nach 2 Uhr. Verdammt. Aber da muss man durch.

3km, 2km, 1km ... so, wo ist jetzt dieses "Stempelpost"? Ich schaue auf die Uhr, 3.14 und schaue mich um und verstehe nicht. Da höre ich einen Pfiff und begreife, das Gebäude da hinten, mit dem bunten LIcht an der Seite, DAS ist die Kontrolle. Aaaaaah! Wärme, Licht, Cola, heißer Tee, das passt.
Henning flucht gerade noch etwas über die schlechten Wege und die Kälte und macht sich abflugbereit. Tja, es hat über 300km gedauert, bis ich wieder sowas wie Anschluß finde. Über 300km allein gefahren, macht solch einen Brevet nicht gerade einfacher, aber je größer die Herausforderung, umso größer die mögliche Befriedigung bei "Sückzess" oder so. :D
Andreas seine Liege steht auch vor der Tür, aber der liegt noch nebenan und schläft bis 4 Uhr. Ja dann ... mir ist wieder rundum warm, ich hab was gegessen, die Flaschen sind voll, der zweite Satz Armlinge dient nun als Windschutz über den für diese Temperaturen zu dünnen Fleecehandschuhen und so fahre ich gegen Viertel vor 4 dann auch weiter.

Es dauert bis ich wieder in "den Tritt" gefunden habe, aber wirklich ausdauerndes Tempo will noch nicht so recht aufkommen. Der Schlafentzug fordert seinen Tribut. Ich hätte mal besser 5 Minuten die Augen zumachen sollen. Hab ich aber nicht. Und auf der Toilette war ich auch nicht. Toller Plan.

Es folgt ein Mysterium. Ich bin mir nicht sicher wo es war. Könnte bei der Durchfahrt von Scheerpenzeel gewesen sein. Die Straßen sind vollkommen leerm, ich fahre also nicht mehr auf dem Radweg. Jener verläuft hier linksseitig und dann steht dort auf einmal ein Rad und die Lampen sind an und ich sehe rundum (dahinter Feld) keine Menschenseele. Ich war schon dabei die Beobachtung eine solche sein zu lassen, da drehe ich doch noch um, um kurz genauer hinzuschauen. Und richtiges Gefühl, im Dunkeln von dem Schatten des Baumes neben der Laterne, liegt ein langes Etwas quer auf dem Radweg! Offenbar ein Mensch. "Och nööö, jetzt sowas, daß muss doch nicht sein!" Ich lehne mein Rad an die Laterne und beuge mich über die Person, die langgestreckt mit anliegenden Armen und gekreuzten beinen so da liegt und spreche den Mann laut an. Der öffnet die Augen und sagt irgendwas von es sei alles in Ordnung und nichts passiert. Ja, wenn das so ist ... aber ich drehe mich nochmal um und meine da kämen noch andere Radfahrer und nicht das sie ihn überfahren würden. Da steht er dann doch auf und meint er würde dann jetzt auch nachhause fahren.
Muss man alles verstehen? Nein. Aber besser so, als ne Leiche.

Barneveld, ich düse voll über die prima Straßen, ignoriere Verbotsschilder und komme flott hindurch. Fein, darf auch mal sein. Langsamer wird es von ganz allein wieder weitergehen.
Und so kommt es auch. Der Toilettengang erfolgt in nem Wald und zweimal muss ich mich kurz für nen paar Minuten irgendwo hinlegen, um den Kopf wieder wacher werden zu lassen. Sekundenschlaf auf dem Rad kommt nicht so lustig.

