Es ist nun nicht so, dass ich alle paar Wochen mal mit DEM Nachbarn das schöne Wetter ausgenutzt habe. Seit ich das Stevens-Rad habe, fand ich auch selbst Gefallen an dem Sport, mit einem Zweirad, muskelangetrieben, Kilometer für Kilometer auf gut ausgebauten (oder auch nicht), deutschen Straßen zu fahren. Und ich muss sagen, wir haben hier prädestinierte Straßen und Wege, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. So kam es vor, dass ich rund um unser Dorf (Radius 25 km +/- 5) die Orientierung verlor. Und das als Postbote. Sachen gibt’s.
Die Touren wurden schöner (speziell zum Padersee, genial), länger und ich stetig fitter. Das kannte ich ja vom Fußball. Training ist alles. Als Torwart arbeitest du ja nicht so sehr am Lauftraining, sondern mehr an deiner Kraft. Also im Sandkasten (erinnert mich an meine Kindergartenzeit ;-)), ohne Förmchen und Schüppchen, eher mit Medizinbällen, Gewichten und so. Ich sollte also gut vorbereitet sein auf das, was man Hügel nennt (Berge erst mal ausgeschlossen). Da wir hier aber doch die aus dem Flachland sind, braucht es einige Zeit, um an „Hügel“ zu kommen. Den ersten, den ich in diese Kategorie stecken konnte, lernte ich in Stromberg kennen. Ein kurzer, knackiger Anstieg. 300 Meter lang, ca. 50 Höhenmeter. Im Mittel 7 % Steigung (Berichtigung: 436 Meter lang, 32 Hm). `Kein Ding.` Von wegen. Ich musste tatsächlich auf der Hälfte absteigen. Dicke Beine und keine Puste mehr. Man, warum muss ich auch rauchen. Während der Trainer schon oben war und Pause machte, legte ich einen kurzen Fußmarsch ein. Endlich oben und vom Gehen gänzlich fertig, wollte Hartmut natürlich sofort weiter. Ich aber setzte mich auf die (gefühlt) extra für mich dahin gestellte Bank mit einem sagenhaften Ausblick Richtung Haarstrang (Sauerland).Das konnte ich aushalten. Aber weiter musste es gehen. Was dann kam entschädigte für die Qualen am `Col de Stromberg`. Egal in welche Richtung es auch ging, immer nur bergab. Stromberg, wen wundert es, ist eben auf einem Berg. Und nun wusste ich auch, warum das hier bei unseren heimischen Radlern so beliebt ist. Von links hoch, nach rechts runter und umgekehrt. So kann man hier einen ganzen Tag verbringen, ohne Langeweile. Mittlerweile fahr ich das Ding auch in einem Zug hoch, und im Stehen und, und, und. Nur rückwärts wird schwierig ;-).
Strecken von 100 km und mehr sind inzwischen auch normal. Z.B. zum Möhnesee (132 km). Ohne Hartmut, aber mit Bernhard. Den hat ersterer mal mitgebracht. Der ist echt lustig. Selten so viel gelacht auf einer Radtour. Oder nach Hamm, über 110 km (schon zwei Mal, mit ersterem und Fitti). Wie man sieht, habe ich mich daran gewöhnt, lange unterwegs zu sein. Nur AW braucht manchmal noch etwas Überzeugung, dass das auch gut so ist. Vielleicht nicht für sie, aber bestimmt für mich. Sicher. AW darf ich bei dem ganzen Ehrgeiz nicht vergessen. Also chillen wir manchmal, so einmal ums Dorf, oder zum Einkaufen, selten über 15 km, meistens so langsam, dass ich fast umfalle. Auf den Rückwegen lässt sie mich aber auch schon mal von der Leine. Wenn ich ein Hund wäre, würde ich mit dem Schwänzchen wedeln. Bin ich aber nicht, also grinse ich fett, und weg bin ich. Sie versteht mich halt doch, meine Frau. Im ersten Jahr habe ich so mit dem Trecker über 2000 km zusammen bekommen. Das Radfahren war ich jetzt gewohnt, Klickpedale kannte ich inzwischen auch, mit der Verpflegung für unterwegs war ich vertraut und wie gesagt, irgendwann zwischendurch kam das Thema Jedermannrennen auf den Plan. Das Resultat war dann das Rennrad, etwas Ärger mit AW, noch mehr Ausfahrten mit und ohne Hartmut, Bernhard oder Fitti. Obendrauf jeden Mittwoch Trainingsfahrten mit dem heimischen Rad Club, ein paar RTF`s und die Jedermannrennen.
Die Post hatte in diese Richtung auch etwas zu bieten. Den FC Deutsche Post. Angeboten wird dort Fußball, Laufen und das Radfahren. Eher zufällig hatte ich davon gehört. Das war noch vor dem Rennrad. Es wurden Radfahrer gesucht, die dann das Nationalteam Deutsche Post bilden sollten. Größenwahnsinnig wie ich nun mal bin, habe ich mich beworben, mit dem Resultat, dass ich nicht genommen wurde. Warum auch. Ich konnte keine Resultate vorweisen. Traurig war ich trotzdem. Was mir aber blieb war ein fester Platz beim Saisonfinale in Bispingen. Das ist eine jährliche Veranstaltung der Post für ihre sportlichen und unsportlichen Mitarbeiter. Daher bedeutet das Kürzel FC auch FanClub. Neben den Fußballern, Läufern und uns Radfahrern kann man da auch als Fan hin. Und es lohnt sich. Unterbringung im CenterParcs Bispingen (Fr., Sa. Und So.), kostenlos für alle. Mit richtig RambaZamba rundherum. Fete am Freitag und Samstag mit Lifeband, Prominenten (Joey Kelly, Marcel Wüst oder Thomas Helmer) und den Veranstaltungen für Fußball, Laufen und Radfahren. Letzteres war ein Einzelzeitfahren über 20 km für ca. 150 Teilnehmer. Das wollte ich mitmachen, ganze zwei Wochen nach meinem Rennradkauf. Irgendwie bescheuert, oder? Das habe ich nun schon zum zweiten Mal mit gemacht. Beide Male mit `nem 30er Schnitt und einer Platzierung irgendwo im Mittelfeld. Und da fährt alles, Mountainbiker, Trekker oder „Einkaufswagen“ (ehrlich). Ich schätze, mein Problem in Bispingen ist die Fete vom Freitag, sonst wäre ich doch wohl schneller. Ist ja auch egal. `Dabei ist alles` und Spaß macht’s allemal. Also immer wieder.
Das war also mein Weg zum Rennrad. Mein Weg zu Hartmuts Fitness ist ein anderer, und härter.
Bis dann
yahoudi