Was mich fertig macht; egal wie vorsichtig man mit dem Rad unterwegs sind, es kann immer etwas passieren durch unaufmerksame Autofahrer. Ich habe meine Kinder zu extremer Vorsicht erzogen und dennoch ist es passiert. In unserem Fall war der Fahrer nicht ortsfremd, nicht alt und nicht alkoholisisert / unter Drogen. Diese Risikofaktoren kommen noch oben drauf. Eigentlich kann er nur in irgendeiner Form abgelenkt gewesen sein (z.B. Handy), anders ist es nicht zu erklären.
Wir müssen als Eltern als Vorbild voran gehen. Deswegen trage ich z.B. immer
Helm, auch bei kurzen Strecken. Mein Kinder orientieren sich an meinem Verhalten.
Ich glaube, diese Unaufmerksamkeit ist normal beim Menschen. Man muss nicht abgelenkt sein. Der Mensch wie auch alle Tiere haben ein Selbstschutzbestreben. Man achtet darauf, was einem selbst gefährlich werden könnte. Aus dem Unterbewusstsein heraus ist das etwas großes oder größeres. Man nimmt den Büffel wahr und wenn da keiner ist, dann ist keine Gefahr vermittelt, obwohl eine kleine Schlange gefährlicher sein kann. Radfahrer sind keine Schlangen aber doch relativ klein und werden, obwohl sie erkennbar sind, nicht wirklich wahrgenommen. Sie sind nicht die Gefahr für den Autofahrer und so wird der Radfahrer für den Autofahrer ziemlich unsichtbar. Wenn man hinterher drüber spricht, schütteln alle den Kopf, den hätte man doch sehen müssen, der trug neongelb, orange, rot. Der wurde aber nicht wahrgenommen. Das Hirn hat den Radfahrer nicht gemeldet.
Wenn ich weiß, dass hier Schlangen und Skorpione unterwegs sind, werde ich darauf achten und sie eher sehen und erkennen. Der Radfahrer erkennt den Radfahrer im Gegenverkehr doch schon meilenweit entfernt. Er fährt übrigens auch viel langsamer. Der arme Autofahrer fährt schnell und es bleibt wenig Zeit ordentlich zu gucken. Blick hier, Blick da, Kuppeln, nicht anhalten: Und schon ist der Radfahrer übersehen. Gerade aus so großen Schüsseln (Dickschiffe) heraus wie SUV, Van, Bus, Pickup, dicke Limousine usw. hat man ein anderes Fahrgefühl und auch eine andere Wahrnehmung. Viele kaufen sich ja solche Dinger, weil sie sich darin sicher fühlen. Ich sage nicht, dass der Goggo dem Radfahrer beim Aufprall
genauso weniger gefährlich wäre. Der Goggofahrer bekommt aber doch auch irgendwie ein Unwohlsein, wenn er neben den Großen steht. Ich meine, durch das Sicherheitsgefühl im großen Auto wird das Wahrnehmungsvermögen für das Kleinere im Umfeld geringer. Aus der Vogelperspektive von der LKW-Kabine heraus sind Radfahrer und Fußgänger wie Ameisen. Das sind alles nur Sichtweisen und unterschiedliche Wahrnehmungen. Das Auge hat gesehen, das Gehirn hat das Gesehene verdrängt. Das ist das Pech und das Leid für die kleineren und ungepanzerten Verkehrsteilnehmer.
Ich wurde auf dem Rennrad bisher 2x vom abbiegenden Gegenverkehr "übersehen". "Ich habe Sie nicht gesehen, wirklich erst im letzten Moment gesehen", hieß es dann. Aber die Fahrer waren im Stress, sie wollten schnell vorwärts kommen. Man sagt so beiläufig, "ich fahre da noch schnell mal hin".
In der Stadt werde ich öfter "übersehen", wobei ich/man dort langsamer fahre/fährt bzw. fahren sollte, sodass man zwar den kürzeren zieht aber heil davon kommt. Das geht doch Euch auch so, oder?
Wenn man die Autos schon nicht abschaffen kann oder nicht verkleinern will, könnte man die allgemeinen Fahrgeschwindigkeiten verringern. Dann bleibt mehr Zeit zur Wahrnehmung und mehr zum Reagieren. Die Babyboomer kommen jetzt "ins Alter", sie rammeln sich dann gegenseitig in ihren vollkaskoversicherten und sicheren SUV. Nur noch Radfahrer und Fußgänger und mal ein Goggofahrer bleiben auf der Strecke. Aber man hat insgesamt sinkende Unfalltoten-Zahlen. Und wer grade eben überlebt, ist dabei ausgeklammert. "War ja doch nicht so schlimm, davongekommen, sagt einem das Unterbewusstsein." Für Bodaco hoffe ich, dass das Wirklichkeit wird und heilt.