Vierhouten und als die ersten Schimmer des Grauens am Morgen sich am klaren Himmel ankündigen, geht es in Richtung hügeliger Heidelandschaft. Der Morgen erwacht, die ersten Menschen sind aktiv und fahre immer noch. Es ist kalt, ich bin müde und der Bananensaft inzwischen verbraucht, Frikadellen sind noch 2,5 da, die Finger sind übewiegend warm, der Wind schlägt nicht so schlimm zu, wie befürchtet.
Und dann kommt sie wieder, die Müdigkeit und sorgt durch ihre Ablenkung dafür, daß ich wieder einen Abzweig übersehe. Dies hat mir auf der ganzen Strecke 12 Extakilometer gebracht, also nicht so ganz wenig. Aber es soll schlimmeres geben, wie ich später hören sollte. o_O
Jo und so überquere ich hinter Epe die N50, biege ab und ... sehe ein paar Fahrräder, darunter eine Liege neben einem Baum. Andreas und zwei Mitfahrer, die sich als die beiden Brasilianer heraustellen. 30km vor dem Ziel fahre ich nun nicht mehr allein. Heureka! Waren wohl kurz hinter mir und als ich das letzte Mal vorher falsch abgebogen bin, dann an mir soz. vorbeigefahren.
Sie machen nochmal ne Pause und als Andreas sieht, daß ich Frikadellen habe, möchte er auch eine. Bekommt er auch. Ketchup habe ich keines, aber ne Packung Händlmairs süßen Hausmachersenf. :) Was hab ich heute eigentlich nicht dabei...

Jo und dann läuft er wieder, mein Motor. 22 stehen auf der Anzeige am Lenker und ... ich bin zu schnell für die Brasilianer. Na gut, dann eben langsamer. Der Tag ist nun voll da, die Menschen strömen mit dem Rad zu den Kirchen, die Baustelle möchte umtragen werden, es geht stetig gut voran und ich schaue nicht auf die Uhr.
Auffällig ist, daß es nirgendwo nach Bäckerei riecht! Scheint es in NL Sonntags gar nicht zu geben.

Ja und dann kommt Zwolle in Sicht und nun darf mir alles wehtun. Vor der Stadt beschließen die anderen drei stoisch dem Track zu folgen, der einen nördlich um die Stadt herumführt. Möchte ich nicht, ich fahre geradeaus durch und damit habe ich keine Probleme, denn als ich ankomme, stehen für mich 412km auf dem Tacho, das sollte reichen.

Jo, kurz nach 10 ist's, wenn ich den Reparaturzeit anziehen, war ich 24,75h on the road, 19h55 gefahren, Schnitt 20,70. Nicht mein bester Brevet, aber ... mir hats gefallen! Es gibt noch ein belegtes Brötchen, ne leckere Kürbiscremesuppe, ein wenig Gespräche und dann flott mit dem Auto in Richtung Heimat. Unterwegs meldet sich der Schlafentzug nochmal bei Henning und während er 5 Minuten die Augen an nem Parkplatz zumacht, koche ich ihm ne Tasse mit Instant Kaffee. Der wirkt dann wohl auch ausreichend und wir erreichen die Stadt, die es gar nicht gibt und er setzt mich am Bahnhof ab. Eigentlich hatte ich überlegt dann noch 70km durchs Münsterland zu rollen, aber ich bin so platt, daß ich liebendgern den Zug nehme.

Und das war gut so.

Jo, ist etwas länger geworden. Nicht ganz untypisch für mich, aber das musste jetzt einfach mal raus. Es war der richtige Anschub, denn heute finde ich im Postfach die erste Nachricht vom Veranstalter des schottischen Highland 1200ers im kommenden Juli und er sagt selber auch, die Vorbereitung hierfür, die beginnt jetzt. Und genau das war es, der zweite Schritt. Der erste Schritt war am Wochenende davor mit 628km. Dieses Wochenende hatte ich bereits einiges umgebaut und so wird es immer weiter gehen, bis alles passt.

Gut geh'n!
 
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Guten Mittag,

und hier nun meine Sichtweise desselben Brevets.

