Bericht vom Superbrevet „Giro delle Repubbliche Marinare“
Distanz: 2.200 km, 21.000 Höhenmeter
Strecke: Venedig-Genua-Pisa-Rom-Amalfi-Pescara-Venedig
Zeitlimit: 9 Tage
Ohne Verpflegung, ohne Support
24 Stempelkontrollstellen (meist in Bars),1 Geheimkontrolle
Nachdem ich für mein großes Fahrradlangdistanzziel „Paris-Brest-Paris 2015“, Strecke 1.200 km, vier Jahre lang zielgerichtet trainiert hatte, stellte sich nach der erfolgreichen Fahrt für das Jahr 2016 die Frage, wie es weiter geht. Beim winterlichen Treffen mit den Randonneuren aus der Rhein/Neckar Region wurden dann verschiedene Fahrten diskutiert. Unter anderem auch die Stiefelumrundung mit dem schönen Namen „Giro delle Repubbliche Marinare“ mit fast unglaublichen 2.200 km Strecke. Ich hatte zwar meiner lieben Frau versprochen, dieses Jahr etwas weniger Rad zu fahren, aber Argumente wie „die schönste Strecke der Welt“ und „so eine Kondition wie zur Zeit werde ich nie wieder erreichen“, haben sie spontan dazu bewogen, mir grünes Licht für das Vorhaben zu geben. Da sie selbst ein großer Italienfan ist und wir einige Etappenorte bereits gemeinsam besucht hatten, konnte sie meine Begeisterung von Anfang an teilen.
Ein wagemutiger Mitfahrer war auch schnell gefunden, Rudi aus Rheinhessen war ebenfalls begeistert. Wir beschlossen „das Ding gemeinsam durchzuziehen“ (Zitat Rudi).
Im Vorfeld galt es nun, ab Januar möglichst viel Information über Strecke, Übernachtungsmöglichkeiten und Erfahrungen von erfolgreichen Teilnehmern aus den beiden letzten Jahren zu sammeln. Ein Anruf bei einem Finisher von 2015 aus Bayern flößte mir den nötigen Respekt vor der Fahrt ein. Auf meine Frage, warum nur wenige Fahrer am Start sind, antwortete er „Oben raus wird die Luft dünn“. Meine weitere Frage, wie er es mit dem Schlafen halten würde, da die komplette Fahrt „unsupported“ ist, beantwortete er folgendermaßen: Wir haben uns in den Checkpoints gewaschen. Dies löste bei mir bereits bedenkliche Vorbehalte aus.
Nach gründlichem Studium der Durchgangszeiten an den Checkpoints, haben Rudi und ich uns dann für die Strategie entschieden, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu fahren und jeden Abend eine Pension zu suchen, um mindestens zu duschen und ein paar Stunden zu schlafen. So der Plan. Zudem wollten wir auf jeden Fall zusammen bleiben, auch wenn einer Probleme bekäme.
Um die nötige Radhärte bis zum Start am 29. Mai zu erlangen, hatte ich mir eine Mindestkilometerzahl von 5.000 von Januar bis Mai gesteckt. Der erste richtige Härtetest war dann am Karfreitag von Saarbrücken nach Tournai, der „Fleche Begien“, innerhalb von 24 Stunden 380 km, bei starkem Regen und eisiger Kälte in der Nacht mit den Radfreunden Rüdiger und Thomas (Mein Italienpartner Rudi fuhr über die Osterzeit bereits einige Radtrainingskilometer in Italien). In den kommenden Wochen folgten einige meist verregnete Frühjahrs RTFs mit frühmorgendlicher Radanfahrt. Meine Frau war es ja schon vom letzten Jahr gewohnt, dass ich sonntags bereits vor 5.00 Uhr früh das eheliche Bett verlies.
Im Mai standen zur Vorbereitung dann noch die beiden 300 km und 400 km Brevets im Saarland auf dem Programm. Den 400er eine Woche vor Italien fuhren Rudi und ich dann schon im „Italien Modus“, 300 km fahren, übernachten und am kommenden Morgen bei Sonnenaufgang weiter. Die Generalprobe lief ganz gut, was mich nach einer schweren Erkältung in der Woche davor und des daraus resultierenden geringeren Trainingskilometerstandes wieder optimistisch stimmte.
