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Die Angst nach dem Sturz.

Empfehlung von mir:

Wie meine Vorposter schon schrieben, langsam und vorsichtig anfangen, kein Risiko eingehen. Sollte man eh nicht. Dein Körper teilt Dir schon mit, was er mag, und was er nicht mag. Du mußt nur auf ihn "hören".
Langsam und vorsichtig anfangen ist zwar kein unbedingt falscher Ratschlag, aber schon mit dem Nachsatz, "kein Risiko eingehen" geht die Aussage in die falsche Richtung. Es gibt keinen Radsport ohne Risiko. Wer sich aufs Rad setzt, beschließt, einen nicht ungefährlichen Sport auszuüben. Was anderes anzunehmen ist ebenso Selbsttäuschung, wie der Glaube, man habe volle Kontrolle über dieses Risiko. Die ist allenfalls eingeschränkt der Fall.

Es ist sicher nicht unnormal, sich nach einem Crash unwohl zu fühlen. Wer dann aber mit dem Wunsch, jegliches Risiko zu vermeiden oder sich nur im Wohlfühlbereich aufzuhalten, wieder aufs Rad steigt, wird leicht zum Gefangenen seiner Ängste und Mißempfindungen. Meiner Erfahrung nach führt das in vielen meisten Fällen zu unsicherem Fahrverhalten in manchen sogar zu Vermeidungsstrategien. Man fängt dann an, die Situation, die Kurve, die Abfahrt etc. bewusst zu vermeiden. (In der Psychologie gilt so einen Vermeidungsstrategie nach Unfällen u.U. als Hinweis auf eine posttraumatische Belastungsstörung.)
Natürlich darf man sich nicht in eine Situation bringen, in der man Panik/Kontrollverlust verspürt, wohl aber muss man sich nach einem Crash fordern. Nur wenn man bereit ist, so schnell wie es geht nach dem Crash die Grenzen der eigenen Wohlfühlzone zu testen (wieder aufs Rad steigen und sich realistische Ziele vornehmen: die Kurve ein bisschen schneller zu fahren, eine bessere Linie zu suchen, ein bisschen dichter im Windschatten des Vordermannes zu fahren etc. pp.), wird man Handlungsspielraum erhalten und sich auch in schwierigen Situationen sicherer fühlen. Wer dagegen Anfängt mit dem Schicksal zu hadern, immer nur in der Komfortzone bleiben will, der wird irgendwann feststellen, dass der Radius dieser Komfortzone immer kleiner wird.
 
@pjotr

Du hast recht. Danke für Deine Klarstellung.

Es ist nicht so, daß mir nicht bewußt ist, daß es gewisses Risiko immer besteht. Wenn man das scheut, muß man das Rad stehen lassen.

Ich meinte es eher so, daß man kein unnötiges Risiko eingehen sollte am Anfang, also die Konfrontation nicht zu suchen um festzustellen, ob man dem gewachsen ist.

Hm, ich weiß auch nicht, wie ich es besser ausdrücken kann. Bei mir war es die erste Zeit nach dem Unfall so, daß ich definitiv vorsichtiger unterwegs war, im Zweifel lieber gebremst als drauflosgehalten habe mit dem Gedanken, das wird schon gutgehen. Ich hatte auch Bammel, das Rad bergab laufen zu lassen, habe immer gebremst. Das hat schon einige Zeit gedauert, das will ich nicht leugnen.

Jetzt ist das natürlich nicht mehr so, aber ich brauchte etwas, um zu meiner alten Sicherheit zurückzufinden. Ich hoffe, ich konnte das jetzt etwas erklärlicher darstellen, was ich meinte.
 
Hallo,

nach beidseitigem (Trümmer-) Kieferbruch (und der damit verbundenen Rekonvalesz) bin ich die ersten Male an der Unfallstelle (mit geparkten Pkw, eigene Schuld) mit einem komischen Gefühl langgefahren.

Aber das ging weg und es ist (im Hinblick aufs Fahradfahren!) wieder alles beim Alten.

Gruß
 
Es am Besten unter 'Shit Happens' abbuchen, vielleicht seine Lehren raus ziehen wenn man was falsch gemacht hat und wieder aufs Rad.
Bin heute mit einer gebrochenen Kniescheibe aus dem Kkh entlassen worden und kann nicht warten wieder aufs Rad zu steigen. Je schneller desto besser.
Wobei liegt auch daran wie wohl man sich vorher schon auf den Rad gefühlt hat.
Ist halt sehr individuell und um Grunde ist es das Selbstvertrauen dass man wiederfinden muss.
 