Los ging es am Freitag mit der Anreise. Zunächst gute 50 km nach Dortmund. Da ich ein paar Minuten später gestartet bin, als ich wollte, und ein Fehler im Track mir zwei Zusatzkilometer in Wuppertal eingebracht hat, war ich nur wenige Minuten später am Bahnhof als geplant. Nicht so schlimm, die 50 "freien" Minuten habe ich genutzt, um mir in der Innenstadt ein leckeres Baguette zu holen. Letztlich war die Stunde später kein Problem. Die Bahnfahrt mit Umsteigen in Enschede verlief ziemlich ereignislos und stressfrei. In Zwolle angekommen, erstmal zu Aldi. Dort original holländische Leckereien für die Daheimgebliebene und eine SIM-Karte fürs Telefon, gegen die Roamingpreise. Anschließend in eine Kneipe in der Stadt, wo 20 Minuten später mein Gastgeber eintraf. Ebenfalls Brevetfahrer. Beim 400er war er leider nicht dabei, denn er wollte mit seiner Freundin (oder umgekehrt) am Wochenende wandern.

Wir sind dann zu ihm gefahren, haben uns sehr nett unterhalten und er hat leckeren Curry-Reis gekocht. Zum Schlafen hatte ich ein eigenes Zimmer mit großem Bett – klasse! Und zum Frühstück gab es dann Pfannekuchen. Super! Der Gastgeber ist dann noch mit zum Startort, wo er einige Leute kannte. Auf dem Telefon waren schon zwei SMS von Jochen, wo ich denn bliebe. :)

Nach kurzer Ansprache des Veranstalters ging es dann los. Noch leicht nebelfeucht, aber kein Regen. Zunächst habe ich mich an eine Gruppe gehängt, die mir aber dann nach einer Viertelstunde doch einen Hauch zu schnell war. Vor allem das Wiederbeschleunigen nach Engstellen hätte mehr Kraft gekostet, als ich aufwenden wollte. So bin ich weitgehend alleine gegen den Wind gefahren. Trotzdem rollte es gut und schön gleichmäßig. Die Radwege waren zügig zu befahren und vor allem kannte man an Kreuzungen fast immer schnell sehen, wo es weiterging. Deswegen ging es oft mit Tempo 25 über Kreuzungen hinweg. Ich glaube, es war keine einzige Ampel auf dem Weg, jedenfalls keine rote. Zwischendurch der hügelige Sallandse Heuvelrug (Hügelrücken). Erst rauf, dann leicht bergab. Der Tacho kletterte, ohne das ich treten musste, auf 70 km/h. Und das in Holland. :) Mit 6 Sekunden (!) Standzeit kam ich nach Boekelo, wo es wegen des Autostaus nicht weiterging. Ich habe das Rad dann 100 Meter auf dem Gehweg geschoben, dann noch 300 Meter zur ersten Kontrolle, bei Gert zu Hause.

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Sallandse Heuvelrug

Das Angebot an Speisen an der ersten Kontrolle habe ich wohl nicht richtig wahrgenommen. Ich habe nur Leichtkola, Kaffee und so kleine Bounty/Mars/etc. gesehen. Davon nahm ich mir zwei, noch kurz zur Toilette und nach 15 Minuten Standzeit ging es weiter.
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Kontrolle in Boekelo

Der zweite Abschnitt war mit 116 km zur nächsten Kontrolle der längste. Mir eigentlich zu lang. Ich finde im Flachland 70 km die optimale Distanz zwischen Kontrollen. Aber gut. Bei der speziellen Form des Brevets mit vier Startorten ist das kaum anders zu machen.
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Ein paar Kilometer hinter Boekelo

Das wolkenlose Wetter hielt sich. Man merkte, dass die Sonne schon Mühe hat, die Erde zu erwärmen, aber es reicht für immerhin 14 Grad. Auch auf dem Stück ging es über verkehrsarme Landstraßen oder auf guten Radwegen an größeren Landstraßen. Bei Bocholt lief die Grenze entlang der Straße, sodass die Geschäfte auf der einen Seite geöffnet und auf der gegenüberliegenden open waren.
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Grenzverlauf schräg über die Straße.

