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Peugeot PA10 von Karl-Heinz Marsell?!?

V

vent

Hallo,

in der Parallelwelt habe ich schon angefragt, aber ich poste mein Anliegen auch noch einmal hier. Ich habe vor ein paar Tagen ein altes Peugeot PA10 gekauft. Im Anzeigentext des Verkäufers bin ich über einen Satz gestolpert. Ich zitiere mal:

"Laut Auskunft des Vorbesitzers hat dieser das Bike von Karl-Heinz Marsell in einer Kneipe in Dortmund-Huckarde nach einem Rennen gekauft."

Das Rad ist ein '68er Peugeot PA10, die alte Nervex-Version, mit Idéale 80 Sattel (Type Record mit Aluminium-Gestell), JOS-Zusatzbeleuchtung, Simplex-Ausfaller mit Einführnase... Hier isses:



Meine Frage nun: Kann es sein, dass das Rad tatsächlich einmal Karl-Heinz Marsell gehört hat?

Ich weiß, das klingt nach einer ziemlich bescheuerten Räuberpistole :confused: , aber: Wer denkt sich so eine Story aus, und was hat er davon? Zumal, mit dem Namen Marsell können heutzutage eh die Meisten nichts anfangen.- Leider hat der Verkäufer, von dem ich das Rad habe, keine Kontaktdaten des ursprünglichen Verkäufers mehr, von dem er es vor 2 Jahren gekauft hatte. Ich habe das Rad auch zu einem fairen Kurs bekommen (die Marsell-Story war dabei überhaupt kein Thema).

Nun habe ich die Information erhalten, dass die Story mit Marsell und der Dortmunder Kneipe tatsächlich stimmen könnte. Angeblich hat Marsell sein Weltmeisterrad auf ähnliche Weise "verkauft" (d.h., er brauchte Geld und hat es im angetrunkenen Zustand spontan meistbietend versteigert). :confused: Die RH des PA10 (59) könne angeblich auch passen, genau wie das Bj: 1968 hatte Marsell seine Karriere beendet und bekam keine Räder mehr gesponsert.

Nicht, dass ihr denkt, dass ich die Story unbedingt glauben will; so naiv bin ich nun auch nicht. - Aber, kann man sich solch eine Geschichte einfach so ausdenken?

Weiß evtl jemand mehr, bzw. kennt jemand Jemanden, der Marsell kannte? Würde mich sehr freuen, wenn jemand helfen kann. :)
 

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Re: Peugeot PA10 von Karl-Heinz Marsell?!?
Tolle Geschichte.
Der Herr Marsell muß ein interessanter Zeitgenosse gewesen sein. Ich zitiere mal aus Wikipedia:
"Bei der WM 1961 siegte Marsell trotz einiger Widrigkeiten: Beim Training hatte sein Schrittmacher August Meuleman Probleme mit dem Motor der Schrittmachermaschine. Nach seinen Aussagen stellte sich heraus, dass jemand in Sabotageabsicht Pfefferminzbonbons in den Benzintank geworfen hatte. Ab sofort wurden Meulemans Maschinen in der Hotelgarage eingeschlossen. Zudem kritisierte der Journalist der Zeitschrift Radsport im Vorfeld, der Deutsche Meister habe sich „mal wieder“ kurz vor dem Rennen „zehn Glas Bier hinter die Binde“ gegossen.

Das Peugeot könnte möglicherweise Marsells "Kneipenrad" gewesen sein.
 
Tolle Geschichte.
Der Herr Marsell muß ein interessanter Zeitgenosse gewesen sein. Ich zitiere mal aus Wikipedia:
"Bei der WM 1961 siegte Marsell trotz einiger Widrigkeiten: Beim Training hatte sein Schrittmacher August Meuleman Probleme mit dem Motor der Schrittmachermaschine. Nach seinen Aussagen stellte sich heraus, dass jemand in Sabotageabsicht Pfefferminzbonbons in den Benzintank geworfen hatte. Ab sofort wurden Meulemans Maschinen in der Hotelgarage eingeschlossen. Zudem kritisierte der Journalist der Zeitschrift Radsport im Vorfeld, der Deutsche Meister habe sich „mal wieder“ kurz vor dem Rennen „zehn Glas Bier hinter die Binde“ gegossen.

Das Peugeot könnte möglicherweise Marsells "Kneipenrad" gewesen sein.

