Hier schon mal die erste Fassung meines Berichtes. Fotos kommen noch. Ortsnamen muss ich teilweise noch recherchieren. Aber lest selbst.
Die Grundidee meiner Tour: die spanische und französische Seite der Pyrenäen abklappern und wenn die Zeit noch reicht, zurück nach Bremen.
Freitag, 30. Mai 2014: Girona - Gombrèn (115 km, 1.800 hm; Regen, kalt)
Der Flug ist nervig. Es gibt doch so viel schönere Fortbewegungsarten! Aber alles klappt prima. Am Flughafen von Girona treffe ich gleich freundliche Angestellte, die mir meine Radkiste und den Plastikmüll abnehmen wollen. Ich bau mein Rad zusammen. Der erste Schreck: eine Schraube an der Lenkertaschenhalterung ist kaputt. Muss die andere den Job halt alleine erledigen. Die ersten Tröpflein fallen auch schon. Da hätte ich ja auch in Bremen bleiben können.
Mein Garmin 500 lotst mich schnell auf kleine, verkehrsarme Sträßchen, durchs Llémena-Tal, über den ersten kleinen Pass in das stärker befahrene Brugent-Tal. Dort gibt es allerdings ein kleines, schmuddeliges und winkeliges Nebensträßchen. Oben auf dem nächsten kleinen Pass (Coll de Bas, etwa 600 m) fängt es richtig an zu regnen. Ich stell mich erstmal unter. Irgendwann fahr ich aber weiter, mit Regenjacke und Überschuhen. Ich stoße wieder auf die Hauptstraße und biege logischerweise links ab, da ich auch nach links von ihr abgebogen war. Irgendwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, denn ich lande wieder da, wo ich schon mal war. Als wäre der Regen nicht schon schlimm genug. Außerdem ist es schweinekalt. Des Rätsels Lösung: die Hauptstraße führt durch einen Tunnel unter dem Nebensträßchen durch und ist dann natürlich auf der falschen Seite.
Im Regen fahr ich mit viel Verkehr nach Olot und biege dort ab auf das schön ruhige Sträßchen zum Coll de Canes, 1120 m. Vorher kommt noch der Coll de Coubet (1010 m).
Oben kommt endlich die Sonne raus. In Ripoll gurke ich rum, bis ich die richtige Straße finde. Gemütlich ansteigend kurbel ich durch die Abendsonne bis nach Gombrèn. Sehr hüsches Hotel, nette Leute. Das Abendessen ist der Wahnsinn. Super lecker, super kreativ und vielseitig. Allerdings alles nur Miniportiönchen. Auch die selbstgebackenen Brötchen. Statt den vier Gängen gemäß Karte gibt es aber sechs, so dass ich tatsächlich satt werde. Fonda Xesc heißt der Laden. Gibt es seit 40 Jahren als Familienbetrieb.
Samstag, 31. Mai 2014: Gombrèn - Tuixent (66 km, 1.500 hm; heiter, frisch)
Wie schon das Abendessen ist auch das Frühstück der Hammer. An die 20 kleine Schälchen stehen auf dem Tisch verteilt. Geräuchter Schinken, zwei Sorten Wurst, drei Käse, Kirschen, Erdbeeren, Weinbergpfirsich, Nüsse, Tomate, Frischkäse, Marmelade. Quittenbrot. Alles sehr lecker, keine Massenware. Dazu Brot, Croissant, Kuchen. Orangen-Pfirsich-Saft, Wasser, Cafe con leche. Dazu ein toller Ausblick ins Tal und verspielte Schwalben in der Luft. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel.
Die Jungs vom Nachbartisch, die schon gestern ihr Essen filmten, kommen auf mich zu und fragen mich, ob ich ihnen ein Interview zum Restaurant gebe. Scheisse, denke ich, bloß das nicht. Hab ich noch nie gemacht und keine Lust. Das heisst, ich hab Angst, stimme aber unwillig zu. Erst sind die beiden Frauen vom Nachbartisch dran, die sonst einzigen Gäste. Dann ich, auf deutsch. Und es macht mir großen Spaß. Will ich jetzt öfter machen. Dank an die beiden für dieses schöne, beflügelnde Geschenk!
