Hallo an die Runde,
ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Thema ökologisch und sozial verantwortliche Produktionsbedingungen. Solche Themen werden in der Rennradszene weit weniger diskutiert, als unter den Bergsteigern. Umso mehr freue ich mich über diesen Thread. Ich fasse mal kurz zusammen, was ich bisher raus gefunden hab:
1. Es gibt verschieden Siegel, die Produktionsstandards bezeugen. Meistens beziehen sich die aber entweder nur auf Ökologisches oder nur auf Soziales. Nur wenige beziehen sich auf beide Bereiche; Informationen gibt es
hier. Ein bekanntes Siegel ist das der
Fair Wear Foundation. Auf der Homepage sind auch die geprüften Marken gelistet, darunter
Vaude, Gonso, und Odlo. Die Produkte dieser Marken sind nicht teurer als andere und die Performance ist auch tadellos (selbst getestet). Das Design von Gonso ist eher traditionell und zeitlos.
2. Made in China muss nicht schlecht sein, wenn der Hersteller ein Siegel trägt.
3. Ich denke, dass man diesen Siegeln vertrauen kann, man hat ja keine andere Wahl. Sicher sind sie aussagekräftiger als firmeneigene Standards.
4. Vorsicht vor Greenwashing. Skinfit schreibt auf der Homepage "was... das Recycling (thermische Verwertung) betrifft, haben unsere Materialien die Nase vorn." Klingt gut, thermische Verwertung heißt aber: Verbrennen. Das kann man leicht überlesen. Firmen wie Kik oder H und M behaupten mittlerweile, dass sie ortsübliche Mindestlöhne zahlen. Dazu muss man wissen, dass diese Mindestlöhne von den Regierungen bereits so niedrig angesetzt wurde, um Investoren zu locken. Für ein menschenwürdiges Leben wären zwei bis vier Mindestlöhne nötig.
5. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das Schweißen von Alurahmen oder das Laminieren von Carbonrahmen unter Sweatshop-Bedingungen stattfindet. Allerdings hab ich dazu noch keine gesicherten Informationen. Problem bei Alu und Carbon: Beide Stoffe sind sehr energieaufwändig in der Herstellung. Carbon lässt sich recyceln, aber mit hohem Qualitätsverlust. Diese Nachteile kann man durch lange Nutzungsdauer (15 Jahre und mehr) wett machen (Test läuft).
6. Wer noch Trinkflaschen aus Plastik verwendet, sollte sich mal Plastic Planet von Werner Boote anschauen. Zu sehen
hier. Als Alternative hab ich
KleanKanteen (selbst getestet und als gut befunden. Einziger Nachteil: Nicht ganz dicht wegen dem Lufteinlassventil) und
Ecotanka (noch nicht getestet) gefunden. Edelstahlflaschen brauchen im Gegensatz zu Aluflaschen keine Kunststoffbeschichtung innen. Es entsteht weniger Plastikmüll, man nimmt keine Schadstoffe auf, und sie sind wirklich geschmacksneutral. Leider sind sie etwas schwerer, nicht ganz billig und man muss den passenden
Flaschenhalter wählen. Trinken funktioniert trotz Unquetschbarkeit tiptop.
So, das war doch wieder recht lang, ist aber auch ein schweres Thema. Ich hab zwar Maschinenbau mit Schwerpunkt Umwelttechnik studiert, für diese Informationen muss man aber nicht mal ein Buch lesen. Kommt alles im Fernsehen.
mfg. Bernhard