Liebe Leute, ich bin wieder im Lande und kann von meinen Abenteuern berichten. Oder Abenteuerlein, aber für mich war es schon außergewöhnlich ... aber der Reihe nach! 2 Wochen nach meiner Stippvisite in Vorarlberg habe ich eine ganz ähnliche Aktion unternommen, diesmal ging es zusammen mit einem guten Freund für 4 Tage nach Westtirol. Samstag ging es wieder in aller Herrgottsfrüh los (ok, Max, für dich fällt das unter 2. Frühstück oder so ...). Diesmal war der Verkehr doch dichter, so dass wir erst nach etwa 7 h Reise in Landeck ankamen, und wir waren beide ziemlich platt. Außerdem war das Wetter eher ungemütlich (dichte Wolken und durchaus frisch). Statt der Einrollrunde sind wir dann zur nahegelegenen Ruine der Kronburg gewandert und haben den tollen Ausblick auf und von der Burg genossen.
Am Sonntag schien aber morgens schon die Sonne, und wir waren ausgeruht, so dass dem Tagesziel nichts im Weg stand: Es sollte (wieder) auf der Silvretta-Hochalpenstraße zur Bielerhöhe auf knapp über 2000 m Höhe gehen, dieses Mal aber
von Osten aus. Die Anfahrt ist sehr lang (46 km), aber bis auf die letzten km steigt das Tal nur ganz langsam an. Erst ganz zum Schluss kommen ein paar ordentliche Anstiege, insgesamt klettert man dabei ca. 1200 hm am Stück. Sonnenschein, nur mäßig viel Verkehr, und je näher wir dem Ziel kamen, umso ruhiger wurde es, und umso großartiger die Landschaft! Die letzten hm hatten wir dann auch geschafft, und oben erwartete uns das großartige Panorama des Silvretta-Stausees mit Ausblick auf den Piz Buin. Mein Begleiter ist noch nicht so langjährig rennraderfahren, und für den Folgetag waren eine weitere große Tour geplant, darum rollten wir von dort wieder direkt zurück ohne weitere Kletterei - wenn man ewig bergab rollt, macht das einfach nur Spaß, aber wird beinahe langweilig
Nur die allerletzten 3 km zum Hotel gingen nochmal ordentlich bergauf. Am Ende des Tages standen
110 km und 1600 hm auf der
Garmin.
Für den Montag war mein Highlight dieses Kurzurlaubs geplant - die
Kaunertaler Gletscherstraße. Ab Landeck gesehen fährt man praktisch 50 km bergauf mit 2000 hm am Stück. Mein Begleiter hatte sich am Vortag sehr achtbar geschlagen, und ich traute ihm nun doch zu, das auch zu bewältigen. Zusammen ging es also ab Landeck los, zuerst ein bisschen verwirrend (wer meine Navigationskünste kennt, weiß, dass ich ein Talent habe, mich zu verfahren), aber wir kamen dann nach Prutz, dort ist der Einstieg in die besagte Straße. Ab dieser Stelle war der Verkehr sehr wenig, und die Landschaft wurde schnell deutlich ruhiger und einsamer. Der Anstieg war zunächst eher sanft, abgesehen von einem giftigen 14%-Stück, und dann kurz vor der Staumauer nochmal etwas anspruchsvoller. Auf 1700 m Höhe liegt der Gepatsch-Stausee, entlang dessen Ufer war die Strecke dann auf einigen km weitgehend flach - man konnte sich vor dem Grande Finale nochmal etwas ausruhen. Wenn da nicht das dumpfe Gefühl an einem nagen würde, dass man jetzt noch weiter 1000 m bergauf muss ... In der Tat war die "Ruhe" danach vorbei, und die Straße begann ernsthaft anzusteigen, los ging es mit Kehre 29 auf etwa 1700 m Höhe. An dem Tag hatten wir - bezogen auf die Höhe über NN - schon den Taunus hinter uns gelassen (880 m, kurz nach dem Tal unten in Landeck), das Erzgebirge (1244 m, irgendwann zwischendurch) und den Schwarzwald (1490 m). Jetzt waren wir auf der Höhe des Furkajochs, auf dem ich vor 2 Wochen erst war (1730 m). Hier ging der Spaß aber gerade richtig los. Kehre um Kehre, bald hatten wir auch die Bielerhöhe (2032 m) quasi hinter uns gelassen. Die Landschaft wurde immer grandioser, immer spektakulärer. Die Bäume verschwanden ganz langsam, dann waren wir in einem Bereich, der deutlich von den Gletschern geformt worden war, hier gab es noch Gras (und Rinder ...). Auch das war irgendwann vorbei, und die Landschaft wechselte in nacktes Geröll. Immer näher kam man den Gletschern oben, immer müder wurden die Beine, und es wurde auch immer frischer. Nach unendlichen ca. 10 finalen km mit den besagten 1000 hm bergauf waren wir ENDLICH oben. Für die Landschaft fehlen mir die Superlative, die war spektakulär schön. Man kommt sich wahnsinnig klein vor in diesem hochalpinen Panorama. Und der ziemlich große Stausee wirkte von oben wie eine Badewanne. Unvorstellbar, dass ich gerade dieses Monster von Straße erklommen hatte. Kein Foto kann wiedergeben, was sich den Augen bietet. Der Blick nach oben allerdings auf die Gletscher ist ziemlich verbaut von mehreren Seilbahnen etc., und das Gletscherrestaurant lässt erahnen, was da in der Skisaison abgeht.
Oben angekommen war uns recht frisch (obwohl wir tolles Wetter hatten, kaum Wind und viel blauen Himmel), wir inhalierten einen großen Germknödel, füllten die Flaschen auf, und nach einer Weile mussten wir wieder hinab. Die ersten km waren sehr frisch, aber mit jeder Kehre wurde es ein wenig wärmer, und ziemlich schnell hatten wir schon wieder den Stausee erreicht. Abfahrten machen mir richtig Spaß, und die konnte man z.T. mit viel Schwung nehmen. (Nur mein Vorderrad macht mir nicht immer den besten (einen unrunden) Eindruck, es ist halt doch ein billiges Rennrad mit billigen Laufrädern.) Überwältigt von soviel Landschaft war ich an dem Tag noch lange geflasht, und auch ein wenig stolz, dass ich, wo ich nun alles andere als ein bergtaugliches Fliegengewicht bin, mich da hochgearbeitet hatte. Und mein Begleiter hat sich eine Menge Respekt verdient, dass er dieses Monster ebenfalls bewältigt hat. Wir fielen quasi halbtot von der Dusche an den Essenstisch ins Bett. Schlafen konnte ich allerdings lange nicht, ich hatte bald wieder ziemlich heftigen Hunger. Für diesen Tag hatte die
Garmin 115 km und 2400 hm aufgezeichnet.
Am Dienstag wollten wir beide nicht mehr so richtig klettern und beließen es nach dem Auschecken bei einer
flachen 2 h-Rekom-Tour, danach stand leider schon wieder die Heimfahrt an. Und jetzt habe ich den ersten Arbeitstag schon wieder hinter mir, der Wechsel war doch eher hart ... In eineinhalb Wochen darf ich allerdings schon wieder, dann zum Highlander-Radmarathon nach Vorarlberg.
Jetzt noch einige wenige Fotos. Es ist sensationell schön in den Bergen.