Habe das Thema mal wieder hochgeholt, weil eine Reihe von Beiträgen und Diskussionen darauf hindeuten, daß die Fragestellung von
@SGEuropa wichtiger und relevanter ist, als man vermuten mag.
In verschiedenen Threads fällt mal wieder auf, daß
- die Regeneration vernachlässigt wird und bspw. Rekonvaleszenz-Phasen zu kurz bemessen und falsch gestaltet werden
- der Ehrgeiz überhand nimmt, was offenbar eine der Ursachen für 1. ist.
Andersrum gesagt und leider auch gemacht: Die "Angst", falsch zu trainieren, bezieht sich eher darauf, daß man befürchtet, zu wenig und vor allem zu wenig intensiv zu trainieren. Diese Irrtum tritt in verschiedenen Varianten auf, wobei das Grundsätzliche dabei nach meiner Beobachtung am allerwenigsten verstanden wurde:
Es ist nämlich grundsätzlich nicht so, daß man bei der Formentwicklung trainingsmäßig was "verpaßt", wenn man "zuwenig" macht. Was ist damit gemeint? Angenommen, wir wüßten haargenau, wieviel und wie intensiv jemand über 5 Jahre trainieren müsste, um nach diesen 5 Jahren einen optimalen Status zu haben. Das allein ist schon gewagt und daß es eigentlich nicht möglich ist, im Zusammenhang mit genau dieser Diskussion höchst relevant – trotzdem: Wir sagen, das sei so möglich. Nun nehmen wir weiter an, er trainiert genau 10% zu wenig und 10% zu wenig intensiv. Auch da ist wieder die Frage, ob man das überhaupt so quantifizieren kann, aber wir nehmen auch hierbei an, das ginge.
Und wir machen noch eine weitere Annahme: Wir sagen nicht nur, daß eine gewisse, jedoch unbekannte Wahrscheinlichkeit bestehe, daß seine Form nicht so gut sein würde, wie bei "Erfüllung des Trainingsplans", nein, wir behaupten, daß das mit Sicherheit so ist und wir sogar einen Prozentsatz der "Unterschreitung" der Ziel-Form in Abhängigkeit von der Unterschreitung der Trainingsvorgaben, sagen wir 40%, bei 10 Prozentpunkten Trainingsdefizit macht das also 4% weniger FTP bzw. Zeitfahrleistung über 1 h.
Warum so aufwändig? Antwort: Weil man die Erfahrung, die wirklich belegt ist, selbst dann nicht bestreiten kann, wenn alle obigen Annahmen richtig wären. Die Erfahrung nämlich, daß es keinen Anhaltspunkt dafür gibt, daß man "verpaßte" Form-Entwicklung nicht nachholen könne. Und zwar selbst dann, wenn Trainingsaufwand/Trainingsentwicklung
nachweislich "verpaßt" wurde.
M.a.W. eine Formverzögerung ist durchaus bei "falschem" Training möglich, aber sie ist wirklich nur eine Formverzögerung.
Wenn also Leute hier zu "eilig", "ungeduldig", "über-ambitioniert" usw. sind muß man die Frage stellen: Wenn doch alle behaupten, ja ich weiß, wie das alles funktioniert, ich vernachlässige auch die Regeneration nicht usw. – warum haben die Leute es "so eilig".
Ein Grund liegt klar auf der Hand: Viele hier sind einfach nicht mehr "die Jüngsten". Aber wir beobachten das Phänomen ja auch bei jüngeren. Und: Es wird ja auch in unzähligen Threads immer wieder sehr pingelig-präzise mit den Leistungsvorgaben hantiert, die Vorgaben für Trainingsbereiche werden bspw sehr eng gefaßt, Überschneidungsbereiche der Tr.-Bereiche werden nicht zugelassen usw.
Wie ist das zu erklären?