Bevor ich losfahre, kaufe ich noch Brot, Ziegenkäse, Salami. Wie bestellt ziehen Wolken auf. Gemütlich fahr ich los auf den Coll de Merolla (1.090 m) und wieder runter nach Guardiola de Bergueda.
Die Landschaft ist schön, aber halt ohne Sonne. Wenig Verkehr. Danach geht es durch ein anfangs schluchtartiges Tal wieder hoch. Bald taucht der Gabelberg Pedraforca auf. Die flacheren Gipfel weiter nördlich tragen ein zartes Schneehäubchen. Ab und zu kommt etwas Sonne durch. Dann wird es warm. Im Schatten bleibt es frisch. Den kleinen Coll de la Trapa (1.321 m) nehm ich auf dem Weg nach Gosol mit.
In der Mittagspause fängt es an zu tröpfeln. Ich will nur noch bis Tuixent über den Coll de Jaso (1620 m). Die Sonne hat es sich jetzt anders überlegt und den Kampf gegen die Wolken gewonnen. Die Farben der Berge und Wiesen leuchten auf. Wunderschön.
Kurz vor Tuixent wundere ich mich, warum so viele Leute hier auf der Straße spazierengehen. Im Ort ist der Marktplatz abgesperrt. Die Hotels sind ausgebucht. Ich probiere es noch in der albergo cortina und werde sehr freundlich empfangen. Im Vielbettzimmer (17, wie sich später rausstellt) ist noch ein Plätzchen frei. Ich sage zu, teils weil ich nicht bis in die nächste Stadt fahren will, teils wegen der Freundlichkeit, teils auch aus Neugierde, was hier heute noch geboten.
Es ist ein Dorffest zu Ehren der Trementenaires, weisen Frauen, die früher aus Kiefernharz und Wildkräutern Heilmittel hergestellt haben. Damit ihr Wissen und ihre Kunst nicht in Vergessenheit geraten, wird nun schon im fünften Jahr gefeiert. Katalonien wäre nicht Katalonien, wenn die Identität der nach Unabhängigkeit von Moskau (oder Madrid?) strebenden Region nicht auch mit Musik und Gruppentänzen gestärkt würde. Letzteres ist wohl das, was die meisten Besucher anzieht.
Erstmal muss ich mich gedulden, bis es Abendessen gibt. Bis halb neun. Die Fete geht um halb elf los mit einem alten Dokumentationsfilm über die Trementenaires. Ich versteh kein Wort, bleib aber trotzdem tapfer dabei. Dann kommen Fackelträger, begleitet von einer traditionellen Folkgruppe. Das Feuer aus Holz und jeder Menge Kräutern wird entzündet. Es werden Volksweisen gesungen, was das Zeug hält. Auf die Dauer recht ermüdend. Auch der erste Rundtanz wird angeleitet und die Hälfte der Leute tanzt mit.
Als das Feuer irgendwann runter ist, ziehen alle um auf die plaça maior. Neue Musiker heben die Stimmung und ein berühmter achtfingriger Methusalix leitet über ein Headset die - Fortschritt muss sein - die Tänze an. Bald kann auch ich dem zuvor gereichten warmen Kräuterrum, der Musik und vor allem den hübschen Katalaninnen nicht mehr widerstehen und tanze bis drei Uhr morgens mit.
Sonntag, 2. Juni 2014: Tuixent - Sort (96 km, 1.900 hm; sonnig, warm)
Etwas traurig vom Abschied von diesem besonderen Ort, aber auch voller schöner Erinnerungen fahre ich durch die schönen Täler, Berge und Dörfer gen La Seu d'Urgell.
Auf dem Coll de la Trava (1.480 m) bietet sich ein toller Blick auf die schneebedeckten Berge im Norden. Das Frühstück in Tuixent war sehr spärlich und ich bin erstaunt, so weit mit quasi leerem Magen gekommen zu sein. Die Stadt ist nicht so meins. Mittelaltermarkt vor der Kirche. Ne Pizza. Ein Stück das große Tal gen Süden, dann bieg ich ab zum Coll del Cantó (1.720,8 m).
Die Straße ist breit, anfangs recht steil. Außerdem ist es mal heiß und es gibt nicht viel zu sehen. Erst ganz oben bieten sich mir ein paar nette Ausblicke. Die Abfahrt ist rasant. In Sort lande ich im Hotel Pey. Angenehm, 40 €. Mein Rad darf in den Speisesaal.
