Hier mal was zum Thema Eisbehandlung im Sport - wenn ich mir anschaue, was da so alles verzapft wird (Turbolymphdrainage - man man erzählt doch kein so ein Zeug, wenn ihr keine Ahnung habt)
Es gibt wohl kaum eine Weltanschauung, für die man keinen Prediger findet.
Wenn Du z.B. wegen eines Aussenbandrisses einen mit pochenden Schmerzen verbundenen, geschwollenen Knöchel hast, dann predige Dir Deine Worte mal selbst und strafe Hippokrates und Galen Lügen.
Bezüglich der mechanistischen Aspekte greifst Du einseitig Dinge auf (z.B. TRPM8) und verschweigst andere, mindestens ebenso gut untermauerte Aspekte (z.B. Hemmugn der TRPV1-Aktivität, verminderte Zytokin-Freisetzung und Mastzellaktivierung, Hemmung der Schmerz- und Entzündungs-bedingten Vasodilatation). Gehen die Argumente völlig aus, dann behauptest einfach aus der Hüfte, die Schmerzen (und auch die Schwellung?) seien für den Patienten etwas Gutes. Dass Kälteanwendung biologische Prozesse verlangsamt, darüber besteht ja kein Zweifel. Dies betrifft sicherlich sowohl die Schmerz-erzeugenden als auch die "heilenden Prozesse". Wenn mir aber das Kühlen über die akut schmerzhafte Phase (z.B. die ersten 48 h) hinweghilft, dann bin ich gerne bereit, den über die folgenden Wochen ablaufenden Heilungsprozess ein wenig verzögert zu haben, wobei dies noch nicht einmal der Fall sein muss!
Klar wird im Profi-Fussball die Kältebehandlung eingesetzt, um den Spieler wieder kurzfristig auf den Platz zu stellen, wo er sich weiteren Schaden zufügen kann. Bei einem Hobby-/Amateursportler wird das kaum ein Arzt empfehlen, sondern erst mal eine sorgfältigere Schadensanalyse betreiben. Dafür muss man aber nicht auf die Kältebehandlung (und Hochlagerung) verzichten. Eine "gehaltene Röntgenaufnahme" bei Fussgelenk-, Knie- oder Schultereckgelenk-Verletzungen wird vom Verletzten sicherlich besser toleriert, wenn Schmerz und Schwellung leidlich kontrolliert werden konnten.
Auf andere Detailprobleme Deiner Argumentation (Entzündungshemmung, Mastzell-Aktivierung, "Dosierung" der Kälte) lohnt sich hier keine detailierte Antwort. Zumindest aber könntest Du Dich mal etwas detaillierter mit der Regulation von Schmerzempfinden, der Vasomotorik bei Schmerz/Entzündung und den Mechanismen zur Rekrutierung von Leukozyten und wiederum deren Wechselwirkung mit Schmerz-relevanten Rezeptoren befassen.
Nur mal so als "gegen-Detail" zu Deiner gewagten Mastzell-Hypothese ein methodischer Abschnitt aus
http://www.jimmunol.org/content/178/10/6465.abstract:
"Histamine release
Mast cells, sensitized with IgE anti-DNP, were challenged for 10 min at 37°C with DNP-BSA in serum-free medium.
Reactions were stopped on ice. Histamine was measured in cells and supernatants using a high sampling rate automated continuous flow fluorometric technique (
34)."
Ich bin wahrlich kein Freund von Eisbädern für Hobbysportler oder Weiterbelastung nach Vereisung, aber man sollte die Kirche schon noch im Dorf lassen.