Rennrad-News

GoPro Fusion 360°-Kamera im Test
Rundum empfehlenswert?

GoPro Fusion im Test: Die US-Amerikaner stellten mit der Fusion schon vor einer Weile die erste firmeneigene 360°-Kamera vor und sehen einiges Potenzial im vollen Blickfeld – ist sie die bessere Action-Cam oder eher eine technische Spielerei? Nach dem Test der Insta360 hat MTB-News die Fusion mit konventionellen Helmkameras verglichen. Auch für Rennradfahrer fanden wir den Vergleich interessant.

Vollständigen Artikel lesen …

GoPro Fusion: Infos und Preise

Die GoPro Fusion arbeitet mit zwei Kameras mit extra großem Blickwinkel, um sich ein 360°-Bild zusammenzusetzen. Die Linsen sitzen Rücken an Rücken leicht versetzt in einem Gehäuse von etwa der Größe eines Kartenspiels – darüber hinaus präsentiert sich die Kamera vollwertig: Wechselakku, zwei MicroSD-Slots und eine flexible Arretierung. Als Zubehör gibts einen Teleskop-Handgriff, welcher auch als Stativ verwendet werden kann.

Preis 629,99 € (UVP) | Bikemarkt: GoPro Fusion kaufen

# Die GoPro Fusion ist die erste 360°-Kamera der US-Amerikaner und kommt mit spannenden Bildwinkeln und zusätzlichem Stativ, das auch als Selfie-Stick und allgemein als Halterung dient - Das Komplettpaket gibt's für 629 €.
Diashow: GoPro Fusion 360°-Kamera im Test: Rundum empfehlenswert?
Diashow starten »

In der Hand

Die Fusion ist ein ganz schöner Brummer, zumindest wenn man die „normale“ GoPro gewöhnt ist. Tatsächlich ist das Gerät ziemlich genau doppelt so schwer. Es gibt, wie in guten alten Zeiten, nur ein kleines schwarz-weiß Display vorne drauf; auf den Touchscreen muss man verzichten. Dafür kann man die GoPro natürlich wie gewohnt mit dem Smartphone koppeln.

# Zusätzlich zum höheren Gewicht baut die GoPro Fusion relativ hoch auf - insgesamt ist die Kamera auf dem Helm dadurch deutlich spürbar.
# Okay, das ist deutlich - die Fusion ist etwa doppelt so groß wie eine "normale" GoPro.
# Viele Knöpfe braucht sie nicht - an- und ausgeschaltet wird die Kamera an der Seite.
# Wegen der beidseitigen Linsen ist die Transporthülle sinnig - der Handgriff ist recht schwer, dafür aber vielseitig.
# Fusion-Kamera, Aufnahmeadapter und Handgriff.

Video

Im Video seht ihr die unterschiedlichen Aufnahmemodi und die Bildqualität der Fusion am besten – viel Spaß!

Und hier zum Herumdrehen im Video – die Qualität ist ob des enormen Speicherplatzes etwas heruntergerechnet.

Einrichtung/Konfiguration

Mit der Fusion ist man schnell vertraut, wenn man schon einmal eine GoPro bedient hat. Wichtig sind, wie üblich, zwei schnelle microSD-Karten. Diese müssen mindestens Class 10 oder UHS-II/III erfüllen. Auch die Kopplung mit der Handy-App (für iOS und Android) gelingt per WLAN schnell und einfach. Der Akku lässt sich per USB-C laden. Zusätzlich zur Kamera benötigt man entweder die Smartphone-App oder die Software Fusion Studio auf dem Rechner (für Mac und PC), um mit den Aufnahmen etwas anfangen zu können.

# Die Bedienung über die 2 Knöpfe am Gehäuse ist klassisch GoPro - bequemer geht's per Smartphone-App.
# Die Fusion ist auch ohne Gehäuse wasserdicht - die Linsen sind aber empfindlicher als zu Zeiten, als GoPros noch Gehäuse hatten.
# Durch diesen kleinen Adapter ist die klassische GoPro-Aufnahme am Gehäuse fixiert - leider wackelt das Teil ein wenig in der Nut.

Auf dem Trail/Bedienung

Filmen mit der Fusion ist einfach, sogar einfacher als mit einer normalen Actioncam. Der Grund: Über die Ausrichtung muss man sich fast keine Gedanken machen, schließlich kann man das Video hinterher beliebig drehen und auch am Bildwinkel spielen. Die Sprachsteuerung funktioniert ganz ordentlich, erreichte aber während der Fahrt nicht die 99 %-Zuverlässigkeit, die man benötigt, um wirklich nur noch diese zu verwenden.

