Hallo in die Runde,
ja, es ist zweifelsohne so, dass mir dieses Forum hilft, oder besser gesagt mithilft, diesen ganzen „Mist“ zu verarbeiten. Besser geworden ist dadurch natürlich nichts, von daher soll man es auch nicht überbewerten.
Vielleicht hilft es auch weiteren Leidtragenden, zu sehen / lesen, dass es auch andere gibt, bei denen alle Stricke zu reißen scheinen und die sonst so verlässlich vorhandenen Regenerationsfähigkeiten des Körpers wider aller Erklärungsansätze nicht aus den Startlöchern kommen. Eben jene, die genauso wie ich von Arzt zu Arzt tingeln und irgendwann das Gefühl haben, dass allen anderen geholfen werden kann (oder die Zeit dasselbe tut, während diese sich die Zeit mit sinnfreien Behandlungen vertreiben…anders kann Osteopathie nicht wirken, glaube ich mittlerweile), nur ihnen nicht. Natürlich gibt es auch viele, die auch Probleme haben, aber dann doch ganz ordentlich klar kommen. Denke da immer an einen Abteilungsleiter bei uns, der auch oft über sein Knie jammert, auch angeblich nicht gut stehen kann und gleichzeitig für einen Marathon regelmäßig knapp unter 4 braucht.
Aus diversen PNs weiß ich mittlerweile, dass meine Situation zwar durchaus subjektiv verstörend schlimm ist, aber keinesfalls absolut einmalig (nichtsdestotrotz selten). Dass es auch andere gibt, die wenig Greifbares jenseits von Symptomen haben (wer im Rollstuhl sitzt, muss nicht rätseln, ohne solch ein Schicksal bagatellisieren zu wollen, da hatte ich selber eine Schülerin, die vom Motorrad in den Stuhl wanderte, nach 2 Jahren zurück in die Ausbildung kam und dann über den Umweg vieler Operationen schlussendlich verschwand, bestimmt auch keine gute Geschichte, wenn man nachhaken würde).
Und auch wenn es nicht direkt hilft, Antworten zu lesen, die nicht einmal im Ansatz in irgendeinem Sinne real oder nachhaltig helfen, helfen Sie trotzdem.
@Recordfahrer: Den einen Wunsch bitte dann doch für das eigene Knie aufsparen – sofern es immer noch diese 25h-am-Tag-Bandagen-Situation ist.
Im Forum hier findet man zuweilen zumindest etwas Verständnis oder verständnisvolle Worte für die ganze Lage – und dies ist in der realen Welt da draußen nicht immer der Fall. Und es ist trotz des amateurhaften Charakters des Forums auch nicht gerade so, als würde die Fachkompetenz der Ärzteschaft alles in jedem Falle in den Schatten stellen.
Gerade hocke ich wieder in der Turnhalle hier im Ort – Kinderturnen und es lohnt nicht wirklich, für die 60 Minuten wieder nach Hause zu fahren. Außerdem quengeln dann die Kinder, notfalls muss man sie zwischendurch abholen. Also Laptop in die Tasche und egal. Draußen vor dem Fenster kickt ein Vater, von dem ich gut weiß, dass er sich schon einmal das Kreuzband durchgejagt hat, dann nach eigenen Angaben Monate (bedingt durch Umzug, Ausbildung) mit einem instabilen Knie und ohne KB durch die Weltgeschichte tingelte, bevor er sich dann operieren ließ, mit seinen Kindern umher. Ein anderer älterer Fußballer, vielleicht der Trainer, Bierbauch, nicht gerade sportliche Statur, dagegen schaue selbst ich noch drahtig aus, hat am linken Bein auch eine Kniebandage. Ich bin mir sicher, dass bei beiden zumindest eines der Knie nicht
100% ist, aber ich hocke halt hier und tippe, die treten Bälle durch die Gegend. Aber es ist halt ein quasi unendlich breites Spektrum…am Ende davon steht besagter Rollstuhl und wer den noch mit Händen manövriert, fühlt sich auch wieder besser als…
Meinen absoluten Tiefpunkt vom Samstag (zumindest in den letzten Wochen oder Monaten), den ich dann vor lauer Frustration gleich ohne 3 Tage Pause ungefiltert tippen musste (& einmal anstelle von Zirkus Zoo schrieb, whatever), habe ich wieder hinter mir gelassen.
Ursachenforschung ist immer so ein müßiges Thema. Waren es die zehn Minuten im See am Freitag? Die 4h Unterricht plus dann 2h Vertretung plus dann Kinderprogramm am Donnerstag? Alles zusammen?
