• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Shimano in der Kritik wegen Ausbeutung von Arbeitskräften bei Zulieferer

Anzeige

Re: Shimano in der Kritik wegen Ausbeutung von Arbeitskräften bei Zulieferer
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Teutone

Hilfreich
Zum Beitrag springen →
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Teutone

Hilfreich
Zum Beitrag springen →
Hach, jetzt erst? Ich habe vor Jahren schon einen Artikel über die Ausbeute von Vietnamesen (oder doch Cambodja?) in Cube Produktionsstätten gelesen. Klar, soll jetzt kein whatsboutism sein aber man sollte nicht glauben dass wasauchimmer Made in woauchimmer zu fairen Verhältnissen geschieht. Auch nicht überall in Europa.
 
Hach, jetzt erst? Ich habe vor Jahren schon einen Artikel über die Ausbeute von Vietnamesen (oder doch Cambodja?) in Cube Produktionsstätten gelesen. Klar, soll jetzt kein whatsboutism sein aber man sollte nicht glauben dass wasauchimmer Made in woauchimmer zu fairen Verhältnissen geschieht. Auch nicht überall in Europa.
Speziell ist der aktuelle Fall, weil mit Shimano ein global Player im Fahrradmarkt am Pranger steht. Das hat es, soweit ich mich erinnere, so noch nicht gegeben. Wenn man ähnliche Fälle bei anderen Herstellern finden würde, wäre ich aber auch nicht überrascht.
 
Speziell ist der aktuelle Fall, weil mit Shimano ein global Player im Fahrradmarkt am Pranger steht. Das hat es, soweit ich mich erinnere, so noch nicht gegeben. Wenn man ähnliche Fälle bei anderen Herstellern finden würde, wäre ich aber auch nicht überrascht.

Man muss aber auch sagen, dass es nicht Shimano selbst ist, sondern einer seiner Zulieferer, "Kwang Li". Ist, wie gesagt, auch in Deutschland ein großes Problem, siehe jetzt BMW mit der Kobalt-Produktion, oder Tönnies, moderne Sklavenhaltung sogar hier bei uns vor der Tür.

Die Stellenanforderungen für Supervisors von Kwang Li Ind. sprechen für sich, da nimmt man auch noch selbst den Besen in die Hand "Discipline, hardworking, able to work overtime... to execute daily line housekeeping, operators’ discipline and attendance."..
 
Es gehört zum Wesen solcher Systeme, dass man die eigentliche ausbeuterische Drecksarbeit durch Subs und Lieferanten machen lässt. Möchte ja kein Management dran erinnert werden, dass die Arbeitsbedingungen im eigenen Laden nicht mit den ach so schönen Werten, die man sich heutzutage ins Unternehmens-Leitbild schreibt, übereinstimmen....
 
Wird auch bei uns in der Firma auch gerade zum Thema. Ich hoffe, dass das neue Gesetz, bzw. die Verschärfung, jetzt nicht nur wieder zu einem "boomenden Zertifikate-Handel" führt, an dem sich irgendwelche dubiosen Zertifizierer gesund stoßen. Aber das ist meine Befürchtung.

Wenn man etwas tun wollte, müsste man jemanden bewusst gegen die eigene Firma, die Einkaufsabteilung arbeiten lassen, vielleicht sogar mit Provision für aufgedeckte Verstöße. Alles andere ist immer nur der Versuch, sich möglichst rein zu waschen, bei dem was man gern genau so weiter tut wie bisher.
 
Es gehört zum Wesen solcher Systeme, dass man die eigentliche ausbeuterische Drecksarbeit durch Subs und Lieferanten machen lässt. Möchte ja kein Management dran erinnert werden, dass die Arbeitsbedingungen im eigenen Laden nicht mit den ach so schönen Werten, die man sich heutzutage ins Unternehmens-Leitbild schreibt, übereinstimmen....
Das geht ja auch über die Unternehmen hinaus. Man kann sich hier viel mit geringerem CO2-Ausstoß brüsten, wenn die Unmengen an Stahl eben in China verarbeitet werden, um mal ein einzelnes Beispiel zu nennen.
Gleichzeitig ist das als Unternehmen im Zukauf auch nicht immer leicht. Im Prinzip garantiere ich als Unternehmen bei jedem Verkauf an öffentliche Abnehmer, dass jede einzelne Schraube im Produkt unter humanitären Umständen hergestellt wurde. Das kann ich aber nicht leisten, das zu prüfen. Ich habe eigentlich jedes mal ein bisschen ein komisches Gefühl, wenn ich diesen Wisch unterschreibe.
 
