AW: Bergamont Dolce tour
Ich fahre zwar kein Bergamont, möchte aber dennoch kurz Stellung nehmen. Vorab darf ich jedoch anmerken, daß die Preisgrenze von 500 Euro im Bereich von neuen Rennrädern grundsätzlich kaum Spielraum für höherwertige Komponenten läßt.
Der Rahmen ist ein Standard Alurahmen, der stabil ist (positiv), dafür aber auch kein Leichtgewicht (negativ, aber gerade als Anfänger auch zu vernachlässigen). Gegen etwas Höherwertigeres läßt sich solch ein Rahmen aber jederzeit austauschen.
Die verbaute Gruppe (Tiagra) ist die viertbeste bzw. zweitschlechteste von
Shimano. Sie verrichtet bei guter Pflege sicherlich ihren Dienst und ist für den Einsteiger geeignet, zu höherwertigeren Gruppen spürt man jedoch hinsichtlich Langlebigkeit und Schaltkomfort deutliche Unterschiede. Zu empfehlen wäre hier meiner Meinung nach eher die 105er-Gruppe von
Shimano, die aber leider Dein Budget sprengt.
Die verbaute Tiagra-Gruppe ist zudem nicht vollständig, sondern wird im Bereich der
Bremsen (Tectro), Kurbel (Truvativ) und Innenlager (Tattoo) durch vermutlich preiswertere Komponenten anderer Hersteller setzt. Angaben zu Vorbau, Lenker,
Sattel und Sattelstütze fehlen komplett. Zum Innenlager und der Kurbel vermag ich nichts zu sagen, die
Bremsen erfüllen sicherlich ihren Dienst. Notfalls tauscht man die aktuell verbauten
Bremsbeläge gegen Markenbeläge und die Bremskraft dürfte voll zufriedenstellend sein.
Die Laufräder kommen wiederum von
Shimano. Es ist der Einstiegslaufradsatz, die 500er. Im Forum wirst Du viele Beiträge zu diesen Laufrädern finden, die zum überwiegenden Teil mit negativer Kritik nicht geizen. Insbesondere schwere Fahre klagen darüber, daß diese Laufräder sich nicht durch überragende Steifigkeit auszeichnen, auch wird häufig über das Auftreten von Höhen-/seitenschlägen berichtet. Ich selbst bin die Laufräder bei 84 kg Lebendgewicht im März rund 1.100 km über gute wie auch schlechte Pisten gefahren und habe dabei keine Nachteile festellen können. Auch die Naben liefen verhältnismäßig leicht, auf Abfahrten hatte ich keine Probleme, gleichschweren Kollegen mit besserer Hardware rollenderweise zu folgen.
Mein Fazit:
Du bekommst sicherlich, immer gemessen am investierten Geld, ein ordentliches Fahrrad. Allerdings sollte Dir bewußt sein, daß Du, wenn einmal "Blut geleckt hast" und langfristig dem Renradfieber erliegst, sehr schnell ein besseres Rad fahren willst. Das Aufrüsten dieses Rades wäre dann überdurchschnittlich teuer, da die höherwertigeren Gruppen von
Shimano jeweils 10fach Gruppen sind, die an dem Bergamont verbaute Gruppe hingegen 9fach. Auch beinhaltet das Rad kaum Bauteile, auf die man auch längerfristig nicht verzichten möchte. Das nachträgliche "Aufrüsten" käme daher eher einem Neukauf gleich.
Auch wenn Du keine Alternaivvorschläge hören sillst, würde ich an Deiner Stelle eher nach einem guten Gebrauchtrad Ausschau halten. Für 500 Euro ist die Chance groß, einen guten Markenrahmen mit Mittelklassekomponenten (105er Gruppe bzw. Ultegra von
Shimano bzw.
Veloce/Centaur von Campagnolo) zu ergattern. Solch ein Rad, gute Pflege des Vorbesitzers unterstellt, wird Dir von Anfang an und vermutlich auch für lange Zeit mehr Freude bereiten, als Neurad in der 500 Euro-Klasse.
Gib einfach mal an, in welcher Region Du suchst, und es werden sich garantiert viele Kollegen finden, die ein passendes und bezahlbares Rad anzubieten hätten.