Ja, es war wohl eine ordentliche Panikattacke, so wie ich sie früher häufig hatte. Und es waren unglaublich fiese Schmerzen. Das Knie war durch ? schon in der Früh nicht gut, dann kam die kurze Radelei, das statisch angewinkelte Hocken im Zirkus über fast eine Stunde, ein paar Nummern von einigen muskelgestählten Akrobaten, was mich auch wieder nach einem heilen Körper sehnen ließ, dann der ständige Druck durch das kaum zu bewegende Knie (´nen Platz mit Bein hoch wäre schwer gewesen; das Zelt war rappelvoll, wir kamen kurz vorher an und ich würde mal sagen, dass es gut war, dass wir überhaupt Plötze hatten), dann die stickige Hitze, dann Kopfkino, dann – sicherlich auch ein Faktor – der dritte Tag ohne Amitriptylin (Antidepressiva) und dann ist alles irgendwie total kollabiert. Welche Schmerzen da echt vom Knie oder vom Kopfe herkommen, dann aber auch real im Knie sind…so ganz eindeutig ist das nicht immer, glaube ich mittlerweile, aber das ist in solchen Momenten auch zweitrangig.
Man glaubt ja immer, Herr der eigenen Gedanken zu sein, aber dass ich, kaum dass ich das Psychopharmaka abgesetzt habe, zum ersten Mal seit Monaten wieder so eine Panikattacke habe, ist sicherlich auch kein Zufall.
Jedoch habe ich dadurch in den letzten Tagen den doch sehr nervtötenden Schwindel reduzieren können, der kam vielleicht mehr davon als vom Tilidin und – sieht man von der Episode am Samstag aus – habe ich trotzdem noch die schmerzlindernde Wirkung, glaube ich. Zumindest meistens. Manchmal denke ich auch, dass das Knie irgendwie besser ist und das Tilidin nix ausmacht. Auch so eine Selbsttäuschung par excellence.
Frustrierenderweise ist es natürlich so, dass ich auch mit den Opiaten nie, absolut nie, „normal“ im oder am oder ums Knie herum bin. Ich will mich hier nicht wieder ellenlang in „was könnte es denn sein?“ und Hü-und-Hott Symptomen verlieren, dafür ist alles oftmals zu diffus und dazu habe ich bestimmt schon 32.000 Wörter verloren.
Es gibt am Knie halt das eindeutige Epizentrum medial und parallel zur Patellasehne, dort, wo es auch einen verhärteten Strang gibt, der auch OP3 überlebt hat, aber für die Ärzte scheint das auch nix Greifbares zu sein. Da gab es auch eine größere, knubbelartige Verhärtung, die in der Tat im Gelenk einzuklemmen schien und die entfernt wurde. Mechanisch ist das Knie nun gefühlt okay, aber für mich fühlt es sich so an, als würde dieser Strang ständig im oder am Gelenk spannen (auch hier beim Sitzen könnte ich den Strang mit ´nem Edding nachmalen), aber was das genau ist oder sein könnte…Peng. Für den Rheumatologen kürzlich war es „ganz eindeutig ne Plica“. Okay, die dann nie im MRT zu sehen ist und bei zwei Arthroskopien nicht auffiel?
Dann ist da die Zyste, dann die wandernden Schmerzen seit Corona, die mich an der Realität all der anderen Schmerzen zweifeln lassen und so weiter. Wenn vollends sinnfrei vier oder sechs Wochen mein Sprunggelenk fies schmerzen kann, dann kann auch das Knie fies und seltsam schmerzen und eigentlich nichts sein. Warum denn nicht?
Das führt auch alles so zu nichts, außer, es liest irgendwann einmal ein wirklich interessierter Orthopäde in diesem Forum mit und schreibt mir die Nachricht, dass ich doch mal zu ihm in die Praxis in Bamberg / Leipzig / Rostock / Aachen kommen soll und er sich dann mal wirklich viel viel viel Zeit für alles von MRT bis Ultraschall bis körperliche Untersuchung bis zu allem ein zweites Mal nimmt. Vielleicht auch eine Hoffnung mit dem Forum. In einem normalen Arzttermin kriege ich ja eh kaum noch meine Story in Grobzügen unter. Somit: Ist da wer?
