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Die Angst nach dem Sturz.

@Knobi
Ich erinnere mich immer wieder gerne an unsere Dura-Ace Schrauberaktion, ist jetzt über 20 Jahre her.

Bei einem selbstverschuldeten Sturz beim Ortsschildsprint (Ehrgeiz macht hässlich :D), hatte ich mir einen Schneidezahn abgebrochen (steckt vielleicht heute noch im Teer), die Stelle zwischen Oberlippe und Nase fast offen und an der linken Hand mehrere Asphalt-Einschüsse. An der linken Gesichtshälfte war großflächig Tapete ab. Der Helm war hinüber. Schmerzen hatte ich aber auch nach mehreren Tagen keine.

Bei einer 120 km langen Touristik-Fahrt (nicht mit @Knobi) haben wir spaßeshalber um jedes Ortschild gesprintet. Nach vielen Sprints, wirklich am vorletzten Ortsschild, ist die Kette über die Ritzel gesprungen, das Hinterrad hat seitlich Schub bekommen und ist weggeknickt. Die Felge war nicht mehr die Neueste.

Mit fest umgriffenem Lenker hat es mich dann irgendwie über das Vorderrad gewickelt. Man erzählte mir ich hätte danach versucht, das Hinterrad wieder zu richten, um weiter zu fahren. Muss irgendwie ein Reflex sein, schnell aufstehen und weiter ... Wurde dann aber doch ins Krankenhaus gebracht, gebrochen war nix.

War übrigens die erste Ausfahrt mit Handy überhaupt, prompt haben wir es dann auch gebraucht.

In den folgenden 4 Wochen mit Trainingspause fiel der Beschluß, das Kona Kapu von RX100 auf Dura Ace aufzurüsten. Insbesondere die Laufräder sollten mit Rigida DP18 besonders robust sein. Das waren sie dann auch.

Zwei Freunde, einer davon @Knobi haben mir das Material besorgt und in den Süden gebracht. Noch am selben Abend standen wir in der Werkstatt und haben das Kona neu aufgebaut. 🤩

Schon bei der ersten Ausfahrt am nächsten Tag konnte ich es mir nicht nehmen lassen, die 9-fach-DA im Ortsschildsprint zu testen. Die war tatsächlich richtig gut.

Das war mein letzter Unfall, der nennenswerte physische Schäden zur Folge hatte. Bei den Kilometern, die ich abspule hab ich wohl nicht nur großes Glück. Es lohnt sich, meiner Erfahrung nach, die Zeit nach dem Unfall zur Reflektion zu nutzen und eine Pause einzulegen. Der Lernerfolg ist enorm effektiv.

Ortsschildsprints fahr ich immer noch gern und bei Wetterwechsel zuckt das Gelenk, das den kleinen Finger mit der Hand verbindet und erinnert mich so regelmäßig an das Erlebte.
 
Am 10.09. Operation im Gesicht bei der die Knochenbrüche mit ca. 20 Schrauben und 5 Titanplatten wieder zusammengefügt wurden.
Am 14.09. Entlassung aus dem Krankenhaus.
Ab 16.09. Bin ich wieder täglich auf der Rolle in Zwift gefahren.
Am 23.09. erste Outdoor Fahrt mit dem Crossrad.
Heute erste 45 km Fahrt mit dem Rennrad.
Also das nenne ich mal einen "harten Hund", Respekt. Und darüber hinaus ist Dein Enthusiasmus für das Fahrradfahren wirklich ausserordentlich.
 
Ich zB kann den Thread "Konfliktsituationen im Straßenverkehr" nicht mehr lesen. Vor 3-4 Jahren hab ich den Thread dauernd verfolgt. Dadurch wurden mir die ganzen Gefahrensituationen, denen man immer wieder ausgesetzt ist, erst richtig bewusst. Das hat dann dazu geführt, dass ich immer weniger auf Straßen gefahren bin und meine Aktivitäten abseits der Straßen verlagerte (MTB). Jetzt lese ich diesen Thread nicht mehr und langsam fahre ich wieder mehr RR, meide aber immer noch Hauptstraßen mit viel Pkwverkehr.
Verstehe ich.

