Die Route der aufgegebenen Bahnstrecken in Nordhessen Folge 2
Wo war ich stehengeblieben ? In Lummerland... ach nee, Naumburch ohne Uta und Dom. A propos "Dom", Abt. Kirchenwitze: welches ist die kleinste Kirche der Welt ? Der Kon-dom: passt nur einer rein, und der muss auch noch stehen...
NEIN ! Nicht schlagen ! AU ! NIcht ...
Aber Größenvergleich ! Größenvergleich geht immer:
Das ist Naumburg/Lummerland,
und jetzt:
Das ist Naumburg/Utah
Sieht man ja, viel kleiner.
Wie Ihr vielleicht erahnen könnt, geht es in Naumburg dann richtig zur Sache, mit 10% aus dem Ort raus und das schraubt sich dann über ca.4km/150hm auf 450m über dem Meer, aber nicht über dem Edermeer/-see, denn da geht es jetzt hin. Ein kleiner Abstecher westwärts, um ein stillgelegtes Teilstück der Strecke Wabern - Korbach zu besuchen.
Über die Strecke weiß ich einklich gar nix, nur dass ich in grauer Vorzeit immer an ihren Ausgangspunkt vorbeikam, dem Gleisdreieck bei Wega. Heißt wirklich so, wir befinden uns aber nicht in einer fernen Galaxis im Sternbild Lyra, sondern kurz vor Bad Wildungen. Da bin ich immer mit meinem vollen Auto während des Zivildienstes bei der Flucht aus der Kurorthölle in Richtung Fritzlar/Kassel vorbeigekommen. Hört sich jetzt viel wilder an als es war, meine Ü60-Buddies
@pumpgun &
@sulka könnten allenfalls lächeln ob der Spritzerei mit Altbierbowle zur Mucke von Sami Swoi aus Polen.
Wenn man den Hügel überquert hat und aus dem Wald kommt, macht auch der härtestgesottene Landschaftsbildversager noch mal einen Versuch, grüßt doch dahinten die Burg Waldeck, die den Blick auf den See versperrt:
Na immerhin, man erkennt, dass auch bei uns das Getreide langsam reif ist.
In donnernder Abfahrt stürz ich mich runter nach Netze, wo ein typischer Bahnanblick meinen Weg kreuzt. Hier werde ich in einer Viertelstunde drüberbrausen, denn hier blieb im Unterbau alles beim Alten - nicht so wie beim Teilabschnitt der ersten Strecke (s.o.), die auch auf der ehemaligen Trasse einen Radweg anbietet, wo dann eine Brücke geschleift ist und man runter - zwischen dämlichen Metallkonstruktionen sich durchfädeln - über die Straße - noch mal dämlich - wieder hoch muss. Ihr kennt das wohl.
Der Bahnhof ist natürlich wieder sonstwo... Hier scheint der Tourismus genügend Kraft zu haben, so was zu halten. Das war jetzt eine herbe Herausforderung, aber - KEINZEIT KEINZEIT KEINZEIT ! Erst die Straßenseite
und jetzt die Streckenseite
Man ahnt es schon, hier ist Tempobolzen möglich. Ich fahre ederabwärts, nur vor dem Bahnhof Waldeck muss eine Straße gequert werden. Jener bietet ein nicht ganz so grandioses Bild
Wie zu erwarten haben hier längst die E-Bikes das Kommando übernommen. Es war nicht viel los um die mittagszeit an einem Montag, aber an Wochenenden wird da wohl ganz groß Stromgulasch gekocht.
5km später war Schluss, und es gab eine usselige "Überführungsetappe" zur nächsten Bahn. Mitten durch den erwähnten Kurort Bad Wildungen und durch Unaufmerksamkeit gepaart mit Unvermeidbarkeit fuhr ich zweimal auf dreispurigen Bundesstraßen jeweils etwa 3km bergauf. Mir macht das eigentlich nix, fürs flotte Vorankommen nehm ich das in Kauf. Die Flüssigkeitsverhältnisse klärte ich an einem Supermarkt, in dem ich vor Urzeiten mal einen "Supreme de Duc" vor den Augen meiner damaligen Freundin geklaut habe(wir sind seit ´81 glücklichst vermählt...vermä-lt ? verheiratet). Den doofen faden Käse würde ich hoitzutag allenfalls noch meinen Feinden winters in den Heizkörper schmieren, und selbst da wird er wohl nicht das gewünschte Aroma entfalten. Ob ich die Aktion als Beziehungsfestigungsritus empfehlen kann, muss ich mir noch mal überlegen.(starker Protest von ihrer Seite)
Damit da nix falsch verstanden wird: Ich hab in dem Laden leeglich 3 Liter Wasser gekauft, sonst keine weitere Äktschn ! Im übrigen hat der Betreiber des Marktes gewechselt, ich konnte kein Fahndungsplakat entdecken. Verjährt ? Aber hallo !