Was auch besser geworden ist: Ich kann wieder ein wenig die Beine übereinanderschlagen. Tut beim Ablegen des kaputten Beins auf dem anderen noch weh, aber wenn man es ganz langsam runterlässt und in Position gehen lässt, dann geht es wieder. Das ist zumindest ein Fortschritt, was diese skurrilen coronabedingten Schmerzen angeht, genauso, wie dass das Sprunggelenk nicht mehr ständig muckt. Dafür schmerzt die Bakerzyte im Moment sehr oft, wobei mir da auch ein Arzt sagte, dass die Zyste selbst eigentlich gar nicht schmerzen kann, sondern höchstens durch ihr Volumen andere „Teile“, die dann nicht ihren von Gott vorgesehenen Entfaltungsspielraum haben, schmerzen lässt. Was weiß ich schon – für mich schmerzt die Zyste und zieht auch dann, wenn ich das Bein durchstrecke. Ob das nun sein kann oder nicht.
Der Sonntag und der Montag waren bislang einigermaßen normal, wobei ich heute auch wieder fast 50km mit dem Tourenrad unterwegs war. Nur gegangen bin ich noch nicht echt, paar Minuten zu Hause, bisschen hier zur Turnhalle – sonst nur sitzen und eben etwas Radfahren.
Jetzt sprintet der Macker mit dem kaputten Kreuzband hier am Fenster vorbei.
Psychisch ist es eben sehr anstrengend, stets zu wissen, dass so vieles nicht mehr geht. Ja, ich war heute 2-2.5h Radfahren in etwa 4h (Pausen in Cafés). Ja, ich habe die Kinder zum Sport gebracht und gleich wird noch für die Kindergartenverabschiedung Kuchen gebacken, da meine Frau bis 20-21 Uhr auf einer Konferenz weg ist. Bei ´nem Nachbarn muss auch noch das Katzenvieh gefüttert werden.
Aber für mich sind halt überall diese fühlbaren Grenzen, die auch, zumindest für mich und mein sich ein Leben lang beim Sport sozialisierendes Selbst in sozialer Isolation enden, auch einer der Gründe, weshalb ich mir dann immer den Tritt in den Arsch gebe, eben nicht bei allem Möglichen auf mich Rücksicht zu nehmen, sondern doch zum Zirkus mitzugehen.
Das Knie ist ja immer scheiße und ich weiß nie, ob es gut oder nicht gut gehen wird – Samstag ging es halt kolossal daneben, aber gestern Nachmittag hat ein 1h Spaziergang mit Pause bis auf das Ende wieder okay geklappt. Würde ich immer auf „Ne, Schatz…“ spielen, würde ich mich auch dieser „Highlights“ (18 Grad, sanfter Niesel) berauben. War allerdings der Schlosspark von Rastede, viel Baum überm Kopf. Kekspause am See.
Nur all meine Freund- und Bekanntschaften, früher eigentlich immer um gemeinsame Aktivitäten kreisend, sind komplett unter die Räder gekommen. Gelegentlich telefoniere ich noch mit meinem Bruder, der mich immer von Stammzellentherapien vollquatscht, für die ein Bekannter nach „IrgendwoSüdamerika“ oder sonst wo geflogen ist, was aber außer einer riesigen Rechnung auch nichts brachte, aber ansonsten beschränken sich meine Kontakte auf wenige WhatsApp-Kontakte, etwas Gelaber mit Schülern, Kollegen und Nachbarn und natürlich die Familie.
Ich würge mich durch meinen Alltag, schaffe 8 von 10x so etwas wie Zirkus nach außen hin okay, bin froh, wenn ich die Arbeit in halber Last dank Krankschreibung einigermaßen gewuppt bekomme und freue mich ´nen Ast, wenn ich dann noch etwas Radfahren schaffen. Und unterm Strich ist es eben besser als vor einem Jahr.
Es gibt nur keine wirklich greifbare Progression in einem erträglichem Tempo und der Gedanke daran, auch die nächsten 30-40 Jahre auf Sparflamme immer einen Ritt auf Messers Schneide zu durchleben, immer wieder mit sporadischen Attacken wie Samstag, finde ich eben wenig berauschend. Die momentanen Verbesserungen werden größtenteils am Tilidin liegen, da muss ich mir nix vormachen. Wie gerne würde ich wieder regelmäßig schwimmen, vielleicht noch eine Golfkarriere beginnen (großer Traum, aber wenn stehen und gehen nicht gut ist, geht es kaum schlechter) und zu Edeka und zurück gehen und es in die „neutral“-Box stecken – anstelle von „ganz okay geschafft“ oder schlechter.