Ich hingegen lese speziell diesen Thread gerne nach. Man glaubt nicht, was alles möglich ist. Sicherlich werden dann auch manchmal Sachen mitgeteilt, die nicht "schön" sind, ganz im Gegenteil. Aber ich finde, das öffnet den Blick und schärft die Aufmerksamkeit.

Somit kann ich für mich nur konstatieren, daß dieser Thread keinen Effekt auf meine Touren hat. Die sind immer im Straßenverkehr. Das vermeide ich auch bewußt nicht, solange ich mich sicher fühle. Merke ich, daß ich nachlasse, egal in welcher Form, dann ziehe ich die Konsequenzen.

Ich räume aber ein, daß ich nicht auf Straßen fahre, von denen ich weiß, daß sie extrem frequentiert sind und auch Schwerlastverkehr darauf fährt. Da nehme ich notgedrungen den Radweg (wenn vorhanden) oder ich suche mir alternative Wege. Aber das kommt nicht so häufig vor.

Hinzu kommt, wie bereits ein anderer User kurz vorher geschrieben hat, ich muß mir nichts mehr beweisen. Und meinen Knochen auch nicht. Ich bin keine 20 mehr, und für mich ist es das Wichtigste, mich wohl zu fühlen. Damit komme ich am besten zurecht. Es spiegelt sich auch in meiner Fahrweise wieder. Sehr vorausschauend, rücksichtsvoll, aber nicht devot. Ich nehme mir schon den Raum, wenn es nötig ist. Aber ich provoziere nicht, stecke auch mal zurück, da fällt mir kein Zacken aus der Krone. Und ich achte darauf, wenn möglich, immer den Kontakt mit dem Autofahrer herzustellen, und das rechtzeitig. So vermeidet man auch Mißverständnisse.

Andererseits lasse ich mich nicht an den Rand drängen, wenn die Straße nicht so breit und Gegenverkehr vorhanden ist. Ich überprüfe aus diesem Grund regelmäßig den Rückraum, um vorbereitet zu sein. Ich höre auch keine ablenkende Musik, meine Sinne gehören dem Straßenverkehr. Und wenn mir ein Auto in so einer Situation entgegen kommt, dann mach ich die Fahrbahn dicht. Das klappt auch gut.

Außerdem sind da ja auch noch parkende Autos. 1,5 Meter Sicherheitsabstand, und wenn ich in der Mitte der Straße fahren muß, dann ist das eben so. Ich bin aber trotzdem kein permanentes Verkehrshindernis, ich mache Platz, sobald es geht.

Natürlich kann man nicht für alles gewappnet sein, dafür ist Fahrrad fahren auch zu gefährlich, wie @pjotr treffend formuliert hat. Aber man kann durch sein eigenes Verhalten schon dafür sorgen, daß die Gefahr auf ein Minimum reduziert wird.
 
Da nehme ich notgedrungen den Radweg (wenn vorhanden) oder ich suche mir alternative Wege. Aber das kommt nicht so häufig vor.
Ich weiss gar nicht, ob es diese Vorschrift in Deutschland gibt, dass, wenn man als Fahrradfahrer mehr als 30km/h fährt, man den Radweg nicht mehr benutzen darf (soll, muss)? Aber grundsätzlich bin ich bisher immer davon ausgegangen, einen Radweg als Fahrradfahrer benutzen zu müssen, wenn einer da ist und er sich in einem akzeptablen Zustand befindet (wenn nicht, eventuell muss man dann sogar absteigen??) und soweit er nicht durch parkende Autos oder sonstige Hindernisse (Menschengruppen usw.) versperrt ist. Ich benutze zu meiner eigenen Sicherheit grundsätzlich einen vorhandenen Fahrradweg und muss da zusätzlich auch auf häufig nicht sehr kooperative Fahrradfahrer achten und auf Fussgänger nimmt man sowieso immer Rücksicht. Mein Augenmerk auf die Durchschnittsgeschwindigkeit rückt dann in den Hintergrund, ich nehme es so, wie es kommt und als Schwächerer gegenüber Autos gebe ich nach, bei uns auf dem Land nehmen aber noch viele Autofahrer Rücksicht auf uns.
 
