Ich denke, das hat weniger mit Egoismus und auch nicht immer mit Rücksichtslosigkeit zu tun. Ich. bin mir sicher, viele sind fest davon überzeugt, dass sie im Sinne einer guten, höheren Sache handeln, wenn sie andere anschreien, drangsalieren und nötigen. Die Ursache des Ganze sind falsche Überzeugungen gepaart mit aggressiver Selbstgerechtigkeit. In Wirklichkeit sind die Deutschen nämlich selbstgerechte Knöllchenschreiber.
Aber wo hört "sich kümmern" auf und wo fängt Selbstgerechtigkeit an? Wenn ich sehe, dass ein Drogenbaron sein Luxusgefährt ohne Skrupel auf einem Behindertenparkplatz abstellt, bin ich auch geneigt, mich aufzuregen. Geht mich das etwas an? Der Drängler auf der linken Spur der Autobahn, der andere mit Lichthupe und dichtes Auffahren verscheucht, will seiner Überzeugung, dass langsame Autos nichts auf der linken Spur verloren haben, Ausdruck verleihen. Und wer Radfahrer bepöbelt, eng überholt, mit Wischwasser bespritzt, ausbremst ist eben der Auffassung, dass die Verkehrswelt eine bessere wäre, wenn Radfahrer von der Straße verschwinden.
Hinzu kommt dann noch ein anderer, sehr deutscher Wert: Ausgeprägtes Hierarchiedenken. Wer das teurere Auto hat, fühlt sich höherrangig, Radfahrer stehen ganz unten im Gefüge. So ist auch zu erklären, dass die Art, in der Radfahrer belehrt werden, oft eher daran erinnert, wie man mit Hunden kommuniziert, aber in keinem Fall aber die Mindestanforderungen an einen Umgang erfüllt, wie man es in einer zivilisierten Gesellschaft erwarten kann.