Nachdem mein Fahrrad noch zum Check und Austausch der Radlager und Freilauf beim Radhändler war, konnte das Abendteuer Italien beginnen. Ich hatte von zuhause noch zwei kleine Pakete mit Riegeln und Gels an den Checkpoint bei km 1.500 und zu meinem alten Freund Georgio bei km 600 an der Strecke geschickt.
Am Samstag den 28. Mai ging es dann los, Rudis Frau fuhr uns mit dem Auto zum Starthotel nach Venedig. Am gleichen Abend organisierte der Veranstalter Fulvio ein Fahreressen in einer Osteria, zu dem 32 Starter kamen. Insgesamt waren 39 Fahrer für den Start am nächsten morgen gemeldet.
Wie immer bei Brevets verläuft ein Start eher unspektakulär, aber als Rudi mir eine Minute vor zehn Uhr signalisierte, dass er einen Platten am Hinterrad habe, stieg doch das Adrenalin etwas an. Das Problem war schnell gelöst, beim Aufpumpen der Reifen hatte sich nur das Ventil innen aufgedreht. Rudi hatte dafür sogar das passende Kleinwerkzeug dabei, ein echter Randonneur.
Nach 15 km gemeinsamer Fahrt war dann schließlich der offizielle Start, mit einem kleinen Buffet auf einer Piazza. Da Rudi und ich bereits im Hotel üppig gefrühstückt hatten, verabschiedeten wir uns relativ schnell und nahmen die ersten Kilometer natürlich mit den schnellsten Fahrern unter die Räder. Flott ging es bei leichtem Rückenwind Richtung Westen. Pünktlich um 13.00 Uhr nach der ersten Kontrollstelle am ersten Anstieg kam auch schon der wie in der Wettervorhersage angekündigte Platzregen. Anscheinend waren die Regenschauer der ersten beiden Tage die südlichen Ausläufer der katastrophalen Regenfälle in Deutschland. Die italienischen Mitfahrer hüllten sich von Kopf bis Fuß in Plastik, ob sie bei der schwülen Luft darunter trockener geblieben sind als wir mit unseren Windwesten, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Um 22.00 Uhr erreichten wir nach 280 km unser Etappenziel für Tag 1. Am Ortseingang der kleinen Stadt am Fuß des Apennin erspähten wir ein kleines Hotel und nach kurzer Verhandlung mit wilden Gestikulierungen durften wir unsere Räder mit auf das Zimmer nehmen. Eine kleine Pasta gab es dann auch noch im Lokal, die Italiener lieben Radfahrer.
Gut erholt ging es nach sechs Stunden Schlaf im Morgengrauen am Tag 2 auf die anspruchsvollste Etappe über den Apennin nach Genua und weiter nach La Spezia. Laut Openrunner etwa 5500 Höhenmeter. Nach dem ersten Café und Cornetto an einer Bar kam auch schon der erste 30 km lange Anstieg in die Berge. Rudi hatte seine erste Reifenpanne, bei mir lief es aufgrund der relativ geringen Steigung von 7-8 Prozent ganz gut. Nach der Kontrollstelle am ersten Gipfel konnten wir zum ersten Mal richtig erahnen, was uns für Straßenverhältnisse die nächsten Tage erwarten würden. Zeitweise konnte man die Abfahrten nur in Mountainbike Abfahrtshaltung bewältigen, da man jederzeit damit rechnen musste, über plötzlich auftauchende große Schlaglöcher zu springen. Gegen Nachmittag wurden wir wieder teils heftig geduscht, an den letzten Anstiegen vor Genua hatte es nur noch 9 Grad und dichten Nebel. So kalt hatte man sich Italien nun wirklich nicht vorgestellt. Den Kontrast zwischen den ländlichen Gebieten und den Städten konnten wir erstmals bei der Durchfahrt von Genua erleben. Hier gilt eben das Gesetz des Stärkeren. An der Küstenstraße Richtung Süden war das Wetter deutlich besser, die Anstiege wurden aber deshalb nicht weniger. Erst bei Dunkelheit und erneutem Regen, erreichten wir einen kleinen Kontrollort kurz vor La Spezia. Ausgezehrt von dem langen Tag beschlossen wir, gleich am Kontrolllokal zu übernachten. Der Wirt machte uns ein Angebot, Zimmer EUR 50.- mit Abendessen und Getränken. Hier trafen wir auch einige Mitfahrer, die ebenfalls dankend das Angebot des Wirtes annahmen.