Drei Kilometer später ging es nach Deutschland, wo ich auf denselben bekloppten linksseitigen Radweg hereinfiel wie später Jochen. Danach fuhr ich zehn Kilometer auf der B67, was wegen des intensiven Autoverkehrs und des nicht befahrbaren Betonplatten-Seitenstreifens mäßig angenehm war. Nicht schlimm, aber schön ist anders. Immerhin ist der Seitenstreifen ab der Kreisgrenze Kleve weitgehend asphaltiert. Ab Niedermörmter verlief die Strecke wieder über verkehrsarme Landstraßen. Mit den Radwegen hatte ich anscheinend mehr Glück als Jochen, denn die wenigen, die ich benutzt habe, waren in Ordnung. Meistens blieb ich auf der Fahrbahn. Der nächste Ort hieß Appeldorn - und ich dachte, das liegt in den Niederlanden :) Kalkar will offenbar keine Fremden und zeigt das sehr deutlich:
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Kein Wunder, denn wenige Kilometer später kam die nächste Steigung:
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Ein knappe Stunde später, links neben mir ein kleiner Hügel, höre ich eine Art grollen. Erst denke ich, gleich wird links auf dem Damm ein Zug vorbeirauschen. Aber das Grollen wird sehr schnell sehr laut. Und schon fliegt direkt über mir ein Ryanair-Flugzeug. Die Brevet-Strecke führt nämlich direkt am Flughafen Weeze vorbei. Allerdings auf der Rückseite, von der man die Anlage und die Gebäude nicht sehen kann. Kurz danach ist wieder Holland erreicht.

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Blumenfeld


50 Minuten später, um 17:46 Uhr, bin ich an der zweiten Kontrolle, einer Autobahnraststätte. Diese wird über einen nicht asphaltierten, aber gut befestigen Weg erreicht. Da ich auch auf dem zweiten Abschnitt keine Pause gemacht habe (insgesamt 5 Minuten verkehrsbedingte Standzeit), muss nun dringend etwas in den Magen. Seit dem Frühstück habe ich nur zwei kleine Bounty und zwei kleine Riegel gegessen. Und wohl auch etwas wenig getrunken.
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Autobahnraststätte Venray

So bleibe ich 38 Minuten. Als ich die Gaststätte verlasse, ist es recht kühl, und ich ziehe die Jacke und die dickeren Handschuhe an. Für die Jacke ist es allerdings doch noch etwas früh, nach 30 Minuten Fahrt wird mir doch warm, und ich mache die Jacke auf.

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Wie Lucky Luke ritt ich in den Sonnenuntergang. Zum Glück blieb ich nicht als kleiner Punkt am Horizont stecken, sondern rollte gut weiter, der dritten Kontrolle entgegen. Allerdings war ich schon deutlich langsamer geworden. Ich furh auch etwas ungleichmäßig. Aber ich fühlte mich in guter Verfassung und solange die Räder rollen, ist alles andere primär (wie Hans Krankl sagen würde). Ein Vorteil zumindest der ersten 50-60 km dieses Teils war, dass es viel über beleuchtete Straßen ging. 40 km nach der Kontrolle überholte mich eine kleine Gruppe. Einen Kilometer weiter, an einer unbeleuchteten Stelle, nahm ich rechts am Straßenrad ein rechteckiges Schild "Fietspad" (Radweg) wahr. Aber den Weg selbst ich konnte nicht sehen. Also weiter auf der Straße, es war ohnehin nichts los, und die rechteckigen Schilder deuten immer auf freiwillig zu benutzende Radwege hin. Als nach 50 Metern der Asphalt endete und es über leichten Schotter ging, lag die Vermutung nahe, dass der Fietspad eine asphaltierte, wenn auch schmale Alternative zur Schotterstrecke ist. Solche Konstruktion gibt es in den Niederländern öfter. Breite Schotterstraße und schmaler, asphaltierter Radweg daneben. Der aber war nicht zu sehen, rechts war alles voller Bäume :) Ich wollte trotzdem nicht zurück und bin erstmal weiter, bis sich nach 100 Metern eine kleine Lichtung auftat. Also vorsichtig nach rechts auf die Wiese. Und siehe da, der asphaltierte Radweg. Auf dem habe ich dann wieder die Gruppe überholt, die sich auf dem Schotterweg quälte... Die Gruppe muss dann eine Pause gemacht haben, denn ich habe sie erstmal nicht gesehen.