# Die Ausrichtung der Kamera ist fast egal - Für die Bearbeitung ist es dennoch einfacher, wenn man sie „vernünftig“ positioniert.
# Die Fusion wird per USB-C geladen - für den Datenaustausch funktionierte der Anschluss im Test leider nicht.
# Zwei extra-schnelle MicroSD-Karten sind nötig - die Fusion schreibt beeindruckende Datenmengen.

Das höhere Gewicht fällt auf einem Halbschalenhelm negativ auf – auch wenn man sich daran gewöhnt, würde ich sagen: wirklich gut montiert man die Fusion beim Biken deshalb am besten am Chestmount oder auch auf einem Fullfacehelm. Der mitgelieferte Stativ-Griff-Selfiestick ist für Zeitrafferaufnahmen nützlich: Sein Fuß ist dann im 360°-Video kaum zu sehen und sorgt für die notwendige Höhe über dem Boden, die einer Rundum-Aufnahme visuell gut tun.

# GoPro Fusion auf Stativ - (eingefahren)
# Handgriff, Selfiestick und Stativ in einem - insgesamt ist der Griff ein praktisches Zubehör für die 360°-Cam.

Die Fusion ist natürlich mit GoPro-Zubehör kompatibel – die klassische, drehbare Aufnahme findet sich auch hier. Schön ist die Wasserdichtigkeit ohne Gehäuse, auch wenn das die prominent hervorstehenden Linsen natürlich der Gefahr des Verkratzens aussetzt.

# Mikrofone auf allen Seiten - der Sound kann dadurch dem Blickwinkel folgen.
# Selfie Stick! - Grundsätzlich brauch ich keinen, in Kombination mit den 360°-Aufnahmen fand ich ihn aber bspw. beim Skifahren praktisch.

Das Potential der 360°-Videos ist vielfältig: So sind ein größerer Bildwinkel, eine nachträgliche Bildwinkel-Korrektur und Schwenks per Software möglich. Tatsächlich ergeben sich diverse neue Kameraperspektiven, vertraute Bildausschnitte lassen sich mit dem Fisheye-Effekt neu interpretieren.

# Der seitliche Versatz der Linsen fällt nur selten auf - genau unten und oben im Bild kann er bei kamera-nahen Objekten aber sichtbar sein.

Auswertung

Die Farben des Bildmaterials im .mp4-Format mit H264-Codec sind, GoPro-üblich, schön lebendig. Wer es flacher haben und selbst kontrollieren will, kann die GoPro-Farben auch deaktivieren. Die Bildqualität ist trotz der 5,2K-Auflösung effektiv geringer als gewohnt. Das liegt daran, dass man zumeist ja hinterher nur einen Bildausschnitt verwendet, der dann schlicht bei weitem nicht alle verfügbaren Pixel nutzt: Diese erstrecken sich ja auf 360° X 180°. Mit Dunkelheit geht die GoPro gut um, Wunder darf man aber natürlich auch hier nicht erwarten und der Weißabgleich stößt hier schneller an seine Grenzen. Die besten Bilder gibt es wie üblich bei schönem Sonnenlicht. Die Akkulaufzeit ist überraschend gut, die erzeugten Datenmengen sind enorm.

# Aus dieser Perspektive beeindruckend - der blinde Fleck unter der Kamera ist klein.
# Die möglichen Bildwinkel sind durchaus neu und faszinierend.

Das Stitching der beiden Kamerabilder geschieht erst hinterher auf Smartphone oder PC. Bis dahin liegen tatsächlich einfach zwei Videodateien auf den zwei getrennten MicroSD-Karten. Der Import am Mac direkt aus der Kamera funktionierte bei mir nicht, stattdessen musste ich die Videodaten manuell und in bestimmter Ordner-Nomenklatur importieren, was ich als etwas unkomfortabel bezeichnen würde. Anschließend können in Fusion Studio die verschiedenen Bildeinstellungen angewandt werden: Man kann das Bild ausrichten, eine „Tiny-Planet“ Perspektive wählen, den Ton ausrichten oder rundum aufnehmen, und, ganz wichtig: Das Verhalten bei Kamerarotation einstellen. So kann die GoPro entweder sämtliche Bewegungen kompensieren oder eine Stabilisierung anwenden, die der tatsächlichen (physischen) Orientierung der Kamera folgt. Nachdem diese Videoeinstellungen gewählt und per Vorschau überprüft wurden, muss zeitaufwändig gerendert werden. Das dauert auf dem Laptop trotz dezidierter Grafikkarte lang, auf dem Smartphone geht es recht flugs.