Das kann ich aber nicht leisten, das zu prüfen. Ich habe eigentlich jedes mal ein bisschen ein komisches Gefühl, wenn ich diesen Wisch unterschreibe.

Prinzipiell ist das möglich, wie ich oben schrieb, man muss es nur wollen, und sich mal intensiv damit beschäftigen. Natürlich kann man jetzt Beispiele konstruieren, dass es bei bestimmten Dingen nicht möglich ist, für jedes Metall einer jeden Legierung einer Schraube die Herkunft zu untersuchen.

Aber wenn man sich allein, nüchtern und willens, seine Haupt-Produkte anschaut, und auch der Schraubenlieferant seine Hauptlieferanten, dann kann man durchaus eine Menge "aussortieren". Wenn man nur wollte. Aber, wie gesagt, es will keiner so richtig, aus "tiefstem Herzen".

Wenn ich viel Holz verarbeite, untersuche ich halt tatsächlich mal die Lieferkette bis zum Sägewerk oder noch weiter, kleine Dienstreise, fertig.

Ich könnte auch mal einen Fleischzerlege-"Sklaven" abends nach Feierabend zu seiner Unterkunft begleiten. Das sollte, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, man es vernünftig erklärt, kein Problem sein. Wenn es ein Problem ist, weil sein Vorarbeiter das nicht will, oder er selbst unsicher wirkt, dann ist es halt ein Problem, und man müsste Konsequenzen ziehen. Wie gesagt, wenn man das alles denn wirklich wollen würde. Aber so weit sind wir alle in unseren Köpfen noch nicht.
 
Da wir nichts in Serie produzieren und auch kein Großbetrieb sind, sowie Hardware eigentlich sehr nebensächlich ist bei uns, kann ich das nicht leisten, sonst kann sich mein Kunde nicht mich leisten bzw ich den Kundenauftrag nicht zeitgerecht erfüllen. Meist muss alles innerhalb kürzester Zeit da sein, da ist jeder Tag Verzögerung teuer und leider nicht vorplanbar.
Klar, offensichtlich schwarze Schafe umgehe ich, die von dir beschriebene Struktur ist klasse und wenn man in Serie produziert, absolut implementierbar. Wir können uns meist auch leisten, nicht das aller billigste Angebot nehmen zu müssen, was zumindest hilft.
Die meiste Hardware, die wir bauen, sind Erweiterungen zu Laboraufbauten. Um mal eine Idee zu bekommen vielleicht doch etwas konkreter:
Als Computational Science Firma bauen wir Messgeräte oder automatisierte Systeme, meist um schnell Daten zu erlangen, die wir zum Abgleich oder Input brauchen. Das ist nicht unser Hauptaugenmerk, aber es geht eben notfalls schneller inhouse. Sprich, wenn wir das machen, dann nur, weil man es nicht schnell genug normal beauftragen kann. In sehr vielen Fällen werden wir dazu geholt, wenn die Kacke schon am Dampfen ist, zum Beispiel weil ein Flugzeug strauchelt, wenn man die im Flug zu öffnende Laderampe öffnet, das aber nicht in den Simulationen erkennbar war, oder an unerwarteten Stellen Erosion am Ionentriebwerk sind, oder eben, nachwievor mein Lieblingsprojekt, ein Rennauto nicht auf der Strecke das erwartete Verhalten zeigt und sowohl Simulation, Windkanal und Streckenverhalten sich einfach nicht übereinbringen lassen.
Meist sind unsere Kunden selbst als Vertragspartner schon hinter den Zusagen, was für die Kunden sehr sehr teuer werden kann. Da geht es dann einfach nur darum, dass wir schnell die Kiste haben.
Ein ( wirklich winziges ) Subunternehmen aus einem Team macht auch klassische Softwareentwicklung, hardwarenah. Da haben wir deutlich mehr Zeit und kontrollieren unsere Lieferketten bestmöglich und da habe ich auch ganz andere Handhabe.
Es kommt eben doch ein wenig darauf an, was man macht.
 