Was ich selbst kenne und seit einigen Jahren nicht mehr los werde, ist eine gewisse Feigheit in bestimmten Situationen, bei denen ich eigentlich weiß, dass sie noch problemlos sind und ich das "kann".
Beim Radfahren ist es das schnelle Fahren durch enge Kurven bergab ohne zu bremsen, obwohl ich ausgerechnet dabei nie einen Unfall hatte und meine Radunfälle allesamt nichts mit Kurven oder hoher Geschwindigkeit auf Teer zu tun hatten. Trotzdem ist das so, seit einem ordentlichen "Einschlag" im Acker.
Liest sich ganz ähnlich wie bei mir, keine benennbaren spezifischen Ängste aber so ein gewisses ganz allgemeines “Unverwundbarkeitsgefühl“ das vorher da war ist weg. Auf dieser Stufe (keine konkreten Ängste) muss das aber auch gar nichts schlechtes sein, jedenfalls wenn es einem gelingt sich nicht in Überreaktionen zu verlaufen.
 
Ich weiss gar nicht, ob es diese Vorschrift in Deutschland gibt, dass, wenn man als Fahrradfahrer mehr als 30km/h fährt, man den Radweg nicht mehr benutzen darf (soll, muss)? Aber grundsätzlich bin ich bisher immer davon ausgegangen, einen Radweg als Fahrradfahrer benutzen zu müssen, wenn einer da ist und er sich in einem akzeptablen Zustand befindet (wenn nicht, eventuell muss man dann sogar absteigen??) und soweit er nicht durch parkende Autos oder sonstige Hindernisse (Menschengruppen usw.) versperrt ist. Ich benutze zu meiner eigenen Sicherheit grundsätzlich einen vorhandenen Fahrradweg und muss da zusätzlich auch auf häufig nicht sehr kooperative Fahrradfahrer achten und auf Fussgänger nimmt man sowieso immer Rücksicht. Mein Augenmerk auf die Durchschnittsgeschwindigkeit rückt dann in den Hintergrund, ich nehme es so, wie es kommt und als Schwächerer gegenüber Autos gebe ich nach, bei uns auf dem Land nehmen aber noch viele Autofahrer Rücksicht auf uns.
Du suggeriert, dass Radwege per se sicherer sind, als der Fahrt auf der Fahrbahn. Das ist aber längst nicht immer der Fall. Je nach baulicher Ausführung steigt vielmehr das Verunfallungsrisiko gegenüber einer Fahrt auf der Straße. Das ist z.B. bei linksseitigen Radwegen häufig der Fall, bei solchen, die Radfahrer aus dem Sichtbereich des motorisierten Verkehrs verbannen oder aufgrund der baulichen Eigenschaften der Radwege selber. Ich kenne zwar keine akutelle Studie für Deutschland, in der Vergangenheit wurde aber in verschiedenen Quellen immer wieder

  • eine erhöhte Zahl von Alleinunfällen von Radfahrer
  • mehr Kollisionen zwischen Radfahrern sowie mit Fußgängern
  • einen erhöhte Unfallhäufigkeit in Kreuzungsbereichen
nachgewiesen, wenn Radwegebenutzung mit dem Fahren auf der Fahrbahn verglichen wurde.

Das gilt sicher nicht für alle Radwege und hängt natürlich auch immer von der Verkehrsbelastung auf der Straße ab, aber zu glauben, dass Radwege generell sicherer sind, als Straßen ist ein - u.U. gefährlicher - Irrtum.
 