15 km vor der dritten Kontrolle war mein GPS-Track nicht optimal. Er lief an einer Einmündung geradeaus weiter, aber da war keine Straße. Also erst links und dann rechts – oder umgekehrt. Ich bog zunächst links ab und sah nach 30 Metern, dass es andersherum war. Gerade als ich wendete, huschte wieder die Gruppe an mir vorbei. Sachen gibts.. Es folgte ein ganz besonderer Abschnitt. Nämlich auf perfekten Asphalt durch einen furchtbar dunklen Hügelwald. Absolut leise war es dazu. Ich fand es nicht unheimlich, aber es war irgendwie außergewöhnlich. So richtig dunkel. Auch der Asphalt war schwarz und reflektierte kaum. Wenn es bergab ging, habe ich immer kurz auf das GPS geguckt, ob jetzt eine Rechts- oder Linkskurve kommen sollte. Denn selbst der Edelux II brachte keine Fernsicht.
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Kurz vor der Kontrolle war noch einmal hohe Konzentration gefordert, auf einem schmalen Weg neben einem Kanal. Wer nicht aufpasst, kann im Gras oder gar im Wasser landen. Aber auch das war zu meistern und ich kam wirklich glücklich gegen 0:15 in Woudenberg an. Trotz der tiefen Nacht war es mit 6 Grad noch vergleichsweise warm. Drinnen sitzen und Tee trinken, das tat gut. Und es kam besser: Ich konnte dort schlafen. Drei nebeneinandergestellte Sitzbänke (die von den Bierzeltgarnituren) und eine Wolldecke reichten für eine ausreichende Schlafstätte. Auch der Weckdienst klappte hervorragend und um 5 Uhr bin ich mit den beiden Brasilianern gestartet. Die hatten im Campingbus des Veranstalters geschlafen. Da sie mit dem GPS nicht 100% zurechtkamen, waren sie ganz froh, dass wir zusammen fuhren. Und natürlich war auch ich froh, nicht alleine zu fahren. Das mache ich nachts nicht so gerne. Die Verständigung war sehr mäßig, denn einer konnte praktisch gar ein englisch und der andere nicht viel. Mit ein paar spanischen Wörtern, die mir noch einfielen, ging es irgendwie. "mas/menos rapido" und "nada aqui" haben sie jedenfalls verstanden.

Nach 20 km in Uddel eine kurze Pause. So kurz auch nicht, immerhin 18 Minuten. Einer der beiden hatte nur hauchdünne Handschuhe und entsprechend kalte Finger. Der freute sich wie ein Schneekönig, als ich das gesehen und ihm meine Tageshandschuhe gegeben habe. Und ich freute mich, dass die beiden noch ein paar Riegel übrig hatten, denn mein Magen war schon wieder viel zu lange viel zu leer. Das ist der Randonneursgeist. Man fährt miteinander und nicht gegeneinander. Klasse! Und weiter ging es. Das Thermometer fiel langsam, aber unaufhörlich. Gerne hätten wir noch etwas warmes getrunken oder gegessen, aber es kam nichts an der Strecke. Irgendwo ein hell erleuchtetes Café. Die Sonne war gerade im Begiffm aufzugehen, der kälteste Moment erreicht. 1,5 Grad. Die Brasilianer fragten, ob plus oder minus. Wir gingen rein, ich fragte die Bedienung, ob sie schon etwas hätten. Nein, sie hätten noch nicht geöffnet und wir könnten auch nicht ein paar Minuten drinnen sitzen. Haben wir dann trotzdem gemacht und es hat auch niemanden gestört. Aber es hilft ja nichts, wir mussten weiter. Nach 11 Minuten Standzeit also wieder auf die Räder. Als sich im Straßenrand ein sonniges Fleckchen zeigte, haben wir sofort nochmal angehalten. Und, man glaubt es kaum, nach zwei Minuten kam Jochen. Welch' Freude! Die letzten 30 km also zusammen. Und Jochen hatte eine Frikadelle für meinen leeren Magen. Als wir losfuhren, legten Jochen und einer der beiden Brasilianer ein unglaubliches Tempo vor. Mir und dem anderen Brasilianer war das zu schnell. Also mussten sich die beiden fitten ein wenig nach unten anpassen und so ging es zügig und stressfrei voran, bis wir um 10:10 Uhr Zwolle erreicht haben. In der Stadt hatten wir uns 100 Meter verfahren und statt zurück die Umfahrung zu nehmen, ist Jochen etwas kürzer zum Ziel. Da er sich ja ein paar Mal verfahren hatte, standen bei ihm am Ende doch 15 km mehr auf dem Tacho. Die heiße Suppe tat richtig gut.

