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Bremsen und ihre Hebel: Übersetzungsverhältnisse

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Re: Bremsen und ihre Hebel: Übersetzungsverhältnisse
Das funktioniert vorn wie hinten, ich hab die Dinger auch noch. Hab auch mal enschieden, sie bleiben und der zugehörige Rahmen wird ebenfalls reaktiviert. Vorne müssten 32-35er Reifen mit Schutzblech passen. Die hinteren sind etwas länger, da also eher mehr. Das kann ich genau sagen, wenn das Rad wieder aufgebaut ist.

Für mich ist das typisch französische Ingenieurskunst, wie bei Citroënzum Beispiel.

Gruß, svenski.
 
Knobi:
die Bremse ist eher anfang der 80er als anfang der 70er...
Ich hatte die auch mal neu gekauft, der Brügelmann nannte sie auch "die Servo-Bremse".
Bremsten sehr angenehm und gut, weil die Drehung der Felge dabei so herrlich hilft.
Das gilt für beider Bremsen.
Ich habe ihr nur mechanisch nie sonderlich getraut.
Eine habe ich noch, eine zweite, ich glaube die vordere fehlt und würde ich
nehmen falls irgendwo vacant.
 
Ich muss hier mal was ergänzen, weil es in den Thread der "Roten Ratte" nicht so richtig passt und ich doch etwas überrascht bin.
Heute war meine erste Probefahrt mit einem Satz CLB2 Mittelzugbremsen aus den frühen 70ern, an denen einiges seltsam ist.
Die Bolzen der Schenkel stehen um ca. 45° schräg, vorn nach außen, hinten nach innen. Die Rückholfeder ist gleichzeitig das Zugdreieck und braucht natürlich ihren eigenen, genau passenden "Hanger", das Gewicht liegt deutlich unter dem vergleichbarer Mafacs (320 - 340 g pro Satz inkl. allem, je nach Belägen).

Das Ergebnis ist in mancher Hinsicht überzeugend, bei trockenen Felgen fast schon rabiat. Die CLB2 kombiniert einige Eigenschaften, die sich normalerweise nicht vereinbaren lassen:
- gute Bremswirkung
- knackiger Druckpunkt
- relativ geringer Hebelweg

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Von Beschreibungen im Netz und im Originalprospekt habe ich mir eigentlich nicht viel versprochen, trotz Sätzen wie "Attention: Freins puissants!" oder "May apply an enormous amount of force" und einer Fotoserie eines verbogenen vorderen Haltebolzens nach einer Vollbremsung. Bilder eines feinen Renntandems allein mit diesen Bremsen haben mich dann schon nachdenklicher gemacht und ich fand die Dinger herrlich schräg, also einfach einen Satz für 20 € aus der französischen Bucht gefischt und auf moderne Beläge umgebaut.

Ich würde die Leistung beinahe mit klassischen V-Brakes vergleichen, nur eben ohne das labbrige Feeling am Hebel. Die Dosierbarkeit ist dabei etwas gewöhnungsbedürftig, weil man erstmal viel zu heftig hinlangt; die Handkraft ist nicht wirklich niedrig, die Federn dürften gern etwas weicher sein. Zum Blockieren des Hinterrads reicht aber eigentlich immer ein Finger am Hebel, natürlich von oben gezogen. Gequietscht hat übrigens gar nix, nie.

Sonderbar fand ich die nicht vorhandene Lagerung. Natürlich musste ich so eine Bremse unbedingt erstmal auseinandernehmen: In der Brücke sitzen von hinten zwei Gewindebolzen, die dort und in den Armen Gewinde vorfinden. Eine klassische Lagerung oder gar Einstellmöglichkeit gibt es nicht, die Arme drehen sich also auf den Gewinden. Wer auch immer sich das ausgedacht hat. Natürlich haben die Arme schon werksseitig einiges Spiel, was man beim Ausrichten der Beläge bedenken sollte, weil man sich sonst womöglich die teuren Reifen schreddert. Die Idee mit der Feder finde ich auch nicht sooo gut, weil sie natürlich keine Einstellmöglichkeiten bietet und eine kaputte Feder das Ende der Bremse bedeutet.
Die vordere Brücke ist ziemlich schmal und setzt sich schnell mit Matsch zu, der dann am Reifen reibt, also werden sie vermutlich nicht am Ackerrad bleiben. Die originalen Hebel taugen meiner Meinung nach wenig und liegen auch nicht gut in der Hand, verwendet habe ich Shimano-Aerohebel für Eingelenker (BL-1050). Die Bremsen selbst werde ich aber nicht mehr hergeben!

Was meint ihr?
Wie und warum funktionieren die winkligen Bolzen, und warum erzeugen sie die genannten Eigenschaften?

Ein schöner Bericht, danke dafür! Meine Mutter hat diese selbstverstärkenden Bremsen seit mehr als 30 Jahren an ihrem Peugeot Mixte und ist nachwievor sehr glücklich mit dem geringen Kraftbedarf.