Der dritte Tag begann dann schließlich so, wie man sich eine Radfahrt in Italien vorstellt. Einen Cappuccino und ein Schokocornetto an der ersten Bar am Meer bei Marina de Carrara und eine Stunde später gab es bei Streckenkilometer 600 bereits morgens um 8.00 Uhr zwei Teller Nudeln, die Georgio in seinem Bildhaueratelier vom Vorabend übrig hatte und uns aufwärmte. Hier nahmen wir auch unser erstes Paket mit einigen speziellen Radnahrungskonzentraten aus Deutschland entgegen. Vielen Dank Georgio, die Nudeln haben uns an dem Tag Kraft für 330 km gegeben. Noch vor Mittag erreichten wir Pisa, die italienische Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Die folgenden 200 km des Tages durch die westliche Toskana waren wohl die schönsten des Brevets. Sanfte Hügel, Zypressenalleen, das komplette toskanische Klischee, traumhaft. Wir waren gut drauf und ließen es richtig laufen („was wir weg haben, haben wir weg“ Zitat Rudi) Hier trafen wir auch die ersten bereits schwer angeschlagenen Teilnehmer, die die erste und zweite Nacht größtenteils durchgefahren waren und jetzt mit dem Schlafdefizit zu kämpfen hatten. Ein Italiener erzählte bereits von beinahe-Unfällen wegen Konzentrationsproblemen. Für uns stand sicheres und gesundes Ankommen an erster Stelle und so verwarfen wir unser ursprüngliches Ziel, am Samstag nach 7 Tagen anzukommen, bereits hier. Es wäre auch zu schade gewesen, durch Nachtfahrten einige Passagen der wunderschönen Strecke nicht zu sehen. Zudem war es aufgrund der schlechten Straßen bedeutend sicherer, bei Tageslicht zu fahren.
In einem einsamen Dorf südlich von Grosseto fanden wir nach einem letzten 500 Höhenmeteranstieg noch eine schöne Unterkunft vor dem „Sturm auf Rom“ am nächsten Tag. Erst nach einigem hin und her Verhandeln war die Wirtin bereit, unsere Fahrräder mit in die schicke Herberge zu lassen. Ich glaube, am Ende hatte sie so viel Mitleid mit uns, dass sie pünktlich um 5.00 Uhr morgens im Morgenrock in der Lobby stand und uns noch einen Café machte. Vor dem vierten Tag hatten wir etwas Bammel, da die Strecke direkt nach Rom auf den Petersplatz ging und ich den römischen Verkehr bereits von einigen Besuchen kannte. Doch die Streckenplanung von Fulvio, dem Veranstalter, führte über Nebenstraßen relativ sicher ins Herz der Metropole. Auf den Einfallstraßen konnten wir auch erstmals die hässliche Seite Italiens sehen. Überall lag Müll in unvorstellbarem Ausmaß. Und mitten im Müll saßen überall schwarzafrikanische Prostituierte. Das ganze änderte sich dann schließlich erst wieder, als wir südlich von Amalfi in die Abruzzen Richtung Adria abbogen. Zeitweise war es sehr surreal, so radzufahren, wir hatten nicht erwartet, alle paar Kilometer eine Peepshow im Müllhaufen zu sehen.
