AW: ...ist denn vielleicht jemand in Hohenlohe unterwegs? - Teil 2
Mal wieder was schreiben...
Nach meiner Tannheim-Schlappe habe ich ja nach einer Frust-Abbau-Tour gesucht und mich für den Arber Radmarathon entschieden.
Ob ich starte oder nicht, wollte ich vom Wetter abhängig machen, welches ja zur Zeit überhaupt nicht nach Sommer aussieht.
Nach Prüfung sämtlicher Vorhersagen sind wir Samstag Nacht um 03:00 Uhr dann doch nach Regensburg aufgebrochen. Es sollte stark bewölkt bei 17-20°C sein, jedoch trocken. Lediglich für die Arber-Region wurden einzelne Schauer nicht ausgeschlossen. Naja, kann einen treffen oder auch nicht, dachten wir.
So sind Vater Huhn und ich gestern um 06:00 Uhr auf die große Arberrunde gestartet. Laut Angaben des Veranstalters mit 1.200 anderen Teilnehmern.
Etwas gewundert habe ich mich schon über 99% der Starter für die große Runde, die kurz/kurz am Start standen und oftmals nicht einmal eine Jacke dabei hatten. Das müssen schon sehr optimistische Mitmenschen gewesen sein…
Bereits vor dem Start staunte ich über die Größe der Veranstaltung. Der Dultplatz in Regensburg war vollständig ausgefüllt mit Ausstellungszelten, Verpflegung und Aufstuhlung. Das Polizeiaufgebot stellte alles in den Schatten, was ich bis dato gesehen hatte.
Der Start erfolgte pünktlich mit großem Trara. Die Strecke durch die Stadt war komplett abgesperrt, so sind wir mit 35-38 km/h frohen Mutes durch Regensburg.
Überhaupt war die gesamte Strecke hervorragend abgesichert. Zahlreiche Motorradpolizisten begleiteten die Radler, Kreuzungen und Kreisverkehre wurden von Feuerwehr und Polizei gesichert, Verkehr wurde angehalten und die Radler durchgewunken. Ich habe nur noch gestaunt, handelt es sich doch um eine radtouristische Veranstaltung auf nicht für den Verkehr gesperrten Straßen.
Aber die große Anzahl der Teilnehmer (7.000 Radler insgesamt) macht den Aufwand wohl nötig.
Alsbald kam der erste Anstieg, der die Spreu vom Weizen trennte. Das Feld entzerrte sich zusehends. Wir ließen keine Hektik aufkommen, sind gleichmäßig unser Tempo gefahren. Ich fühlte mich an dem Tag sehr gut und wusste, dass ich das packe.
Nur der Himmel sah alles andere als gut aus. Nach dem ersten Anstieg begann es dann zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf. Nach 20 km waren wir schon patschnass. Da haben wir jedoch noch gehofft, dass es nicht den ganzen Tag über regnen möge.
Froh war ich über meine ¾ Hose, Jacke und Rennmütze unterm
Helm. Richtige Wahl.
Meine mitleidigen Blicke galten den kurz/kurz-Radlern.
Kurz vor der ersten Verpflegung in Cham kamen uns plötzlich die ersten Radler entgegen. Erst dachte ich, wir sind falsch gefahren und müssen auch zurück. Bis sich dann herausstellte, dass die sich entschlossen hatten, die Tour nicht zu fahren und wieder zurück zum Startort sind. Immer mehr sind umgedreht. Hauptsächlich natürlich die, die sommerlich gekleidet gestartet sind.
Ich fand’s da noch gar nicht soo schlimm. Wenn man erst mal nass ist, ist eh alles egal. Nur um mein Rad tat es mir sehr, sehr leid.
Wichtig ist nur, nicht lange stehen zu bleiben. Sonst fängt man an, böse zu frieren.
So haben wir uns beeilt, kurz was gegessen und sind gleich wieder weiter.