Cooler Typ. :) Das mit dem Kneipenrad wäre möglich, aber dafür ist der Zustand eigentlich viel zu gut. Was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass er sich das Rad 1968/69 (d.h. 2, 3 Jahre nach seinem Karriereende) als privaten Renner gekauft hat. Ich hatte zuerst gedacht, Marsell müsse doch eigentlich ein Rickert gefahren sein, aber vielleicht war so ein PA10 Ende der 60er genau das Richtige für einen des öfteren abgebrannten Ex-Profi?

Das Rad hat jedenfalls einen langen Dornröschenschlaf hinter sich, und scheint davor (zumindest was den Zustand der HR-Nabe angeht) auch einmal relativ intensiv bewegt worden zu sein.

Schade, dass ich die Story (noch?) nicht belegen kann, aber ich denke: Sie kann stimmen. Zumindest sehe ich keinen Grund, weshalb sich ein Verkäufer so eine Geschichte ausdenken sollte, ohne zu versuchen Kapital daraus zu schlagen...
 
Da glaube ich eher noch, dass das Rad - weil es weiß wie Weißer Rauch ist - mal dem Papst gehörte, denn Karl-Heinz Marsell war Bahnrennfahrer, der bei Steherrennen startete.
 
Da glaube ich eher noch, dass das Rad - weil es weiß wie Weißer Rauch ist - mal dem Papst gehörte, denn Karl-Heinz Marsell war Bahnrennfahrer, der bei Steherrennen startete.

Ich weiß, aber es geht ja um die Zeit nach seiner aktiven Karriere und nicht um ein Profi-Rad. ... Kann mir auch nicht vorstellen, dass Bahnfahrer ausschließlich Bahnräder fahren, und Steher ausschließlich Steher-Räder.
Wie gesagt, ich finde die Story ja auch :idee: ... arg interessant (= wahrscheinlich Quatsch) ... , aber mir leuchtet nicht ein, warum jemand im Jahre 2010 just-for-fun solch ein Ammenmärchen über einen Fahrer erzählen sollte, an den sich die meisten Leute ohnehin nicht mehr erinnern können. Weiterhin braucht's dazu ja auch Einiges an Wissen, u.a. von Herrn Marsell's Charakter.
 
Die Suche hat ein Ende!

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Das Rad gehörte einst Tom - setzt mich wieder auf mein Rad - Simpson, der es - nolens, volens - am Mont Ventoux zurück lassen musste...
 
Das ist bestimmt sein "Kneipenrad". Ein Radhändler in Dortmund gab es dem Karl-Heinz mit der Auflage:
"Fahr da mal in Dortmund mit rum, dann verkauft es sich besser, kriegst auch Provision"
 
...Und gekommen ist er damit bis zur nächsten Kneipe und hat's vertickt... Passt. Muss also seins gewesen sein. :D
 
Es gibt da dieses Foto, das einzige auf dem er ansatzweise lächelt (Ist es wegen des Weltmeistertitels? Nein).
Im Hintergrund ist ein U auf der Fensterscheibe zu erkennen. Ich vermute er hat das Rad immer als Deckelpfand zurückgelassen und konnte sich dann nicht mehr erinnern wo und der Wirt hat es dann verkauft, um den Deckel auszulösen.
 
Also, ich kann mir nicht helfen, aber je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler finde ich die Story... :oops: :confused:

Zuerst einmal wie es gewesen sein könnte, dann die Begründung warum ich es glaube. ... Und dann dürft ihr mich hauen. :D

Angenommen, Marsell kauft sich in den späten 60ern - seine Karriere als Steher ist bereits beendet - ein neues Rad. Ein Steherrad? - Bringt nun nix mehr, für die Bewegung und den Spaß am Fahren ist ein Straßenrenner naheliegender. Ein Rickert? Zu teuer, die Union-Brauerei muss ja auch noch "gesponsert" werden. Also vielleicht ein PX10? Auch zu teuer, und Rennen gewinnen muss er ja auch nicht mehr. Ein günstigeres PA10 vielleicht? - Ist zwar kein Profirad, aber es geht ja nur noch um's Fahren, und das PA10 rangierte damals in der Modelhierchie direkt unter dem PX10. ... Er kauft es, fährt es. ...
Dann, eines Tages in den späten 70ern, frühen 80ern, mal wieder ein Kneipenbesuch. Nach einem Rennen, oder nach irgendwas anderem. Marsell braucht Geld, und verkauft das PA10 in der Kneipe spontan an einen anderen Gast. "Ich hab' da auch noch ein Rad. Tolles Rennrad. Peugeot. 50DM. Wer sagt 60? ..." Der Gast kauft es, fährt damit ein bisschen, kann aber im Prinzip nicht viel damit anfangen. Es landet im Keller und in Vergessenheit. ...
Irgendwann kommt das Jahr 2010. Der Keller wird entrümpelt, das Rad landet in den kleinanzeigen. Nicht teuer. Ein Student meldet sich, schaut sich's an, nimmt es mit. Verkäufer: "Stand jetzt ewig rum. Hab' ich vom Marsell. Damals, inner Kneipe..."