Es kommt eben doch ein wenig darauf an, was man macht.

Ja natürlich, wie ich auch sagte, man muss ein vernünftiges Gefühl dafür haben, ob irgendwas Relevantes dabei sein könnte, und auch in relevanten Mengen. Wenn man als großer Player einen Zulieferer anzählt, hat das mehr Gewicht, als wenn "ihr" versucht drauf zu achten, ob für die Herstellung der zugekauften Platinen Eurer Messgeräte irgendwelche seltenen Erden nicht umweltgerecht abgebaut wurden. Und ich denke, allgemein haben Software- und IT-Unternehmen auch nicht das Problem mit Gehaltszahlungen unter Mindestlohn. Würde man im großen Stile in Indien programmieren lassen, wäre das vielleicht wieder etwas anderes.

Aber, wie gesagt, wenn ich da an die milliardenschweren E-Fahrzeug-Hersteller denke, da wäre es ein Leichtes, mal in einer der Zuliefer-Minen vorbeizuschauen. Die Kobalt-Mine, um die es bei BMW geht, da wundert man sich schon bei Google Maps über die vielen schillernden Farben und grünen "Wassertümpel" mit direktem Abfluss in die Natur. Da reicht es, wenn man bis 3 zählen kann.

1702304296164.png
 
Ja natürlich, wie ich auch sagte, man muss ein vernünftiges Gefühl dafür haben, ob irgendwas Relevantes dabei sein könnte, und auch in relevanten Mengen. Wenn man als großer Player einen Zulieferer anzählt, hat das mehr Gewicht, als wenn "ihr" versucht drauf zu achten, ob für die Herstellung der zugekauften Platinen Eurer Messgeräte irgendwelche seltenen Erden nicht umweltgerecht abgebaut wurden. Und ich denke, allgemein haben Software- und IT-Unternehmen auch nicht das Problem mit Gehaltszahlungen unter Mindestlohn. Würde man im großen Stile in Indien programmieren lassen, wäre das vielleicht wieder etwas anderes.

Aber, wie gesagt, wenn ich da an die milliardenschweren E-Fahrzeug-Hersteller denke, da wäre es ein Leichtes, mal in einer der Zuliefer-Minen vorbeizuschauen. Die Kobalt-Mine, um die es bei BMW geht, da wundert man sich schon bei Google Maps über die vielen schillernden Farben und grünen "Wassertümpel" mit direktem Abfluss in die Natur. Da reicht es, wenn man bis 3 zählen kann.

Anhang anzeigen 1363602
Ja, da bin ich dann voll bei dir.
 
Mit dem neuen EU-Lieferkettengesetz kommen aber nicht mehr "nur noch die Großen" dran.
Bei 500+ Mitarbeitern und 150Mio+ Umsatz sind doch schon ein paar mehr Betriebe betroffen, die dann haftbar gemacht werden können, wenn in ihrer Lieferkette ein solcher Verstoß festgestellt wird.

Bin man gespannt, wie sich das entwickelt, wenn die EU, und also auch wir hier in DE sauber sind und weiterhin auf dem Globalen Markt bestehen wollen, die sich solche Beschränkungen nicht auferlegen.
 
Und auch abseits des Gesetztes, in einigen Bundesländern verlangt man das bei öffentlichen Aufträgen selbst von Kleinstbetrieben, das garantiert man dann.
Wenn hier die Uni was beim Schreiner kauft, unterschreibt er das.
Ich habe auch keine 500 Mitarbeiter, nicht mal im Ansatz, aber unterschreibe das regelmäßig...
 