# Auch bei weniger Licht ist die Auflösung noch gut - beispielsweise sind hier die Schilder gut lesbar. Der Dynamikumfang ist noch hoch.
# Die besten Bilder gibt's mit viel Licht - der Super-Weitwinkel erzeugt einen Look, der sicher zu polarisieren weiß.
# Bei Nacht lassen sich mit Stirnlampe noch Aufnahmen machen - Wunder in Sachen Detailauflösung darf man aber nicht erwarten.

Das Stitching der Aufnahmen ist dann fast fehlerfrei: Lediglich ein sehr kleiner Bereich im Bild zeigt bei bestimmten Motiven eine auffällige Naht; der Montagepunkt direkt unter der Kamera ist versetzt, weil die Linsen nicht direkt hintereinander montiert sind. Je nachdem, was unter der Kamera zu sehen ist, fällt das wenig oder ziemlich stark auf. Insgesamt ist das Ergebnis aber dennoch beeindruckend gut: aus 2 Bildern entsteht tatsächlich ein Rundumbild. Faszinierend sind ebenfalls die Funktionen, die das eingebaute Gyroskop ermöglicht: „Anti-Shake“ gleicht Vibrationen sehr effektiv aus. „Volle Stabilisierung“ sorgt dafür, dass die Kamera immer in die gleiche Richtung zu schauen scheint – fährt man also eine Kurve, ändert sich die (virtuelle) Kamerausrichtung – das erzeugt einen coolen Effekt. Ernüchternd ist, dass in GoPro Fusion Studio keine Keyframes für virtuelle Schwenks gesetzt werden können. Hier ist der Benutzer also auf andere Software angewiesen. Fortgeschrittene Videoschnitt-Programme wie Adobe Premiere oder Final Cut Pro X erlauben ein Ausrichten der 360°-Aufnahmen per Keyframe. Zumindest bei Final Cut Pro X ist das klassische Overcapture-Feature zur Auswahl eines Bildausschnitts ist nicht vorgesehen: Apple erzeugt eine Ausgabe als 360°-Video, das dann beispielsweise bei YouTube hochgeladen wird und dann beim Betrachten die Auswahl des Blickwinkels zulässt.

# Das Stitching am Aufnahmepunkt (hier der Brustgurt) ist gut - je nach Motiv ist aber der seitliche Versatz der Kameras doch sichtbar.

Fazit – GoPro Fusion

Die Kamera als Hardware überzeugt insgesamt, trotz des hohen Gewichts. Wechselakku, Wasserdichtigkeit, Formfaktor - dafür gibt es den Daumen hoch. Die Übertragung und Verarbeitung der Daten ist software-seitig aber hinreichend umständlich und sorgt dafür, dass ich bis auf weiteres gern die „normale“ Actioncam ausrichte, solange sie über eine ähnlich gute Bildstabilisierung verfügt – seid auf den Test zur GoPro Hero 7 gespannt!

Pro / Contra

Pro

  • Bildstabilisierung
  • Wechselakku
  • Bildqualität

Contra

  • Fusion Studio Software
  • Stitching sichtbar direkt unter Kamera (je nach Motiv)
  • Gewicht

Nutzt ihr eine Action-Cam am Rennrad?

Testablauf

Die Fusion wurde uns von GoPro für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt. Wir gingen damit Skifahren, Fahrradfahren, bei Tag und Nacht, im Schnee und in der Sonne.

Tester-Profil: Stefanus Stahl
Körpergröße 177 cm
Schrittlänge 82 cm
Oberkörperlänge 63 cm
Armlänge 65 cm
Gewicht 70 kg
Stefanus lebt für flowigen, sprunglastigen Singletrail durch lichten Wald und kann mit zwei Brettern fast so viel anfangen wie mit zwei Rädern.
Fahrstil
verspielt, sauber und mit vielen Drifts
Ich fahre hauptsächlich
Trail, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
Vorlieben bei der Geometrie
Relativ niedrig, relativ lang

Text/Fotos: Stefanus Stahl
Die mobile Version verlassen