Rom erreichten wir um die Mittagszeit, auf dem Peterplatz herrschte reges Treiben. Ein Sicherheitsbeamter wollte uns mit den Rädern nicht auf den heiligen Platz für unser Kontrollfoto lassen. Beim zweiten klappte es dann ganz ohne Kontrolle, ohne Worte. Für Sentimentalität blieb keine Zeit, Foto und gleich wieder dem Menschenknäuel entfliehen Richtung Meer. Zwei Stunden später waren wir wieder auf ruhigerer Strecke, jedoch nicht mit weniger getanzten Einlagen von schwarzen „Schönheiten“ in Müllhaufen. An einem Kontrollpunkt südlich von Rom trafen wir einen völlig apathischen Teilnehmer aus Slowenien. Er saß schlafend mit seinem Navi in der Hand auf einem Stuhl. Als wir gerade wieder losfahren wollten, wachte er auf und gab uns zu verstehen, dass etwas mit seinem Navi nicht in Ordnung sei. Rudi kümmerte sich darum, da er das gleiche Modell hatte. Irgendwie funktionierte es leider nicht mehr, wir boten ihm einen unser gedruckten Streckenpläne an. Den wollte er nicht, er sagte, er würde jetzt abbrechen. Wir boten ihm an, noch bis in die kommende Nacht mit uns Richtung Süden zu fahren, was er schließlich dann machte. Am späten Nachmittag hatten wir einige Schrecksekunden, als Rudis Hinterreifen bedenklich an Luft verlor. Wir fanden schließlich einen Radhändler mit Superpumpe und keine zehn Minuten später konnte es weitergehen. Unser slowenischer Mitfahrer blieb weiterhin wenig kommunikativ und kümmerte sich auch nicht um sein Navi. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Etappenort Itri bei km 1.200. Ich gab unserem Mitfahrer zu verstehen, dass wir hier nach unserem heißen Ritt durch Rom dringend essen und schlafen müssten. Er fuhr dann einfach weiter, wir haben ihn danach nicht mehr gesehen. An einer Osteria machte ein hilfsbereiter Italiener ein paar Anrufe und schon hatten wir wieder ein super Zimmer diesmal mit einer Frühstücksküche mit Saft, Café und Joghurt. Ich brauche wohl auch nicht zu beschreiben, wie gut die Pasta beim Abendessen schmeckte nach dieser Kilometerleistung auch wenn uns am Tisch bereits die Augen zufielen.
Am 5. Tag, Donnerstag, ging es dann östlich um den Vesuv an Neapel vorbei bis an den südlichsten Punkt der Strecke Amalfi. Auf diesem Streckenabschnitt wurden die Sitten rauer, die Straßen noch schlechter und nicht einmal entgegenkommende Radfahrer grüßten mehr. Das beste, was ich noch in Erinnerung habe, war eine Tüte frische Kirschen von einer Bäuerin am Fuß des Vesuv. Am Nachmittag erreichten wir die mächtigen Berge der Amalfiküste. Da die Streckenplanung nicht über die berühmte „Amalfitana“ um die Berge herum führte, sondern direkt darüber und zurück gleich nochmals nur etwas östlicher, fuhren wir 3 Stunden gemächlich bergan. Die erste Abfahrt hinunter nach Amalfi entschädigte allerdings mit einzigartigen Blicken auf das „blaueste“ Meer der Welt. Unten am Meer mussten wir noch 15 km auf der „Amalfitana“ fahren, bei dem Touristenandrang waren wir schließlich dankbar, dass wir über die Berge fahren durften. Von nun an ging es wieder Richtung Norden, ich hatte hier mein Minimalziel von 1.400 km für die Tour erreicht. Die Abfahrt vom zweiten Berg wieder zurück ins Vesuvbecken war aufgrund eines Regenschauers und der vielen Schlaglöcher sehr anspruchsvoll. Nach weiteren hügeligen 100 km Fahrt erreichten wir wieder bei Einbruch der Dunkelheit den Etappenort Avellino in den Abruzzen. Wir fanden gleich ein 4 Sterne Hotel mit Restaurant für EUR 40.- pro Person, was will der erschöpfte Radfahrer mehr. Im Restaurant grüßte ein Herr vom Nebentisch ständig freundlich herüber, wie sich später herausstellte, war er der Präsident des örtlichen Radclubs und erkannte uns an unseren Radschuhen. Rudi und ich waren inzwischen ein super eingespieltes Team, man durfte ja schließlich die ganze Logistik wie Wasserflaschen füllen, Schokoriegel kaufen, Kette schmieren, Trikot auswaschen usw. nicht vergessen.
Am 6. Tag, Freitag, erwartete uns nochmals eine sehr schwere Etappe mit über 4.000 Höhenmetern über die Abruzzen Richtung Nord/Osten bis an die Adria. Bei Streckenkilometer 1.500 konnten wir an einem Kontrollpunkt unser zweites Paket mit Riegeln in Empfang nehmen. Endlich einmal wieder etwas vertrautes essen kann psychologische Wunder herbeiführen. Dass wir im Gesamtklassement auf Platz 8 und 9 lagen, konnten wir erst gar nicht glauben. Unsere Strategie mit dem regelmäßigen Schlafen war anscheinend doch nicht so schlecht, wir hatten beide noch vollen Druck auf den Beinen und alle Sinne beisammen.