Vielleicht hat es sich so ähnlich abgespielt... o_O Warum ich geneigt bin, die Story zu glauben? Hat mehrere Gründe:

- Weder der ursprüngliche Verkäufer, noch der Student, von dem ich das Rad habe, haben versucht, das Rad aufgrund der Marsell-Story teuer zu verkaufen. Die Story zu erfinden macht also keinen Sinn.

- Heutzutage (bzw. im Jahr 2010) kann kaum jemand noch etwas mit dem Namen Marsell anfangen. ... "Das Rad ist von Marsell." - "Von wem? Ihr Vormieter?" .. Wäre es dem Verkäufer darum gegangen, eine Story für den Verkauf zu erfinden, hätten tausend Namen näher gelegen als der von Marsell. Es hätte das Original-Rad von Tom Simpson sein können. Oder Raymond Poulidor hätte damit gefahren sein können (Nur Mercier? -> Egal...). Oder es war das Trainingsrad von Eddy Merckx. ... Überhaupt, warum ist's nicht gleich sein originales Tour de France- Rad? ... Kurz, warum ausgerechnet Karl-Heinz Marsell?

- Die Story passt zu seinem Wesen, Marsell hat sein Weltmeister-Rickert auf ähnliche Weise verballert: Im angetrunkenen Zustand (und wohl mal wieder akuter Finanznot) hat er es spontan "versteigert", an den Meistbietenden. Frei nach dem Motto: "Wer gibt mir noch 100DM für das Teil? *hick*"

- Um so eine Marsell-Story zu erfinden muss man zu viele Kenntnisse haben, die "normale Leute" nicht haben. Der Verkauf in einer Kneipe in Dortmund-Huckarde. Das passt zu Marsell, aber sonst? - Bei Merckx würde so eine Story nicht ziehen. Bei Poulidor auch nicht. Nicht bei Antequil, Olmo oder Ulrich. Nicht bei Rabeneick und nicht bei Rickert. Eigentlich bei überhaupt keinem anderen...
 
Eigentlich bei überhaupt keinem anderen...
... außer Simpson!
Aber nicht beim Tom - „put me back on my bike“, sondern beim O. J. - „If I Did It“ - Simpson.
Im seinem erst angekündigten, dann aber doch nicht erschienen, Buch schilderte er nämlich, wie er das Rad in einer Kneipe verkauft hätte, wenn er Marsell gewesen wäre, was er aber erwiesener Weise nicht sein kann, weil seine Handschuhe ihm auch gar nicht passen!

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Hier der scheinbare Beweis! Simpson, ein Schwarzer mit schwarzen Handschuhen hat zu unser aller Verwirrung ein weißes Peugeot in einer Kneipe nicht verkauft.
Jetzt kann nur noch ein Vaterschaftstest mit Material vom Sattelleder Aufschluss geben.
 
Ok, ok, ich weiß, was du von der Geschichte hälst... Kann ich auch verstehen. Aber anscheinend mir nacheinander einen vom Papst zu erzählen, von Tom Simpson und anschließend noch von seinem Namensvetter, kannst du mir vielleicht einfach eine Frage beantworten?

Warum sollte jemand diese Geschichte erfinden?

Bei einer einzigen plausiblen Antwort geb' ich die Story sofort zu den Fischen, hisse die weiße Flagge und ergebe mich.
 
Ich halte es für plausibel, dass Dein Rad aus diesem C-Prommi-Vorbesitz stammen könnte.

Und das Originalrad von Tom Simpson hat der q-d-s schon...
 
Warum sollte jemand so eine Geschichte erfinden?
Um sich wichtig zu machen?
Wenn ich für jedes verkaufte Rennrad, das angeblich früher einem ehemaligen Rennfahrer gehörte, einen EURO bekäme...
Das ist das unterschwelligste Verkaufsargument das ich kenne, und dass es immer wieder funktioniert erleben wir ja gerade live mit.

Bei Christi Auferstehung und Himmelfahrt lief es übrigens keinen Deut anders. Das wurde auch immer wieder erzählt und wiederholt bis es - bis auf den heutigen Tag - die Leichtgläubigen in aller Welt nicht mehr in Frage stellen.
 
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