Da hole ich auch unseren Großen vom Tennistraining ab und labere mit einem anderen Vater, der mir dann sagt, dass ich schnell wieder fit werden sollte, da die Herrenmannschaften noch Spieler brauchen. Falls ich es mal wieder ausprobieren wollte, könnte ich jederzeit anrufen. Ja, alles nett. Da wäre sie auch wieder, die soziale Integration, die mir auch so fehlt.
Aber ganz ehrlich? Gut nach Hause kommen und noch 3x die Treppe rauf und runter ohne große Probleme und das ist schon okay – von einem Sprint von der Grundlinie bis zum Netz bin ich meilenweit entfernt. Gleichzeitig scheint Nadal ja auch chronisch Aua zu haben und gewinnt noch 2.5 Grand Slams am Stück.
Dieses „jetzt muss ich mal auf mich Rücksicht nehmen“ stimmt natürlich, aber das kann man auch nur beschränkt lange durchziehen, da man am Ende dann ganz allein ist, das macht auf Dauer keine Ehe aus, das endet nicht gut.
Morgen ist auch wieder so ein Tag. Morgens 2h Unterricht, 2h frei, 2h Unterricht. 90 Minuten später Verabschiedung im Kindergarten mit Gottesdienst und dann auf dem Spielplatz bei Kaffee und Kuchen herumhängen und diesen Lebensabschnitt eintüten. Abends ab 19 Uhr etwas überraschend bei einem Nachbarn zu dessen 60. Geburtstag eingeladen. Weiß nicht mal, wieder er heißt. Peinlich. 3-4 Häuser weiter und wir wohnen hier bereits ein Jahr. Der humpelt übrigens auch ganz leicht, quasi so ein Hinken, welches ich vor drei Jahren nicht einmal gesehen hätte. Aber alles in allem: Das wird auch wieder eine Nummer, den Tag zu überstehen, aber wo will ich mich da herausziehen?
Bei der Arbeit blau machen (die Noten stehen, die Zeugnisse kommen; wäre eigentlich die prädestinierte Option), den letzten Kindergartentag des eigenen Kindes schwänzen, die erstmalige Einladung in der Nachbarschaft sausen lassen? Besser alles ganz „locker“ probieren, Sitzpausen suchen, mitschwimmen.
Alles davon kann wieder „bescheiden“ werden, aber mit „Schatz / X / Y /, jetzt muss ich mal das Bein hochlegen…“ kommt man da auch nur in depressive Stimmungen, da es ja in Jahr 3 nicht mehr temporär ist, sondern immer und immer so weitergeht. Dieses Herumgeschohne und „Alles aussitzen“ habe ich lange genug gemacht – das hat aber auch nichts gebracht, außer mich kirre zu machen.
Will ich schmerzfrei sein, darf ich morgens nicht aufstehen. Passiert mir aber meistens grob gegen 5, da ich partout kein Langschläfer bin. Danach habe ich Schmerzen in variabler Intensität – und bin mittlerweile auch bereit, sehr viel zu tolerieren, um nicht den Verstand zu verlieren, weil ich mir die Welt nur noch durch die Doppelverglasung des Hauses anschaue. Gleichzeitig ist es momentan mit dem Tilidin prinzipiell besser als in den meisten Abschnitten der letzten 2 ¾ Jahre. Ich fahre mehr Rad. Ich stehe im Unterricht mehr. Ich komme die Treppe besser rauf und runter. Alles natürlich mit Fußnoten. Der miese Schnitt von 24, die vielen Pausen, das Herumgewürge an einer Autobahnbrücke. Die Krankschreibung auf momentan ca. ein Drittel, jetzt ein unbefristetes Attest auf 2/3, womit man mich zum Amtsarzt schicken wird. Die Tatsache, dass ich an jeder Treppe immer darauf achte, dass niemand hinter mir ist – immer erst alle vorlassen, dann selbst gehen. Nicht gänzlich ohne Grund.
Wird es dann aber so übel wie aus nicht erklärbaren Gründen wie am Samstag – das sind Situationen, da fände man es auch nicht übertrieben tragisch, wenn einem ein Stein, schwerer Stein, passgenau auf den Kopf regnen würde, da es einfach nur noch langt.
In einer Woche bin ich wieder beim Rheumatologen in Hannover. Der wird mir dann präsentieren, dass alles eine durch HLA-B27 „positiv“ in Gang gesetzte Arthritis ist. Dann mal sehen, was daraus wird. Ich glaube es im Leben nicht…