Schon seit Tagen hatten wir uns vorgenommen, an einem großen Supermarkt anzuhalten und ein Stück Käse, ein Baguette und eine Dose Thunfisch zu kaufen. Irgendwie haben wir es dann aber doch bis zum Schluss nicht geschafft, einen geeigneten Supermarkt zu finden. Dafür gab es an den Bars in den kleinen Städtchen haufenweise hausgemachte Tramezzini mit reichlich Mayonnaise und eiskalte Cola. Hauptenergielieferant war allerdings das italienische Leitungswasser, das sehr bekömmlich ist. Auf dem Weg Richtung Adria gab es dann wieder einige anhaltende Regenschauer, aber auch diese Widrigkeiten konnten unseren Vorwärtsdrang nicht wirklich aufhalten. An meinem frisch gelagerten Hinterrad löste sich nach und nach die Fetthülse für das Radlager auf, ich glaube, nach der Tour sollte ich nochmals mit meiner Radhändlerin darüber sprechen. Dafür hatte Rudi an diesem Tag seinen letzten Platten. In der Abenddämmerung erreichten wir die Adria und wussten, dass wir das Ziel Venedig erreichen konnten. Unser Hotel fanden wir dieses Mal glücklicherweise über booking.com, da die Hoteldichte soweit unten an der Adria nicht so groß war.
Am 7. Tag, Samstag, fuhren wir beide sichtlich vom Druck befreit die Adriaküste Richtung Norden, es waren „nur“ noch 500 km Reststrecke. Bereits seit einigen Tagen trafen wir aus dem Fahrerfeld nur noch zwei Teilnehmer aus Litauen, mit denen wir uns beim Einholen abwechselten. Einer der beiden schrieb nach der Fahrt auf Facebook, dass er 3 Stürze und eine Lebensmittelvergiftung verkraften musste. Bei uns verlief alles glimpflich, ich hatte einmal eine „Highsider“ Einlage, als mein Hinterrad partout nicht mit auf einen hohen Randstein fahren wollte.
Am späten Nachmittag waren noch einige Anstiege im Hinterland der Adriaküste zu bewältigen. Am Samstag Abend, zur besten Discozeit, fuhren wir in Rimini ein. Hier steppte der Bär. Wir fanden gleich wieder ein Superhotel für EUR 40.- p.P. und gegenüber einen tollen Italiener. Eine Meeresfrüchteplatte und eine Pasta sollten uns die nötige Kraft für die letzten 230 km bis Venedig am Sonntag morgen liefern. Dies war auch quasi schon unsere Abschlussfeier, da mich meine Frau am Ziel abholen würde. Rudi und ich waren stolz wie Bolle auf unsere Leistung, die Stimmung war bestens.
Am Sonntag morgen klingelte das letzte Mal um 4.45 Uhr der Wecker, wir machten uns auf, dem nun greifbaren Ziel entgegen. Das Wetter war gut, es konnte uns nichts mehr aufhalten. Mit einem 25er Schnitt bügelten wir die letzten flachen Kilometer bis Venedig geradezu platt. Woher, insbesondere ich, nochmals diese Kraft hernahm, bleibt auch für mich ein Rätsel. Bei Rudi, dem Musterathleten, kann man es ja allein schon optisch nachvollziehen. Irgendwie war es bei mir wohl eine Mischung aus „Training by doing“ und dem schieren Willen anzukommen. Der Körper gewöhnte sich anscheinend in dieser Woche an die 5-6 Stunden Schlaf pro Nacht und an das dauernde Radfahren.
Um 15.00 Uhr am Sonntag war es dann geschafft, am Ziel standen unsere mindestens ebenso glücklichen Frauen wie wir. Halleluja!
Vom Veranstalter erhielten wir das schneeweiße Finishertrikot und einen Pokal. So einfach ist es glücklich zu sein.
Um 20.00 Uhr abends saß ich mit meiner Frau bereits beim Abendessen mit Blick auf die schönen Dolimiten auf der Seiseralm. Rudi werde ich in den nächsten Tagen sicher vermissen. Danke, es war mir eine Ehre, dieses Erlebnis mit Dir teilen zu dürfen.
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Das Brevet ist kein offizielles ACP Brevet, hat aber die gleichen Regeln und ist beim ASSOCIAZIONE CENTRI SPORTIVI ITALIANI homologiert.
Die aufgezeichneten Tracks findet bei Strava: Mein Name: Francis Bacon