Ich muß @pjotr schon wieder recht geben. Aber das macht nichts, denn was er schreibt, hat immer Hand und Fuß. :)

Fahrradwege können der der sog. "Benutzungspflicht" unterliegen. Hierfür muß das betreffende Verkehrsschild da sein, welches die Nutzungspflicht anzeigt. Kommt eine Querstraße, dann muß danach wieder das Schild stehen, sonst gilt die Benutzungspflicht nicht mehr. Das sind diese blauen Lollipop-Schilder, wo das geregelt ist.

Früher (wie sich das anhört, bin ich schon so alt?) habe ich auch gedacht, fahr auf dem Radweg, da bist Du sicher. Aber eigene Recherche und auch die Bestätigung hier im Forum haben mir deutlich gemacht, daß der Fahrradweg weit gefährlicher ist, als es den Anschein hat.

@pjotr hat schon einige Beispiele genannt. Man wird schlechter gesehen von Autofahrern, die Gefahr an Kreuzungen oder abbiegenden Straßen ist deutlich erhöht, nicht jeder Autofahrer guckt nach Radlern, wenn er rechts abbiegen will. Viele Unfälle passieren auch durch Ausfahrten, die auf den Radweg münden. Ich habe es oft selbst genug erlebt, daß die Autofahrer erst fahren, und dann gucken. Wenn ich selbst nicht immer auf der Hut wäre, dann wäre das oft nicht gut ausgegangen für mich.

Hinzu kommen andere Unzulänglichkeiten beim Radweg, zu eng, buckelig wegen Baumwurzeln, sehr oft Glasscherben oder anderes Zeugs, was einem die Reifen versauen kann, plötzliche Hindernisse, weil Lieferwagen den Radweg gerne zum Kurzparken nutzen. Die Liste kann endlos weiter geführt werden.

Die Alternative ist die Straße, wann immer es geht. Doch es gehört schon eine gewisse Portion Überwindung dazu (am Anfang jedenfalls) wenn man das nicht gewöhnt ist. Man drückt sich gerne an den rechten Rand, in der Hoffnung, daß man dann weniger gefährdet ist. Doch das Gegenteil ist der Fall. Je mehr man sich an den Rand drückt, um so enger wird man in der Regel vom Autofahrer überholt. Das ist eines der Dinge, die mir nicht behagen, aber man kann sie nicht ausschließen. Es behagt mir deshalb nicht, weil man nichts dagegen tun kann.

Aufmerksam zu sein, z. B. vor Kreuzungen, bevor man sich einordnet, an parkenden Autos vorbei mit dem gebotenen Sicherheitsabstand und Vorsicht, das hat man in der Hand. Aber enge Überholer leider nicht.

Ansonsten hat die Straße nur Vorteile. Man wird gesehen, Scherben ganz ganz selten, keine Buckel von Baumwurzeln, keine Fußgänger, die vors Rad laufen, weil sie nicht gucken. Oder Hunde mit Leine, oder ohne Leine, auch sehr gefährlich.

Nein, ich für meinen Teil würde IMMER die Straße bevorzugen. Und sich bewußt machen, man ist ebenso ein Verkehrsteilnehmer wie die Autos, man möchte idR von A nach B kommen, und das gesund. Wenn man bestimmte Dinge beherzigt, vorausschauend fährt, nachvollziehbar für die Autofahrer durch rechtzeitiges Zeichen geben, was man vorhat, dann klappt das auch. Aber wie schon geschrieben, ich habe auch eine Zeitlang gebraucht, bis das in Fleisch und Blut über gegangen ist, das passiert nicht von heute auf morgen.