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Jochen und ich, im Hintergrund zwei stolze Brasilianer

Ich habe dann noch meine Sachen beim Gastgeber abgeholt und mich auf die siebenstündige (!) Zugreise nach Hause gemacht. Wegen Schienenersatzverkehr bei Gronau bin ich den Umweg über Venlo gefahren. Da habe ich noch den Anschluss verpasst und die Wartezeit für eine Frikandel bei Petatte Wiel genutzt (die kultige Imbissbude an der Maas).
 
Als nach 50 Metern der Asphalt endete und es über leichten Schotter ging, lag die Vermutung nahe, dass der Fietspad eine asphaltierte, wenn auch schmale Alternative zur Schotterstrecke ist.... rechts war alles voller Bäume :) Ich wollte trotzdem nicht zurück und bin erstmal weiter, bis sich nach 100 Metern eine kleine Lichtung auftat. Also vorsichtig nach rechts auf die Wiese. Und siehe da, der asphaltierte Radweg.
Das war aus Langenboom heraus. Ich hab da noch nicht einmal das Schildchen, geschweige denn den Asphaltweg gesehen und dachte auf dem geschottertem Weg nur "was soll das denn jetzt?". Am Ende vom Weg, vor einem hohen Zaun war dann erstmal Suchen nach der fortführung angesagt und da war er dann, rechts vom eingezäunten Gelände, der Weg.
In Langenboom hatte ich so gehofft endlich mal nen "EC-Ruheraum" zu finden, aber niente. Selbst der Friedhof war unbrauchbar, die hatten da auch ne Schwengelpumpe.

Wasser, Milch ... ich hab mal versucht zusammenzurechnen wieviel ich auf den 400 so weggetrunken habe und komme auf etwa 10 Liter Flüssigkeit(*). Verdammte Schwitzerei, besonders am Kopf läuft mir auch bei Kälte immer so einiges weg.

(*)Edit: Das Tolle widerum ist, seit ich soviel Milch trinke und auch unterwegs bereits immer noch die eine und andere Prise Kochsalz schlecke, oder aber Malto-Getränk mit Kochsalz und Mg-Citrat Beimengung verwende, habe ich keinerlei Beinkrämpfe mehr gehabt. Keine beginnenden Muskelprobleme unterwegs, keine danach beim entspannenden Sitzen und auch keine in der folgenden Nacht. Edit Ende

Als wir losfuhren, legten Jochen und einer der beiden Brasilianer ein unglaubliches Tempo vor. Mir und dem anderen Brasilianer war das zu schnell.
Das waren gerademal 21-22km/h und ich dachte, sah im Spieglein zumindest so aus, als würdest ihr auch schön hinter mir hängen. Tja und dann nach dem links/rechts Verschwenk guck ich und niemand da. :eek:

Wie kam das eigentlich, daß Brasilianer da mitfahren? Waren die zufällig in der Gegend? Wegen so nem Brevet fliegt man wohl eher nicht mal eben nach Europa, denk ich mal so.
 
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Hi,

die Brasilianer sagten, so habe ich sie jedenfalls verstanden, dass sie eigens für den Brevet nach Europa geflogen sind.

