Meine Randonneuskarriere hat mit einem DNF begonnen: Bei einem hügeligen, verregneten 200er-Brevet habe ich mich auf halber Strecke entschieden, abzubrechen und bin auf direktem Weg zum Startpunkt zurückgefahren. Damals fand ich vor allen den Aspekt, "gegen die Uhr" zu fahren, sehr gewöhnungsbedürftig, weil ich nicht abschätzen konnte, wie sich meine Geschwindigkeit und der Bedarf für Pausen in der zweiten Hälfte entwickeln. Ein Fehler war, dass ich im ersten Teil zu schnell gefahren bin.
Wie Andreas richtig sagt: Erfahrung hilft da sehr.
Ich habe nach dem ersten Brevet-Versuch fast ein Jahr komplett die Finger davon gelassen, weil ich den Abbruch als sehr frustrierend empfand. Beim zweiten Anlauf bin ich die ersten Brevets zusammen mit erfahrenen Freunden gefahren - das hilft sehr. Auch der Entschluss, ein RRtY zu fahren, um vor PBP mehr Erfahrungen auf Langstrecken zu sammeln und fitter zu werden, war eine gute mentale Versicherung gegen DNF.
Am nächsten dran am DNF war ich diesen März bei einem 300er-Brevet mit 4500 Höhenmetern. Ich hatte gerade eine Erkältung auskuriert, war aber noch nicht wieder
100% fit und daher deutlich langsamer unterwegs als geplant. Schon nach 40, 50 km war mir klar, dass der Plan, den letzten Zug nach Hause zu nehmen, nicht aufgehen wird, ich am Ziel übernachten muss und sich die ganze Sache so deutlich in den Sonntag ziehen wird. Das hat mich ziemlich frustiert, und ich war nahe dran, einfach den nächsten Bahnhof anzusteuern. Vor allem der RRtY hat mich dann davon abgehalten.
Auf längeren Brevets von mehr als 300km Länge habe ich bislang immer die Kilometer zwischen 350 bis 450 als die schwierigsten empfunden, wo ich einfach nur noch platt und müde bin, und mir oft nicht vorstellen kann, wie ich da überhaupt noch ins Ziel kommen soll. Inzwischen weiß ich haber, dass ich den toten Punkt auch wieder überwinden kann, wenn ich nur weiter fahre, genug esse und trinke, und vielleicht eine kleine Mütze Schlaf nehme.
Weil ich den ersten DNF als echte Niederlage empfand, versuche ich Abbrüche so gut es geht zu vermeiden - auch, indem ich im Zweifel erst gar nicht antrete. Lieber DNS als DNF ist da meine Devise.