Ich bin mal so frei und verlinke Bernd Sluka:

http://bernd.sluka.de/Radfahren/10Gebote.html
 
[*]eine erhöhte Zahl von Alleinunfällen von Radfahrer
Ist ein nächtlicher Sturz auf linksseitigem Radweg wegen Blendung durch den Gegenverkehr eigentlich ein Alleinunfall? In der Statistik klar, aber in der Realität sitzt de eigentliche Verursacher weiterhin gemütlich auf seinem Stuhl.

Ich muß @pjotr
Fahrradwege können der der sog. "Benutzungspflicht" unterliegen. Hierfür muß das betreffende Verkehrsschild da sein, welches die Nutzungspflicht anzeigt.
Einwand (vmtl weniger an dich gerichtet weil du das vermutlich offensichtlich alles selber gut weisst sondern z.B. an gewisse Covidclowns die das wohl eher nicht tun): für eine Benutzungspflicht ist das blaue Schild notwendig, aber nicht hinreichend. Triviales Beispiel: weder Autofahrer noch Fußgänger oder Reiter sind verpflichtet sich ein Rad zu beschaffen um dann den Radweg zu benutzen. Und genausowenig müssen Radfahrer darauf fahren die gar nicht dort hin wollen wo der Radweg hinführt. Die Rahmenbedingungen für eine tatsächliche Pflicht sind verdammt eng.
 
Ist ein nächtlicher Sturz auf linksseitigem Radweg wegen Blendung durch den Gegenverkehr eigentlich ein Alleinunfall? In der Statistik klar, aber in der Realität sitzt de eigentliche Verursacher weiterhin gemütlich auf seinem Stuhl.
Das gilt in ähnlicher Weise für Unfälle, die durch schlechten Erhaltungszustand von Radwegen (Wurzelschädel etc.) oder Verschmutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge (besonders jetzt im Herbst ein Thema) entstehen genauso. Formal sind das Alleinunfälle aber natürlich gibt es irgendwo (Mit-)Verursacher.
 
Das gilt in ähnlicher Weise für Unfälle, die durch schlechten Erhaltungszustand von Radwegen (Wurzelschädel etc.) oder Verschmutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge (besonders jetzt im Herbst ein Thema) entstehen genauso. Formal sind das Alleinunfälle aber natürlich gibt es irgendwo (Mit-)Verursacher.
Ja immer fuer die eigene Unfaehigkeit andere als Mitverursacher suchen.

Darum gibt es heute so viele Regeln und Rueckversicherungen.
 
Wenn das Risiko für einen Unfall auf dem Radweg statistisch gesehen sogar höher sein mag als auf der Straße, aus den genannten Gründen, müsste jetzt nur eine Studie zur Hand sein, die erweist, dass diese Unfälle nicht nur zahlreicher, sondern auch schlimmer sind. Ein Hund, eine Wurzel unterm Asphalt oder eine Fußgängerin müssten heftigere Verletzungen herbeiführen (wie immer man dann die 'Schwere' von Verletzungen definiert, aber dafür wird es ja Richtlinien geben). Denn irgendwie müsste das ja noch eingerechnet werden: das Risiko, auf der Straße einen Unfall (mit Auto-Beteiligung) zu haben, mag um eine gewisse Prozentzahl kleiner sein, aber wenn das Risiko für einen schweren Unfall hier viel höher liegt, könnte man sich vielleicht besser entscheiden, was man will.

Ich staune immer wieder bei der gelegentlichen Lektüre dieses Forums über den Enthusiasmus und die Robustheit der Radfahrer hier: der Ärger mit Autofahrern ist notorisch - daher hat er sogar einen eigenen Thread verdient -, aber das hält niemanden davon ab, auf der Straße zu fahren.