Wer sich, vielleicht auch beruflich, tiefgreifender damit beschäftigen möchte/muss, dem sei diese Handreichung des Bundes empfohlen. Auch mit Fallbeispielen, was geht, was nicht geht, dass man es sich nicht zu einfach machen darf, etc..

https://www.bafa.de/SharedDocs/Down...mmenarbeit_in_der_lieferkette.html?nn=1469788

Bin man gespannt, wie sich das entwickelt, wenn die EU, und also auch wir hier in DE sauber sind und weiterhin auf dem Globalen Markt bestehen wollen, die sich solche Beschränkungen nicht auferlegen.

Man darf ohne Übertreibung sagen, uns erwartet eine neue, bessere, gerechtere Welt.. ;)

1702636873257.png



Ein wenig schmunzeln musste ich dann auch bei solch einer Passage:

Denkbar ist, dass ein verpflichtetes Unternehmen seinen Zulieferer um Unterstützung bei der Zugänglichmachung seines Beschwerdeverfahrens bittet, indem der Zulieferer Beschwerden für den Kunden entgegennimmt und an diesen weitergibt.

Bedeutet im Klartext: Der Sklave, das arbeitende Kind, möge sich bitte an seinen "Arbeitgeber" wenden, dieser wird dann dafür Sorge tragen, dass dieser die Beschwerde an "Amazon/IKEA/.." weiterleitet, damit diese entsprechende Maßnahmen "mit dem Arbeitgeber zusammen" ergreifen können. Gleiches gilt für den Umweltaktivisten im Regenwald, er möge sich einfach direkt an die Goldschürfer oder abholzenden Großgrundbesitzer wenden (RIP).

Wäre ja auch unmöglich für die GlobalPlayer, über die Website eines Anwaltes einer anerkannten Menschenrechts- oder Umweltorganisation einen Beschwerde-Zugang einzurichten. Dann würde ein Schuh draus. Denn, wenn man ehrlich ist, auch die ärmsten Menschen der Welt haben zumindest Zugang zu einem Handy mit Internet-Zugang.

Überhaupt wundert mich in der Handreichung, wie sehr dort die Zulieferer in Schutz genommen werden, wie sehr auf Datenschutz und Schwierigkeiten verwiesen wird, aber immer mit der gleichzeitigen Verpflichtung, alles unter Kontrolle zu haben.
 
Das LKSG ist ja nur der deutsche Anfang :rolleyes: :
1702655639673.png

Die EU Lösung geht da ja erheblich weiter und sieht vor, dass das Unternehmen rechtlich belangt werden kann.
Mal schauen, wann findige Anwälte den Markt dafür entdecken und für ihren erweiterten Kundenstamm dann aktiv werden.
...
Man darf ohne Übertreibung sagen, uns erwartet eine neue, bessere, gerechtere Welt.. ;)
...

Würde ich dann auf "EU" reduzieren wollen. Der Rest der Welt,...
 
Mit dem neuen EU-Lieferkettengesetz kommen aber nicht mehr "nur noch die Großen" dran.
Bei 500+ Mitarbeitern und 150Mio+ Umsatz sind doch schon ein paar mehr Betriebe betroffen, die dann haftbar gemacht werden können, wenn in ihrer Lieferkette ein solcher Verstoß festgestellt wird.

Bin man gespannt, wie sich das entwickelt, wenn die EU, und also auch wir hier in DE sauber sind und weiterhin auf dem Globalen Markt bestehen wollen, die sich solche Beschränkungen nicht auferlegen.

Träum weiter. Die großen Player lassen Zulieferer Haftungsklauseln unterschreiben, die ihre eigenen Zulieferer etc. Wen das trifft: den Mittelstand hier bei uns, der sich den Regeln nicht entziehen kann und mit höheren Preisen und ausufernder Bürokratie "belohnt" wird.

Wie nahezu in jedem Bereich kaufen wir uns ein gutes Gewissen und schrotten dafür unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand. Hier gehen so vergleichsweise gute Arbeitsplätze und sauber produzierende Firmen über die Wupper, die Produktion wird in der Dritten Welt unter mieseren Arbeits- und Umweltbedingungen genauso weitergehen.
 
Zurück
Oben Unten