Guten Abend,
was Du da hast, ist eine Atcytelenegaslampe, auch Calciumcarbidelampe genannt. Das Prinzip ist einfach: Wasser tropft aus dem oberen Bassin auf das Calciumcarbide im unteren Behälter, darauf entsteht Atcytelenegas, das durch ein Rohr durch den Brenner in die Brennkammer strömt und, dort entzündet, mit einer hellen, länglichen Flamme mit einer Temperatur von etwa 1.200 Grad Celsius brennt. Das Licht ist sehr hell, dabei aber flächig, warm (die Farbtemperatur von Atcytelenegaslampen ist niedriger als die von Glühlampen), blendfrei und wurde in England bis in die Nachkriegszeit gerne eingesetzt, weil es die frühen Batterielampen in Helligkeit weit übertraf und diese Lampen, trotz der schwierigeren Bedienung, sehr viel zuverlässiger waren.
Atcytelenegas ist jedoch ein Narkotikum (es wurde früher im Operationssaal zu Anesthesiezwecken verwendet) und darf deshalb nicht in Innenräumen verwedet werden, allesfalls in weitläufigen Höhlen, in denen es heute noch gerne auf Expeditionen eingestzt wird. Atcytelenegas riecht stark nach Knoblauch - gut für den, der dies mag oder für den Fall, daß nach einer Fahrt ein Rest des Gases noch austritt, denn so ist man gewarnt, bevor einem die Geister schwinden.
Wo wir gerade bei Warnungen vor drohender Entkörperung sind: ich habe selbst einige Atcytelenegaslampen und weiß auch um ihre Gefährlichkeit. Wichtig ist, daß beide Kammern, vor allen Dingen aber die untere, nach außen hin dicht und nur durch das Tropfrohr miteinander verbunden sind, so daß das Calciumcarbide nicht ungewollt in Kontakt mit Wasser kommen kann. Es kann leicht passieren, daß die Lampe in Brand gerät; im schlimmsten Fall aber wird sie explodieren, wenn man den Brand nicht rechtzeitig ausgeschlagen bekommt. Sollte sich das Feuer nicht ausschlagen lassen, sollte man die Lampe schnellstens weit von sich wegwerfen, möglichst nicht in die Richtung einer Menschenmenge (eine katholische Prozession zähle ich hier einmal nicht hinzu).
Calciumcarbide bekommt man entweder in der Apotheke auf Bestellung (wenn man dem Apotheker gut bekannt ist) oder in der Chemikalienhandlung (wieder: nur, wenn man dem Chemikalienhändler gut bekannt ist).
Ach ja: die Brenner sind Verschleißteile und sollte es sich weisen daß die Funktion Deiner Lampe daran scheitert, könntest Du Dich an keinem schönen Flämmchen aus Gas hinter dem Glas erfreuen; sollte es aber doch am rechten Ort ausströmem, dann vielleicht aber wegen einer defekten Dichtung auch auch andereswo und schon wärest Du auf einen guten Wurfarm angewiesen.
Ja, ich habe Calciumcarbide im Keller und nein, ich darf Dir keines schicken - denn ich die Post hätte das gar nicht gern - ich weise aber auch darauf hin, daß es sich kaum gut lagern läßt: Es verklumpt sehr schnell, wenn man es nicht in hermetisch dichten Gefäßen lagert, in denen beim Verschließen auch wenig Luft eingefangen wird.
Nachtrag: wichtig ist auch, daß der Brenner nicht im Mindesten verstopft ist, denn sonst würde sich im Carbidetank sicher ein Überdruck aufbauen, der irgendwann durch die Gummidichtung nach außen entweichen würde. Ausströmendes Gas könnte bei einem Halt, wenn es nicht vom Fahrwind verstreut wird, in die Brennkammer gelangen und sich dort an der spärlich brennenden Flamme entzünden.