Auch hier wäre es eine interessante Frage, wie das in den 80er oder 90er Jahren gewesen sein mag. Die Zahl der Autos, allgemein der Straßenverkehr in Deutschland hat nach meinem Wissen zugenommen (womöglich: 'stark' zugenommen), ebenfalls hört man immer wieder von einer empfundenen Zunahme von Frustration, Aggression, usw. im Verkehr. Zudem wird sich die empfundene Geschwindigkeit des Verkehrs sowie auch das Bedrohungsgefühl im Allgemeinen erhöht haben, wofür das E-Bike oder der E-Roller immer ein gutes Beispiel ist: man geht heute nicht einfach so in der Stadt oder auf Gehwegen (jedenfalls in größeren Städten) umher, man fährt nicht einfach so Rad in der gewohnten Geschwindigkeit, sondern muss sich immer dessen gewahr sein, dass irgendjemand gleich an einem vorbeirauschen könnte. Auch wenn man sich die Zunahme der PS-Leistungskapazitäten sowie auch die Maße von Autos ansieht (ein gutes Beispiel ist hier der VW-Golf), kann das ein relevanter Faktor für ein verändertes Gefühl beim Radfahren sein. Selige alte Zeit!

Aber der EInwand wird kommen, klar: Romantisierung. Wenn dieser Tage jeder Rennradfahrer auf dem Radweg nur auf seine Wattzahlen und sonstigen wichtigen, wichtigen Informationen schaut (zur Trainingsvorbereitung auf irgendein wichtiges Event), ist sicher jedem gedient und es fährt sich auch für andere Radwegebenutzer angenehm und sicher. Dann muss sich auch keiner über Aggressionen wundern.
 
Vorab: ich finde den Fred sehr interessant! :daumen: Und es ist vollkommen nachvollziehbar, dass das Thema auch Haudegen und die "stell-dich-nicht-so-an-Fraktion" anlockt. Ich schreibe einfach mal meinen Senf dazu, den ich selbstverständlich als nicht allgemeingültig verstanden wissen möchte - es ist nur meine Meinung aufgrund meiner Erfahrungen.

Was mich zu der Meinung geführt hat ist ein Sturz über den Lenker im Alter von 10 Jahren. Dabei bohrte sich ein Lenkerende in meinem Unterbauch, und zerstörte dabei die Milz völlig. Ich merkte dass "etwas" mit mir passiert war, fühlte eine große innere Unruhe und ein leichtes Unwohlsein. Schmerzen hatte ich durch den Schock der unmittelbaren und unerwarteten Situation noch nicht. Die kamen erst später. Als Kind hatte ich noch nicht den Horizont zu begreifen, dass ich in Lebensgefahr war und drohte innerlich zu verbluten. Durch äußerst glückliche Umstände war ich 1 h später im Krankenhaus und bin gerettet worden. Und jetzt kommts:

Erst im Erwachsenenalter öffnete sich dieses Trauma in mein Bewusstsein, dass bis dahin gut geschützt in meinem Unterbewusstsein aufbewahrt worden ist. So konnte ich es Stück für Stück aber bis heute nicht zu 100% verarbeiten. Ab und zu spüre ich in bestimmten Situationen die Blockade als Folge. Das ist schwer zu beschreiben - es hüpft zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein hin und her. Was mich dieser Sturz gelehrt hat ist folgendes: wie man einen Sturz im Kopf verdaut ist von mehreren Aspekten abhängig:

1. Die Schwere. Je nachhaltiger die körperlichen Folgen desto mehr Arbeit für den Kopf. Selbst wenn ich auch ein Vertreter davon bin, nach einem Sturz so schnell als möglich wieder aufs Rad zu steigen: die Verarbeitung eines solchen dazu läuft parallel im Kopf mit dem dazugehörigen Kino ab. Natürlich hat das erlebte einen Einfluss auf das danach.

2. Sturz mit Schock als Folge. Ein Sturz mit Schock (idR als unvorhergesehen empfunden) hat auf mich unabhängig von den körperlichen Folgen immer nachhaltiger gewirkt. Ich denke das hat mit der Unvorhersehbarkeit zu tun. Als Beispiel: in einem Rennen rechnet man insgeheim immer auch mit einem Sturz, während man z.B. allein bei einer Trainingsfahrt nicht unbedingt damit rechnen muss. Inwieweit man sich auf Unvorhersehbarkeit aufgrund dieser Erfahrung im Kopf vorbereiten kann ist eine interessante Frage! Vielleicht hat jemand von Euch diesbezüglich eine Methode entwickelt?

my2cents und viele Grüße!