Übrigens sind die originalen Bremsbeläge recht weich und damit Felgenschonend. Die müssen ja nicht so steif sein wie bei normalen Bremsen. Die von dir verwendeten Hebel passen wahrscheinlich nicht soo perfekt dazu, weil die Bremsen noch auf Hebel ohne zusätzliche Feder ausgelegt sind. Dementsprechend leidet natürlich etwas das Bremsgefühl, weil die Reibung der Züge unter der höheren Federspannung ebenfalls größer ist. Aber vielleicht kann man ja aus einer Speiche eine weichere Feder biegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@NonesensE, die Originalbeläge sind auch superleicht, waren aber leider nach über 30 Jahren steinhart und nicht mehr neu zu bekommen. Ich verwende jetzt meine Lieblings-Standardbeläge Shimano R55C3 mit zusätzlichen Unterlegscheiben wegen der größeren Löcher der CLB-Arme; wirklich hart sind die ja auch nicht. An den Mafac hatte ich TRP, die nass wahrscheinlich etwas besser sind, sich aber wirklich schnell abnutzen. Das wäre dann wohl in etwa entsprechend den originalen.
Die Federkraft der Shimano-Hebel ist eigentlich lächerlich und die Übersetzung groß. Sonst bin ich halt an modernere Bremsen gewöhnt, bzw. an meine Mafacs mit nachgebogenen Federn und kaum noch 1/3 der originalen Rückstellkraft. Da liegen die CLB drüber, aber das stört mich nicht, war nur erstmal irritierend.
 
Hier findet man übrigens das Patent zu den CLB 2:
https://patents.google.com/patent/US4163482A/en?assignee=ANGENIEUX+CLB

Das ist recht interessant, weil dort bei einem Winkel von 40° eine Verdoppelung der Bremskraft bei unveränderter Hebelkraft angenommen wird. Vom Gefühl her stimmt das nicht ganz, aber 50 % mehr könnten es bei trockenen Felgen durchaus sein. Die verstärkende Wirkung ist laut Diagramm und Erläuterung um so höher, je höher der Reibwert der Beläge auf der Felge ist, und das passt auch zu meinen Beobachtungen: Nass ist das mehr oder weniger eine normale Bremse, trocken greift sie heftig zu.

(...) The inclined position of the axes leads to augmentation of the tangential braking force on the wheel rim, a force which increases as the angle of inclination is increased. For the improvement of the effectiveness to be readily perceptible, the angle of inclination of the axes with respect to the plane of the rim should be at least 30°, and preferably close to 40° for which value calculations, confirmed by tests carried out, have shown a doubling of the braking force, in the case of a dry rim, for a given brake-applying force exerted on the callipers by the rider. (...)

Interessanterweise ist man bei CLB darauf gekommen, dass eine Verstärkung der Bremskraft idealerweise die Dehnung des Bowdenzugs berücksichtigt und deshalb nicht über die Hebelübersetzung erfolgen sollte, unter deren Vergrößerung obendrein Hebelweg und "Feedback" leiden. Das alles ist stellenweise etwas drollig aus Fahrersicht formuliert und damit weit weniger theoretisch, als in vielen anderen Patentschriften.

Die Rückholfeder anstelle des Zugdreiecks wurde hauptsächlich deshalb so umgesetzt, weil es sonst hässlich aussieht:
This does away with the customary auxiliary tractive cable used in centre-pull brakes, which is awkward and causes breakdowns.

CLB hatte noch ein paar andere, interessante Patente, bei denen der Witz oft in winzigen Details liegt.
Was die winkligen Drehachsen angeht, habe ich jetzt irgendwie große Lust, das auch mit Cantis oder Mini-Vs auszuprobieren. Bei V-Brakes müsste man allerdings die oberen Abschnitte der Arme verbiegen, damit der Zug wieder gerade läuft. Hmm.
 
Obwohl, nee.
Eigentlich müsste ich jetzt einen Rahmen bauen, der winklige Sockel zur Direktmontage der CLB-Arme bekommt. Natürlich mit einstellbarem Spiel.
...
*grübel*
 
Zuletzt bearbeitet:
Der wundersame Wortlaut ist sicherlich auf die Übersetzung zurückzuführen. Ich kann bei Gelegenheit gerne mal im Original nachlesen.
CLB2.jpg
 
Ich beschäftige mich derzeit mit ähnlichen Fragestellungen rund um die hydraulischen Bremsen. Ich habe mir die neue Magura HS33 R Urban besorgt, da lange Bremsschenkel und somit auch Klassiker-tauglich. Zum einen habe ich sie mit dem Originalbremshebel für Flatbar kombiniert und mir zusätzlich noch eine zweite an einen HS77-Hebel montieren lassen. Hier interessiert mich insbesondere, wie weit die neue Bremse mit den alten Bremshebeln kompatibel ist. Ich habe nen sehr einfachen Versuch gemacht, indem ich mit beiden Bremse-Hebel-Kombinationen eine Personenwage "zusammengedrückt" habe. Mit der Original-Paarung konnte ich max. 40kg erzeugen, sehr kurzzeitig 45kg, mit der HS77-Zusammenstellung 30kg. Wie aussagekräftig sind beide "Messungen"? Ich rechne das in 400 bzw. 300N Zangenkraft/ Anpreßkraft um, aber wie korrekt ist so eine "Messung"? Im Tour-Magazin wurde das mal vor Jahren verglichen, da werden Anpresskräfte von 700N genannt..
Ich will damit einfach prüfen, ob ich die neuen Bremsen mit den alten Bremshebeln kombinieren kann..

20180311_201507.jpg
 
Ich werfe mal ein dass die reine Druckkraft nicht allein ausschlaggebend ist, die Auflagefläche der Klötze ist ja auch noch ein Faktor.
 
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