Grüße
Andreas
 
Brasilianische Randonneure scheinen manchmal noch verrückter zu sein als wir. Mir ist noch die junge Frau in Erinnerung, die PBP mit starrem Gang gefahren ist. Bei der Topographie in der Bretagne war das eher suboptimal - was ihr auch klar war, aber zwischen Mortagne au Perche und Dreux hat sie natürlich nicht mehr aufgegeben und sich irgendwie durchgequält.
 
Der nächste Ort hieß Appeldorn - und ich dachte, das liegt in den Niederlanden :)

Kalkar will offenbar keine Fremden und zeigt das sehr deutlich:
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Kein Wunder, denn wenige Kilometer später kam die nächste Steigung:
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- in Appeldorn trinkt man gerne Appelkorn - ist man die Rüben quitt geworden. Oder so ähnlich.

Mit Kehrum liegst Du aber falsch.
Der Name rührt aus biblischen Zeiten her, denn wo war denn das vielzitierte Zweistromtal, wenn nicht zwischen Rhein und Maas! Und irgendwo wohnten damals Adam und Eva - das ist dieser Urtyp der Shopping-Queen, die mit dem Apfel man erinnert sich sicherlich.
Und als die beiden dann vor Gott flohen in Richtung Tollkamer, rief der Alte hinter Ihnen herlaufend Warnungen: Kehr(t)um! Düffelward! (der Teufel wartet - was auch zutrifft, manchmal warte ich da oben ja auch auf die Fähre) - diese Ortsnamen stammen direktemang von diesem Ereignis her.

Übrigens ist das Wasser am Friedhof von Düffelward ganz vorzüglich. :jammin:

Bei Totenhügel bin ich mir unsicher, ob es da nicht im zweiten Weltkrieg auch Anlaß zur Namensgebung gab, geknallt hat es in der ganzen Ecke ordentlich (geht mir immer durch den Kopf, wenn ich von Marienbaum Richtung Uedemerbruch durch den Hochwald fahre - in Uedemerbruch hängt an der Bahnunterführung auch eine Bronzetafel kanadischer Veteranen) und ich meine, an einem Weg zu einem Bauernhof auf das Straßenschild aufgeschweisst einen Granatsplitter oder artverwandtes gesehen zu haben.
Militärisch ist da heute immer noch durch die Nato (das von weit her zu sehende Radom...) einiges los.

Ach so, wer die Geschichte der Ortsnamen vertiefen will, dem sei "Die schönsten Sagen vom Niederrhein" von Fritz Meyers empfohlen. Leider nur noch antiquarisch erhältlich.
 
Brasilianische Randonneure scheinen manchmal noch verrückter zu sein als wir. Mir ist noch die junge Frau in Erinnerung, die PBP mit starrem Gang gefahren ist. Bei der Topographie in der Bretagne war das eher suboptimal - was ihr auch klar war, aber zwischen Mortagne au Perche und Dreux hat sie natürlich nicht mehr aufgegeben und sich irgendwie durchgequält.
1000 du Sud hat dieses Jahr einer auf'm SS gefinished...

Zurück zum Thema: der 400er ab Merselo war klasse, Start um 17 Uhr in den fast warmen Abend hinein. Bis Km 200 bin ich echt gut in der Zeit (und ich glaube sogar der Erste) gewesen. Ich war sogar so schnell, das ich knallhart an der ersten Kontrolle vorbei gefahren bin und das erst 20km später gemerkt habe... Also habe ich bei Jan angerufen und mit ihm vereinbart wie wir verfahren. Alles nicht so schlimm, sagte er, man kann vor Zwolle sowieso nicht abkürzen.
Hinter Zwolle bin ich dann aber gnadenlos eingebrochen, die 3°C waren mir definitv zu kalt in dünnen Klamotten; was für ein Glück hatte ich wenigstens meine langen Handschuhe mit. Ich hab mich dann für wohl mindestens 2,5h in das wohl einzige existierende niederländische EC-Hotel gelegt, ein kalter Boden in einem beheizten Raum ist noch immer besser als Fahrtwind um den Gefrierpunkt. Nach dem Aufstehen ging schon ganz langsam die Sonne auf und so fand ich die Weiterfahrt gar nicht mehr so ätzend wie vermutet. Bei Arvid in Boekelo (ich weiß jetzt dass man das B_u_kelo ausspricht) gabs wie immer lecker Tütensuppe und Kaffee - und irgendwo auf dem platten Land nochmal ein Brötchen "Gesond". Ab Deutschland konnte man wieder die Regenjacke ausziehen (wegen der Wärme) und z.T. sogar die Armlinge runterrollen.