Hatte vor vier Jahren einen schlimmen Unfall, das hat bei mir auch eine Weile gedauert bis das Vertrauen wieder da war.

Ich hoffe bei dir heilt alles wieder gut aus. Bei mir hat das leider nicht so geklappt, das macht es mir ein wenig schwerer ganz drüber weg zu kommen.
 
Seit meinem "schlimmen"Crash vor ca.4 Jahren fahre ich sehr,sehr,defensiv und vorrausschauend.
Ich muß mir nichts mehr beweisen(72) und das ist absolut in Ordnung für mich.
Habe am Tag des Unfalls schon den Arzt gefragt ob und wann ich wieder aufs Rad steigen kann,deshalb finde ich auch die vermeintlichen Ängste wegen dem Mittelfinger komisch..,Sorry.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wegen so einem Scheiß solltest du dir keinen Kopf machen.

Bin vor 6 Jahren eigenverschuldet abgestiegen mit Schlüsselbeintrümmerbruch, heftigster Hüftprellung, großem Loch im Helm und viel Tapetenverlust am linken Arm ...

... zwei Wochen später aufm Rollentrainer + 1 Woche drauf aufm Rennradel gesessen.

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Die Statistik besagt, beim ersten Kochenbruch mit 51 Jahren passiert dir statistisch kein weiterer mehr in deinem Leben. Und bislang hat sie recht behalten.
 
Die Statistik besagt, beim ersten Kochenbruch mit 51 Jahren passiert dir statistisch kein weiterer mehr in deinem Leben. Und bislang hat sie recht behalten.

Dann kann ich ja bis 152 durchfahren, hab mein Knochenbruchsoll in der Kindheit abgeleistet ...

@work242
Analyse hilft, mit dem Erlebten zurecht zu kommen. Einfach mal an den Unfallort gehen und darüber nachdenken wie das Ganze abgelaufen ist, sich der eigenen Defizite bewusst werden und diese falls möglich beheben.
Defizite können sein: zu hohe Risikobereitschaft, Müdigkeit, schlechte Fahrtechnik, schlechtes Material, unkontrollierter Krafteinsatz, ...

Für die erste Ausfahrt empfehle ich Dir, nicht allein zu fahren.

Gute Besserung!
 
Mein Gott, was tummeln sich hier Helden, da bin ich ja richtig stolz Teil dieses Forums zu sein!

Und jetzt ganz unheroisch:
2016 bin ich beim Anhalten mit dem Vorderrad auf feuchtes Moos gekommen, Rad weggerutscht, Lenker eingeschlagen und ich im Bogen über denselben. Beim Aufschlag auf die rechte Schulter ging mir sofort "Schlüsselbein" durch den Kopf. Letzterer war zum Glück mit Helm geschützt, denn auch dieser schlug spürbar hart auf und hatte anschließend eine Beule. Schlüsselbein und Kopf waren heil geblieben, dafür hatte ich rechts eine leichte Rippenprellung, Prellung Knie links, und einen knöchernen Bandabriss im linken Handgelenk. Die Prellungen lasse ich mal außen vor. Zu dem Bandabriss sagte man mir später im KH (ich war zunächst noch fast 20km nach Hause geradelt und erst abends ins KH, da ich auch hier nur von einer Prellung ausging), dass ich für 6 Wochen Gips tragen müsse. Der gleichen Meinung war auch der nachbehandelnde Unfallarzt. Dem habe ich gesagt das ginge nicht, weil ich "in 2 Wochen unseren Wohnwagen in Urlaub fahren muss". Der hat sich dann tatsächlich auch auf 4 Wochen runterhandeln lassen, den Gips habe ich mir dann im Urlaub selbst abgenommen.
Wie die anderen hier konnte ich auch kaum abwarten wieder auf's Rad zu kommen und habe mir eine Rolle gekauft, auf der ich dann mit nur einer Hand am Lenker gestrampelt bin. Als wir aus dem Urlaub zurück waren, ging ich gleich wieder richtig auf's Rad und nach kurzer Zeit war das Vertrauen wieder da und ich fuhr wie vorher, nur achte ich seither beim Bremsen besser auf den Untergrund.

