Steiff dürfte auch nur funktionieren, wenn die Erzählung stimmt. Und die sagt, dass die in Deutschland gefertigt sein müssen. Das ist auch gut so. Aber in der Tat sind es nur wenige Firmen, von denen auch der Kunde verlangt, dass das Produkt vom Design bis zur Produktion unter einem Dach entsteht.
Die Lohnkosten alleine sind doch nicht mehr als ein Vorwand. Tatsache ist, dass in bestimmten Branchen die Produktionskapazitäten schon früh bis zur Nicht-Existenz abgebaut wurden. Namentlich in der Textilbranche. Sicher wegen Unrentabilität, aber auch wegen der nicht existierenden Notwendigkeit in neue Produktionsanlagen zu investieren.
Produktion ist weitgehend eine Dienstleistung. Kein Produzent muß seine eigene Produktion aufbauen. Die kann er sich auf dem Markt fast aussuchen ( na ja, stimmt nicht ganz.......).
Nimm mal eine Marke wie Rapha. Das ist nicht mehr, als ein Design-Büro mit Auftrags-Produktion. Im ersten Jahr haben die noch schwadroniert, dass ihre Klamotten in Groß-Britannien gefertigt werden. Die sehr hohen Preise schienen damit auch noch gerechtfertigt. Vielleicht hat das ja auch für die ersten Lose gestimmt. Heute steht auf den Etiketten auch durchgehend "Made in China" ( nur bestimmte Handschuhe werden wohl in England gefertigt).
Ein anderes Thema ist, wie Hersteller um Kunden werben. Der Dienstleistungsgedanke ist innerhalb des B2B Handels in Europa deutlich weniger ausgeprägt, als gegenüber dem Endkunden. Fernöstliche Hersteller sind freundlicher, sagen als erster immer "Hier" und sind allgemein viel zugänglicher, so jedenfalls mein Eindruck. Manchmal sind sie auch recht penetrant, hat mir ein Vertreter eines italienischen Rahmenbauers erzählt: Da kamen welche, mit einer exakten Kopie seines Rahmens ( in offenkundig guter Qualität) und fragten, ob sie nicht seine Rahmen bauen dürfen und das bei jeder Gelegenheit.......
Im Rahmenbau verhält sich das ähnlich. Es ist keineswegs unbedingt entscheidend teurer, in Europa zu fertigen. Allein die Kapazitäten sind eingeschränkt. Das Lohnniveau in Taiwan ist auch nicht soo viel niedriger. In Rumänien wird vermutlich weniger gezahlt.
Der "Standortvorteil" liegt m.E. auch vielmehr darin, dass chinesische Fabriken deutlich freier sind, kostenlos ihre Umwelt zu verbrauchen und auch sonst weniger Vorschriften zu beachten haben. Und anders, als vor Ort, haben interessierte Kunden keine Möglichkeit hier irgend etwas zu kontrollieren.
Jedenfalls ist das Thema komplizierter, als es nur mit Lohnkosten zu erklären.
Die "Geiz-ist-Geil-Mentalität" sehe ich dagegen vor allem als eine semi-parasitäre Haltung, die den Respekt vor Arbeit anderer Leute vermissen läßt. Sicher trägt auch das seinen Teil bei.......