Die Grundidee meiner Tour: die spanische und französische Seite der Pyrenäen abklappern und wenn die Zeit noch reicht, zurück nach Bremen.
Freitag, 30. Mai 2014: Girona - Gombrèn (115 km, 1.800 hm; Regen, kalt)
Der Flug ist nervig. Es gibt doch so viel schönere Fortbewegungsarten! Aber alles klappt prima. Am Flughafen von Girona treffe ich gleich freundliche Angestellte, die mir meine Radkiste und den Plastikmüll abnehmen wollen. Ich bau mein Rad zusammen. Der erste Schreck: eine Schraube an der Lenkertaschenhalterung ist kaputt. Muss die andere den Job halt alleine erledigen. Die ersten Tröpflein fallen auch schon. Da hätte ich ja auch in Bremen bleiben können.
Mein Garmin 500 lotst mich schnell auf kleine, verkehrsarme Sträßchen, durchs Llémena-Tal, über den ersten kleinen Pass in das stärker befahrene Brugent-Tal. Dort gibt es allerdings ein kleines, schmuddeliges und winkeliges Nebensträßchen. Oben auf dem nächsten kleinen Pass (Coll de Bas, etwa 600 m) fängt es richtig an zu regnen. Ich stell mich erstmal unter. Irgendwann fahr ich aber weiter, mit Regenjacke und Überschuhen. Ich stoße wieder auf die Hauptstraße und biege logischerweise links ab, da ich auch nach links von ihr abgebogen war. Irgendwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, denn ich lande wieder da, wo ich schon mal war. Als wäre der Regen nicht schon schlimm genug. Außerdem ist es schweinekalt. Des Rätsels Lösung: die Hauptstraße führt durch einen Tunnel unter dem Nebensträßchen durch und ist dann natürlich auf der falschen Seite.
Im Regen fahr ich mit viel Verkehr nach Olot und biege dort ab auf das schön ruhige Sträßchen zum Coll de Canes, 1120 m. Vorher kommt noch der Coll de Coubet (1010 m).
Oben kommt endlich die Sonne raus. In Ripoll gurke ich rum, bis ich die richtige Straße finde. Gemütlich ansteigend kurbel ich durch die Abendsonne bis nach Gombrèn. Sehr hüsches Hotel, nette Leute. Das Abendessen ist der Wahnsinn. Super lecker, super kreativ und vielseitig. Allerdings alles nur Miniportiönchen. Auch die selbstgebackenen Brötchen. Statt den vier Gängen gemäß Karte gibt es aber sechs, so dass ich tatsächlich satt werde. Fonda Xesc heißt der Laden. Gibt es seit 40 Jahren als Familienbetrieb.
Samstag, 31. Mai 2014: Gombrèn - Tuixent (66 km, 1.500 hm; heiter, frisch)
Wie schon das Abendessen ist auch das Frühstück der Hammer. An die 20 kleine Schälchen stehen auf dem Tisch verteilt. Geräuchter Schinken, zwei Sorten Wurst, drei Käse, Kirschen, Erdbeeren, Weinbergpfirsich, Nüsse, Tomate, Frischkäse, Marmelade. Quittenbrot. Alles sehr lecker, keine Massenware. Dazu Brot, Croissant, Kuchen. Orangen-Pfirsich-Saft, Wasser, Cafe con leche. Dazu ein toller Ausblick ins Tal und verspielte Schwalben in der Luft. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel.
Die Jungs vom Nachbartisch, die schon gestern ihr Essen filmten, kommen auf mich zu und fragen mich, ob ich ihnen ein Interview zum Restaurant gebe. Scheisse, denke ich, bloß das nicht. Hab ich noch nie gemacht und keine Lust. Das heisst, ich hab Angst, stimme aber unwillig zu. Erst sind die beiden Frauen vom Nachbartisch dran, die sonst einzigen Gäste. Dann ich, auf deutsch. Und es macht mir großen Spaß. Will ich jetzt öfter machen. Dank an die beiden für dieses schöne, beflügelnde Geschenk!
Bevor ich losfahre, kaufe ich noch Brot, Ziegenkäse, Salami. Wie bestellt ziehen Wolken auf. Gemütlich fahr ich los auf den Coll de Merolla (1.090 m) und wieder runter nach Guardiola de Bergueda.
