Mehr als ein Placeboeffekt ist das aber nicht. und man muss schon ziemlich schräg drauf sein, um sich ASS bei eigentlich gesundem Körper als "Schmerzvorbeugung" hineinzupfeifen.
Ich gehe davon aus, dass
alle Schmerzmittel zumindest theoretisch leistungssteigernd wirken. Es gibt ganz verschiedene Mechanismen, sowohl zentral als auch peripher, über die Schmerzmittel plausibel wirken könnten. Ich behaupte sogar ganz selbstsicher, dass Schmerzmittel und Stimulanzien (Amphetamine, Kokain) zusammen
die klassischen Dopingmittel sind, und deutlich wirksamer als berühmte Sachen wie Epo oder Androgene.
Peripher wirken Schmerzmittel z.B. dämpfend auf die Folgen metabolischer Belastung im Muskel, also z.B. oxidativer Stress, Hypoxie, Acidose, Störungen der Elektrolythomeostase und des Membranpotentials. Im Zeitrahmen eines Radrennens führt das alles zu Entzündungsreaktionen mit einwandernden neutrophilen Granulocyten und Macrophagen im Muskelgewebe, die ordentlich leistungsschädlich sind. Der Zustand der Muskulatur wird davon abgesehen von Ergorezeptoren, die im wesentlichen wie Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) funktionieren, ans Hirn gefunkt, wo Entzündung dann nachgeschaltet motorikhemmend wirkt. Aspirin, Ibu, Cortison würden potentiell an diesen Stellen ansetzen.
Dann gibts das Themengebiet zentraler Effekte, die vor allem bei Opioden interessant sind. Motocortex, Thalamus und Basalganglien werden bekanntlich motorikhemmend von Orten der Schmerzverarbeitung beeinflusst, z.B. vom somatosensorischen Cortex oder der Insula. Davon abgesehen gibts die zentrale alias protektive Inhibition, also neurogene Erschöpfung mit Motorikhemmung, die ungefähr schmerzanalog funktioniert und von zentral wirksamen Schmerzmitteln gehemmt wird, also Hemmung der Motorikhemmung. Dazu kommt die evtl. vorhandene euphorisierende und enthemmende Wirkung und die Neigung von Opioiden, leicht irrationales, sprich riskantes Verhalten zu verursachen. Die dämpfende, sedierende Komponente kriegt man mit Stimulanzien und korrekter Dosis weg.
Auch Alkohol kann in der korrekten, sehr geringen Dosierung ein bisschen schmerzhemmend, aktivierend und euphorisierend wirken. Bei den Skispringern gabs mal einen größeren Skandal, weil die Jungs im großen Stil Vodkadoping betrieben haben
Dann gibts fortgeschrittenere Sachen wie Gabapentin + Pregabalin (L-Typ Calciumkanalblocker am synaptischen Terminal) und vor allem Baclofen (GABA-B-Agonist mit nachgeschalteter dopaminerger Wirkung in Basalganglien und limbischem System, aber nur oral, nicht wie bei gelähmten). Das wirkt auch alles ordentlich leistungssteigernd, wenn man die richtige Dosis trifft.
Und ein ganz praktischer Punkt: Bei Wettkämpfen können Unfälle, Stürze etc. passieren, deren Folgen man durch Schmerzmittel vorbeugt. Gibt bekannte Kämpfernaturen, die mit gebrochenem Schlüsselbein oder irgendeiner anderen Fraktur noch weiterfahren.
Historisch gesehen besteht die klassische Kombination aus Kokain und Opioiden (früher einfach Opium), die bei korrekter Dosierung einen gigantischen Sprung in der Leistung verursachen. Bei Musikern (Rock'n'Rollern) ist die Kombi Kokain + Heroin beliebt, oder MDMA + Heroin. Rocken bis der Arzt kommt ist eben auch anstrengend. Gibt genug Beispiele von Sportlern, die fuhren oder rannten, bis sie tot umgefallen sind, ebenso genug Musiker, die gerockt haben bis sie ebenfalls tot dalagen - einfach weil alle Schutzmechanismen durch Schmerzmittel und Stimulantien zu effektiv beseitigt wurden, oder einfach durch die cardiotoxische Wirkung von Stimulantien.
Soviel zur Theorie. Ich würde Aspirin oder Ibu nicht nehmen, das ist meiner Meinung nach viel zu schwach, um alleine irgendwas positives zu machen. Die harten Doper, also Profisportler, halten sich aber im Prinzip ans WHO-Stufenschema der Schmerztherapie, also hochpotente Opioide + Nicht-Opioid-Schmerzmittel. Bringt wohl ein paar Prozent mehr.
Sorry an alle, denen das zu fachsprachlich ist, aber in meiner Eile konnte ich keine allgemeinverständliche Version schreiben, das ist schwerer als man denkt, wie schon Mark Twain gesagt hat.