Trotzdem ist es letztes Jahr beim Bremsen wieder passiert: In einer Abfahrt musste ich in einer leichten Linkskurve etwas stärker Bremsen, weil direkt danach eine sehr enge Rechtskurve folgte. Leider war genau an der Stelle feuchter Lehm auf dem Asphalt. Das Vorderrad ging weg wie auf Eis und ich schlug auf die linke Seite. Dieses mal ging es aufgrund extremer Schmerzen im Unterleib direkt ins KH, und das auch mit dem RTW statt dem Rad (welches ich aber im RTW mitnehmen durfte 🤣 ). Beckenringfraktur am Schambein links und Sitzbein angebrochen.
Auch hier waren meine größten Sorgen wann ich wieder auf's Rad kann und ob ich wieder normal drauf sitzen kann...
Vom ersten Tag an nach dem Unfall sollte ich mich mobilisieren. Also habe ich mir einen Rollator geben lassen und bin damit unter heftigen Schmerzen den KH-Flur auf und ab. Nach drei Tagen kam ich schon nach Hause und bin hier auch gleich an Krücken und mit Rollator unterwegs gewesen. Jeden Tag, teils mehrere Runden täglich. Anfangs nur etwa 500m, aber langsam immer mehr. Ständig "du musst wieder fit werden/bleiben" im Kopf. Nach 4,5 Wochen machte ich eine 10km-Wanderung, an Krücken!
Nach 9 Wochen habe ich mich das erste mal vorsichtig auf die Rolle getraut und eine Woche später fuhr ich das erste mal wieder draußen, nur 20km und gaanz vorsichtig. Der Unfallarzt hatte mir zwar vom Heilungsprozess her grünes Licht gegeben, wollte aber trotzdem abraten: "Was ist, wenn sie da jetzt wieder drauf fallen?" "Was ist, wenn ich auf der Treppe falle?" Habe ich ihn gefragt.
Von da an habe ich mich kontinuierlich gesteigert und erlangte auch so langsam das alte Vertrauen zurück.
Aber eines fällt mir immer wieder auf: Ich fahre vorsichtiger bei feuchten, nassen Verhältnissen und ganz generell in Kurven, da habe ich mir vor dem Sturz mehr zugetraut.
Meine obigen Schilderungen sind keine Strunzerei, was für ein harter Kerl ich sei, sondern sollen lediglich schildern wie ich persönlich mit diesen Erlebnissen umgegangen bin.
Ich käme auch nicht auf die Idee den TE wegen seinem Verhalten als Weichei zu betiteln. Die Angst vor einem Sturz ist beim Radfahren jederzeit berechtigt, wie schon gesagt wurde, ein Risiko welches man akzeptieren muss. Wenn dann noch eine schwerwiegendere Verletzung vorangegangen ist (ja, das ist bei der geschilderten Verletzung durchaus schon der Fall), kann die Angst natürlich verstärkt werden. Hier muss man natürlich aufpassen dass diese nicht Überhand nimmt und zur Untätigkeit führt. Wenn das absehbar ist, wird es definitiv Zeit ärztliche Hilfe einzuholen. Aber wenn der TE wieder Radeln will, wird er das tun und mit der Zeit auch wieder sicherer werden.
 
Hatte vor vier Jahren einen schlimmen Unfall, das hat bei mir auch eine Weile gedauert bis das Vertrauen wieder da war.

Ich hoffe bei dir heilt alles wieder gut aus. Bei mir hat das leider nicht so geklappt, das macht es mir ein wenig schwerer ganz drüber weg zu kommen.
Vertrauen in sich selbst ok, Vertrauen auf z.B. Vorfahrt nicht ok da ist mbMn Bremsen manchmal die bessere Lösung(aus eigener Erfahrung nach einem solchen Vorfahrtsunfall)
 
Ich finde die Quelle zwar gerade nicht, aber es gab vor vielen Jahren mal eine Studie über Leistungssportler, die nach (schweren) Unfällen wieder in ihrer Sportart weitergemacht haben, mit Fokus auf Motorrrad- und Autorennen.
Dabei kam heraus, dass ein früher Wiedereinstieg eher Nachteile hat. Viele von denen, die sofort nach Erreichen einer brauchbaren körperlichen Funktionsfähigkeit wieder Rennen gefahren sind, kamen für den Rest ihrer Karriere nie wieder an ihre alten Zeiten heran, während das bei denen, die sich mehr Zeit ließen, meistens klappte.
Das hat mich überrascht, weil es ja einige prominente Gegenbeispiele gibt und man immer überall hört, "fang schnell wieder an und hab keine Angst". Der vermutete Zusammenhang war dabei, dass man diese Angst eben doch hat und dagegen erstmal nicht viel tun kann, Coaching, Analyse und Willensstärke hin oder her. Eine andere Vermutung war, dass ein verletzter Körper einfach eine gewisse Zeit braucht, um sich auf allen Ebenen wieder einzuspielen und dass hohe Belastungen in dieser Zeit sich womöglich irgendwie unterbewusst einprägen als schlechte, hemmende Erlebnisse. Einen wirklichen Beweis für die Ursachen gab es leider nicht, nur den statistischen Zusammenhang.