Die Landschaft ist schön, aber halt ohne Sonne. Wenig Verkehr. Danach geht es durch ein anfangs schluchtartiges Tal wieder hoch. Bald taucht der Gabelberg Pedraforca auf. Die flacheren Gipfel weiter nördlich tragen ein zartes Schneehäubchen. Ab und zu kommt etwas Sonne durch. Dann wird es warm. Im Schatten bleibt es frisch. Den kleinen Coll de la Trapa (1.321 m) nehm ich auf dem Weg nach Gosol mit.
In der Mittagspause fängt es an zu tröpfeln. Ich will nur noch bis Tuixent über den Coll de Jaso (1620 m). Die Sonne hat es sich jetzt anders überlegt und den Kampf gegen die Wolken gewonnen. Die Farben der Berge und Wiesen leuchten auf. Wunderschön.
Kurz vor Tuixent wundere ich mich, warum so viele Leute hier auf der Straße spazierengehen. Im Ort ist der Marktplatz abgesperrt. Die Hotels sind ausgebucht. Ich probiere es noch in der albergo cortina und werde sehr freundlich empfangen. Im Vielbettzimmer (17, wie sich später rausstellt) ist noch ein Plätzchen frei. Ich sage zu, teils weil ich nicht bis in die nächste Stadt fahren will, teils wegen der Freundlichkeit, teils auch aus Neugierde, was hier heute noch geboten.
Es ist ein Dorffest zu Ehren der Trementenaires, weisen Frauen, die früher aus Kiefernharz und Wildkräutern Heilmittel hergestellt haben. Damit ihr Wissen und ihre Kunst nicht in Vergessenheit geraten, wird nun schon im fünften Jahr gefeiert. Katalonien wäre nicht Katalonien, wenn die Identität der nach Unabhängigkeit von Moskau (oder Madrid?) strebenden Region nicht auch mit Musik und Gruppentänzen gestärkt würde. Letzteres ist wohl das, was die meisten Besucher anzieht.
Erstmal muss ich mich gedulden, bis es Abendessen gibt. Bis halb neun. Die Fete geht um halb elf los mit einem alten Dokumentationsfilm über die Trementenaires. Ich versteh kein Wort, bleib aber trotzdem tapfer dabei. Dann kommen Fackelträger, begleitet von einer traditionellen Folkgruppe. Das Feuer aus Holz und jeder Menge Kräutern wird entzündet. Es werden Volksweisen gesungen, was das Zeug hält. Auf die Dauer recht ermüdend. Auch der erste Rundtanz wird angeleitet und die Hälfte der Leute tanzt mit.
Als das Feuer irgendwann runter ist, ziehen alle um auf die plaça maior. Neue Musiker heben die Stimmung und ein berühmter achtfingriger Methusalix leitet über ein Headset die - Fortschritt muss sein - die Tänze an. Bald kann auch ich dem zuvor gereichten warmen Kräuterrum, der Musik und vor allem den hübschen Katalaninnen nicht mehr widerstehen und tanze bis drei Uhr morgens mit.
Sonntag, 2. Juni 2014: Tuixent - Sort (96 km, 1.900 hm; sonnig, warm)
Etwas traurig vom Abschied von diesem besonderen Ort, aber auch voller schöner Erinnerungen fahre ich durch die schönen Täler, Berge und Dörfer gen La Seu d'Urgell.
Auf dem Coll de la Trava (1.480 m) bietet sich ein toller Blick auf die schneebedeckten Berge im Norden. Das Frühstück in Tuixent war sehr spärlich und ich bin erstaunt, so weit mit quasi leerem Magen gekommen zu sein. Die Stadt ist nicht so meins. Mittelaltermarkt vor der Kirche. Ne Pizza. Ein Stück das große Tal gen Süden, dann bieg ich ab zum Coll del Cantó (1.720,8 m).
Die Straße ist breit, anfangs recht steil. Außerdem ist es mal heiß und es gibt nicht viel zu sehen. Erst ganz oben bieten sich mir ein paar nette Ausblicke. Die Abfahrt ist rasant. In Sort lande ich im Hotel Pey. Angenehm, 40 €. Mein Rad darf in den Speisesaal.
Zuletzt bearbeitet: