Sehr schöner Text, Olaf! Das meiste davon kann ich so unterschreiben. Da hatte dein Missgeschick ja doch noch was Gutes, wenn da so Erkenntnisse bei herauskommen
Weil du ja explizit nach Feedback gefragt hast, hier mein Senf dazu:
1. Auch wenn ich nicht so die Labertasche bin und neuen Gesichtern gegenüber eher zurückhaltend: Über die Jahre habe ich beim Brevetfahren doch einige sehr interessante Leute kennengelernt, deren Bekanntschaft ich nicht missen will. Oft genieße ich es aber auch, einfach schweigend nebeneinander herzufahren und nicht miteinander reden zu müssen: Wie oft habe ich nach hunderten gemeinsamen Kilometern festgestellt, dass ich nicht einmal weiß, wie der Mitfahrer überhaupt heißt?
2. Auf jeden Fall sollte jeder dazu in der Lage sein, Brevets auch alleine zu Fahren. Mir würde dabei aber etwas fehlen - alleine bin ich sonst schon immer bei meinen "Trainingsrunden" (die diesen Namen eigentlich nicht verdienen
) unterwegs. Mit einer eingespieletn kleinen Gruppe kann man auch gut längere Brevets zusammen fahren. Aber klar, wenn es aus irgendwelchen Gründen mal nicht zusammen funktioniert - kein Problem, dann fährt man halt getrennt weiter. Irgendwann trifft man sich schon wieder...
3.& 4. Auch wenn es wahrscheinlich nicht so gemeint ist: dieser Punkt kommt mir etwas zu leistungsorientiert rüber. Beim Brevetfahren geht's ja nicht um die Endzeit, bzw. ist die Maximalzeit so ausgelegt, dass man reichlich Zeit zum Verschwenden hat
Und die verschwendete Zeit ist beim Randonnieren doch eigentlich die schönste: gemütlich mit Gleichgesinnten an Tankstellen, Cafés und Bäckereien 'rumlümmeln hat doch was. Für mich ist diese Pausenminimiererei jedenfalls nichts, da würde mir auf Dauer etwas fehlen. Klar freue ich mich mal über ein schnelles Brevet mit kurzen Standzeiten. Mindestens genauso erfüllend können aber die Full-Value-Brevets mit ausgiebigen Pausen sein. Wenn ich da an die Maastrichter Brevets letztes Jahr denke, mit stundenlangen Biergartenstops kurz vorm Ziel. Das hatte was. Ist aber bestimmt Geschmackssache.
Klar durch kürzere Pausenzeiten kann man mehr rausholen als durch schnelleres Fahren. Für mich würde ich das Argument aber eher umdrehen: fahr schneller, damit du dir mehr Pausen erlauben kannst
Und mit ein bisschen Erfahrung kann man auch gerne mal zu schnell losfahren, nachher halt etwas rausnehmen, dann erholt man sich während der Fahrt
5. Da kann ich bestimmt noch was lernen: Ich denke immer von Kontrolle zu Kontrolle, das funktioniert sehr gut für mich. Den Kilometerstand ganz auszublenden ist mir bislang noch nicht gelungen. Irgendwie will man (oder ich) ja doch mal ankommen und die letzten Kilometer sind bei mir fast immer zäh. Aber ich werde mal versuchen, deinen Rat zu befolgen.
6. Das mit den dunklen Momenten, in denen das ganze Unterfangen in Frage gestellt wird und man die Randonneuse für immer an den Nagel hängen will... irgendwie kenne ich das so nicht. Klar geht's mir auch mal dreckig (aktuell beim Niederrhein-600er in der zweiten Nacht ohne Schlaf bei 0°C auf der Vennbahn) aber irgendwie weiß ich, in ein paar Stunden sieht die Welt schon wieder anders aus. Da musst du jetzt halt durch und dann wird's auch wieder besser. Da fahre ich halt stoisch weiter ohne groß nachzudenken.
Der Tipp, erst abzubrechen, nachdem man geschlafen hat, ist aber sicher Gold wert.
7. Genau! Kann man aber nicht oft genug erwähnen: Wie oft hat man schon völlig planlose Fahrer bei Brevets gesehen, manchmal mit Navi oder Wegbeschreibung, aber ohne Plan, wie das überhaupt funktioniert, oft aber auch ganz ohne. Für mich irgendwie nicht nachvollziehbar. Das kann doch keinen Spaß machen, wenn man immer auf andere angewiesen ist?
8.&9. Bei mir sind gesundheitliche und technische Probleme die größten Risiken, die zu einem Abbruch führen können. Ein Bikefitting kann da bestimmt helfen, hab ich aber (noch) nie gemacht. Vielleicht beim nächsten Rad. Und als Mechaniker tauge ich auch nur bedingt, aber ich lerne dazu. Meist habe ich aber auch meinen persönlichen Mechaniker in der Gruppe dabei (Danke Hermann!). Der kümmert sich um alle Defekte und hat für alles Ersatz dabei
10. Volle Zustimmung! Wir sehen uns dann 2019