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Ungewöhnliche Schalterei

Hast du mal ein Bild von denen?
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Re: Ungewöhnliche Schalterei
Ja, mit etwas Übung gelingt das sicher auch im Wiegetritt.

Wer noch mit Unterrohrschaltern Rennrad fuhr ist weniger komfortabhängig als Newbies... 😎

Man muss sich bei den Lenkerendshiftern halt damit arrangieren dass man

a) nicht in Bremsgriffposition schalten kann
b) die Lenkerenden ddurch verlängert sind, was u. U. manchmal stören kann

Ansonsten eine simple und robuste Schaltanlage.
Beim Unterrohrschalter kann man sich schön mit ein paar Fingern am Unterrohr abstützen, was das Feinjustieren einfach macht - gerade bei ungerasterten Hebeln wichtig (und schön :))
Bei den Lenkerendschaltern ist das so eine freischwebende Aktion, das hat mich immer genervt.

Was ungewöhnliche/Eigenartige/interessante Schaltungen angeht, da gibt es besonders in der Frühzeit einiges,. Die Italiener mißtrauten dem in Frankreich erfundenen Stammvater der modernen Schaltung mit Käfig und Pulleys wegen des Verdachts zu hoher Kettenverluste.
Daher gab es einige wilde Versuche, den Kettenlängen-Ausgleich zu managen.

Vittoria Margherita warf die Kette mit zwei Fingerchen per Seilzug um, Kettenspannung stellt der Fahrer per Hebel ein. Der Hebel hat eine Zahn-Rast-Kulisse.

800px-Vittoria_Margherita.jpg


Oscar Egg ging einen ähnlichen Weg, hier wirft eine Gabel um und die Kettenspannung wird per Feder geladenem Spannarm (das Ding unterm Tretlager)automatisch reguliert.
Gebaut von Simplex als "Super Champion".
Schaltung erfolgt im Gegensatz zur Margherita im Leertrum statt im Zugtrum, was eine gewisse Lastschaltbarkeit erlaubt, bzw zumindest muß man nicht rückwärts treten zum Schalten.

Der Schalthebel ist sogar gerastert (STI) und per Bohrmaschine von 3-fach auf 4/5fach erweiterbar, was auch gemacht wurde, bzw es gab die 4/5er Versionen dann auch ab Werk.

montiert an meinem ~1937er Automoto:




Campagnolo wollte überhaupt keine Kettenumlenkung und kam auf die Idee, stattdessen den Abstand der Hinterradachse zu variieren, um die Kettenlänge einzustellen. Modell "Cambio Corsa". Der Name deutet bereits darauf hin, dass der Rennfahrer auf der Suche nach dem letzten Prozent Effizienz die Zielgruppe war.

Die Anforderung wirft zwei Probleme auf:

- Die Klemmung des Hinterrades muß unter der Fahrt zu Öffnen und zu Schließen sein -> das erfolgt per verlängertem Schnellspanner, der praktischerweise ja eh im Hause erfunden war; und

- man muß sicherstellen, dass sich das Hinterrad nicht schräg stellt - dazu wurden Achse und Ausfallende mit Splines versehen. Praktischerweise war Campa auch einer der führenden Hersteller von Ausfallenden.

NOS+CAMPAGNOLO+CAMBIO+CORSA+DROPOUTS.jpg


Da man eh schon einen Hebel am Hinterbau hatte, wurde die Schaltfunktion einem zweiten, parallel angebrachten Handhebel übertragen.

Die Handhabung ist natürlich abenteuerlich, weil man die beiden Hebel und die Kurbelumdrehung koordinieren muß. Dadurch geht die Aufmerksamkeit 100% nach hinten/unten und man braucht sehr viel Übung, sonst braucht so ein Schaltvorgang schon mal etliche Sekunden und endet auf der anderen Fahrbahnseite :D , oder man kommt zum Stillstand, was mit Riemenpedalen auch nicht so schmerzfrei abläuft.

Es gibt aber Profis, da funzt das zack-zack. Übung macht den Meister. Ich kann nur sagen Hut ab vor jedem, der das bergauf kann.

Hier an meinem Learco Guerra:



Eine Weiterentwicklung war die "Paris Roubaix", die die Funktion der zwei Hebel ("due leve") in einen Hebel zu kombinieren versuchte.

feee2.jpg


Hat wohl auch nur so suboptimal funktioniert und parallel war bald darauf der erste "normale" Umwerfer von Campagnolo auf dem Markt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Campagnolo wollte überhaupt keine Kettenumlenkung und kam auf die Idee, stattdessen den Abstand der Hinterradachse zu variieren, um die Kettenlänge einzustellen. Modell "Cambio Corsa". Der Name deutet bereits darauf hin, dass der Rennfahrer auf der Suche nach dem letzten Prozent Effizienz die Zielgruppe war.