Was ich selbst kenne und seit einigen Jahren nicht mehr los werde, ist eine gewisse Feigheit in bestimmten Situationen, bei denen ich eigentlich weiß, dass sie noch problemlos sind und ich das "kann".
Beim Radfahren ist es das schnelle Fahren durch enge Kurven bergab ohne zu bremsen, obwohl ich ausgerechnet dabei nie einen Unfall hatte und meine Radunfälle allesamt nichts mit Kurven oder hoher Geschwindigkeit auf Teer zu tun hatten. Trotzdem ist das so, seit einem ordentlichen "Einschlag" im Acker.
Beim Autofahren sind es die ganz hohen Geschwindigkeiten und die Aktionen mit absichtlichem Rutschen in Kurven, obwohl ich als Fahrer überhaupt nie einen Autounfall außerhalb des zähen Stadtverkehrs hatte. Diverse absichtliche oder "billigend inkaufgenommene" Stunts in längst vergangenen Jahren hatten keine Unsicherheit zur Folge, eher im Gegenteil. Beim Autofahren scheint es irgendwie eher am Alter zu liegen, vielleicht auch an der zunehmenden Unberechenbarkeit anderer Verkehrsteilnehmer.
Zu besseren Ergebnissen zwingen kann ich mich in beiden Fällen kaum und komme mir dabei auch blöd vor. Andererseits geht immer dann plötzlich einiges mehr, wenn ein schnellerer Begleiter dabei ist. :rolleyes:

Ich würde also auch sagen, wie @Landscape: Fahr nicht unbedingt gleich wieder allein.
Und fahr erst dann wieder, wenn Du es selbst wirklich willst.
Wie schlimm die Verletzungen waren, ist eigentlich egal, da ist jeder anders.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Körper macht das, was der Kopf will!
Ich hatte nach meinen drei Brüchen immer direkt Lust wieder zu fahren. Die Situationen waren weniger Alltagsituationen (Plastiklippe längst, Matschloch MTB, Massensturz), so dass ich nicht ständig erinnert wurde. Ich bin dann immer vorsichtig los, hatte aber schnell den Kopf frei.
Nur mit dem MTB bin ich relativ vorsichtig unterwegs, mache ich aber eh immer, weil ich nur im Winter fahre, um fit zu bleiben, d.h. in der Regel Forstwege keine Trails etc. meine Technik ist mies :rolleyes:

Mach das, was dich nicht stresst und schau, was passiert.

Beim Klettern musste ich mal ein Notbiwak machen, das hat mir den Zahn fürs Klettern gezogen, es wurde nie mehr so unbeschwert wie vorher. Anderen aus der Gruppe ging es beim gleichen Erlebnis anders.
 
Ich zB kann den Thread "Konfliktsituationen im Straßenverkehr" nicht mehr lesen. Vor 3-4 Jahren hab ich den Thread dauernd verfolgt. Dadurch wurden mir die ganzen Gefahrensituationen, denen man immer wieder ausgesetzt ist, erst richtig bewusst. Das hat dann dazu geführt, dass ich immer weniger auf Straßen gefahren bin und meine Aktivitäten abseits der Straßen verlagerte (MTB). Jetzt lese ich diesen Thread nicht mehr und langsam fahre ich wieder mehr RR, meide aber immer noch Hauptstraßen mit viel Pkwverkehr.
 
Bei mir ist das Ganze leider sehr aktuell. ☹️
Am 06.09. hatte ich Vormittags einen schweren Sturz mit dem Rennrad.
Ob ich mit dem Krankenwagen oder mit dem Hubschrauber in die Klinik gebracht wurde weis ich nicht da ich sofort beim Sturz einen totalen Black Out hatte. Bin erst gegen 15:00 Uhr auf der Intensivstation aufgewacht.
Schwere Kopfverletzungen im Gesicht mit einigen Knochenbrüchen und Zähnen ausgeschlagen.
Am 10.09. Operation im Gesicht bei der die Knochenbrüche mit ca. 20 Schrauben und 5 Titanplatten wieder zusammengefügt wurden.
Am 14.09. Entlassung aus dem Krankenhaus.
Ab 16.09. Bin ich wieder täglich auf der Rolle in Zwift gefahren.
Am 23.09. erste Outdoor Fahrt mit dem Crossrad.
Heute erste 45 km Fahrt mit dem Rennrad.
Morgen werd ich mit dem Rennrad mal zur Sturzstelle fahren um mir das genauer anzusehen.
Etwas vorsichtiger werde ich in nächster Zeit ganz gewiss mit dem Rad unterwegs sein.
 
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