Alles in Allem steht viel schon oben: die Strecke war schön geplant, nicht so verwinkelte Radwege wie ich dachte, tolle Landschaften, auch dieser wirklich rabenschwarze Pfad irgendwo im Wald war genial.

Mal schauen, vielleicht fällt mir noch mehr ein, aber ich habs gerade eilig und muss weg...

Nach Sichtung der Stravadaten hab ich in Holten sogar 4h Pause gemacht. Jetzt ist mir auch klar wo meine Zeit blieb...
 
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Bei Totenhügel bin ich mir unsicher, ob es da nicht im zweiten Weltkrieg auch Anlaß zur Namensgebung gab,
Am Niederrhein habe ich bei einem Kundenbesuch eine Frau Toten kennengelernt, die aus der Familie stammt, die dort den Bauernhof bewirtschaftet. Eine Bushaltestelle in der Nähe ist auch danach benannt. Dürfte also keine Verbindung zum Krieg geben.
 
blöd formuliert von mir, aber eigentlich dachte ich es eher als ex post-benennung. meist sind die namen hier ja schon etwas älteren ursprungs als wkII. hab aber den bosch nicht in reichweite und bin grad dabei, die nach einer kurzen radrunde kalten füße warm zu kriegen...
 
In wenige Wochen fangen die Brevets in Merselo wieder an. Von Jan empfing ich die Info's zum 200-er:

BRM 200 Merselo 2016 “Maas en Rijn”

Datum: 02-04-2016
Startzeit: 08.30 U.
Startort: an der Mühle, Grootdorp 93

Info

Im Vergleich zum vorigen Jahr führt die Route dieses Jahr etwas mehr gerade zur Brücke bei Wesel.
Fast unmittelbar nach die Brücke ist dann die neue 1e Kontrolle am Rheinstübchen in Wesel mit schöner Aussicht auf den Rhein (Km. 68).
Dann liegt der Rheinradweg vor bis Emmerich.
In Emmerich fahren wir über die Rheinpromenade und dann geht es los zum Eltenberg (6%).
Die neue 2e Kontrolle ist am “Oude Posthuys” an der Kirche (Km. 119).
Hinter Elten geht es wieder Holland hinein, in Pannerden mit der Fähre und, ganz neu, über die Deiche nach Nimwegen
Hinter Nimwegen gibt es noch eine ziemliche Steigung nach Berg en Dal, bis 10%, aber nur 200 Meter lang.
Dann kommt die 3e Kontrolle am Heksendans wie voriges Jahr (Km. 154).
Danach folgen der Zevenheuvelenweg und nach ein schönes ”Fietspad” durch dem Wald auch der Zevendalseweg.
In Gennep fahren wir über die Maasbrücke und via Boxmeer und Overloon kommt das Finish in Merselo an der Mühle.
Merke dich: der erste Kaffee am Start ist frei !!

Die Mariet und Jan heissen dich Willkommen !


Die Anmeldung ist schon offen, wie üblich online über http://www.randonneurs.nl/event/brm-200-merselo-nl/
 
war eigentlich wer dabei? hatte kurzfristig für den vormittag noch nen anderen terin verpasst bekommen, so war nur noch ersatzteile in bocholt besorgen drin. verglichen mit dem letztjährigen wetter war das heute doch eine genußrunde - und ich ärgere mich etwas.
 
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