Die Anforderung wirft zwei Probleme auf:

- Die Klemmung des Hinterrades muß unter der Fahrt zu Öffnen und zu Schließen sein -> das erfolgt per verlängertem Schnellspanner, der praktischerweise ja eh im Hause erfunden war; und

- man muß sicherstellen, dass sich das Hinterrad nicht schräg stellt - dazu wurden Achse und Ausfallende mit Splines versehen. Praktischerweise war Campa auch einer der führenden Hersteller von Ausfallenden.
Meine Lieblingsanekdote dazu:
Bei der IVV 2017 (glaube ich) war jemand mit so einem Gerät am Start, kurze Runde. Ich habe mich zuvor mit ihm unterhalten und er sagte, dass es passieren könne, dass sich die Achse verkeilt, deshalb schalte er nur, wenn unbedingt nötig.

Nach der Runde habe ich ihn gefragt: "Und - wie oft hast Du geschaltet?"
"3 mal, zweimal mit Absicht".
 
Meine Lieblingsanekdote dazu:
Bei der IVV 2017 (glaube ich) war jemand mit so einem Gerät am Start, kurze Runde. Ich habe mich zuvor mit ihm unterhalten und er sagte, dass es passieren könne, dass sich die Achse verkeilt, deshalb schalte er nur, wenn unbedingt nötig.

Nach der Runde habe ich ihn gefragt: "Und - wie oft hast Du geschaltet?"
"3 mal, zweimal mit Absicht".
man muss sehr viel gleichzeitig: die Hebel finden - erst den Spanner öffnen - dann schalten im Rückwärtstreten mit Blick auf die Kette - falls man nach "größer" schaltet, Hintern lupfen, um das Hinterrad zu entlasten - dann den richtigen Hebel erwischen zum wieder zumachen, ohne alles zu stark zu spannen, denn auch das geht. Ich mache das üblicherweise nur mit Begleitschutz, denn bei alledem noch aufs Steuern, die Straßenränder und den Gegenverkehr zu achten, überfordert mein kleines Hirn. Und ich brauche dazu eine gewisse v0 und gute 200m gerade menschenleere Strasse.
Natürlich kann man das Üben, es gibt so kleine GIFs irgendwo im Web, der kann das in 3 Sekunden :) Und Coppi, nicht vergessen, gewann mit dem System Etliches.

 
Muss man mal ausprobieren, ob einem das noch gefällt.
Ich habe mehrere alte und neue Räder aufgebaut mit Suntour Microraster Lenkerenhebeln und 10x. Das funktioniert sehr gut, auf den beiden kleinsten Ritzeln ist es fummelig.
Anhang anzeigen 1338143

Bei der selben 10x Schalterei mit Simplex Retrofriktionsrahmenschaltern merkt man sofort (positiv) den längeren Weg, auf den sich die 10 Ritzel verteilen.
Anhang anzeigen 1338142
Bei den Lenkerendern sind es ca. 100 Grad Hebelbewegung, bei den Rahmenschaltern sind's fast 180 Grad.
Beides funktioniert gut, allerdings bin ich schon ein wenig skeptisch, ob 3 Gänge mehr nicht etwas eng werden?!
Ich betreibe Huret Duopar Schaltwerk und Umwerfer mit Simplex-Hasenohren und schalte eine 10-fach Campa Kassette. Ich habe anfangs etwas Übung gebraucht, um nicht direkt einen oder mehrere Gänge zu überspringen, da ich sonst nur noch 2x5 mit Unterrohrschalthebeln bediene. Mittlerweile funktioniert es sehr gut. Ich bin aber auch noch keine lange Touren damit gefahren.
 
Beim Unterrohrschalter kann man sich schön mit ein paar Fingern am Unterrohr abstützen, was das Feinjustieren einfach macht - gerade bei ungerasterten Hebeln wichtig (und schön :))
Bei den Lenkerendschaltern ist das so eine freischwebende Aktion, das hat mich immer genervt.

Das geht doch bei Lenkerendschalthebel genauso, einfach das Ende des Lenkers umfassen und mit Daumenballen und ring- und kleinem Finger schalten.
 
Das geht doch bei Lenkerendschalthebel genauso, einfach das Ende des Lenkers umfassen und mit Daumenballen und ring- und kleinem Finger schalten.
Das frage ich mich manchmal (weil man immer wieder hört, das Lenkerendschalter für Manche so gar nicht gehen).
Haben die mit der Hand das Lenkerende umschlossen beim Schalten? Oder haben die versucht mit 2 Fingern den Hebel quasi freifliegend zu justieren?

Manch einer findet auch die Richtung nicht intuitiv?!
 
Das frage ich mich manchmal (weil man immer wieder hört, das Lenkerendschalter für Manche so gar nicht gehen).
...

Manch einer findet auch die Richtung nicht intuitiv?!
Sie sind definitiv sicherer als Unterrohrhebel, da man einerseits das Lenkerende noch etwas halten kann und die Hand nicht völlig vom Lenker nehmen muss, andererseits sich auch nicht unfreiwillig die Finger(nägel) in den (Messer) Speichen des Vorderrads kürzt, falls man versehentlich daneben greift im Eifer des Gefechts.
 
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