Karl
 
Daran wird man vermutlich sterben. Malerkrepp und mit dem nächsten Finger verbinden. 3 Wochen und der Finger ist wie neu.
Und wenn der Finger steif wird, dann hat man halt Pech gehabt, oder?🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️

Echt Wahnsinn, wieviele harte Typen hier unterwegs sind, die, viel besser als der Threadersteller und seine Ärzte, wissen, wie schwer die Verletzung war...🤦‍♂️
 
Zuletzt bearbeitet:
Inwieweit man sich auf Unvorhersehbarkeit aufgrund dieser Erfahrung im Kopf vorbereiten kann ist eine interessante Frage! Vielleicht hat jemand von Euch diesbezüglich eine Methode entwickelt?
Übung. :D
Mein erster ernsthafter Sturz war 2011. Ölspur in einer Abwärtskurve bei Tempo ~50. Beckenringfraktur und 2 Rippen durch. Nach 7 Wochen wieder aufs Rad und erst mal gaaanz vorsichtig. Abfahrten haben eine Zeit lang ein wenig Bauchweh verursacht, was aber nach ein paar Wochen verschwunden war.
2. hier erwähnenswertes Ereignis: 2012 bin ich bei einer Notbremsung nicht rechtzeitig aus den Clickies rausgekommen und praktisch im Stand umgekippt. Meine Hüfte nahm Kontakt mit dem Bordstein auf, was zu einer Schenkelhalsfraktur führte. Da die Erst-OP leider verpfuscht wurde, bekam ich eine Woche später eine TEP. 8 Wochen nach dem Unfall war ich wieder auf dem Rad zu einer ersten Runde. Um scharfe Kurven hätte ich am liebsten fast schon geschoben, aber auch das wurde im Lauf der nächsten 3 Monate besser bis hin zum Normalzustand.
3. 2017 mit dem MTB auf einer nicht sichtbaren Eisplatte weggerutscht. Ergebnis Schlüsselbeinfraktur mit zwei OPs. Gleich bei der ersten Runde nach Heilung (3 Monate) keine Ängstlichkeit oder außergewöhnliche Vorsicht. Kopf war frei.
4. 2020 Sturz über eine Kabelbrücke an einer Baustelle. Schambein und Sitzbein und ein Finger gebrochen. Auch da danach keine mentalen Probleme beim Wiederbeginn. Vielleicht hatte das ja aber auch mit der retrograden Amnesie zu tun. Ich weiß nichts mehr vom Unfall.
Ich hoffe auf die Statistik von @thomaspan , dann passiert mir die nächsten ~200 Jahre nichts mehr.
 
Oh ja, das Thema Fahrradwege und Benutzungspflicht ist vielschichtig. Und interessant, das muß ich schon sagen.

Wie schon geschrieben, ich wußte es damals auch nicht besser. Immer sehr weit rechts gefahren, unmittelbar an parkenden Autos vorbei, ein Wunder, daß nichts passiert ist.

@Klaus-Klaus

Das mit der von Dir angesprochenen Robustheit ergibt sich zwangsläufig. Man darf nicht zimperlich sein, wenn man im heutigen Straßenverkehr bestehen will. Damit meine ich natürlich nicht, die Konfrontation zu suchen und allen zu zeigen, was für ein harter Kerl man doch ist. Frauen lasse ich jetzt mal bewußt aus diesem Vergleich heraus, weil das mMn eher männertypisch ist. (Hi hi, von mir aus könnt Ihr jetzt über mich herfallen). 😍

