@Don Jusi Damit weniger Schlimmes passiert, tun geschickte Verkehrsführunge Not. Diese hier habe ich (allerdings aus dem Auto) vorgestern entdeckt und fand sie gut. Wie seht Ihr das?
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Das ist in Erfurt.
Die Straße wurde irgendwann rückgebaut bzw. anders bemalt in einen Radfahrstreifen und (nur noch) eine Autospur. Siehe (1). Sehr lange vor einer großen Kreuzung (bei (2)) entsteht rechts vom Radfahrstreifen eine Rechtsabbiegerspur für die Autos. Der Radfahrstreifen wird zum Schutzstreifen, so dass Autos in die Rechtsabbiegerspur gelangen können. Das Kreuzen der Wege von rechtsabbiegenden Autos und geradeausfahrenden Radlern passiert lange vor der Kreuzung und den Autofahrern wird klar signalisiert, dass sie eine Spur wechseln und gefälligst auf den nachfolgenden Verkehr zu achten haben. Außerdem fahren alle noch geradeaus, d.h. ein Lasterfahrer sollte im Rückspiegel viel besser sehen können, als wenn er schon halb abbiegt. An der Kreuzung selbst fährt dann jeder seiner Wege.
Ist das so gut? Oder gibt's daran auch Kritik aus Sicht der straßenbevorzugenden Radler?
Es ist gut gemeint, aber keine gute Idee. Das ist eine klassischer Fahrradweiche (siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Radfahrstreifen_in_Mittellage).
Die Untersuchungen, die es dazu gibt, zeigen dass sie eher Unfallerhöhend wirkt, und gleichzeitig insbesondere von Radfahrern, die eh Angst vor dem Fahren auf der Straße haben, nicht angenommen wird. Ist daher eigentlich auch wieder aus der Mode.
Man kann die sicherheitserhöhende Eignung spezieller Radfahr-Infrastruktur generell an genau drei universellen und einfachen Kriterien gedanklich testen, die eine überraschend hohe Prognosefähigkeit haben:
1. Wird der Radfahrer (immer im Vergleich zum normalen auf-der-Fahrbahn fahren) durch die Maßnahme besser für KFZ-Fahrer sichtbar/erkennbar?
2. Wird die Anzahl an Kreuzungspunkten zwischen den KFZ/Fahhrad-Fahrspuren durch die Maßnahme verringert?
3. Wird das fail-safe Szenario (also die Situation, die eintritt, wenn eben nicht alle Verkehrsteilnehmer sich immer an alle Regeln halten oder perfekt reagieren) durch die Maßnahme sicherer oder unsicherer im Vergleich zur Straßenfahrt?
Bei einer Fahrradweiche kommt da folgendes raus:
1. Neutral bis negativ: Radfahrer wird nun leicht versetzt vom KFZ-Verkehr geführt.
2. Negativ: ein zusätzlicher, neuer Kreuzungspunkt gegenüber normaler Straßenfahrt*
3. Negativ: lädt KFZ dazu ein, links und/oder rechts ohne ausreichenden Sicherheitsabstand zu überholen, im schlechtesten Fall von beiden Seiten gleichzeitig.
All dies tritt nicht auf, wenn man einfach auf der normalen Fahrspur fährt.
* Das gilt jedenfalls, wenn man nicht vorher schon auf einen "Schutzstreifen" an den rechten Fahrbahnrand geführt wird und damit effektiv zweispurig fahren muss.
PS: Die meisten üblichen innerstädtischen Maßnahmen fallen bei diesem Test durch.