Die nächste Strecke ist sowieso eine reine Laberei, keine Foddos. Um die Kellerwaldbahn zwischen Zimmersrode und Gemünden/Wohra irgendwie angemessen bebildert zu bekommen, hätte ich noch mal mindestens 7km viel befahrene Bundesstraße mit Umweg über Jesberg in Kauf nehmen müssen, so bin ich lediglich irgendwo zwischen Z.rode und Reptich (
nicht: Reptil) über die ehemalige Trasse gebrettert. Daamaals im Z.dienst lagen glaubich noch die Gleise, aber das ist ja pfirsich Jahre her. Da ist nichts mehr zu sehen, zumal da in der Gegend auch noch eine Autobahn endet von kassel her. Man streitet sich wohl seit 30 Jahren, ob man das Schwalmtal einfach zubetonieren soll. Bitte weiter streiten !
Aber ein schönes Vorankommen war es, erst nach Zwesten durch den Wald, dann flach bis Allendorf/Landsburg. Hier erreiche ich das Gebiet, das ich als Heimat empfinde. Hier im ehemaligen Landkreis Ziegenhain bin ich aufgewachsen. Hinter der Landsburg geht es in die weite Ebene von Schwalmstadt, der Vereinigung der ehemaligen Kreisstadt Z.hain und der Eisenbahnerstadt Treysa, die aber, wie wir jetzt sehen werden, diese ihre Bedeutung komplett eingebüst hat. Hinter wiedermal einem archetypischen Bahnbauwerk
das ich sonstwo hätte ablichten können, geht es links mit schlotternden Knien
dem Bahnhof Ziegenhain Nord entgegen. Wir haben die sogenannte "Kanonenbahn" unterquert, einem Teilstück der Strecke Berlin - Metz
...HoHoHo, drunter machen wirs wohl nicht ? Der Name ist wohl eher volkstümlich, weil die Streckenführung großgeographisch da so schön reinpasst. Ob die Preußen ihre Borsig-Kanonen ? diehammdochnur loks äh wirklich durch Nordhessen rumpeln lassen wollten, um dem Erzfeind den A... wird gestrichen wg. Kriegsverharmlosung... darf bezweifelt werden.
Mein Vater, Kombatant des ersten WK, nannte die Bahn immer so. Ich kann mich noch vage daran erinnern, dass wir mit der Familie vom Bahnhof Ziegenhain Nord aus, der ersten Station nach dem Streckenstartpunkt in Treysa, über Malsfeld nach Waldkappel in Sommerurlaub gefahren sind. Das war in den 60er Jahren. In den 70ern war schon früh Schluss. Dadurch verlor auch die heutige Kreisstadt Homberg (Kfz-zeichen HG) ihren Anschluss ans Bahnnetz.
Was also liegt hinter der Kurve ? Na, was wohl ? Eine Enttäuschung ! Die ganze Gegend ist Spielplatz des mittelständischen Großplayers KONVECTA und das ehemalige Bahnhofsareal in der Hand eines dieser Autorundumoptimierers mit Reifenservice usw.
Erstaunlich festzustellen, dass die Gleise nicht abgebaut wurden, man kann sie im Vordergrund erahnen. Auch bei dieser Strecke hätte ich erheblichen Mehraufwand treiben müssen, um das anständig zu bebildern. Kommt Zeit kommt (man mit dem) Rat(d auch noch an die richtigen Stellen.
Jetzt aber heißt es erst einmal verschnaufen vor dem Höhepunkt meiner Dokubemühungen, der Knüllwaldbahn zwischen Treysa und Bad Hersfeld. Das war meine Heimateisenbahn, und sie hat mich zwei Jahre lang zu meinem Ausbildungsbetrieb gebracht.
Fortsetzung folgt