Ich hatte ja schon in einem früheren Posting von mir beschrieben, wie ich fahre, daher wiederhole ich das jetzt nicht. Und, was die Umstände in den 80er oder 90er Jahren waren, kann ich Dir auch sagen. Wir können gerne noch mehr zurückgehen, denn ich fahre seit mehr als einem halben Jahrhundert. (Wie sich das anhört, bin steinalt, lol)

Als ich Fahrrad fahren gelernt habe, im zarten Alter von knapp 6 Jahren, da war es noch ruhig auf den Straßen. Kein Vergleich zu heute, aber überhaupt nicht. Alles ging gemächlich voran, keiner drängelte, der Autoverkehr war überschaubar. Klar, im Lauf der Zeit ist das schleichend immer mehr geworden. Aber auch die 80er oder 90er Jahre waren noch ruhig im Vergleich zu jetzt.

Was sich geändert hat? Viel, viel mehr Autos. Manchmal, wenn ich Fahrrad fahre, kommen aus allen "Löchern" Autos, so kommt mir das vor. Zudem hat sich auch im Berufsleben viel geändert. Die meisten Mitarbeiter stehen viel mehr unter Druck als früher, alles wird kontrolliert, geloggt, man ist durchsichtig geworden. Wo früher 10 Mitarbeiter für etwas Bestimmtes notwendig waren, sind es heute nur noch 2, oder sogar nur noch 1. Alles muß schnell gehen, die Zeit ist daher auch ein Faktor, der den Streß fördert. Und damit einher geht mehr Aggressivität.

Dennoch mache ich neben unangenehmen Erfahrungen auch nette, wo ich mich dann wundere. Ja, es gibt durchaus nette Männer, die warten, obwohl sie nicht warten müßten. Die mir durch Handzeichen zu verstehen geben, daß sie mich gesehen haben und mich vorbei lassen. Ich freue mich sehr darüber, denn das trägt zur Sicherheit bei, und auch zum besseren Verständnis und Miteinander. Ich bedanke mich hierfür mindestens immer mit Handzeichen und einem Lächeln. Das kostet nichts und bewirkt doch so viel. :)

Ich bitte, mir nachzusehen, daß ich ein wenig auf die Männer schimpfe. Es gibt auch rücksichtslose Autofahrerinnen, ganz klar. So wie es auch Radfahrer jeden Geschlechts gibt, die man echt vergessen kann. Aber so sind halt meine Erfahrungen.

@giant-l

FullAck!

Was soll man dazu sagen? Für so manche Kommentare habe ich keine Worte, die sind einfach nur daneben. Am besten ignorieren. Für mich ist das leicht, denn ich bin nicht betroffen. Aber für den TO ist das ganz sicher nicht schön, so an den Pranger gestellt zu werden, als ob er das absolute Weichei wäre. Ich wundere mich daher nicht, daß er sich nicht mehr gemeldet hat.

An dieser Stelle wünsche ich dem TO nochmals alles Gute und daß er schnell wieder zur gewohnten Sicherheit - körperlich und auch mental - zurück findet. :)
 
Ich wurde Ende Juni von einem Auto abgeräumt. Die Verletzungen waren nicht wild aber mein Rad war Totalschaden. Als mein neues Rad da war bin ich einfach wieder gefahren. Anfangs noch deutlich verunsichert und vielleicht übervorsichtig (auf Abfahrten langsam runter geeiert, lieber mal angehalten an Kreuzungen) aber das war mir egal.
Es hat sich dann immer mehr ausgeschlichen und jetzt fahre ich in etwa so wie vor dem Unfall.
Ein Profi wäre mit meinen Verletzungen noch die Etappe und vermutlich die ganze Tour zu Ende gefahren und einige Superhelden hier im Forum anscheinend auch.
Da ich aber weder Profi noch Superheld bin finde ich das vollkommen OK zunächst mal vorsichtig bis ängstlich zu fahren. Also einfach rauf aufs Rad und mal kucken wie es geht.
 
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