@ Phonosophie:
Zum einen:
Ich bedaure immer wieder, dass man Menschen Aussagen, die zwischen Schwarz und Weiß auch noch andere Schattierungen, vielleicht sogar ein wenig Farbe beinhalten, mit einer Gebrauchsanleitung mit sieben Durchschlägen und Amtssiegel verständlich machen muss.
Seltsam - andere haben die nicht sonderlich ernsthafte Seite meines Postings durchaus verstanden.
Aber wenn du schon den Grimm deines Rennfahrerdaseins über mein Posting ergießen willst (oder gar musst), dann will ich es natürlich nicht versäumen, darauf einzugehen:
Fahren und Rennradfahren sind zwei Paar Schuhe.
Schuhe? Och nö.
Ach so, der Kern ist ein anderer:
Also, Rennradfahren ist erst einmal das Fahren eines Rennrades. Nichts weiter. Das mag dem einen besser gelingen als dem anderen, aber es bleibt beim Fahren.
Ich habe ein Rennrad. Erst seit einer Woche, und ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mich hier in einem Haifischbecken bewege: Ein falsches Wort, ein schräger Satz, und man ist von der Style-Polizei als einfacher Radfahrer enttarnt.
Ja, Rennradfahren muss man sich wohl erdienen wie die Kutte bei den Hells Angels. Und ein kleiner Fehltritt, und man fängt von vorn an.
Na ja, ich will's aber noch nicht so ganz wahrhaben: Mir kann bis jetzt niemand erklären, wozu ich Fahrradschuhe brauche. Ich lebe ohne Schuhe, brauche keine zum Laufen, auch nicht zum Autofahren, wozu also ausgerechnet zum (Renn-) Radfahren?
Weißt du, ich bin jetzt 65 Jahre alt, und ich werde weder den Col de Turini noch den Tourmalet je in Rekordzeit erklimmen. Mir macht einfach das Rennradfahren (wieder) Spaß. Ich bin, wie ich oben schrieb, heute 60 km gefahren (nachher kommen noch mal ca. 40 drauf), und ich glaube nicht, dass ein paar Rennradschuhe und entsprechende Pedale mich auch nur eine Sekunde schneller vorangebracht hätten. Wozu also?
Sicher gibt es Fahrer, die solches Equipment brauchen und nutzen. Vielleicht sogar die meisten (was ich aber gaaaaanz stark anzweifle). Ich brauche es nicht.
Kein Seitenhalt. Nicht auf Zug belastbar.
Wozu?
Bin ich jetzt unwürdig, ein Rennrad zu fahren (oder nach deiner Diktion Rennradzufahren), weil ich weder von den Pedalen abrutsche noch vermisse, "auf Zug" zu fahren? Ich behaupte mal, von all den Dutzenden Rennradfahrern, die ich hier täglich sehe, fährt kein einziger je "auf Zug".
Ausserdem kann man nicht mit steifen Carbonsohlen fahren.
Kann man nicht?
Ach, du meinst sicher: Kann man nur.
Quatsch.
Macht eine Kohlefasersohle (Carbon ist sowieso sprachlicher Unfug) irgendetwas kräftiger? Ist da ein Leistungsverstärker drin, der der Kurbel noch mal so richtig den Schwung verleiht, den mein Fuß ihr zu verleihen nicht imstande ist?
Kurzum. Diese Pedalen taugen nicht zum ernsthaften Rennradfahren.
Aha.
Jetzt kommt's raus:
Es geht um die Ernsthaftigkeit. Nicht um Freude und persönliche Erfolgserlebnisse, sondern um Ernsthaftigkeit.
Das heißt, ohne Rennpedale und dazugehörige Schuhe ist's nur doof.
Das richtige Outfit macht einen, der ein Rennrad hat und damit Fahrrad fährt, erst zumrichtigen diplomierten Rennradfahrer. Zum "Adabei".
Morgen werde ich mir also erst mal eine teure Rennhose kaufe. Mein Arsch braucht seltsamerweise keine, aber das sieht ja keiner. Also muss so eine Windel her.
Dazu ein Papageientrikot, in dem ich dann aussehe wie ein brennendes Karussell - aber in meiner kurzen Hose und dem simplen T-Shiert bin ich schließlich kein "Rennradfahrer".
Das erinnert mich irgendwie an die Jäger: Wenn die bei der Jagd kein grünes Jäckchen anhätten und ein putziges Hütchen auf dem Kopf, würde sie kein Wildschwein ernst nehmen und sich glatt weigern, tot umzufallen.
Geh mal mit Deinen Pedalen aus dem Sattel und mach nen harten Antritt. Kommt sicher nicht so gut.
Warum?
Mach ich jederzeit. Problemlos.
Wie kommst du auf die skurrile Idee, das ginge nicht?
Nächste Woche puste ich mir Helium in die Reifen. Darf ich dann mitfahren?
Der verzweifelte Zausel