Hallo,
ein blödes Gefühl ist es, wenn man aufgibt, aber es vielleicht noch hätte schaffen können. So wie ich vor einigen Wochen beim 300er von Troisdorf. Ich hatte an dem Tag selbst bei ruhiger Fahrweise einen sehr hohen Puls. Und trotz niedriger Geschwindigkeit nach der halben Strecke (in Andernach) hatte ich schon einen großen Teil der Körner verbraucht. Da von Andernach die Zugverbindungen in Richtung Troisdorf äußerst schlecht sind (Umsteigen in Köln, dann auf der anderen Rheinseite wieder Richtung Süden) bin ich die flachen 15-20 km nach Neuwied gefahren und dort in den direkten Zug nach Troisdorf. Vielleicht hätte ich den Brevet noch zu Ende fahren können, aber dann sicher die letzten 100 km knapp am Limit, und das ist für mich Fahren unter Stress. Etwas Spaß soll es ja noch machen.
Bei PBP 2003 hatte ich auch aufgegeben. Es war eine Quälerei. Und mir war kalt. Am sehr frühen morgen irgendwo in der Pampa. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es trotz super Wetter nachts unter 10 Grad wird. Meine damalige Freundin, die mich mit dem Auto begleitet hat (auf der empfohlenen Parallelstrecke), hätte den Ort allerdings nie gefunden; damals noch ohne Navi. Also bin ich ganz locker und ohne jeden Stress in Richtung der nächsten Kontrolle gerollt, wo wir uns ja verabredet hatten (auf der Strecke darf man sich nicht treffen, nur an den Kontrollen). Als die Sonne aufging und ich beim Bäcker ein Croissant mit Kakao eingenommen hatte, lief es wieder gut. Und ich fuhr PBP zu Ende.
Ebenfalls 2003 habe ich einen 600er abgebrochen, weil es keinen Spaß machte. Äußerst schlechtes Wetter. Starkregen, unterbrochen von Hagelschauern und Gewitter. Nach 10 Minuten nass bis auf die Knochen.
Es hilft gegen das Abbrechen, wenn man seinen Körper kennt und entsprechend planen kann. Vor allem, wenn man weiß, wie lange man wach bleiben kann. 400 km ist für mich die schwierigste Distanz, da ich nicht sehr schnell bin und nicht mit Schlafmangel zurechtkomme. Mit 23 Stunden muss ich bei 400 km rechnen. In Holland bin ich mal einen flachen 400er mit Abendstart im Mai in 19 Stunden gefahren. Bei einem anderen 400er in Holland, im Herbst, mit Morgenstart, war ich um Mitternacht so müde, dass ich vier Stunden schlafen musste. Mit einer Gesamtzeit von ca. 24 Stunden kam ich trotzdem ohne Stress an.
600 km kann ich nicht am Stück fahren. Vor einem Jahr habe ich das in Ostende probiert. Es wurde – im Juni – nachts 3 Grad kalt und ich habe mit riesigem Glück im französischen Nirgendwo eine halbwegs warme Übernachtung gefunden. Mir war kalt und ich war müde, dazu in einer dünn besiedelten Gegend. Sehr unangenehm. Das brauche ich nicht nochmal. Deswegen plane ich inzwischen bei 600 km eine Übernachtung fest ein. Am besten nach ca. 330 km. Es gibt auch 600er mit Übernachtung vom Organisator, wie letztes Jahr Herentals-Bitburg-Herentals (Herentals liegt bei bei Antwerpen). Das war super.
Was mir persönlich hilft, ist ein grober Plan, siehe das Bild unten. Ich kann dann vorher abschätzen, wann ich wo sein werde; gerade für Übernachtungen ist das wichtig. Auch für Ladenöffnungszeiten. Unterwegs sehe ich recht gut, wie ich in der Zeit liege. Ich plane eine Pause alle 60-80 km. Diese Strecke kann ich gut am Stück fahren. Und ich gucke vorher auf der Karte, wo man etwas zu essen bekommen kann. Dann entfällt die zeitraubende Suche unterwegs. Beim 400er in Kiel gab es 3 km vor der zweiten Kontrolle einen Dönerladen, wo ich 20 Minuten Essenpause gemacht habe. Das war echt gut, dass ich den Laden vorher herausgesucht hatte. Ich mag Tankstellen als Kontrollen nicht besonders; es gibt dort selten Speisen nach meinem Geschmack.
Grüße
Andreas