Später kam die Abzweigung auf Tour B (170 km), die dann auch viele außerplanmäßig gewählt haben. Vater Huhn und ich nicht. Wir blieben auf der A-Strecke. Ich fühlte mich noch gut, fror nicht, nur die Zehen waren taub. Ein Gefühl, das ich sonst nur im Winter kenne.
Als es dann auf den Arber ging, hat mich das schon Kraft gekostet. Da machte sich die Kälte und die Nässe zum ersten Mal richtig bemerkbar. Der Muskulatur tut das nämlich gar nicht gut, den Knien auch nicht. Aber ich kam noch ganz gut rauf. Das Wetter war da oben unter aller Sau. Kalt, nass und dazu noch neblig. Man sah kaum noch den Straßenverlauf.
Geschweige denn Landschaft. Von der schönen Landschaft haben wir gestern nichts gesehen. Gar nichts. Alles wolkenverhangen und neblig.
Schade.
Die Abfahrt war mehr als unangenehm! Da begann ich dann auch zu frieren und bekam starke Rückenschmerzen.
In Regenhütte gab es noch eine Verpflegung. Bei den Käsebrötchen stand eine nette Frau mit einem Salzstreuer in der Hand. Ich hielt ihr mein Brötchen hin, oder sagen wir besser, ich habe es versucht. Gelungen ist es mir nicht. Das Salz landete überall, nur nicht auf meinem Brötchen. So habe ich gezittert.
Da hatten wir 120 km hinter uns, den größten Teil davon im Regen. Mir war schrecklich kalt. Gut nur, dass es sofort von der Verpflegung aus in den nächsten Anstieg ging. So war das Thema Frieren schnell wieder erledigt.
Aber der Weg rauf nach Bretterschachten zog sich wie Kaugummi. Ich musste kämpfen und es schlichen sich zum ersten Mal Zweifel an, die Strecke zu Ende zu fahren.
Ich glaube, Vater Huhn hat heute Nackenschmerzen vom ständigen sich-nach-mir-umdrehen.
Oben angekommen, war ich völlig ausgelaugt. Es regnete noch immer, der Nebel war noch dichter. In der Suppe irrt man orientierungslos umher. Ich wusste jedenfalls nicht mehr genau, wo wir uns befanden. Obwohl ich die Gegend normalerweise ganz gut kenne.
Dann wieder Abfahrt, in der ich wieder erbärmlich fror. Diverse Fröstelanfälle ließen das ganze Rad erzittern und einmal hätte ich mich fast versteuert.
Habt Ihr Euch auch schon mal gewünscht, die Jacke möge hinten länger sein?
Ich zog und zerrte ständig an der verdammten Jacke, auf der Suche nach Schutz vor dem ekligen Spritzwasser, das unaufhörlich den Rücken raufkriecht.
Irgendwann später, kurz vor der nächsten Verpflegung, hörte es tatsächlich auf zu regnen.
Also nur noch Spritzwasser, nichts mehr von oben. So trockneten wir etwas ab.
Ab und zu fing es wieder an zu regnen, jedoch nicht mehr für lange.
Der Rest der Strecke gestaltete sich für mich als sehr anstrengend. Ich war völlig ausgelaugt und es kamen noch etliche Hügel, die ziemlich weh taten.
Die letzten 40 km waren überwiegend flach. Aber mit fiesem Gegenwind, war ja klar.
Ich konnte echt nicht mehr und war sowas von glücklich, als wir das Ziel erreichten.
Für mich war das gestern unter diesen schlechten Bedingungen eine echte Herausforderung, die mich alle Kraft gekostet hat.
Vater Huhn kann ich nur danken, dass er mich da durchgezerrt hat.
Alleine hätte ich bestimmt abgekürzt, wenn nicht sogar aufgegeben.
254 km, 3.440 Hm.
Es war hart und ich bin stolz, das durchgezogen zu haben.
Normalerweise trage ich keine Trikots von diversen Veranstaltungen. Aber das Trikot, das es gestern als Belohnung gab, werde ich anziehen. Das habe ich mir mal wirklich hart erkämpft.